Genick

Genick
Wirbelsäule des Menschen, Halswirbelsäule rot

Die Halswirbelsäule (HWS, engl. cervical spine) bezeichnet die Gesamtheit der sieben Wirbel zwischen Kopf und Brustwirbelsäule bei Menschen und anderen Wirbeltieren.

Die Halswirbelsäule ist in der Regel der beweglichste Wirbelsäulenabschnitt. Die beiden dem Schädel am nächsten liegenden Wirbel haben Eigennamen: Atlas („Nicker“) und der Axis („Dreher“), bedingt durch ihre vom üblichen Aufbau eines Wirbels abweichende Bauform. Es folgen fünf weitere Wirbel. Die Halswirbelsäule weist beim gesunden Menschen einen Bogen nach vorn auf, was als physiologische Lordose bezeichnet wird.

Inhaltsverzeichnis

Anatomie

Die Halswirbelsäule besteht bei fast allen Säugetieren wie auch dem Menschen aus sieben Halswirbeln. Bei der Spitzmaus sind die einzelnen Halswirbel dementsprechend wenige Millimeter lang, während sie bei der Giraffe über 40 cm lang werden können (gesamte HWS zwischen 2 und 3 m).

Beim Menschen liegt direkt unter dem Foramen magnum des Schädels der erste Halswirbel, der Atlas. Dieser ist nach Atlas aus der griechischen Mythologie benannt. Der Atlas trägt den Schädel und umfasst dabei den Zahn des zweiten Halswirbels, des Drehers (lat. Axis). Die weiteren Halswirbel haben die übliche Form eines Wirbels mit Wirbelkörper, dem das Rückenmark umfassenden Wirbelbogen und den Wirbelgelenken. Der 7. Halswirbel der menschlichen Wirbelsäule wird als Vertebra prominens (vorstehender Wirbel) bezeichnet, weil sein Dornfortsatz etwas weiter nach hinten vorsteht, als der der anderen sechs Halswirbel. Daher ist der Dornfortsatz des 7. Halswirbels von außen am unteren Ende der Nackenfurche meist gut zu tasten und dient als anatomischer Orientierungspunkt.

Genauso wie die restliche Wirbelsäule befinden sich zwischen den Halswirbeln Zwischenwirbelscheiben (Bandscheiben). Die Halswirbelsäule wird durch die Hals- und Rückenmuskulatur sowie durch mehrere Bänder gestützt.

Aus dem Rückenmark im Bereich der Halswirbelsäule entspringen auf jeder Seite acht Nervenstränge, die Spinalnerven. Die oberen vier (C1–C4) bilden zusammen das Halsnervengeflecht (Plexus cervicalis), welches den Hals und die Halsmuskulatur, aber auch das Zwerchfell innerviert. Die unteren vier (C5–C8) bilden zusammen mit den Nerven des ersten Brustwirbelkörpers (Th1) das Armnervengeflecht (Plexus brachialis), welches die Brust-, Rücken- und Armmuskulatur sowie die dazugehörige Haut innerviert.

Daraus ergibt sich, dass eine eigenständige Atmung bei Verletzung des Rückenmarks auf Höhe des vierten Wirbelkörpers (oder höher) nicht mehr möglich ist.

Weiterhin ziehen durch die Halswirbelsäule die Vertebralarterien (Arteriae vertebrales), die durch die Querfortsätze der HWS verlaufen und zusammen mit den inneren Halsschlagadern (Arteriae carotidiae internae) die Versorgung des Gehirns mit Blut sicherstellen.

