Gdańsk

Gdańsk
Danzig (Gdańsk)
Wappen von Danzig
Danzig (Gdańsk) (Polen)
DEC
Danzig (Gdańsk)
Danzig (Gdańsk)
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Pommern
Landkreis: Kreisfreie Stadt
Fläche: 262,20 km²
Geographische Lage: 54° 22′ N, 18° 38′ O54.36666666666718.6333333333337Koordinaten: 54° 22′ 0″ N, 18° 38′ 0″ O
Einwohner: 455.717 (30. Juni 2008[1])
Postleitzahl: 80-009 bis 80-958
Telefonvorwahl: (+48) 58
Kfz-Kennzeichen: GD
Wirtschaft und Verkehr
Zweige: Tourismus
Straße: DK 1 Danzig ↔ Cieszyn
DK 6 KołbaskowoPruszcz Gdański
DK 7 Żukowo ↔ Chyżne
Nächster int. Flughafen: Danzig (Gdańsk)
Verwaltung (Stand: 2009)
Stadtpräsident: Paweł Adamowicz
Adresse: ul. Nowe Ogrody 8/12
80-803 Gdańsk
Webpräsenz: www.gdansk.pl

Danzig (polnisch Gdańsk [ɡdaɲsk?/Info/IPA, kaschubisch Gduńsk latein Gedanum oder Dantiscum) ist eine Hafenstadt und ehemalige deutsche Hansestadt in Polen. Sie liegt westlich der Weichselmündung in der historischen Landschaft Pommerellen und ist Hauptstadt der Woiwodschaft Pommern. Die Stadt hat über 450.000 Einwohner und bildet zusammen mit Gdynia (Gdingen) und Sopot (Zoppot) den Ballungsraum Dreistadt (polnisch Trójmiasto) mit mehr als 1.150.000 Einwohnern. Der Wahlspruch lautet: nec temere nec timide d.h. weder unbesonnen noch furchtsam.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

siehe dazu auch die Artikel: Geschichte der Stadt Danzig und Danziger Postgeschichte

Antike und Völkerwanderung

Im Jahrhundert vor der Zeitenwende siedelten sich an unterer Weichsel und Weichselmündung die Goten an. Die ihnen zugeschriebene Wielbark-Kultur zeigt eine Mischung von skandinavischen und anderen Elementen. Claudius Ptolemaeus zufolge lebten an der Danziger Bucht, die er „Venedische Bucht“ nannte aber auch die „Venedi maiores“, möglicherweise Veneder im weiteren Sinne. Als der Geschichtsschreiber Jordanes im 6. Jahrhundert in seiner „Getica“ die Geschichte der Goten beschrieb, erwähnte er den Ort „Gothiscandza“. Es ist jedoch umstritten, ob die damalige Siedlung mit dem Standort des heutigen Danzig identisch ist. Ab etwa 200 n. Chr. wanderten die Goten nach Südosten ab. Die Wielbark-Kultur erlosch um 400 n. Chr. im Zuge der Völkerwanderung. Im 6. Jahrhundert besiedelten Slawen die Küste westlich der unteren Weichsel und nannten das Gebiet „po-morje“ (am Meer, Pommern).

Östlich der Weichsel dagegen lebten schon vor der Zeitenwende baltische Stämme. Tacitus nannte sie Aesti und lobte an ihnen ihren Fleiß im Ackerbau („nicht so faul wie die Germanen“) und ihr Interesse an der Bernsteingewinnung. Wulfstan, der im 10. Jahrhundert im Auftrag Alfreds des Großen von Haithabu nach Danzig und Truso reiste, berichtete, dass westlich der Weichsel die „Vinodi“ wohnten, östlich die „Esthi“. Der Bernstein war im Altertum im Mittelmeerraum bis nach Ägypten und darüber hinaus sehr begehrt. Schon seit vorgeschichtlicher Zeit verband ein Handelsweg, die so genannte Bernsteinstraße, das Weichseldelta mit der mediterranen Welt.

