- Gebrselassie
-
Medaillenspiegel
Gebrselassie beim Amsterdam-Marathon 2005Langstreckenläufer Äthiopien Olympische Spiele Gold 1996 Atlanta 10.000 Meter Gold 2000 Sydney 10.000 Meter Weltmeisterschaft Silber 1993 Stuttgart 5000 Meter Gold 1993 Stuttgart 10.000 Meter Gold 1995 Göteborg 10.000 Meter Gold 1997 Athen 10.000 Meter Gold 1999 Sevilla 10.000 Meter Bronze 2001 Edmonton 10.000 Meter Silber 2003 Paris 10.000 Meter Haile Gebrselassie (* 18. April 1973 in Assela, Region Oromiyaa) ist ein äthiopischer Langstreckenläufer. Er stellte insgesamt 26 Weltrekorde auf, dominierte als mehrfacher Olympiasieger und Weltmeister ein Jahrzehnt lang die Distanzen von 3000 Meter bis 10.000 Meter und ist aktueller Inhaber des Weltrekordes im Marathon.
Inhaltsverzeichnis
Karriere
Nach ersten Wettkämpfen, die in ihm den Entschluss reifen ließen, Läufer zu werden, ging er 1990 nach Addis Abeba, um dort gemeinsam mit den besten Läufern seines Landes zu trainieren. Noch im selben Jahr wurde er bei den äthiopischen Crosslauf-Meisterschaften Fünfter.
1992 gewann er Silber beim Juniorenrennen der Crosslauf-Weltmeisterschaft und wurde er Juniorenweltmeister über 5000 und 10.000 Meter. Bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft 1993 in Stuttgart wurde er Silbermedaillengewinner über 5000 Meter und Weltmeister über 10.000 Meter. Damit hatte die Dominanz von Gebrselassie auf der Langstrecke begonnen.
Weltrekordläufer auf der Bahn
In den folgenden Jahren war er nicht mehr aufzuhalten. Von 1993 bis 1996 war er bei der Crosslauf-WM stets unter den ersten acht, mit einer Bronzemedaille 1994 als bester Platzierung.
Noch erfolgreicher war er auf der Bahn, wo er zahlreiche Weltrekorde aufstellte. Sein erster gelang ihm am 4. Juni 1994 in Hengelo, als er über 5000 Meter eine Zeit von 12:56,96 Minuten erzielte. Er verbesserte mit dieser Zeit den fast sieben Jahre alten Weltrekord des Marokkaners Saïd Aouita, der bis dahin als einziger Läufer unter 13 Minuten geblieben war. Als hervorragender Wettkampftaktiker distanzierte Gebrselassie häufig aufgrund seiner hohen Grundschnelligkeit mit einem Endspurt in der letzten Runde die Konkurrenten.
Bei den internationalen Titelkämpfen war er für den Rest der 1990er Jahre nicht zu besiegen: Bei den Weltmeisterschaften 1995 in Göteborg, 1997 in Athen und Leichtathletik-WM 1999 errang er Gold über 10.000 m ebenso wie bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta und 2000 in Sydney. Weitere vier Goldmedaillen gewann er bei Leichtathletik-Hallenweltmeisterschaften: Bei den 1997 in Paris siegte er über 3000 m, 1999 in Maebashi über 1500 m und 3000 m und 2003 in Birmingham über 3000 m. Er stellte 15 Weltrekorde auf. Über 5000 Meter war er von 1994 bis 2004 Inhaber des Weltrekordes, über 10000 Meter von 1995 bis 2004 (jeweils mit Unterbrechungen). Sein erfolgreichstes Jahr war 1998, als er seine bis 2004 gültigen Weltrekorde über 5000 Meter und 10.000 Meter aufstellte. 2002 verbesserte Gebrselassie zudem den Weltrekord im 10-km-Straßenlauf auf 27:02 Minuten.
Seine erste Niederlage über 10.000 Meter nach acht Jahren erlebte Gebrselassie bei der Weltmeisterschaft 2001 in Edmonton. Hier langte es für den Äthiopier nur zu Bronze. Es gewann der Kenianer Charles Kamathi. Zwei Jahre später folgte dann bei der WM in Paris/Saint-Denis die „Wachablösung“. Gebrselassie wurde lediglich von seinem jungen Landsmann Kenenisa Bekele geschlagen, der von nun an auf der Bahn dominieren sollte.
