Gemeinschaft von Taizé

Gemeinschaft von Taizé

Die Communauté de Taizé (Gemeinschaft von Taizé) ist ein internationaler ökumenischer Männerorden in Taizé in der Nähe (ca. 10 km nördlich) von Cluny, Saône-et-Loire, Frankreich. Bekannt ist sie vor allem durch die in Taizé und verschiedenen Orten ausgerichteten ökumenischen Jugendtreffen, zu denen allein nach Taizé jährlich etwa 200.000 Besucher vieler Nationalitäten und Konfessionen kommen. Der Gründer und bis zu seinem Tod im Jahr 2005 als Prior der Gemeinschaft tätige Roger Schutz trug maßgeblich zu der heutigen Popularität bei, die sich ungebrochen fortsetzt.

Communauté de Taizé

Kirche der Versöhnung

Ort: Taizé (Saône-et-Loire)
Aktueller Prior: Frère Alois
Mitglieder: ca. 100 Brüder aus 25 Nationen
Gründer: Frère Roger
Gründungsjahr: 1949

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Frère Roger, der Gründer und langjährige Prior der Communauté
Alte romanische Dorfkirche mit dem Grab von Frère Roger

Bei seiner Ankunft 1940 in Taizé kaufte Roger Schutz zunächst ein Haus, in dem er Kriegsflüchtlinge aufnahm. 1942 floh er vor der Gestapo, kehrte jedoch nach der Befreiung 1944 wieder nach Taizé zurück. In der Zwischenzeit hatten sich ihm die ersten Brüder angeschlossen, die gemeinsam eine zunächst evangelische, später ökumenisch ausgerichtete Communauté (Gemeinschaft) gründeten. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg besuchten die Brüder oft Kriegsgefangene eines nahen Gefangenenlagers und konnten mit der Zeit auch das Vertrauen der Wachen so weit gewinnen, dass sie Gefangene zum sonntäglichen Gottesdienst einladen durften. 1949 beschlossen die Brüder, deren Zahl weiter angewachsen war, sich endgültig dem gemeinsamen einfachen Leben in Ehelosigkeit zu verschreiben.

Am Ostersonntag, dem 17. April 1949 legten die ersten sieben Brüder, Roger Schutz, Max Thurian, Pierre Souvairan, Daniel de Montmollin, Robert Giscard, Axel Lochen und Albert Lacour ihr Gelübde ab. Die Zahl ist auf heute etwa 100 Brüder angewachsen, von denen etwa 1/3 in Elendsvierteln auf der ganzen Welt lebt.

Anfangs kamen viele Theologen nach Taizé, um dieses Experiment einer evangelischen Ordensgemeinschaft kennenzulernen. Später hielten verschiedene andere Ordensgemeinschaften in Taizé Versammlungen und Retraiten ab. In den 1960er Jahren folgten zunehmend auch Jugendliche der Einladung, den Orden zu besuchen. Sie konnten sich dort, unter Anleitung von Brüdern und Schwestern eines der Communauté nahestehenden katholischen Ordens, in multinationalen Gruppen mit biblischen oder spirituellen Themen beschäftigen. Sie erhielten einfache Unterkünfte und Verpflegung gegen ein geringes Entgelt, wurden jedoch auch zu Arbeiten eingeteilt.

Durch die stetig wachsende Anzahl an Besuchern war die romanische Dorfkirche häufig überlastet, so dass 1961 am Rande des Dorfes der Bau der Versöhnungskirche begann. Der Bau wurde unterstützt durch einen Bauorden und deutsche Freiwillige der Aktion Sühnezeichen. Seither kamen immer mehr Jugendliche nach Taizé und 1966 fand das erste Jugendtreffen mit 1400 Teilnehmern aus 30 Ländern statt.

1970 kündigte Fr. Roger ein Konzil der Jugend an, dessen Hauptversammlung 1974 stattfand. Das Konzil wurde 1979 vorläufig ausgesetzt und ging in einen „Pilgerweg des Vertrauens auf der Erde“ über.