Slawische Staaten

Zwantepolc de Danceke, 1228

Das Küstenland Pommern (slawisch po morze = am Meer), zu dem Gydanzik gehörte, sah sich abwechselnd polnischen und dänischen Unterwerfungsversuchen ausgesetzt. 997 kam der Prager Bischof Adalbert im Geleit von Soldaten des polnischen Königs Bolesław Chrobry nach Danzig und taufte nach einer eintägigen Predigt viele Heiden.[2] In seiner Chronik erwähnt Johannes Canaparius als erster „Gyddanzyc“, zudem schon als „urbs“, Stadt.[3]

Gegen Ende des 12. Jahrhunderts wurden die Samboriden als Herrscherfamilie in Danzig urkundlich erwähnt. Ob sie von den Piasten als Statthalter eingesetzt worden waren, wird diskutiert. Als sich im 12. Jahrhundert der größere westliche Teil Pommerns um Cammin, Wolgast und Stettin unter dem Geschlecht der Greifen dem Heiligen Römischen Reich annäherte, nahm der auf Deutsch Pommerellen genannte, aber eher der heutigen Woiwodschaft Pomorze entsprechende, östliche Landesteil um Danzig daran nicht mehr teil.

Herzog Sobieslaw gründete um 1185 das Kloster Oliva. Es wurde durch Zisterzienser aus dem pommerschen Kloster Kolbatz besetzt. Es diente unter anderem auch als Hauskloster und Grablege für die Herrscherfamilie.

Um 1224 verlieh der ostpommersche Herzog Swantopolk II. (Zwantepolc de Danceke) das Lübische Recht an die deutsche Kaufmannssiedlung, die in der Gegend des heutigen Langen Marktes entstanden war. Um 1295 verlieh der polnische König Przemyslaw II. ihr das Magdeburger Recht.

Deutscher Orden

siehe auch Pomerellen und Übernahme von Danzig durch den Deutschen Orden

Anfang des 14. Jahrhunderts eskalierten Konflikte um Erbfolgerechte zwischen den lokalen kaschubischen Fürsten von Pommern untereinander, sowie dem Markgrafen von Brandenburg. Dazu kam die Beteiligung des polnischen Königs, der ab 1306 eine kleine Garnison in der Hafenstadt stationierte, die sich in Dokumenten und auf dem Siegeln über 100 Jahre lang als Dantzik(e) bezeichnete. Als die Brandenburger um Sommer 1308 in der Stadt einrückten, wurde seitens der Königlichen in der Burg und von Vertretern der Stadt der Deutschen Orden um Hilfe gebeten, der Jahrzehnte zuvor Mewe (Gniew) geerbt hatte und somit seither auch links der Weichsel vertreten war. Die Deutschritter zogen als Alliierte der königlich-polnischen Truppen im August in der Burg ein und verteidigten sie im September gegen die brandenburgischen Truppen, denen von deutschen Bürgern Danzigs die Stadttore geöffnet worden waren.[4] Es gab jedoch bald Streit um die Kostenfrage für diese Waffenhilfe, dies führte zur Übernahme von Danzig durch den Deutschen Orden.

Die weiteren Ereignisse werden, insbesondere im Rahmen der deutsch-polnischen Konflikte des 20. Jahrhunderts, konträr dargestellt. Von polnischer Seite wurde und wird behauptet, dass die Ritter sich nun plötzlich gegen die Garnison wendeten und es am 13. November zum Massaker an den wenigen Soldaten und zahllosen Zivilisten kam. Es ist von bis zu 10.000 Opfern die Rede, die sowohl ethnisch als auch politisch als Polen bezeichnet werden.

Pommerellen mit Danzig im damaligen Deutschordensstaat Preußen

Fakt ist, dass der Orden sich in der Stadt und der Umgebung (Pomerellen) festsetzte und dies im Vertrag von Soldin, in dem die Rechte der Brandenburger abgekauft wurden, fixiert wurde. Das Königreich Polen wehrte sich dagegen mit juristischen Mitteln und übertriebenen Darstellungen bei Papst Clemens V., gerade in jenem Zeitraum, als dieser die Tempelritter bekämpfte. Der Orden verlegte 1309 deswegen auch seinen Sitz von Venedig in die Ordensburg Marienburg.