Zu diesem Zeitpunkt hatte sich Gebrselassie bereits längeren Distanzen zugewandt. Bei der Halbmarathon-Weltmeisterschaft 2001 gewann er bei seinem Debüt über diese Distanz den Titel in 1:00:03 h. 2002 wurde er Dritter beim London-Marathon in 2:06:35 h bei seinem ersten ernsthaften Start über die volle Strecke (als Jugendlicher war er bereits einen Marathon in Addis Abeba gelaufen).[1]
Bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen wurde er über 10.000 Meter Fünfter und humpelte verletzt über die Ziellinie. Gold ging wie im Jahr zuvor in Paris an Kenenisa Bekele, der auch schon Gebrselassies Weltrekorde über 5000 und 10.000 Meter gebrochen hatte.
Bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking wurde er über 10.000 Meter Sechster, nachdem er sich entschieden hatte, nicht am Marathon teilzunehmen.
Weltrekordläufer auf der Straße
Neben seiner Laufkarriere auf der Bahn stellte Gebrselassie weitere Rekorde auf der Straße auf.
2005 lief er bei den Tilburg Ten Miles mit 44:24 min die aktuelle Weltbestzeit über zehn Meilen (diese Distanz gehört nicht zu denen, für die offizielle Weltrekorde geführt werden) und stellte beim Amsterdam-Marathon mit 2:06:20 die Weltjahresbestzeit auf.
Am 15. Januar 2006 konnte Gebrselassie in Phoenix zwei Weltrekorde über 20 km und im Halbmarathon aufstellen. Am 12. März blieb er auch unter dem Weltrekord über 25 Kilometer. Diese Zeit wurde ihm jedoch wegen unerlaubter Hilfe durch Läufer, die erst später ins Rennen einstiegen, nicht als Weltrekord anerkannt. Die gelaufene Zeit von 1:11:37 h gilt daher nur als „Weltbestzeit“. Beim London-Marathon dagegen hatte er Probleme mit der regennassen Straße und wurde lediglich Neunter in 2:09:05.[1] Die Jagd auf den Marathon-Weltrekord setzte er bei zwei Rennen im Herbst fort: Beim Berlin-Marathon stellte er mit 2:05:56 die Weltjahresbestzeit auf, und beim Fukuoka-Marathon siegte er in 2:06:52.
2007 startete er erneut beim London-Marathon, musste jedoch aufgeben, da eine Pollenallergie bei ihm Atembeschwerden verursachte.[1][2] Beim Grand-Prix-Meeting der Leichtathleten in Ostrava am 27. Juni stellte Gebrselassie zwei weitere Weltrekorde in einem Rennen auf. Beim Stundenlauf legte er in 60 Minuten 21.285 m zurück und übertraf damit die 16 Jahre alte Bestmarke des Mexikaners Arturo Barrios. Im gleichen Lauf verbesserte er auch den Weltrekord über 20.000 m.[3]
Den Weltrekord über die 42,195-Distanz brach er schließlich am 30. September 2007 beim Berlin-Marathon. Mit 2:04:26 blieb er 29 Sekunden unter den 2:04:55, die sein kenianischer Freund Paul Tergat vier Jahre zuvor an gleicher Stelle erzielt hatte. Beim Siegerinterview präsentierte er sich in für ihn typischer Manier. Mit einem Lächeln erklärte er: „Don’t ask me how proud I am… I promised to run 2:03 h - it did not happen, what can I do…“ („Fragen Sie mich nicht, wie stolz ich bin… Ich habe versprochen, unter 2:04 h zu bleiben - ich hab's nicht geschafft, was soll ich machen…“).
