Genealogiesymbole

Genealogiesymbole

Ein genealogisches Zeichen bzw. Symbol ist ein Bild, das in Buchstaben oder als Zeichnung für eine Person oder ein häufiges oder fast bei jeder Person vorkommendes Ereignis steht. Genealogische Zeichen und Abkürzungen werden in der Genealogie verwendet, um Zusammenhänge platzsparend darstellen zu können.

Am häufigsten werden in der Genealogie die Symbole für die Geschlechter gebraucht. Bernhard Röse dürfte als erster hierfür 1853 in der „Allgemeinen Encyclopädie der Wissenschaften und Künste“ unter dem Stichwort Genealogie für männliche Personen ein Quadrat gebraucht haben, für weibliche einen Kreis. [1] Er hat auch ein Ehepaar durch eine Linie verbunden, aus deren Mitte die Kinder nach unten abgeleitet werden. Das ist eine Darstellungsweise, die sich im Verlaufe eines Jahrhunderts allmählich gegenüber den konkurrierenden Symbolen Mars für männliche und Venus für weibliche Personen durchgesetzt hat und in Genealogie und Humangenetik international verbindlich geworden ist. Quadrat und Kreis lassen sich leichter zeichnen als die Planetensymbole und lassen sich besser auf verschiedene Weise innen ausfüllen, wodurch sich inhaltliche Ergebnisse (z. B. Erbgänge) symbolisieren lassen

Inhaltsverzeichnis

Beispiele

Die folgende Tabelle führt die üblichen genealogischen Zeichen auf, wie sie im Duden beschrieben sind: [2]

Bedeutung Abkürzung Zeichen Internationale Abkürzung
geboren geb. * und ° b
außerehelich geboren (*)
tot geboren †*
am Tag der Geburt gestorben *†
getauft get. ~ p
verlobt verl. Ring, o
verheiratet verh. verschlungene Ringe, ∞ und oo m
geschieden gesch. geteilte Ringe, o/o und o¦o
außereheliche Verbindung unehel. getrennte Ringe, o-o nm
gestorben gest. d
gefallen gef. gekreuzte Schwerter, X
begraben begr. liegendes Rechteck, Sarg, [] t
eingeäschert Urne

Die folgenden Zeichen werden nur selten verwendet:

Bedeutung Abkürzung Zeichen Internationale Abkürzung
Pfarrer !!
Diese Linie ausgestorben ††
An im Kampf erhaltenen Wunden gestorben Kreuzzeichen und gekreuzte Schwerter, †X
Kind von „Name“ /Name

Die Zahl der jemals von Genealogen für ein personengeschichtliches Ereignis verwendeten Abkürzungen und Symbole betragen jeweils mehrere Hundert. In dem Bestreben, Zeit und Geld zu sparen, haben die Genealogen bereits vor der Massenverbreitung der Schreibmaschine (also vor 1910) Symbole verwendet. Während sich diese Symbole bei handschriftlichen Aufzeichnungen leicht anwenden lassen, standen und stehen heute noch nur spezialisierten Druckereien die notwendigen Typen sofort zur Verfügung. Das hat dazu geführt, dass immer wieder neue Symbole oder Abkürzungen von den Druckereien verwendet wurden, wenn die anderen Typen nicht vorhanden waren. Auf der Schreibmaschine standen aber diese Symbole ebenfalls nicht zur Verfügung, wenn die Maschine nicht extra umgerüstet wurde.

Für das Schreiben von Ahnenlisten mit der Schreibmaschine wurde das Problem auch nicht erkannt, so dass die Chance vergeben wurde, durch eine frühe Festlegung bereits in den Zwanziger Jahren zu einheitlichen Abkürzungen zu gelangen. Auf dem IV. Internationalen Kongress für Genealogie und Heraldik in Brüssel 1958 wurde die Ideallösung zwar formuliert, aber in den Vorschlägen nicht konsequent umgesetzt. Ein einziger Kleinbuchstabe (ohne Punkt) sollte jeweils für ein Ereignis stehen.

Die Verwendung des Computers und computergesteuerter Drucker hat bisher keinesfalls zur internationalen Standardisierung der genealogischen Symbole und Abkürzungen beigetragen, sondern die Vielfalt weiter erhöht.

Es bleibt damit jedem Genealogen selbst überlassen, neben den unentbehrlichen und allgemein bekannten noch weitere Abkürzungen zu verwenden oder einzuführen. Wer auf die Mathematik und ihre Vereinheitlichung der Symbole verweist, der wird bei näherem Hinsehen überrascht sein, welche Vielzahl von Möglichkeiten diese Wissenschaft allein für das Divisionszeichen hervorgebracht hat. Allgemein gilt aber: Die verwendeten Abkürzungen sollten auf einer besonderen Seite aufgelistet sein und erklärt werden. Die Verwendung von sehr vielen Abkürzungen kann zwar den Text einer Ahnenliste sehr verkürzen, das Lesen aber für Dritte sehr erschweren. Es empfiehlt sich deshalb die Verwendung einiger sehr weniger, international standardisierter Symbole, plus wenigen national gebräuchlichen, eventuell ergänzt durch sehr wenige Abkürzungen von lokal gehäuften Bezeichnungen, etwa für den sozialen Stand und für Orte.