In der traditionell nach Selbstständigkeit strebenden Stadt gab es Opposition gegen die Herrschaft der Kreuzritter, die mit Gewalt unterdrückt wurde, was wiederum von jenen gerne übersehen wurde, die eine rein innerdeutsche Einigkeit unterstreichen wollen. Hierbei stellten insbesondere die deutschen Händler der Hanse eine Konkurrenz zu Elbing dar, der nahegelegenen Hafenstadt des Ordens, die jedoch damals durch Verlandung ihren direkten Zugang durch die Frische Nehrung zur Ostsee verlor, was das plötzliche Interesse an Danzig erklären mag. Durch den Konflikt mit dem Königreich Polen war zudem nun der Handel entlang der Weichsel beeinträchtigt, so dass die Danziger aus eigenem Interesse immer auch auf ein gutes Verhältnis zu den Herrschern im Hinterland bedacht sein mussten.

Nach der Eroberung durch den Orden stieg die Zuwanderung Deutscher stark an, ausgelöst durch die wirtschaftliche Prosperität der Hansestadt. 1343 verlieh der Orden der Stadt Kulmer Recht, 1361 wurde man Vollmitglied der Hanse.

Hansestadt

Flagge von Danzig, Version nach 1945

Danzig war bedeutendes Mitglied der Hanse und nahm seit 1361 an den Hansetagen teil. Es blieb bis zum letzten Hansetag im Jahr 1669 Teil der Hanse, die jedoch ab Ende des 15. Jahrhunderts immer unbedeutender wurde. Zusammen mit Elbing und Thorn war Danzig die führende preußische Hansestadt.

Freie Stadt unter polnischer Oberhoheit

Der weitere Verlauf der Geschichte der Stadt wird im Artikel über Pommerellen im Detail ausgeführt. Aus Unzufriedenheit über die Politik des Ordens nach der Schlacht von Tannenberg (1410) stellte sich der Preußische Bund 1454 unter den Schutz der polnischen Krone, was den Dreizehnjährigen Krieg auslöste, in dem die Städte gegen die Burgen des Ordens kämpften bzw. diese wie in Thorn schleiften. Der polnische König hatte Schwierigkeiten, ein Heer für den Krieg zusammenzubekommen, das bei der einzigen offenen Schlacht von Konitz geschlagen wurde. Der Fortgang des Krieges zwang jedoch den Orden wirtschaftlich in die Knie.

Im Zweiten Frieden von Thorn verblieb 1466 dem Deutschen Orden das spätere Ostpreußen, jedoch ohne die Marienburg, Elbing und das Ermland. Die westlichen Teile des damaligen Preußens mit dem ehemaligen Herzogtum Pommerellen, Danzig, dem Kulmerland und Thorn wurden den König von Polen als Königliches Preußen unterstellt, wobei die Stadtrepubliken Danzig, Thorn und Elbing eine weitgehende politische, wirtschaftliche und kulturelle Autonomie erhielten, die ihnen teilweise schon während des Krieges garantiert worden waren. Dazu gehörte das sogenannte Große Privileg, das König Kasimir IV. 1457 der Stadt Danzig verliehen hatte. [5]

Im Jahr 1470 wurde die Peter von Danzig, ein ursprünglich französisches Schiff, als erster großer Kraweel der Hanse für Kriegszwecke ausgerüstet.

Ab 1522 begann in Danzig die Reformation mit dem evangelischen Prediger Jacob Hegge.

Die Union von Lublin von 1569 gefährdet die Autonomie auch von Danzig. In zahlreichen Konflikten behauptete Danzig weiterhin Eigenständigkeit.[6] So wurde 1577 dem neuen König Stefan Bathory die Huldigung verweigert, solange dieser nicht die Privilegien erneuert. Nach erfolglosen Belagerungen von Danzig willigte der König ein.

1612 kam es zum Streit zwischen Lutheranern und Reformierten um den Bau eines Hochaltars in der Kirche zu Sankt Johann, den die Reformierten, allen voran Pfarrer Jakob Adam, ablehnten.

1615 führte der Stadtsekretär Reinhold Kleinfeld in einem Streit der Stadt Elbing mit dem ermländischen Bischof – dem Initiator der Gegenreformation in Polen – zusammen mit dem Bürgermeister und dem Ratsverwandten die Delegation Danzigs an. Hauptstreitpunkt war die Forderung des Bischofs an die Evangelischen nach Herausgabe einer Kirche. Im letzten Moment wurde 1616 ein Krieg abgewendet.