Für seinen Einsatz beim Aufbau Europas und für den Frieden erhielt Frère Roger 1974 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, 1988 den UNESCO-Preis für Friedenserziehung und 1989 den Internationalen Karlspreis der Stadt Aachen. 2003 wurde der Communauté der Dignitas Humana Award verliehen.

Am 16. August 2005 wurde der Prior der Gemeinschaft während des Abendgebetes in Taizé von einer wahrscheinlich psychisch kranken Rumänin mit einem Messer so schwer verletzt, dass er wenig später im Kreis einiger Brüder seinen Verletzungen erlag. Der gebürtige Stuttgarter Frère Alois, der während der Tat auf dem Weltjugendtag in Köln war, reiste sofort nach Taizé zurück. Bereits am Tag nach Frère Rogers Tod übernahm er die Aufgaben des Priors.

Auszeichnungen

„Das Kuratorium ist der Überzeugung, dass die Communauté de Taizé ein Engagement für Freiheit der Religion und des Gewissens vorlebt, wie es Präsident Roosevelt als eine Voraussetzung für eine bessere Welt bezeichnet hatte.“

Siehe auch unter Frère Roger

Mitglieder

Die Communauté hat heute knapp 100 Mitglieder aus über 25 verschiedenen Ländern. Bekannte Mitglieder waren und sind Denis Aubert, Robert Giscard, Frère John, Daniel de Montmollin, Éric de Saussure, Pierre Souvairan, Pierre-Yves Emery und Max Thurian.

Die Ziele der Gemeinschaft

„Zeltstadt“ Gemeinschaftsunterkünfte für die Jugendlichen, die jede Woche nach Taizé kommen

Pilgerweg des Vertrauens

Zu den Zielen der Communauté gehört es, mit jungen Erwachsenen (und für die Jugendarbeit Verantwortlichen) quer durch die Ortskirchen einen „Pilgerweg des Vertrauens auf der Erde“ zu gehen, der sich der Bergpredigt des Jesus von Nazaret in besonderer Weise verpflichtet weiß. Dabei werden gemeinsames Beten, Nachdenken über praktische Umsetzungsmöglichkeiten der Bergpredigt bis hin zu politischem Engagement auf unkomplizierte Weise miteinander verbunden.

Dieser Weg hat nicht die Gestalt einer fest organisierten Bewegung; vielmehr werden Jugendliche dazu aufgerufen, sich in ihrem Alltag für Frieden, Versöhnung in der Kirche und Vertrauen auf der Erde zu engagieren. Als Etappe auf diesem Pilgerweg werden seit 1978 zum Jahreswechsel mehrtägige Europäische Jugendtreffen mit bis zu hunderttausend Jugendlichen vorbereitet. Seit den 1980er Jahren finden in unregelmäßigen Abständen Treffen auf anderen Kontinenten statt. 2006 fand in Kalkutta ein Treffen außerhalb Europas statt, das den Anfang für weitere Begegnungen in Afrika und Südamerika bilden soll. 2007 traf man sich im bolivianischen Cochabamba. Im Jahr 2008 fand das Internationale Jugendtreffen vom 26. bis 30. November in Nairobi (Kenia) statt, im Februar 2010 wird ein Treffen in Manila (Philippinen) stattfinden.

Die Brüder von Taizé bestreiten ihren Lebensunterhalt aus dem Erlös ihrer Arbeit. Bekannt sind vor allem die Töpferwerkstatt und andere künstlerische Arbeiten. Die Brüder nehmen für sich selbst weder Spenden noch Erbschaften an.