Kodierung im Unicode-Standard

Im April 2005 hat sich die Situation durch die Veröffentlichung der neuen Version 4.1.0 des internationalen Zeichenkodierungsstandards Unicode deutlich verändert. Sieben weitere familiengeschichtliche Zeichen wurden dem Standard hinzugefügt. Die Zeichen, die in der Genealogie für geboren, getauft und gestorben verwendet werden, waren von Anfang an Teil des Unicode-Standards.

Damit ist nun erstmals die Form der meistbenutzten genealogischen Symbole international definiert: [3] [4] [5]

Zeichen Unicode-Zeichennummer Bedeutung Deutsche Bezeichnung Unicode-Bezeichnung
* U+002A geboren Sternchen, Geburtszeichen Asterisk
~ U+007E getauft Tilde, Wellenlinie, Taufzeichen Tilde
U+26AC verlobt Ring, Verlobungsring, Verlobungszeichen Medium small white circle
U+26AD verheiratet Verschlungene Ringe, Hochzeits-, Ehezeichen Marriage symbol
U+26AE geschieden Geteilte Ringe, Scheidungszeichen Divorce symbol
U+26AF außereheliche Verbindung Getrennte Ringe Unmarried partnership symbol
U+2694 gefallen Gekreuzte Schwerter Crossed swords
U+2020 gestorben Kreuz, Kreuzzeichen, Sterbezeichen Dagger
U+26B0 begraben, Begräbniszeichen Sarg Coffin
U+26B1 eingeäschert Urne Funeral urn

Auch die Symbole für Geschlecht und Sexualität sind Teil des Unicode-Standards:

Zeichen Unicode-Zeichennummer Bedeutung Deutsche Bezeichnung Unicode-Bezeichnung
U+2642 männlich Marszeichen Male sign
U+2640 weiblich Venuszeichen Female sign
U+26A5 zweigeschlechtlich, transsexuell Transsexualismus-, Hermaphroditen-, Zwitterzeichen Male and female sign
U+26AC geschlechtslos Medium white circle


Der Unicode-Standard ermöglicht damit weltweit eine typografisch korrekte Darstellung und fehlerfreie Verarbeitung, Übertragung und Archivierung der genealogischen Sonderzeichen.

Ersatzzeichen

Für den Fall, dass die oben aufgeführten typografisch korrekten Zeichen nicht zur Verfügung stehen, werden Ersatzzeichen verwendet. Dies kann nötig werden, wenn eine verwendete Schriftart nicht alle familiengeschichtlichen Zeichen enthält, oder wenn eine Schreibmaschine benutzt wird.

Die untenstehende Tabelle führt die üblichen Ersatzzeichen auf:

Zeichen Unicode-Zeichennummer Bedeutung Ersatzzeichen Beschreibung der Ersatzzeichen
* U+002A geboren nicht nötig; üblicherweise vorhanden
~ U+007E getauft
U+26AC verlobt o Kleinbuchstabe o
U+26AD verheiratet oo Kleinbuchstabe o, Kleinbuchstabe o
U+26AE geschieden o/o Kleinbuchstabe o, Schrägstrich, Kleinbuchstabe o
U+26AF außereheliche Verbindung o-o Kleinbuchstabe o, Bindestrich, Kleinbuchstabe o
U+2694 gefallen X Großbuchstabe X
U+2020 gestorben + Pluszeichen
U+26B0 begraben [] eckige Klammer auf, eckige Klammer zu
U+26B1 eingeäschert

Quellen

  1. Ersch, J. S. und Gruber, J. G. (Hg.): Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste, Theil 57, 1853, Brockhaus, Leipzig.
  2. Duden – Band 1, Die deutsche Rechtschreibung; 21. Auflage 1996
  3. Unicode Zeichentabelle Version 4.1 „Miscellaneous Symbols“ U2600-U26FF (PDF) (Englisch)
  4. Unicode Zeichentabelle Version 4.1 „C0 Controls and Basic Latin“ U0000-U007F (PDF) (Englisch)
  5. Unicode Zeichentabelle Version 4.1 „General Punctuation“ U200-U206F (PDF) (Englisch)

Weiterführende Literatur

  • Kreis und Quadrat besiegen Venus und Mars: Zur Geschichte der Symbole in Genealogie und Genetik. Der Herold 38. Jg. (1995) 319–323.
  • Pierre Durye: La généalogie. Paris: Presses Universitaire de France 1961, S. 82.

Weblinks


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