1701 wurde in Danzig und Königsberg mit den Arbeiten am Bernsteinzimmer begonnen.

Königreich Preußen

Im Rahmen der Zweiten Polnischen Teilung kam Danzig 1793 zum Königreich Preußen. Damit verlor es seinen eingeschränkten Autonomiestatus. Im Preußisch-französischen Krieg kapitulierte Danzig im Mai 1807 nach dreimonatiger Belagerung. Infolge des Friedens von Tilsit hatte die Stadt formal den Status einer „freien Stadt“, wurde aber von einem französischen Gouverneur regiert und musste 20 Millionen Francs Kriegssteuer aufbringen. Im November 1813 ergaben sich französische und polnische Truppen nach elfmonatiger Belagerung einem russisch-preußischen Heer und Danzig kam durch den Wiener Kongress wieder an Preußen. In der zwischen 1816 und 1823 sowie 1878 und 1919 bestehenden Provinz Westpreußen war Danzig die Hauptstadt. Während der Märzrevolution 1848 beteiligte sich Danzig an den Wahlen zur Frankfurter Nationalversammlung.

Langgasse, im Hintergrund das Rechtsstädter Rathaus (Museum) 2004

1831 hatte die preußische Verwaltung erstmals eine Erhebung über die Muttersprache der Einwohner des Regierungsbezirks Danzig durchgeführt. Laut der Erhebung waren im Regierungsbezirk Danzig, der die Stadt Danzig und das Umland umfasste, 24 Prozent der Bewohner polnisch- bzw. kaschubisch- und 76 Prozent deutschsprachig.

1852 erhielt Danzig im Zuge des Eisenbahnbaus Anschluss an die seit 1842 im Aufbau befindliche preußische Ostbahn Berlin–Königsberg. Der erste direkte Eisenbahnanschluss eröffnete via Berlin den Zugang zum mitteleuropäischen Eisenbahnnetz.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebte Danzig einen wirtschaftlichen Aufschwung und wurde wie auch das nahegelegene Elbing zu einem Zentrum des modernen Schiffbaues (Schichauwerft) und der Industrialisierung in Westpreußen. Begleitet wurde die Industrialisierung durch einen beschleunigten Bevölkerungsanstieg.

Freie Stadt Danzig

Hauptartikel: Freie Stadt Danzig

Mit dem Vertrag von Versailles 1919 wurde Danzig mit seinen umliegenden Gebieten vom Deutschen Reich getrennt und am 15. November 1920 zu einem unabhängigen Staat, der Freien Stadt Danzig, erklärt. Dieser Staat stand allerdings unter Aufsicht des Völkerbunds; polnische und englische Truppen gewährleisteten den neuen Status der Stadt. Da diese Entscheidung nicht von einer Volksabstimmung abhängig gemacht wurde, sahen das Deutsche Reich und die mehrheitlich deutschen Bewohner der Stadt das vom US-Präsidenten Wilson geforderte Selbstbestimmungsrecht der Völker verletzt.

Am 6. Dezember 1920 konstituierte sich der erste Danziger Volkstag, der aus freien Wahlen hervorgegangen war. Er bestand aus 120 Abgeordneten. Oberbürgermeister Heinrich Sahm wurde zum Präsidenten des Senats der Freien Stadt Danzig gewählt. Die Parteien stellten die folgenden Abgeordneten:

  • Deutschnationale Volkspartei: 34
  • Freie Wirtschaftliche Vereinigung: 12
  • Deutsche Demokratische Partei: 10
  • Zentrumspartei: 17
  • Sozialdemokratische Partei: 19
  • Unabhängige Sozialdemokraten: 21
  • Polnische Partei: 7.

1923 gaben im Rahmen einer Volkszählung 95 Prozent der Bürger Deutsch und vier Prozent Polnisch bzw. Kaschubisch als Muttersprache an. Entgegen dem Volkszählungsergebnis schätzte der polnische Historiker Drzycimski den Anteil polnischer Bürger an der Danziger Gesamtbevölkerung im Jahr 1923 auf 16 Prozent.