Jugendtreffen in Taizé

Gleichzeitig treffen sich Woche für Woche mehrere Tausend, in den Sommermonaten und an Ostern teilweise bis 6000 Jugendliche in Taizé, um dort an den internationalen Jugendtreffen teilzunehmen. Der Gedanke dieser Treffen ist auch wieder in die Herkunftsländer der Besucher zurückgeflossen. Jeder Teilnehmer der Treffen ist eingeladen, im christlichen Glauben einen Sinn für das eigene Leben zu finden und sich darauf vorzubereiten, zu Hause Verantwortung zu übernehmen. Heute finden sich zahlreiche provisorische Gruppen, die auch außerhalb von Taizé in ähnlichem Stil Andachten und Gottesdienste feiern, beispielsweise in Form einer Nacht der Lichter. Frère Roger tat sein Übriges dazu, indem er jedes Jahr einen Brief an die Jugendlichen („Brief aus Taizé“) verfasste und in die ganze Welt hinaus verschickte.

Aufenthalt in Taizé

Typischer Tagesablauf
08:15 Morgengebet mit Abendmahl/Kommunion
anschließend gemeinsames Frühstück
10:00 Bibeleinführung in der großen Gruppe
anschließend Kleingruppengespräche
12:20 Mittagsgebet
anschließend gemeinsames Mittagessen
14:00 verschiedene Arbeiten, Chor oder Gespräche
17:15 Tee
17:45 Themengruppen / Regionaltreffen
19:00 gemeinsames Abendessen
20:30 Abendgebet mit offenem Ende
23:30 Nachtruhe
Eine typische einfache Mittagsmahlzeit

Grundsätzlich ist ein Aufenthalt in Taizé an wenige feste Regeln gebunden. Es existieren Essenszeiten und gemeinsame Gebete, außerdem wird ein wöchentlicher Turnus eingehalten, der auf die Ankunft am Sonntag Nachmittag und Abreise am darauf folgenden Sonntag Mittag ausgelegt ist und von den meisten Besuchern eingehalten wird. Anmelden sollte man sich mindestens zwei Wochen vor dem Aufenthalt.

Nach der Ankunft werden Besucher, wenn möglich in ihrer Muttersprache, begrüßt und bekommen einen kurzen Überblick über die Anlagen und Tagesabläufe in Taizé. Die Unterbringung erfolgt für Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 17 und 29 Jahren in Baracken oder Großraumzelten, das Mitbringen von eigenen Zelten oder Wohnwagen ist ebenfalls möglich und besonders in der Hauptsaison sinnvoll.

Für Unterbringung und Verpflegung wird von Jugendlichen aus Deutschland ein Kostenbeitrag zwischen 5,50 € und 7,50 € pro Person und Tag entrichtet. Der Betrag variiert je nach Herkunftsland, um den verschiedenen wirtschaftlichen Gegebenheiten Rechnung zu tragen. So können die Teilnehmer nach ihren persönlichen Gegebenheiten beitragen, um finanziell Schwächeren einen verbilligten Aufenthalt zu ermöglichen.

Erwachsene ab 30 Jahren haben eine gesonderte Unterbringung und ein eigenes Programm, Familien mit Kindern treffen sich im 600 m entfernten Olinda in Ameugny, wo auch eine Betreuung für Kleinkinder angeboten wird. Die Teilnehmerzahl ist allerdings, aufgrund der starken Überlastung des Ortes, seit 2006 auf bestimmte Kalenderwochen und während dieser Wochen auf 100 Familien pro Woche beschränkt. Die Familien werden weiterhin gebeten, nicht öfter als einmal in zwei Jahren zu kommen.

Aktivitäten

Für die Zeiträume zwischen den Gottesdiensten und Mahlzeiten ist es möglich, sich für eines von drei Themengebieten, die sich meist mit Bibeltexten oder Auszügen aus dem Brief aus Taizé befassen, zu entscheiden. Diese werden dann täglich vormittags im Rahmen der Bibeleinführung von einem Bruder vorgestellt und anschließend in multinationalen und oft auch multilingualen Kleingruppen besprochen. Nachmittags werden die Gesprächsgruppen fortgesetzt oder während der Zeit eine allgemeinnützige Arbeit verrichtet.

