Gary S. Becker

Gary S. Becker
Gary Becker, 2008

Gary Stanley Becker (* 2. Dezember 1930 in Pottsville / Pennsylvania) ist ein US-amerikanischer Ökonom und Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften, der ihm 1992 „für seine Ausdehnung der mikroökonomischen Theorie auf einen weiten Bereich menschlichen Verhaltens und menschlicher Zusammenarbeit“ verliehen wurde. Becker ist Mitglied der Denkfabrik Mont Pelerin Society.

Mit vier oder fünf Jahren zog Becker von Pottsville nach Brooklyn. Dort hatte er in der Schule mehr Interesse an Sport als an sonstigem Unterricht. Im Alter von 16 Jahren änderte sich dies, und er entdeckte sein Interesse für die Mathematik. Da er seinem Vater stets die neuesten Wirtschaftsnachrichten vorlesen musste, erlangte er auch Wissen über diesen Bereich, auch wenn er davon eher gelangweilt war.

An der Princeton University belegte er eher zufällig einen Kurs in Ökonomie und war begeistert davon, vor allem von den mathematischen Zusammenhängen. Bald aber empfand er, dass die mathematischen Gleichungen die Probleme der Gesellschaft nicht wirklich darstellen oder gar zu lösen vermochten.

Becker schloss Princeton 1951 mit einem B.A. ab und wechselte danach an die University of Chicago. Dort traf er 1951 in einem Mikroökonomiekurs zum ersten Mal Milton Friedman. Dieser erweckte sein Interesse für die Volkswirtschaftslehre erneut, und nach seiner eigenen Aussage prägte Friedman seine weitere Laufbahn. 1955 bekam er den Doktortitel von der University of Chicago verliehen. Von 1957 bis 1968 unterrichtete er an der Columbia University und kehrte danach an die University of Chicago zurück, wo er noch heute Preistheorie unterrichtet. Im Jahr 1967 bekam er die John Bates Clark Medal verliehen.

Inhaltsverzeichnis

Lehre

Becker war einer der ersten Ökonomen, der die Wirtschaftswissenschaft auf Gebiete ausdehnte, die traditionell eher zur Soziologie gehörten, wie z.B. Rassendiskriminierung, Kriminalität, Organisation der Familie und Drogenabhängigkeit. Er ist für seine Argumentation bekannt, dass viele verschiedene Formen des menschlichen Verhaltens auch als rational und Ergebnis von Nutzenmaximierung verstanden werden können. Gleichzeitig unterstreicht Becker in seiner Forschung die Bedeutsamkeit von zwischenmenschlichen altruistischen Verbindungen. In den sechziger und siebziger Jahren hat er, zusammen mit Autoren wie Jacob Mincer, das Konzept des Humankapitals in die moderne Wissenschaft wiedereingeführt. Becker wies in seinen Arbeiten auf den ökonomischen Nutzen von Kindern für ihre Eltern hin. Von Becker stammt auch das Rotten-Kid-Theorem. Seine Theorien spielen auch zur Erklärung von Geburtenraten in der Demographie eine Rolle.

Kritisch wird gegen Beckers Lehren der Vorwurf der Tautologie eingewandt. Über entsprechende Annahmen der Nutzenfunktion der Haushalte kann jedes beobachtete Verhalten nachträglich „erklärt“ werden.

Gemäß Nobelpreiskomitee kann Beckers Werk in vier Gebiete klassifiziert werden:

  • Humankapitalinvestment
  • Verhalten der Familie (Haushalt), insbesondere Aufteilung der Arbeit und Zeitallokation innerhalb der Familie
  • Kriminalität und Bestrafung
  • Diskriminierung in Arbeits- und Gütermärkten.

Biographisches

Becker hat zwei Schwestern, Wendy und Naralie, und einen Bruder, Marvin. 1964 heiratete Becker seine erste Frau, die jedoch bereits 1970 verstarb. Das Paar hatte zwei Töchter (Judy und Catherine). 1980 heiratete er seine zweite Frau Guity Nashat.

Von 1985 bis 2004 schrieb der eher konservative Becker eine monatliche Kolumne in der Business Week im Wechsel mit dem eher linksliberalen Ökonomen Alan Blinder von der Princeton University. Im Dezember 2004 begann er einen gemeinsamen Weblog mit dem Richter Richard Posner.

Ehrungen

2007 bekam Gary Becker durch George W. Bush die Presidential Medal of Freedom verliehen. Diese ist neben der Goldenen Ehrenmedaille des Kongresses die höchste zivile Auszeichnung der Vereinigten Staaten.

Werke

  • Human Capital: A Theoretical and Empirical Analysis, with Special Reference to Education (1964)
  • Crime and Punishment: An Economic Approach (1968), Journal of Political Economy, 76(2), S. 169-217.
  • The Economics of Discrimination (1971)
  • The Economic Approach to Human Behavior (1976)
  • A Treatise on the Family (1981)
  • Ökonomische Erklärung menschlichen Verhaltens (1993) ISBN 3161460464
  • The Economics of Life (deutsch Die Ökonomik des Alltags) (1996)
  • Familie, Gesellschaft und Politik - die ökonomische Perspektive (1996) ISBN 3-16-146361-7
  • Social Economics: Market Behavior in a Social Environment (2001)

Literatur

  • Ingo Pies und Martin Leschke (Hrsg.), Gary Beckers ökonomischer Imperialismus, Tübingen, 1998, J.C.B. Mohr (Paul Siebeck).
  • Thomas Weiss, Ökonomische Bestimmungsgründe der Fertilität in westlichen Industrieländern. Materialien zur Bevölkerungswissenschaft, Herausgeber: Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung, Wiesbaden, 1986. (Darstellung und Kritik des Beckerschen Ansatzes)

Weblinks


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