Ergebnis der Volkszählung vom 1. November 1923
Nationalität Gesamt Deutsch Deutsch und Polnisch Polnisch und Kaschubisch Russisch, Ukrainisch Jiddisch Keine Angabe
Stadt Danzig 335.921 327.827 1.108 6.788 99 22 77
Landkreis Danzig 30.809 20.666 521 5.239 2.529 580 1.274
Gesamt 366.730 348,493 1.629 12.027 2.628 602 1,351
Prozent 100 % 95,03 % 0,44 % 3,28 % 0,72 % 0,16 % 0,37 %
Krantor im März 2005

Die Freie Stadt Danzig bestand damals aus den Städten Danzig und Zoppot sowie den kleinen Städten Tiegenhof, Neuteich, Oliva und Ohra, wobei Neuteich und Tiegenhof im Danziger Werder bzw. im Kreis Großes Werder lagen. Die polnische Minderheit besaß eigene Schulen und ein Vereinswesen, wurde aber von der deutschen Bevölkerung des Öfteren mit Missgunst betrachtet und diskriminiert; außerdem lebten in Danzig vor 1939 Kaschuben und Russen. Unter den Einwohnern fanden sich auch zahlreiche Juden, die nach 1939 zum überwiegenden Teil enteignet und deportiert wurden.

Danzig hatte in der Zwischenkriegszeit nach einem anfänglichen Wirtschaftsaufschwung erhebliche wirtschaftliche Probleme, bedingt durch die Zollgrenzen zum Deutschen Reich, die globale Wirtschaftskrise und eine wenig entwickelte Industrie.

Der Hafen und der Zoll sowie die internationalen Eisenbahnverbindungen – jedoch nicht die Straßenbahn und Kleinbahnen im Freistaatgebiet – wurden unter polnische Verwaltung gestellt. Die Republik Polen legte im Danziger Hafen (Westerplatte) ein Munitionslager an und stationierte dort ihr Militär. Des Weiteren war es dem polnischen Staat zwecks Verbindung des Hafengebiets mit Polen erlaubt, eine Post- und Telegrafenverwaltung, das so genannte „Polnische Postamt“, im Hafengebiet einzurichten.

Die problematischen Verhältnisse, die Anlass für viele – unbeachtet gebliebene – Beschwerden der Freien Stadt Danzig an den Völkerbund waren, schufen unter der Bevölkerung Ressentiments gegen Polen. Diese Stimmung wurde verstärkt durch die Zuwanderer aus den ehemals deutschen Gebieten um Posen, die unter Diskriminierungen zu leiden hatten, wie sie dort nach dem Ende des ersten Weltkriegs von offizieller polnischer Seite wenn nicht gefördert, so doch wohlwollend geduldet wurden.

"Reichsgau" Danzig-Westpreußen (August 1943)

Mitte 1933 kamen daher auch in Danzig die Nationalsozialisten (NSDAP) an die Macht, die sich aber wegen der internationalen Kontrolle des Gebietes bis 1936/37 mit Oppositionsparteien abfinden mussten, die bei den Volkstagswahlen von 1935 (trotz versuchter Wahlbeeinflussungen) eine Zwei-Drittel-Mehrheit der Nationalsozialisten klar verhindern konnten. Während Hermann Rauschning 1933/34 als Senatspräsident eine Annäherung zu Polen versuchte, blieb sein Nachfolger Arthur Greiser dazu auf Distanz und führte die Freie Stadt Danzig in zunehmende (auch finanzielle) Abhängigkeit zum Deutschen Reich. Ende August 1939 erklärte sich der Gauleiter Albert Forster selbst zum Staatsoberhaupt und verfügte am 1. September 1939 völkerrechtswidrig, nachdem reichsdeutsche Streitkräfte das polnische Munitionsdepot auf der Westerplatte angegriffen hatten, den Anschluss Danzigs an das Deutsche Reich. Der deutsche Angriff auf die Westerplatte wird heute als Beginn des Zweiten Weltkrieges gesehen.

Sonderstempel 1939

Zweiter Weltkrieg

In den Zeiten des Zweiten Weltkrieges wurden insbesondere die Juden, aber auch die polnische Minderheit in Danzig deportiert (Juden wurden bereits seit 1933 systematisch verfolgt und entrechtet), viele verloren ihr Leben. Andere wiederum ließen sich auf der sogenannten Volksliste als Deutsche eintragen und entgingen so der Verfolgung durch Nationalitätswechsel. Dazu wurden viele dieser Menschen in Konzentrationslager (wie das KZ Stutthof) deportiert und ermordet.

