Gemeiner Erdrauch

Gemeiner Erdrauch
Gewöhnlicher Erdrauch
Gewöhnlicher Erdrauch (Fumaria officinalis)

Gewöhnlicher Erdrauch (Fumaria officinalis)

Systematik
Unterklasse: Hahnenfußähnliche (Ranunculidae)
Ordnung: Hahnenfußartige (Ranunculales)
Familie: Mohngewächse (Papaveraceae)
Unterfamilie: Erdrauchgewächse (Fumarioideae)
Gattung: Erdrauch (Fumaria)
Art: Gewöhnlicher Erdrauch
Wissenschaftlicher Name
Fumaria officinalis
L.
Gewöhnlicher Erdrauch (Fumaria officinalis), Illustration.

Der Gewöhnliche Erdrauch (Fumaria officinalis), auch Gemeiner Erdrauch genannt, ist die in Mitteleuropa häufigste Pflanzenart der Gattung Erdrauch (Fumaria).

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Es handelt sich um eine einjährige krautige Pflanze, die aufrecht bis aufsteigend, jedoch nicht kriechend oder kletternd wachsen. Ihre Stängel erreichen Längen zwischen 10 und 50 cm.

Die Laubblätter sind fiedrig zusammengesetzt mit stumpf lanzettlichen Fiedern, die schmaler als bei den meisten anderen Erdraucharten sind. Wie der Stängel sind auch die Blätter kahl und bläulich-grün. Dadurch wirkt ein Bestand von weitem „rauchähnlich“ (Name!).

Der traubige Blütenstand ist 20- bis 40-blütig und einschließlich des Blütenstandschaftes 3 bis 7 cm lang. Die zwittrigen Blüten sind zygomorph. Die zwei Kelchblätter sind 1,5 bis 3,5 mm lang und 1 bis 1,5 mm breit, aber fallen leicht ab. Vier Kronblätter bilden die Krone, die rosa bis purpur, an der Spitze oft dunkelrot bis schwarz gekrönt und in der Regel 8 bis 9 mm lang ist. Der Sporn weist eine Länge von etwa 2,5 mm auf. Die Blütezeit reicht von Mai bis Oktober.

Ökologie

Die zwittrigen Blüten werden in der Regel durch Insekten bestäubt, aber auch eine Selbstbestäubung ist möglich. Die Samen werden durch Ameisen verbreitet (Myrmechorie). Entsprechend den ökologischen Zeigerwerten nach Ellenberg weist die Halbschattenpflanze auf warmgemäßigtes Seeklima und gleichmäßig leicht feuchte Gebiete hin. Außerdem lässt sie auf schwach saure, stickstoffreiche Böden schließen.

Es handelt sich bei dieser Art um einen Kulturbegleiter seit der jüngeren Steinzeit (Archäophyt).

Vorkommen

Ursprünglich war diese Art in den gemäßigten und mediterranen Zonen Eurasiens beheimatet. Heute ist sie fast kosmopolitisch.

Diese Art gilt als Nährstoffanzeiger. Sie wächst auf nährstoffreichem, bearbeitetem Boden wie in Gärten, auf Äckern oder Weinbergen oder an Ruderalstellen, wo sie überall häufig ist. Dabei tritt sie in kleinen Gruppen oder als Einzelexemplar auf.

Verwendung als Heilpflanze

Bereits Plinius hat die Pflanze erwähnt. Der Gewöhnliche Erdrauch wurde früher als Heilpflanze bei Leber- und Gallenerkrankungen verwendet. Er ist auch heute noch in vielen Teemischungen, die bei Leberleiden helfen sollen, enthalten. Vor einer Anwendung durch den Laien wird allerdings gewarnt. Die Wirkung beruht auf sieben verschiedenen Alkaloiden, von denen das Protopin besonders wichtig ist. Eine besondere Rolle spielt auch die in größerer Menge in der Pflanze enthaltene Fumarsäure. Der Gesamtextrakt findet auch Anwendung als Spasmolytikum. Diese Fumarsäure scheint auch gegen Multiple Sklerose (MS) zu helfen. Diese Wirkung hat eine Studie Ende 2008 an 257 MS-Patienten ergeben. Diese Studie wurde unter der Leitung des Bochumer Neurologen Ralf Gold und seines Baseler Kollegen Ludwig Kappos durchgeführt. Die Fumarsäure beeinflusste dabei das Immunsystem so, dass bei MS-Patienten über 70% weniger Entzündungsherde im Gehirn und etwa ein Drittel weniger Schübe auftraten. Veröffentlicht hat diese Ergebnisse die Ruhr-Universität Bochum am 2. Dezember 2008 unter Berufung auf einen Bericht der Forscher im Journal "The Lancet". Neben einer Extraktion aus Pflanzen kann Fumarsäure auch synthetisch gewonnen werden. Weiterhin spielt die Fumarsäure bei der Therapie der "schweren Schuppenflechte", die wie die MS eine Autoimmunkrankheit ist, eine große Rolle.

Abbildungen

Quellen

Literatur

  • Haeupler/Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands, Ulmer Verlag, Stuttgart, 2000, ISBN 3-8001-3364-4
  • Adler, Oswald, Fischer: Exkursionsflora von Österreich. Ulmer Verlag, Stuttgart und Wien, 1994, ISBN 3-8001-3461-6
  • Binz, Heitz: Schul- und Exkursionsflora für die Schweiz, Schwabe & Co. AG, Basel, 1986, ISBN 3-7965-0832-4
  • Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora, Ulmer Verlag, Stuttgart, 1990, ISBN 3-8001-3454-3
  • Garcke: Illustrierte Flora, 1972, Verlag Paul Parey, ISBN 3-489-68034-0

Weblinks

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