Untersuchungen der Halswirbelsäule

Wie bei allen Untersuchungen gehört auch zur Untersuchung der Halswirbelsäule eine Anamnese, im Notfallbereich auch eine Fremdanamnese, zum Beispiel zum Hergang eines Autounfalls. Typische Beschwerden bei Auffahrunfällen, dem so genannten Schleudertrauma, sind Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, Schwindel und Übelkeit. Bei Verdacht auf eine Fraktur der Halswirbel ist eine starre HWS-Schiene anzulegen und Untersuchungen wie Palpation auf abnorme Beweglichkeit, Krepitationen oder Stufen zu unterlassen, da die Gefahr einer Rückenmarksverletzung besteht. Rückenmarksläsionen führen – je nach Höhe und Schwere – zu Taubheitsgefühl und Lähmungen in Armen, am Rumpf und bei hohen Querschnitten zur Lähmung des Zwerchfells und somit der Atmung. Während früher zur Untersuchung der Halswirbelsäule nach Traumen ein Röntgen in vier Ebenen der Halswirbelsäule veranlasst wurde, sind heute Computertomografie und Magnetresonanztomografie Mittel der Wahl.

Bei seltenen degenerativen Erkrankungen der Wirbelsäule werden neurologische Untersuchungen durchgeführt, das Blut auf Hinweise einer Erkrankung des rheumatoiden Formenkreises untersucht und bei Osteoporose oder Verdacht auf Tumoren eine Knochenszintigrafie oder eine Computertomografie durchgeführt.

Erkrankungen der Halswirbelsäule

MRT-Aufnahme eines Bandscheibenvorfalls in der Halswirbelsäule

Die weitaus häufigsten Erkrankungen der Halswirbelsäule sind durch Unfälle, vor allem durch Verkehrsunfälle, verursacht. Moderate Form einer Verletzung des Rückenmarks in der Halswirbelsäule ist das Schleudertrauma ohne Verletzungen der Bänder. Es gibt jedoch auch schwerwiegende Formen von Schleudertraumata, die mit Instabilitäten am Kopf-Hals-Übergang einhergehen. Schleudertraumata sollten aufgrund ihrer Ätiologie korrekterweise Peitschenhieb-Verletzungen genannt werden; Knochenbrüche der Halswirbelsäule können das Rückenmark verletzen und komprimieren und zu einer Querschnittlähmung führen.

Weiterhin gibt es angeborene und erworbene Missbildungen der Halswirbelsäule wie Spina bifida, Block- und Keilwirbel, sowie erworbene Skoliosen, zum Beispiel durch Morbus Scheuermann oder Morbus Bechterew.

Chronische Erkrankungen der Halswirbelsäule und Bandscheibenvorfälle sind selten; die Halswirbelsäule kann bei anderen degenerativen Wirbelerkrankungen wie der Osteoporose oder der Osteomalazie beteiligt sein.

Verletzungen am Kopf-Hals-Übergang resultieren in erster Linie durch Verletzungen, die auf die Physik der Peitschenhieb-Bewegung beruhen. Instabilitäten in diesem Bereich können schwerwiegende Probleme mit sich bringen und selbst zum Tod führen. Diese Verletzungen beruhen auf Bandschäden, in erster Linie Läsionen oder Rupturen der Alarligamente oder der Gelenkkapseln im Kopfgelenksverbund.

Symptome bei Kopf-Hals-Instabilitäten sind:

  • Schwindel
  • Benommenheit und quantitativ höhergradige Vigilanzstörungen
  • Brennende oder stechende Schmerzen im Okzipitalbereich (Hinterhauptbereich)
  • Hör- und Sehstörungen, Einschränkungen des Gesichtsfeldes
  • Wahrnehmungsstörungen, Aufmerksamkeitsstörungen, Desorientierung
  • Rasche Erschöpfbarkeit
  • Schlafstörungen
  • Schwächegefühl
  • Schmerzen und/oder Missempfindungen in Gesicht und Armen
  • Gangunsicherheiten
  • Muskelfunktionsstörungen
  • Krämpfe (Spasmen)

Ebenfalls selten sind Primärtumoren der Halswirbelsäule und Metastasen.

Literatur

  • J. Dvorak, D. Grob: Halswirbelsäule - Diagnostik und Therapie. Thieme Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-13-116161-2

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