1941 befand sich in Danzig-Langfuhr die Flugzeugführerschule A/B 6. Ende März 1945 wurde Danzig von der Roten Armee im Zuge der Schlacht um Ostpommern eingeschlossen und erobert. Durch die Kampfhandlungen sind große Teile der Innenstadt (bestehend aus Rechtstadt, Altstadt, Vorstadt und Niederstadt) zerstört worden. Während und nach dem Einmarsch wurden die noch erhaltenen Häuser der Innenstadt von den sowjetischen Soldaten geplündert und in Brand gesteckt. Insgesamt wurde ein sehr hoher Anteil der Bebauung zerstört.

Nachkriegszeit

Bereits in den ersten Nachkriegsmonaten wurden die meisten in Danzig verbliebenen Deutschen von den polnischen Behörden vertrieben. Zurück blieb eine Minderheit von etwa fünf Prozent der ursprünglichen Stadtbevölkerung mit zumeist auch polnischen Vorfahren.

Aufgrund des Bierut-Dekretes wurde das Eigentum von Personen deutscher Nationalität und Herkunft enteignet. Straftaten, die gegen die deutsche Zivilbevölkerung begangen wurden hat man juristisch nur bedingt verfolgt. Erst nach der Wende wurde damit angefangen diese Geschehnisse aufzuarbeiten.

Die Danziger Rechtstadt sowie zahlreiche Baudenkmäler der Altstadt wurden in Anlehnung an frühneuzeitliche Vorbilder rekonstruiert.

Zugleich wurden, insbesondere in den Sechzigern, in den Vorstädten wie Przymorze Trabantensiedlungen errichtet. Charakteristisch sind hier die sogenannten Wellenhäuser – Wohnblöcke von teilweise mehreren hundert Metern Länge in Plattenbauweise, die mäandrieren und so eine Assoziation zum nahe gelegenen Meer hervorrufen sollen.

Bereits 1970 legten Streiks in den Danziger Werften den Grundstein für die spätere Emanzipation der polnischen Nation ( siehe auch Aufstand vom Dezember 1970 in Polen ).

Anfang der 1980er organisierte schließlich die Gewerkschaftsbewegung Solidarność unter Führung von Lech Wałęsa in der Danziger Werft ihren Widerstand gegen die kommunistische Herrschaft in Polen.

Blick vom Langen Markt auf das Grüne Tor – 2007

Gegenwart

Mit dem Fall des Eisernen Vorhanges veränderte sich die Lage der nationalen Minderheiten in der Republik Polen, auch die der deutschen Minderheit. In Danzig wurde im Jahre 1990 der Bund der Deutschen Minderheit gegründet (Mitgliederstärke: 5.512 Mitglieder; Quelle: Bund der Deutschen Minderheit, Danzig, 2005). Bald darauf begannen jüngere polnische Danziger, die bislang versteckten Spuren des deutschen Danzig zu entdecken; diese Suche nach lokaler Identität ist auch heute noch im Gange. Zu den wichtigsten Personen dieses Identitätsdiskurses zählen der liberale Politiker Donald Tusk sowie die Schriftsteller Paweł Huelle und Stefan Chwin.

Günter Grass fasste im Roman Die Blechtrommel die Geschichte Danzigs lapidar so zusammen (bevor er sie ausführlicher nachzeichnet):

Zuerst kamen die Rugier, dann kamen die Goten und Gepiden, sodann die Kaschuben, von denen Oskar in direkter Linie abstammt. Bald darauf schickten die Polen den Adalbert von Prag. Der kam mit dem Kreuz und wurde von Kaschuben oder Pruzzen mit der Axt erschlagen.
Das geschah in einem Fischerdorf und das Dorf hieß Gyddanyzc. Aus Gydannyzc machte man Danczik, aus Danczik wurde Dantzig, das sich später Danzig schrieb, und heute heißt Danzig Gdańsk. (Die Blechtrommel, Luchterhand 1959, S. 379)