Beim Dubai-Marathon 2008 versuchte er, diesen Rekord zu brechen, wofür eine Rekordprämie von 1.000.000 Dollar ausgeschrieben war. Nach einem horrend schnellen Beginn (10km in 28:39) erreichte er die Halbmarathonmarke in 1:01:27. Nachdem jedoch sein letzter Tempomacher bei km 30 ausgestiegen war, wurde er langsamer, und so schmolz sein Vorsprung auf die Zwischenzeiten von Berlin, der bei km 35 noch 25 Sekunden betrug, dahin. Die Endzeit von 2:04:53 brachte ihm 250.000 Dollar Siegprämie ein.[4]
Im Frühjahr 2008 sagte er aufgrund seines Asthmaleidens die Teilnahme am Marathonlauf der Olympischen Spielen 2008 wegen der starken Luftverschmutzung in Peking ab.[5] Stattdessen startete er noch einmal über die 10.000-Meter-Distanz. Bis in die letzte Runde war er in der Spitzengruppe, musste aber im Schlussspurt seine jüngeren Konkurrenten ziehen lassen und kam auf den sechsten Platz, fünfeinhalb Sekunden hinter Kenenisa Bekele, der seinen Sieg von Athen wiederholte. Im Nachhinein bedauerte Gebrselassie seine Marathonabsage, da die Luftverhältnisse in Peking während der Spiele wesentlich besser waren als bei seinem ersten Besuch.[6]
Beim 35. Berlin-Marathon 2008 brach er nach einem taktisch klug und wesentlich gleichmäßiger als in Dubai gelaufenen Rennen mit 2:03:59 seinen eigenen Weltrekord, den er fast auf den Tag genau ein Jahr inne hatte. Freudestrahlend erreichte er das Ziel und hatte damit doch noch sein Versprechen aus dem Vorjahr (Berlin-Marathon 2007) wahr werden lassen.[7] Gefragt, ob er irgendwann sogar noch schneller laufen könne, antwortete er kurz nach dem Rennen "Sicherlich, vielleicht 2:03:30 Stunden. Aber ich habe einen starken Konkurrenten, und der ist mein Alter."[8]
2009 scheiterte sein Versuch, beim Dubai-Marathon im Januar den Marathonweltrekord nochmals zu verbessern. Seine Siegerzeit von 2:05:29 war jedoch zu diesem Zeitpunkt immer noch die achtschnellste Zeit der Geschichte.[9] Nach dem Rennen erklärte er: "Ich bin gekommen, um Weltrekord zu laufen, aber durch den Regen und den Wind war dies heute nicht möglich."[10] Außerdem kündigte er an, auf einen Start bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Berlin verzichten zu wollen, um stattdessen beim Berlin-Marathon erneut den Weltrekord anzugreifen.[11] Im März versuchte er, den Halbmarathonweltrekord zurückzuerobern, den er zwischenzeitlich an Samuel Wanjiru verloren hatte. Beim City-Pier-City Loop in Den Haag konnte er wegen widriger Wetterbedingungen den Rekord (58:35) aber zu keinem Zeitpunkt gefährden und erreichte das Ziel in 59:47. Im Schlussspurt musste er sogar noch den Kenianer Sammy Kirop Kitwara ziehen lassen, der mit vier Sekunden Vorsprung siegte.[12]
Bestzeiten
Disziplin Leistung Datum Ort Bemerkungen 1500 m 3:33,73 6. Juni 1999 Stuttgart 1500 m (Halle) 3:31,76 1. Februar 1998 Stuttgart 1 Meile 3:52,39 27. Juni 1999 Gateshead 2000 m 4:56,10 22. August 1997 Brüssel 2000 m (Halle) 4:52,86 15. Februar 1998 Birmingham ehemaliger Weltrekord 3000 m 7:25,09 28. August 1998 Brüssel Weltjahresbestzeit 1998 5000 m 12:39,36 13. Juni 1998 Helsinki ehemaliger Weltrekord 10.000 m 26:22,75 1. Juni 1998 Hengelo ehemaliger Weltrekord 10 km 27:02 11. Dezember 2002 Doha ehemaliger Weltrekord 15 km 41:38 11. November 2001 Nijmegen 10 Meilen 44:24 4. September 2005 Tilburg Weltbestzeit 20.000 m 56:25,98 27. Juni 2007 Ostrava Weltrekord, Zwischenzeit beim Stundenlauf 20 km 55:48 15. Januar 2006 Phoenix ehemaliger WR, Zwischenzeit beim Halbmarathon Halbmarathon 58:55 15. Januar 2006 Phoenix ehemaliger Weltrekord Stundenlauf 21,285 km 27. Juni 2007 Ostrava Weltrekord 25 km 1:11:37 12. März 2006 Alphen aan den Rijn Weltbestzeit Marathon 2:03:59 28. September 2008 Berlin Weltrekord - (Quelle: [13]; aktuelle Weltrekorde fett; Stand: 1. April 2009)
Persönliches
Haile Gebrselassie ist 1,64 m groß. Er ist das achte von zehn Geschwistern und legte angeblich in seiner Jugend täglich 10 km auf dem Schulweg mit seiner Tasche unter dem Arm zurück, was nach eigener Aussage immer noch an der eigentümlichen Haltung des linken Arms beim Laufen abzulesen sein soll. Er ist verheiratet, hat vier Kinder und ist ein erfolgreicher Geschäftsmann. 1999 wurde sein Leben und seine Karriere in einem Film verarbeitet.[14]
Gebrselassie ist Athletenbotschafter der Entwicklungshilfeorganisation Right to Play. 1998 wurde er zum Weltleichtathleten des Jahres gewählt. Er ist Ehrenbotschafter der Vereinten Nationen für ein Programm zur Entwicklung Äthiopiens (ONUD) und Träger des Olympischen Ordens.
