Gaumenmandel

Gaumenmandel
Normalansicht der Gaumenmandeln (Tonsillae palatinae)

Die Tonsilla palatina (Gaumenmandel) ist ein paariges, mandelförmiges, lymphatisches Organ zwischen vorderem und hinterem Gaumenbogen, das zum Waldeyerschen Rachenring gehört. Sie kommt beim Menschen und bei den meisten übrigen Säugetieren vor, beim Schwein ist sie nicht ausgebildet. Die Gaumenmandel dient, wie alle Tonsillen, der Abwehr von Krankheitserregern.

Aufbau

Die Gaumenmandeln liegen beidseits in der Nische zwischen vorderem und hinterem Gaumenbogen, der sogenannten Mandelbucht. Seitlich sind sie von einer bindegewebigen Kapsel umgeben. Sie bestehen aus ein bis zwei Zentimeter dickem lymphatischen Gewebe und sind von mehrschichtigem, unverhornten Plattenepithel überzogen. Die Oberfläche der Tonsillen wird durch spaltförmige Einsenkungen vertieft, die als Krypten bezeichnet werden. Sie reichen tief in die Mandeln hinein und verleihen ihnen ihr zerklüftetes Aussehen. In diesen Einsenkungen sammeln sich in geringen Mengen Speisereste an, die bakteriell besiedelt sind. Von Seiten der Mandeln kommen noch Leukozyten hinzu sowie abgeschilferte Epithelzellen. Dieses Gemisch, das man Detritus nennt, sammelt sich in den Hohlräumen und dort findet nun der Immunkontakt zwischen Körper und Außenwelt statt. Deshalb werden die Mandeln auch manchmal als „physiologische Wunden“ bezeichnet. Regelmäßig werden die Krypten entleert, so dass sich neue Speisereste mit neuen Bakterien hereindrücken können und die weißen Blutkörperchen die neuen Bakterien „kennenlernen“ können. Diese Entleerung ist manchmal sichtbar in Form der weißen Tonsillarpfröpfe (Tonsillenstein).

Die Ausscheidung dieser Mandelpfröpfe wird von Laien oft fälschlicherweise als eine Mandelentzündung interpretiert. Detritus allein, ohne weitere Beschwerden wie Schmerzen, Krankheitsgefühl oder Fieber ist kein Anzeichen für eine Entzündung, sondern vollkommen physiologisch.

Erkrankungen

Eitrige Entzündung der Gaumenmandeln

Hauptartikel: Tonsillitis

Eine entzündliche Vergrößerung der Mandeln engt den Rachen ein und verursacht Halsschmerzen und Schluckbeschwerden. Meistens sind Viren dafür verantwortlich, was gemeinhin als Erkältung mit Halsentzündung bezeichnet wird. Eine spezifische Therapie ist nicht möglich. Bei bakteriellen Entzündungen kommt häufig noch Fieber hinzu. Dies wird dann als Angina tonsillaris (häufig inkorrekt nur zu Angina abgekürzt) bezeichnet und erfordert meist eine antibiotische Therapie.

Eine Angina tonsillaris kann entweder eine örtlich begrenzte Entzündung sein oder als Symptom von Allgemeinerkrankungen (beispielsweise bei Diphtherie, Scharlach, Typhus, Syphilis) auftreten und auch weitere Mandeln des Rachenrings betreffen.

Bei rezidivierenden eitrigen Entzündungen oder einer akuten Eiteransammlung (Abszess) kann eine Tonsillektomie, also eine chirurgische Entfernung der Gaumenmandel angezeigt sein.


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