Gehrisch

Gehrisch

Peter Gehrisch (* 13. Januar 1942 in Dresden) ist ein deutscher Schriftsteller, Übersetzer und Herausgeber der Zeitschrift „Ostragehege“. Für seine Verdienste um die deutsch-polnische Verständigung wurde ihm 2006 der Verdienstorden des Freistaates Sachsen verliehen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Peter Gehrisch wurde in Dresden geboren, nach der Bombardierung der Stadt 1945 lebte die Familie kurzzeitig in Bielathal, bevor sie sich erneut in Dresden niederließ. Peter Gehrisch begann nach seinem Schulabschluss eine Ausbildung am Lehrerbildungsinstitut in Nossen und studierte Deutsch und Ethik an der Pädagogischen Hochschule „Clara Zetkin“ Leipzig und der Technischen Universität Dresden. Es folgten Anstellungen als Lehrer: Ab 1985 war er an der Volkshochschule in Dresden tätig und gab im Zuge der Wende Kurse, die „sich mit der jüngst vergangenen Geschichte der DDR-Literatur und ihren Literaten kritisch auseinander[…]setzen. Man nimmt sich vor, die Geschichte neu zu bewerten und den in der DDR unerwünschten Autoren den Raum der Volkshochschule zur Verfügung zu stellen.“[1] Ab 1992 war Peter Gehrisch auch an Gymnasien Dresdens wie dem Abendgymnasium als Lehrer tätig.

Bereits 1983 erschienen erste Veröffentlichungen Peter Gehrischs in Zeitungen und Zeitschriften, so war er als Literaturkritiker für die Dresdner Tageszeitungen Union und Sonntag tätig. Im Jahr 1990 erschien ein Beitrag Peter Gehrischs als „Mitarbeiter aus der DDR“ in der Wochenzeitung Die Zeit.[2] Im Jahr 1993 veröffentlichte er zusammen mit dem Dresdner Fotografen Christian Borchert (1942–2000) den Band Dresden. Flug in die Vergangenheit, der Bilder aus Dokumentarfilmen aus den Jahren 1910 bis 1949 enthält. Bereits ein Jahr später erschien mit dem Buch Das Glücksrad eine Sammlung von Kurzgeschichten, die sie mit der unmittelbaren Nachkriegszeit beschäftigten. Dies sowie die Auseinandersetzung mit der Bombardierung Dresdens sind Themen, die sich durch Peters Gehrischs autobiografisch geprägtes Gesamtwerk ziehen und die er zuletzt in seinem Roman Hans-Theodors Karneval oder Das Federnorakel aus dem Jahr 2006 verarbeitete.

Aus seiner Biografie entspringt auch sein Interesse für das Nachbarland Polen. Die Großeltern Peter Gehrischs wurden nach Ende des Zweiten Weltkriegs aus Bad Charlottenbrunn vertrieben, woraufhin er sich als Enkel intensiv mit dem Land und der Sprache beschäftigte.[3] Er lernte Polnisch und pflegte Kontakte zu polnischen Schriftstellern. In den Jahren 1993 und 1996 war er der Initiator der Deutsch-Polnischen Literaturtage in Dresden und arbeitete von da an auch als Übersetzer polnischer Werke ins Deutsche, so zum Beispiel von Gedichten Cyprian Kamil Norwids, Urszula Koziołs oder Wojciech Izaak Strugałas. Auch eigene Werke, wie der Gedichtband Wortwunder Vers / Zraniony słowem wers aus dem Jahr 2001 erschienen in deutscher und polnischer Sprache. Zusammen mit Renata Maria Niemierowska und dem Übersetzer Marek Śnieciński initiierte Peter Gehrisch 1999 das Projekt Orpheus/Orfeusz, zu dem sich zwei Mal im Jahr Schriftsteller aus verschiedenen europäischen Ländern in Polen, seit 2003 immer in Lwówek Śląski, zu den Europa-Tagen der Poesie treffen, eigene Texte verfassen und vor Publikum in Polen und Deutschland vorstellen. Eine Zusammenstellung von Texten des Projekts gab Peter Gehrisch zusammen mit Axel Helbig 2005 unter dem Titel Orpheus versammelt die Geister. Stimmen aus der Mitte Europas heraus.

