- Gallwespe
-
Gallwespen Systematik Klasse: Insekten (Insecta) Ordnung: Hautflügler (Hymenoptera) Unterordnung: Taillenwespen (Apocrita) Teilordnung: Legimmen (Terebrantia) Familie: Gallwespen Wissenschaftlicher Name Cynipidae Latreille 1802 Die Gallwespen (Cynipidae) sind eine Familie der Hautflügler (Hymenoptera) und werden hier innerhalb der Taillenwespen (Apocrita) in die Überfamilie der Gallwespenartigen (Cynipoidea) eingeordnet. Weltweit sind etwa 1600 Arten dieser meist sehr kleinen Tiere (ein bis drei Millimeter) bekannt, in Mitteleuropa leben etwa 300 Arten, die 75 Gattungen zugeordnet werden.
Inhaltsverzeichnis
Merkmale
Wie alle Vertreter der Taillenwespen besitzen auch die Gallwespen eine so genannte Wespentaille. Dabei ist das erste Hinterleibssegment (Mittelsegment, Propodeum) mit den Brustsegmenten verschmolzen und es existiert eine Einschnürung zwischen dem 1. u. 2. Abdominalsegement. Die Fühler sind gerade und bestehen aus 12 bis 16 Gliedern. Bei vielen Arten ist ein Schildchen auf der Rückenseite des Thorax ausgebildet. Die Flügeladerung ist nur sehr einfach ausgebildet. An der Hinterleibsspitze tragen die Weibchen einen gut ausgebildeten Legestachel (Ovipositor).
Fortpflanzung und Entwicklung
Die Fortpflanzung der Gallwespen ist teilweise rein zweigeschlechtlich, teilweise rein parthenogenetisch, wobei bei diesen Arten die Männchen vollkommen unbekannt sind. Bei den meisten Arten gibt es jedoch einen Generationswechsel (Heterogonie) mit jährlich einer zweigeschlechtlichen und einer bis mehreren parthenogenetischen Generationen. Dabei unterscheiden sich die verschiedenen Generationen häufig in ihrem Aussehen und in der Form der von ihnen induzierten Pflanzengallen.
Die Larven der meisten Gallwespen entwickeln sich in charakteristischen Pflanzengallen, viele Arten sind jedoch auch Parasiten oder Parasitoide in anderen Insekten. Auch ein Hyperparasitismus (siehe auch Hyperparasiten) in ebenfalls parasitoid lebenden Insektenlarven wie etwa denen der Brackwespen (Braconidae) die in Schild- und Blattläusen parasitieren, sowie bei den Holzwespen (Siricidae, etwa durch Ibalia leucospoides) kommt vor.
Die Pflanzengallen entwickeln sich meistens direkt nach der Eiablage durch die weiblichen Tiere. Die Induktion für die Gallbildung ist dabei weitgehend unbekannt, es werden sowohl chemische als auch mechanische Auslöser diskutiert. Die ausschlüpfenden Larven ernähren sich von Gewebe der Gallen, in denen sie außerdem gut geschützt gegen äußere Umweltbedingungen sind. Die Wirtspflanzen und auch die Gallenform und -größe ist artspezifisch verschieden, wobei etwa 80% der bekannten Arten an verschiedenen Organen von Eichen leben. Dabei kann man Gallen an beinah allen Stellen der Bäume finden, etwa auf den Blättern, den Knospen, den Ästen und den Wurzeln. Andere Arten leben in Rosengewächsen oder an Ahorn sowie an vielen anderen Wirtspflanzen. Häufig ist die Bestimmung der Arten durch die Gallen sehr viel einfacher als an den Insekten selbst.
Die Larven einiger Arten wie etwa die der Gattung Synergus bilden Gallen innerhalb der Gallen anderer Gallwespen, die Ursprungsgalle geht dabei sehr häufig zugrunde.Arten
Die meisten Arten der Gallwespen leben als Gallbildner an Eichen. Die bekannteste dieser Eichengallenbildner ist dabei die Gemeine Eichengallwespe (Cynips quercifolii), die charakteristische bis zwei Zentimeter lange Gallen auf der Unterseite von Eichenblättern bildet. Diese färben sich im Herbst rötlich und werden im Volksmund als Galläpfel bezeichnet. Helle linsenförmige Gallen auf der Unterseite derselben Blätter bildet Neuroterus quercusbaccarum, dunklere mit wulstigem Rand Neuroterus numismalis. Sehr auffällig sind auch die Gallen von Cynips longiventris, die ebenfalls auf der Blattunterseite zu finden sind und sich durch ihre kugelige Gestalt und den unregelmäßigen roten Streifen auszeichnen. Ebenfalls auf Eichen lebt die Schwammgallwespe (Biorrhiza pallida), deren Gallen bis zu vier Zentimeter groß werden und rund sind. Bezeichnet werden sie als Eichapfel oder Kartoffelgalle. Die Gallen der Geschlechtstiere bilden sich bei dieser Art nicht an den Blättern sondern an den Wurzeln der Eiche. An den Knospen junger Zweige der Eiche findet man häufig die hartschaligen Gallen der Arten Andricus kollari und Andricus quercustozae.
Sehr auffällig sind die Gallen der Rosengallwespe (Diplolepis rosae), die als Rosenapfel, Schlafapfel oder Bedeguar bekannt sind. Die befinden sich an den Sprossenden von Rosen und haben einen Durchmesser von bis zu fünf Zentimetern und weisen lange haarartige Auswüchse auf. Innerhalb der Galle gibt es mehrere Kammern, die jeweils von einer Larve bewohnt werden.
Sonstiges
Die Gallen mehrerer, vor allem mediterraner Arten, wurden früher zum Gewinnen von Gerbstoff verwendet.
Aus Rosengalläpfeln samt Stiel lässt sich ein dauerhafter Zierstrauß binden.
Literatur
- Jirí Zahradnik: Bienen, Wespen, Ameisen. Die Hautflügler Mitteleuropas. Franckh-Kosmos, Stuttgart 1985, ISBN 3-440-05445-4
- Heiko Bellmann: Bienen, Wespen, Ameisen. Hautflügler Mitteleuropas. Franckh-Kosmos, Stuttgart 1995, ISBN 3-440-06932-X
- I.D. Gauld, B. Bolton: The Hymenoptera. Oxford 1988
- K. Honomichl, Heiko Bellmann: Biologie und Ökologie der Insekten. 1994
Weblinks
Wikimedia Foundation.