Siehe auch

Bevölkerung

Einwohnerzahl


Jahr 1821 1831 1852 1861 1871 1880 1890 1900 1910 1929 1946 1970 2005
Einwohnerzahl [7] 55.395 54.660 61.349 72.280 87.968 108.551 120.338 140.563 170.337 256.403 118.000 365.600 458.053

Konfessionen

Entwicklung zwischen 1815 und dem Ersten Weltkrieg (nur Stadt, zum Umland siehe Landkreis Danzig)[8]:

Jahr evangelisch katholisch jüdisch
absolut  % absolut  % absolut  %
1821 39.343 71,0 13.137 23,7 2.288 4,1
1852 43.957 71,7 14.410 23,5 2.550 4,2
1871 62.015 70,5 23.428 26,6 1.625 1,8
1890 80.723 67,1 35.851 29,8 2.535 2,1
1910 110.253 64,7 55.513 32,6 2.390 1,4

Laut Staatshandbuch des Jahres 1926 war das religiöse Bekenntnis in Danzig wie folgt verteilt:

Datum evangelisch katholisch mosaisch andere
1.12.1910 207.324 112.692 2.717 7.519
1.11.1923 218.137 130.174 7.282 11.137
31.8.1924 222.818 140.797 9.239 11.141

Bemerkenswert ist, dass von den Danziger Juden am Stichtag 1. November 1923 nur 2500 die Danziger Staatsangehörigkeit besaßen.[9]

Bildung

In Danzig gibt es zehn Hochschulen mit rund 60.000 Studenten und jährlich ca. 10.000 Absolventen (Stand: 2001).

  • Universität Danzig (Uniwersytet Gdański) (33.000 Studenten)
  • Technische Universität Danzig (Politechnika Gdańska) (18.000 Studenten)
  • Medizinische Akademie Danzig (Akademia Medyczna)
  • Sporthochschule Danzig (Akademia Wychowania Fizycznego im. Jędrzeja Śniadeckiego)
  • Musikakademie Danzig (Akademia Muzyczna im. Stanisława Moniuszki)
  • Kunstakademie Danzig (Akademia Sztuk Pięknych)
  • Ateneum – Szkoła Wyższa
  • Gdańska Wyższa Szkoła Humanistyczna
  • Gdańska Wyższa Szkoła Administracji
  • Wyższa Szkoła Bankowa
  • Wyższa Szkoła Społeczno-Ekonomiczna
  • Wyższa Szkoła Turystyki i Hotelarstwa w Gdańsku
  • Wyższa Szkoła Zarządzania

Wirtschaft

Danzig ist seit der Hansezeit als Handelsstadt bekannt vor allem wegen der günstigen Lage an der Ostsee. Der Hafen spielt immer noch eine große Rolle für die polnische Wirtschaft mit 23,3 Mio. t Frachtumschlag (2004). Die wichtigsten Industrien der Stadt sind der Schiffbau (z. B. die Firmen Gdansk Shipyard und Northern Shipyard SA), die petrochemische und chemische Industrie (z. B. die Grupa LOTOS SA) sowie neuerdings Hochtechnologien wie Elektronik (z. B. Intel oder WS OY (Young Digital Poland), Telekommunikation und Informationstechnologie (z. B. Wirtualna Polska, Lido Technologies). Auch die pharmazeutische Industrie, die Lebensmittelindustrie (z. B. PepsiCo (USA), Dr. Oetker (Deutschland), Fazer OY (Finnland) und Baltic Malt/Weissheimer Malz (Deutschland)) und der Kosmetiksektor gewinnen an Bedeutung.

Verkehr

Danzig wird bis 2013 über die Autobahn A1 an Mittel- und Südpolen sowie die Slowakei und Tschechien angeschlossen.

Danzig Hauptbahnhof

Die Stadt ist mit der Eisenbahn direkt von Berlin, Kaliningrad (Königsberg) und den wichtigsten polnischen Städten zu erreichen. Es gibt eine S-Bahn (SKM Szybka Kolej Miejska w Trójmieście), die Danzig mit Sopot (Zoppot), Gdynia (Gdingen) und Wejherowo verbindet.