Diese Arbeiten werden ebenfalls zu Beginn der Woche verteilt und beinhalten Aufgaben, die im laufenden Betrieb anfallen, beispielsweise Kochen, Abwaschen, Putzen und Aufräumen des großen Geländes. Darüber hinaus werden aber auch Nightwelcome-Helfer (umgangssprachlich auch häufig Nightguards genannt - diese Bezeichnung entspricht jedoch nicht der Vorstellung der Brüder), die für die Nachtruhe sorgen, Helfer für die Gottesdienste, Betreuer für die Kinder in Olinda, Verkäufer für das Oyak, Helfer für die Taizé eigene Werkstatt genannt Cadole, Helfer für die Ordnung auf dem Gelände, Helfer für den Auf- und Abbau der Großraumzelte und geübte Sänger für den Chor während der Gottesdienste aus den Reihen der Besucher eingeteilt.

Vor dem Abendessen besteht die Möglichkeit, an einem Workshop oder einer Diskussion mit täglich wechselnden Themen teilzunehmen.

Gebet vor dem Kreuz und Osterlicht

Der Mittelgang der Kirche von Taizé

Freitagabends liegt in der Mitte der Kirche die Kreuzikone. Dort beten die Brüder nach dem Abendgebet noch einige Minuten. Dann ist jeder eingeladen, zum Kreuz zu kommen und die Stirn auf das Holz zu legen. Die Geste will sagen, dass man dem Gekreuzigten alle Lasten, eigene wie fremde, übergeben kann. Während dieses Gebet die Karfreitagsliturgie aufgreift, wird am Samstagabend im Lichtergebet die Auferstehung Jesu Christi, Ostern, gefeiert. Während des Gottesdienstes wird in der Mitte ein Licht entzündet, welches immer weiter gegeben wird. Dieses Bild kann als direkte Metapher des Gedankens von Taizé gesehen werden, dem Geben und Empfangen. Jeder gibt etwas von sich in Taizé, indem er mithilft, seine Gedanken mitteilt und in der Kirche singt, und er empfängt, indem er spirituelle Geborgenheit, Glauben in Gott und den Einklang mit sich selbst empfindet. Auch im Lichtergebet empfängt jeder das Licht von einem Anderen und gibt es an mindestens einen Anderen weiter, ohne dass das eigene Licht dabei ausgeht. Denn auch das ist eine Kernbotschaft: Wer sich mitteilt, behält das Weitergegebene nicht in sich selbst, sondern kann es im Gespräch intensiver erfahren. Einer der Brüder in Taizé sagte einmal, dass das Schöne des Lichtergebets die Veränderung sei, die in den Gesichtern der Menschen stattfinde. Sind diese vorher vielleicht noch etwas steif und leer, verwandeln sie sich in Gesichter von Kindern, wenn die Kerzen angehen.

Organisation

Eine Woche in Taizé ist von der Erfahrung des Lebens in Gemeinschaft geprägt. Jeder und jede übernimmt eine kleine Aufgabe: Empfang und Verteilung von Unterkünften, Abwasch, Toiletten und Duschen putzen. Darüber hinaus gibt es eine größere Anzahl von freiwilligen Helfern, die einen längeren Zeitraum zwischen drei Monaten und einem Jahr in Taizé verbringen, unter Umständen auch Zivildienstleistende, offizielle FSJ-Plätze gibt es (noch) nicht. Die Helfer organisieren die einzelnen Arbeitsteams, erledigen Aufgaben wie die Begrüßung neuer Besucher, die Arbeit im Casa oder in La Morada, die Leitung des Küchenteams etc.

Musik aus Taizé

Bekannt ist die Communauté de Taizé auch für ihre charakteristischen Gesänge, die in vielfacher Wiederholung gesungen werden: einstrophig, kurz, in schlichtem oder gar einfältigem Satz, oft vierstimmig oder kanonisch. Die meisten dieser Gesänge wurden ab dem Jahr 1975 von Jacques Berthier, einige von Joseph Gelineau und die meisten neuen von Brüdern der Communauté komponiert. Die Gesangstexte basieren meist auf einer Bibelstelle und sind in Latein oder in den verschiedensten in Europa gesprochenen Sprachen verfasst. Für viele Gesänge gibt es Instrumentalbegleitstimmen. Im Handel sind Gesangsbücher und CDs erhältlich.