Weblinks
- Athletenportrait von Haile Gebrselassie bei der IAAF
- Athletenportrait von Haile Gebrselassie auf marathoninfo.free.fr
- Athletenportrait auf der Website der World Marathon Majors
- Ethiopian Athletics Legends: Haile Gebrselassie auf ethiopians.com
- „Ich bin gekommen, um Weltrekord zu laufen“, Interview in der Welt, 23. September 2006
- „Ich mache das, was gut für mein Land ist“, Interview mit der Berliner Morgenpost, 2. Oktober 2007
Fußnoten
- ↑ a b c Runner’s World: Haile Gebrselassie malt sich 2:03 Stunden aus. 7. August 2007
- ↑ Die Welt: Berlin-Marathon: Gebrselassie vor der Erfüllung seines Traums. 28. September 2007
- ↑ IAAF: Interview zum Stundenlauf-Weltrekord. 20. August 2007 (engl.; MP3, 5:41 min.)
- ↑ IAAF: Second fastest of all time for Gebre in Dubai Marathon. 18. Januar 2008
- ↑ Focus: Luftverschmutzung: Sportler fürchten Atemnot in Peking. 23. Juli 2008
- ↑ ORF: Gebrselassie bereut Marathon-Absage. 18. August 2008
- ↑ rbbonline: 35. Berlin-Marathon: Gebrselassie bricht eigenen Weltrekord. 28. September 2008
- ↑ DLV: Haile Gebrselassie der Laufkönig von Berlin. 28. September 2008
- ↑ Ewige Bestenliste im Marathonlauf auf alltime-athletics.com
- ↑ DLV: Kein Weltrekord in Dubai. 16. Januar 2009
- ↑ DLV: Haile Gebrselassie liebäugelt mit WM-Verzicht. 19. Januar 2009
- ↑ IAAF: Upsets at The Hague - Kitwara and Wangui prevail in City-Pier-City Half Marathon. 14. März 2009
- ↑ Gebrselassie’s PR Progression (Stand Ende 2006)
- ↑ Endurance in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
Olympiasieger im 10.000-Meter-Lauf1908: Emil Voigt (8046,57 Meter) | 1912: Hannes Kolehmainen | 1920: Paavo Nurmi | 1924: Ville Ritola | 1928: Paavo Nurmi | 1932: Janusz Kusociński | 1936: Ilmari Salminen | 1948: Emil Zátopek | 1952: Emil Zátopek | 1956: Wolodymyr Kuz | 1960: Pjotr Grigorjewitsch Bolotnikow | 1964: William Mills | 1968: Naftali Temu | 1972: Lasse Virén | 1976: Lasse Virén | 1980: Miruts Yifter | 1984: Alberto Cova | 1988: Brahim Boutayeb | 1992: Khalid Skah | 1996: Haile Gebrselassie | 2000: Haile Gebrselassie | 2004: Kenenisa Bekele | 2008: Kenenisa Bekele
Weltmeister im 10.000-m-Lauf1983: Alberto Cova | 1987: Paul Kipkoech | 1991: Moses Tanui | 1993: Haile Gebrselassie | 1995: Haile Gebrselassie | 1997: Haile Gebrselassie | 1999: Haile Gebrselassie | 2001: Charles Kamathi | 2003: Kenenisa Bekele | 2005: Kenenisa Bekele | 2007: Kenenisa Bekele
Personendaten NAME Gebrselassie, Haile KURZBESCHREIBUNG äthiopischer Langstreckenläufer, Olympiasieger und Weltrekordhalter GEBURTSDATUM 18. April 1973 GEBURTSORT Assela
Wikimedia Foundation.