Seit dem Beitritt Polens zur EU wächst der Danziger Flughafen stark und wird unter anderem von den Billigfluggesellschaften Ryanair, Wizzair und Centralwings angeflogen.

Die Stadt ist zudem mit der Fähre von Schweden (Karlskrona, Malmö und Nynäshamn) und Dänemark (Kopenhagen) zu erreichen.

Der innerstädtische Verkehr wird durch Straßenbahnen und ein dichtes Busnetz bewältigt.

Tourismus

Danzig ist der Startpunkt des Radweges EuroVelo 9 (Ostee-Adria-Route oder Bernsteinroute/ PL: Szlak bursztynowy), der von Danzig durch Polen, Tschechien, Österreich und Slowenien nach Pula in Kroatien läuft. Die rund um die Ostsee führende EuroVelo 10 (Ostsee-Radweg oder Hanse-Route / PL: Obwód Hanzeatycki) läuft ebenfalls durch Danzig.

Der Tourismus ist eine wichtige Einkommensquelle mit etwa 1,5 Mio. Touristen jährlich.

Regelmäßige Veranstaltung: Im August findet in der Altstadt der Dominikanermarkt statt, zu dem auch zahlreiche Auswärtige anreisen.

Sehenswürdigkeiten

Schiffsmuseum

Partnerstädte

Persönlichkeiten

Eine vollständige Liste der bedeutendsten Ehrenbürger und der in Danzig geborenen Persönlichkeiten findet sich unter Liste der Ehrenbürger von Danzig und Liste der Persönlichkeiten der Stadt Danzig.

Zu den bekanntesten Persönlichkeiten von Danzig gehören wohl Daniel Gabriel Fahrenheit, Andreas Schlüter, Arthur Schopenhauer, Johannes Hevelius, Daniel Nikolaus Chodowiecki, Hugo Conwentz, Günter Grass, Rupert Neudeck, Pawel Huelle, Lech Wałęsa, Dariusz Michalczewski, Tomasz Wałdoch, Andrzej Grubba und Donald Tusk.

Verweise

Siehe auch

Bibliografie

Literatur

  • Krzysztof Berental (u. a.): Danzig, Stadt meiner Träume, ISBN

Weblinks

Fußnoten

  1. Główny Urząd Statystyczny, „LUDNOŚĆ - STAN I STRUKTURA W PRZEKROJU TERYTORIALNYM“, Stand vom 30. Juni 2008
  2. Heinrich Gottfried Philipp Gengler: Regesten und Urkunden der Verdassungs- und Rechtsgeschichte der deutschen Städte im Mittelalter, Erlangen 1863, S. 700 ff., online.
  3. Ipse vero (Adalbertus) adiit primo urbem Gyddanyzc, quam ducis (Poloniorum Bolizlavi) latissima regna dirimentum maris confinina tangunt. Kazimierz Lucyan Ignacy Römer: Beiträge zur Beantwortung der Frage nach der Nationalität des Nicolaus Copernicus, 1872, 212 Seiten
  4. Johannes Voigt: Geschichte Preußens von den ältesten Zeiten bis zum Untergange der Herrschaft des Deutschen Ordens. Vierter Band: Die Zeit von der Unterwerfung Preußens 1283 bis zu Dieterichs von Altenburg Tod 1341, Königsberg 1830, S. 210-219, online.
  5. Danzig Museum: Aus der Geschichte der Stadt Danzig
  6. Antoni Walewski: Geschichte der hl. Ligue und Leopolds I. vom Umschwung im ... S. 344
  7. Für 1821, 1831, 1852, 1861, 1871, 1890, 1900, 1910: Leszek Belzyt: Sprachliche Minderheiten im preußischen Staat 1815–1914. Marburg 1998. S.95;
    für 1880 und 1929; http://www.geschichte-on-demand.de/dan_danzig.html
    für 31. Dez. 2005; Główny Urząd Statystyczny; http://www.stat.gov.pl/dane_spol-gosp/ludnosc/stan_struk_teryt/2005/31_12/tablica8.xls
  8. Leszek Belzyt: Sprachliche Minderheiten im preußischen Staat 1815–1914. Marburg 1998. S. 95
  9. Echt, Samuel: Die Geschichte der Juden in Danzig, Verlag Rautenberg, Leer/Ostfriesland 1972.

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