Viele Gesänge der Communauté findet man in den üblichen Gottesdiensten christlicher Gemeinden in Österreich, Deutschland und der Schweiz wieder. Viele bestehende Chöre üben sie, um mit vielen anderen Menschen gemeinsam zu beten und zu singen.

Diese Gesänge sind auch oftmals zentraler Bestandteil der in aller Welt gefeierten und an die Gottesdienste in Taizé angelehnten "Nacht der Lichter".

Noten (Grafikdatei) samt Midi-Dateien werden von den Brüdern auf ihrer Homepage zu Verfügung gestellt (Gebete und Gesänge).

Der französische Jesuit Joseph Gelineau komponierte mehrere Lieder für die Communauté de Taizé, wie “Ubi caritas Deus ibi est”, “En tout, la paix du coeur”, “Il n'est pas de plus grand amour (II)”, “Une soif emplit notre áme”, “Dieu ne peut que donner son amour”, “Regnum tuum veniat”, “Alleluia 14”, “Alleluia 15”, “Amen” und Gesänge für die Eucharistiefeier wie “Kyrie-Christe”, “Gloria”, “Credo”, “Agnus dei”, “Sanctus”.

Eucharistie

Im Eingangsbereich der Kirche ist folgender Hinweis zur Eucharistie bzw. Abendmahl angebracht:

„Die Eucharistiefeier findet sonntags um 10 Uhr und werktags in der Krypta um 7.30 Uhr statt. Am Ende des Morgengebets besteht die Möglichkeit, die in der Eucharistiefeier konsekrierten Gaben zu empfangen; sie werden von Brüdern ausgeteilt. Der Tabernakel befindet sich neben der Marienikone. Die Göttliche Liturgie für die Orthodoxen wird zu den Zeiten gefeiert, in denen ein orthodoxer Priester anwesend ist. Es finden regelmäßig evangelische Abendmahlsgottesdienste statt. Wer aus den Kirchen der Reformation kommt, hat die Gelegenheit, jeden Tag am Ende des Morgengebets das Abendmahl zu empfangen; es wird beim Kreuz rechts neben der Auferstehungsikone von Jugendlichen ausgeteilt. Andere Jugendliche teilen gesegnetes Brot aus. Jeder kann dieses gesegnete Brot zu sich nehmen:

  • wer sich nicht vorbereitet hält, die Gegenwart Christi in der Eucharistie zu empfangen
  • wer nicht getauft ist
  • die Kinder
  • alle, die aus verschiedenen Gründen nicht die Eucharistie empfangen wollen“

Hintergrund sind die unterschiedlichen und einander ausschließenden Dogmen der Abendmahlslehren respektive des Eucharistieverständnisses der verschiedenen Konfessionen, die zu den wichtigsten Hindernissen einer ökumenischen Einigung gehören. Eine Interkonfessionelle Abendmahlsgemeinschaft ist deshalb nur zwischen den Kirchen möglich, die dies ausdrücklich miteinander vereinbart haben. Aus kirchenpolitscher Rücksicht werden deshalb in Taizé keine gemeinsamen Eucharistiefeiern angeboten. Dennoch ist die Interkommunion bei vielen Taizébesuchern die Regel. Zudem ist die Anzahl der Besucher in der Versöhnungskirche so groß, dass die Kommunionempfänger einfach beim nächsten austeilenden Bruder konsekrierte Gaben empfangen.

Ausstrahlung

Frère Roger während eines Gebets

Die Communauté ist eine stark besuchte Brudergemeinschaft. Der Verzicht auf alltägliche Dinge fällt den Besuchern meist nicht schwer. Viele, auch nicht-gläubige Menschen, kommen wiederholt nach Taizé. Die Brüder stehen überzeugend für das Grundprinzip, das von Frère Roger formuliert wurde: „Wir wollen vor allem Menschen sein, die anderen zuhören. Wir sind keine Lehrmeister.“ Mit diesem Prinzip gewinnt die Communauté an Bedeutung für die ökumenische Bewegung.