Peter Gehrisch ist Gründer des Vereins Literarische Arena, der seit 1994 die Zeitschrift für Literatur und Kunst Ostragehege herausgibt und bisher [4] sechs Anthologien, wie zum Beispiel Orpheus versammelt die Geister im Kontext der Begegnung mit osteuropäischen Kulturen, herausgegeben hat.

Im Jahr 2006 wurde Peter Gehrisch durch den sächsischen Ministerpräsidenten Georg Milbradt der Verdienstorden des Freistaates Sachsen verliehen, da er „sich um die Literatur in Sachsen und den Kulturaustausch mit Polen und Tschechien hervorragende Verdienste erworben [hat…] Herr Gehrisch organisierte zahlreiche Autorentreffen, die im großen Maße zu dem guten nachbarschaftlichen Verhältnis zwischen Sachsen und seinen polnischen und tschechischen Grenzregionen geführt haben. Auch sein eigenes schriftstellerisches Werk ist dem Gedanken der Verständigung und Versöhnung mit den Nachbarstaaten gewidmet.“[5]

Peter Gehrisch lebt heute zusammen mit seiner polnischen Ehefrau in Dresden und Lwówek Śląski.

Werke

  • Dresden, Flug in die Vergangenheit (zusammen mit Christian Borchert; 1993)
  • Poet’s corner 19: Peter Gehrisch (1993)
  • Das Glücksrad (Kurzgeschichten, 1994)
  • Wortwunder Vers / Zraniony słowem wers (Gedichte, 2001)
  • Hans-Theodors Karneval oder Das Federnorakel (Roman, 2006)
  • Tunnelgänge (Gedichte, 2006)

Veröffentlichungen als Übersetzer und Herausgeber

  • Zielona granica / Die grüne Grenze (Ü., Mhrsg.; 1995)
  • Es ist Zeit, wechsle die Kleider. Stimmen aus Polen (Gedichte, Hrsg. mit Dieter Krause; 1998)
  • Das Land Ulro nach Schließung der Zimtläden. Stimmen aus Deutschland, Polen, Ungarn und Tschechien (Hrsg. mit Axel Helbig, 2000)
  • Orpheus. Gespräch im Wort / Orfeusz, Rozmowa w słowie (Gedichte, Mhrsg.; 2001)
  • Heimkehr in die Fremde. Stimmen aus der Mitte Europas (Mhrsg., 2002)
  • Cyprian Kamil Norwid: „Das ist Menschensache! …” Ausgewählte Gedichte (Ü. u. Hrsg.; 2003)
  • Wojciech Izaak Strugała: Phantasmagorien (Ü. u. Hrsg.; 2005)
  • Orpheus versammelt die Geister. Stimmen aus der Mitte Europas (Mhrsg., 2005)
  • Z ust źródeł / Aus Brunnen-Mündern. Spotkania z poezją / Begegnung der Poesie in Lwówek Śląski (Hrsg., 2006)
  • Urszula Koziol: Bittgesuche (Ü. u. Hrsg. 2007)

Literatur

  • Steffi Eckold: „Die Gedichte meiner Kindheit zählen nicht.“ Ethiklehrer Peter Gehrisch ist Rezensent, Übersetzer, Essayist, Schriftsteller und Herausgeber einer Kunstzeitschrift. In: Platonium, Ausgabe 16, Heft 11, 2001, S. 30f.
  • Undine Materni: Heimkehr in die Fremde. In: Sächsische Zeitung, 15. August 2007.
  • Konrad Feilchenfeldt (Hrsg.): Deutsches Literatur-Lexikon: Das 20. Jahrhundert. Band 10. Saur, Zürich und München 2007, S. 539.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wiltrud Gieseke, Karin Opelt: Erwachsenenbildung in politischen Umbrüchen. Programmforschung Volkshochschule Dresden 1945–1997. Leske + Budrich, Opladen 2003, S. 201.
  2. Peter Gehrisch: Nun auch er in der DDR: Ausgewähltes von Uwe Johnson. In: Die Zeit . Nr. 11, 9. März 1990.
  3. Steffi Eckold: „Die Gedichte meiner Kindheit zählen nicht.“ Ethiklehrer Peter Gehrisch ist Rezensent, Übersetzer, Essayist, Schriftsteller und Herausgeber einer Kunstzeitschrift. In: Platonium, Ausgabe 16, Heft 11, 2001, S. 31.
  4. Stand März 2009
  5. Auszug aus der Verleihungsbegründung.

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