Aleksander Spesivtsev

Aleksander Spesivtsev

Alexander Nikolajewitsch Spessiwzew (russisch Александр Николаевич Спесивцев; Kurzform Sascha Spessiwzew; * 1. März 1970) ist ein russischer Serienmörder und Kannibale. In der Presse erhielt er den Spitznamen Sibirischer Tiger.

Vorgänge

Mit Hilfe seiner Mutter Ludmilla lockte er von 1991 bis 1996 in der sibirischen Industriestadt Nowokusnezk mindestens 19 Frauen und Mädchen in die gemeinsame Wohnung, hielt sie dort tagelang gefangen, vergewaltigte, folterte und tötete sie auf sadistische Weise. Die Opfer wurden anschließend von seiner Mutter stückweise gekocht und teils an einen zum Haushalt gehörenden Dobermann verfüttert, teils anderen gefangenen Opfern serviert und teils selbst verzehrt.

Im Sommer 1996 wurden im Fluss Abuschka innerhalb von Nowokusnezk Leichenteile entdeckt. Die Polizei sicherte stark verweste, meist skelettierte Reste von mindestens 16 weiblichen Personen im Alter bis maximal 16 Jahren, darunter auch viele Kinder. Bis auf ein Exemplar wurden dabei keine der dazu gehörigen Köpfe gefunden. Der Fund löste in der Bevölkerung großes Entsetzen aus. In der Zeit des Umbruchs nach dem Ende der Sowjetunion zerbrachen viele Familien und die Zahl der Straßenkinder stieg stark an. Dazu etablierten sich mafiöse Strukturen, die ein Klima der Angst verbreiteten, so dass auch die bestechlichen und eingeschüchterten Restbehörden aus Sowjetzeiten sich bei Ermittlungen stark zurückhielten, um deren Aktivitäten nicht zu stören. Die überforderten Behörden nahmen Vermisstenanzeige daher nicht allzu ernst und verkannten so die Dimension der zahlreichen Vermisstenfälle. Erst der Leichenfund sorgte für den Beginn von intensiven Ermittlungen.

Aufgrund eines Rohrbruchs öffneten Handwerker im November 1996 die gemeinsame Wohnung von Sascha und Ludmilla Spessiwzew. Man fand im Badezimmer die teilweise zerstückelten Leichen von zwei Mädchen und alarmierte die Polizei. Bei der anschließenden Durchsuchung fand die Polizei ein weiteres, überlebendes Mädchen, das kurz nach einer belastenden Aussage im Krankenhaus verstarb. Im Vorratsraum wurden eingekochte menschliche Überreste gefunden, im Zimmer von Sascha Zeichnungen von 19 weiblichen Geschlechtsteilen mit dabei notierten Namen – darunter auch die der in der Wohnung aufgefundenen Mädchen.

Nach kurzer Fahndung wurde Sascha und seine Mutter Ludmilla festgenommen und unter Anklage gestellt. Seine Schwester Nadeschda, die als Sekretärin eines lokalen Richters arbeitete und sich bereits kurz nach den Leichenfunden im Fluss illegal Zugriff auf die Fahndungsunterlagen verschaffte, stand offenbar unter dessen Protektion und wurde nicht festgenommen oder später angeklagt, obwohl sie als häufige Besucherin nicht ohne Kenntnis der tagelangen Missbräuche, Folterungen und deren Spuren hätte sein können.

Sascha Spessiwzew wurde wegen 19 Tötungsdelikten zum Tode verurteilt, später aber als geisteskrank eingestuft und in eine Anstalt eingewiesen. Seine Mutter, die gestand die Mädchen in ihre Wohnung zu ihren Sohn gelockt zu haben, Leichenteile gekocht und andere in den Fluss geworfen zu haben, wurde zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt.

Die Öffentlichkeit war schockiert, wie eine Familie derart verrohen konnte. Dem gegenüber gehörte Alkoholismus und familiäre Gewalt zu den alltäglichen Erfahrungen in der Bevölkerung, so auch in der Familie Spessiwzew. Der arbeitslose und trinkende Vater schlug regelmäßig seine Frau und die Kinder und missbrauchte seine Tochter Nadeschda sexuell seit früher Kindheit. Als er die Familie verließ, übernahm der halbwüchsige Sascha die negative Vaterrolle und führte die körperliche und sexuelle Gewalt gegenüber seiner Mutter und seiner Schwester fort. Warum die Mutter und mutmaßlich auch die Schwester ihn weiter unterstützten, als er begann seine zunehmend brutaleren Gewalttaten auf andere Menschen zu übertragen, blieb ungeklärt. Der Kannibalismus wurde ansatzweise mit der Mangelversorgung in dieser Zeit erklärt, wobei diese Erklärung aber nicht überzeugen konnte.

Literatur

  • Jaques Buval; „Der Kannibalenklan“, Weltbild Buchverlag, 2002, ISBN 3-89604-523-7

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