Die Communauté will erklärtermaßen keine eigenständige Bewegung sein. Die Brüder sehen ihre Aufgabe darin, neue Horizonte für Kirchengemeinden zu eröffnen und ermutigen die Menschen immer, sich auch in den Gemeinden vor Ort zu engagieren.

Kritik

Umgang mit konfessionellen Traditionen

Von manchen wird die Berücksichtigung einzelner konfessioneller Elemente, wie z. B. die Marienverehrung oder das Gebet vor Ikonen, kritisiert. Die Brüder von Taizé wollen diese konfessionellen Elemente nicht gegeneinander ausspielen, sondern auf einem Weg der Versöhnung gehen: "Ein Austausch der Gaben zwischen den verschiedenen christlichen Traditionen hat bereits begonnen. Wir bemerken in Taizé, dass durch das gemeinsame Gebet und in der persönlichen Begegnung sich die gegenseitige Wertschätzung vertieft und ein solcher Austausch auf ganz natürliche Weise ergibt. Bestimmte Aspekte des Geheimnisses des Glaubens wurden von der einen oder anderen christlichen Tradition stärker herausgestellt. Die Christen der Ostkirche legten den Schwerpunkt stets auf die Auferstehung Christi, von der die Welt bereits verklärt wird. Konnten nicht deshalb in den vergangenen Jahrhunderten viele von ihnen jahrzehntelanges Leiden durchstehen? Die Ostkirche bewahrte die Lehre der Kirchenväter mit tiefer Treue. Das Mönchtum, das sie dem Westen schenkte, hauchte der ganzen Kirche kontemplatives Leben ein. Könnten sich die Christen der westlichen Welt noch weiter diesen Schätzen öffnen? Die Christen der Reformation haben einige Wirklichkeiten des Evangeliums deutlich unterstrichen: Gott schenkt seine Liebe ohne Gegenleistung; er kommt durch sein Wort und begegnet jedem Menschen, der auf es hört und es in die Tat umsetzt; das einfache Vertrauen des Glaubens führt zur Freiheit der Kinder Gottes; gemeinsames Singen verinnerlicht Gottes Wort. Sind diese Werte nicht für alle Christen wesentlich? Die katholische Kirche hat die Universalität der Gemeinschaft in Christus im Lauf der Geschichte sichtbar bewahrt. Sie suchte unablässig ein Gleichgewicht zwischen der Ortskirche und der Universalkirche. Die eine kann nicht ohne die andere bestehen. Ein Dienstamt der Gemeinschaft auf allen Ebenen half die Einmütigkeit im Glauben aufrechtzuerhalten. Könnten nicht alle Getauften im allmählichen Verständnis dieses Dienstamts weitergehen? Jenseits der Konfessionen ist es dringend geboten, dass sich der Austausch der Gaben zwischen den Erdteilen vertieft. Die Christen in Europa beispielsweise haben viel von den Kirchen der anderen Erdteile zu empfangen. Als Gegengabe für all das, was diese Kirchen von Europa erhalten haben, können sie ihm heute eine Frische des Evangeliums bringen. Die Zeugen und Märtyrer Christi nehmen uns auf den Weg zu einer einzigen Gemeinschaft mit. Sie nähren unsere Hoffnung und unsere Entschlossenheit, die sichtbare Einheit unter allen Christen zu suchen." (www.taize.fr)

Mögliche Konvertierung Frère Rogers

Hauptartikel: Frère Roger

Nachdem der damalige Kardinaldekan Joseph Ratzinger (heutiger Papst Benedikt XVI.) bei der Beisetzungsfeier von Papst Johannes Paul II. im April 2005 Frère Roger die Kommunion gereicht hat, kam die Frage nach einer möglichen Konvertierung auf. Dies wurde aber von der Communauté dementiert[1].

Anlagen und Gebäude in Taizé

Die Versöhnungskirche

Hauptartikel: Versöhnungskirche (Taizé)

Das Oyak
Der künstliche See an der Quelle St. Etienne
Datei:Eingang zum Tal der Stille in Taize.JPG
Eingang zum Tal der Stille
Steinzeug aus den Werkstätten der Brüder

El Abiodh

El Abiodh ist die 1965 erbaute Krankenstation mit kleinem Gästehaus der Communauté de Taizé. Der Name stammt von einer Stadt in der südalgerischen Wüste. Dort hat Charles de Foucauld gelebt; die Stadt heißt heute El Abiodh Sidi Cheikh. Das Haus El Abiodh hat zwei angebaute Flügel, die Konstantinopel und Lambarene genannt werden.

La Morada

(span. „der Wohnsitz“, „der Aufenthalt“) La Morada ist die Anlaufstelle der Communauté de Taizé, sie wird auch „Maison Jaune“ (gelbes Haus) genannt. Dort können Wertgegenstände abgegeben werden, aktuelle Tageszeitungen liegen aus und dringende Mitteilungen sowie Briefe können dort hinterlegt werden. Angrenzend an das Haus befinden sich ein Garten und Werkstätten der Brüder der Communauté. Morada ist spanisch und bedeutet soviel wie „die Heimat, die Wohnung“, La Morada ist eine Stadt in Chile.

Casa

Casa (span. „Haus“) ist die Anlaufstelle für die Jugendtreffen. Jeder der nach Taizé kommt, meldet sich hier an und erhält seine Essenmarken für die Zeit des Aufenthaltes. Außerdem ist es erste Kontaktstelle bei Problemen. Früher wurde dieses Haus „Tenietz“ (nach dem Kloster Mariánská Týnice) genannt.

Oyak

Das Oyak ist ein kleiner Kiosk, in dem man zum Selbstkostenpreis (also sehr günstig) Getränke, einen kleinen Imbiss und andere Artikel des täglichen Gebrauchs kaufen kann. Abends treffen sich hier viele der Jugendlichen, um zusammen Musik zu machen und sich zu unterhalten. Der Ausschank von Alkohol ist auf ein Getränk pro Person und Tag beschränkt. Oyak ist eine Stadt in der Provinz Douala, Kamerun.

Der Garten der Stille

Das parkähnliche Gelände in der Nähe der Unterkünfte ist ein Ort der Ruhe und Einkehr. Es führen mehrere Wege durch den Wald hinunter zum See an der Quelle St. Etienne, welcher biologisch (Klärteiche) angelegt ist. Es gibt mehrere Wege um den See sowie einige Wiesen. Hier befindet sich auch eine kleine Kapelle zur stillen Kontemplation.

Exposition des Ateliers

Die Exposition des Ateliers (franz. „Ausstellung der Werkstätten“) an zentraler Stelle in Taizé, direkt neben der Kirche, ist der Ort, an dem die Brüder ihre selbstproduzierten Waren ausstellen und verkaufen. Dazu gehören u. a. Geschirr, Bücher, CDs, DVDs, kleine Anhänger (Kreuz/Taube) und Postkarten. Der Erlös dient u.a. der Finanzierung der wöchentlichen Jugendtreffen.

Olinda

Olinda ist ein Gelände für zu bestimmten Zeiten stattfindenden Familientreffen im Nachbarort Ameugny, etwa 10 bis 15 Fußminuten von der Communauté de Taizé entfernt. Hier findet auch eine Kinderbetreuung während des Tages statt. Der Platz wurde nach der Stadt Olinda in Brasilien benannt.

Anfahrt

Die Gemeinschaft ist sowohl mit dem Auto als auch mit Linienbussen ab Mâcon und Chalon-sur-Saône leicht erreichbar. Es bestehen Verbindungen per Flugzeug über den Flughafen Lyon und per Hochgeschwindigkeitszug TGV nach Lyon und Mâcon. Aus Deutschland organisiert Regenbogen-Tourservice auch wöchentlich ab Freiburg und Karlsruhe Reisebusse, die direkt nach Taizé fahren. Verbilligte Zuganschlusskarten nach Freiburg/Karlsruhe werden ebenfalls bereitgestellt. Anreise von Österreich, Südtirol, Südbayern sowie der Ostschweiz bietet Loacker Tours während der Sommerferien.

Nacht der Lichter

Mit Nacht der Lichter werden Gebete mit Gesängen aus Taizé bezeichnet, die im Herbst und Winter in vielen Gemeinden stattfinden und auf die Europäischen Jugendtreffen über den Jahreswechsel einstimmen und zur Vorbereitung auf diese Treffen dienen. Es wird jährlich ein Text-Vorschlag für die Gestaltung einer solchen „Nacht der Lichter“ herausgegeben. Die Bezeichnung bezieht sich auf die in Taizé jeden Samstag Abend stattfindende Lichterfeier, in der der Auferstehung Jesu Christi gedacht wird. Dabei erhält jeder Besucher am Eingang eine Kerze. Diese werden im Verlauf des Gebets während des Gesangs der Reihe nach, ausgehend von den Brüdern, entzündet. Dieses Bild des ausgeteilten Osterlichtes hinterlässt einen bleibenden Eindruck.

Die Lichterfeier in Taizé nimmt der Radiosender domradio jeden Samstagabend auf und sendet diese dann von 22 bis 23 Uhr.

Sonstiges

Der Asteroid 100033 Taizé wurde 1990 nach Taizé benannt.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Interview mit Frère Alois

Literatur

Bücher von Frère Roger

  • Aus der Stille des Herzens – Gebete. Herder, Freiburg im B. 2006, ISBN 978-3-451-29039-8
  • Eine Ahnung von Glück – Erfahrungen und Begegnungen. Herder, Freiburg im B. 2006, ISBN 978-3-451-28977-4
  • Die Quellen von Taizé - Gott will, dass wir glücklich sind. Herder, Freiburg im B. 2004, ISBN 978-3-451-28408-3
  • In allem ein innerer Friede. Herder, Freiburg im B. 2006, ISBN 978-3-451-28346-8(Ein Jahresbegleitbuch mit kurzen Meditationen für jeden Tag)
  • Einfach vertrauen - Gedanken und Begegnungen. Herder, Freiburg im B. 2006, ISBN 978-3-451-28832-6
  • Gott kann nur lieben. Herder, Freiburg im B. 2006, ISBN 978-3-451-27936-2

Gesänge

  • Die Gesänge aus Taizé. Herder, Freiburg im B. 2007, ISBN 978-3-451-28100-6 (Das Gesangsheft aus der Kirche von Taizé, alle aktuellen Gesänge in vielen Sprachen)

Hintergrund

  • Klaus Nientiedt (Hrsg.): Taizé - Weltdorf für innere Abenteuer. Herder, Freiburg im B. 2006, ISBN 3-451-05715-8. (Reportagen, Statements, Analysen, Hintergrundberichte)
  • Kathryn Spink: 'Frère Roger, Gründer von Taizé – Leben für die Versöhnung. Herder, Freiburg im B. 2007, ISBN 978-3-451-29397-9 (Die Geschichte der Communauté von Taizé und ihres Gründers. Aktualisierte Neuausgabe 2007)
  • Frère Roger, Taizé. Ein Bildband – Herausgegeben von der Communauté de Taizé. Herder, Freiburg im B. 2006, ISBN 978-3-451-29187-6 (Viele neue großformatige Fotos von den Jugendtreffen und meist unveröffentlichte Texte und Bilder aus dem Leben Frère Rogers)
  • Marc Dannlowski, "Taizé - Pilgerweg zur Ökumene", Logos Verlag 2004, ISBN 3-933828-98-8 (Informationen zur Gründung und Theologie von Taizé)

Weblinks

46.5136111111114.67694444444447Koordinaten: 46° 30′ 49″ N, 4° 40′ 37″ O


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