Georg Mylius (1548-1607)

Georg Mylius (1548-1607)
Gemälde von Georg Mylius

Georg Mylius, auch: Müller, Gering, Göring (* 1548 in Augsburg; † 28. Mai 1607 in Wittenberg) war lutherischer Theologe, Professor der Theologie in Wittenberg und Jena und Generalsuperintendent der sächsischen Kurkreise.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Mylius wurde in Augsburg als Sohn des Zimmermanns Georg Müller geboren. Nachdem sein Vater früh gestorben war, ging er auf Wunsch seiner Mutter zu einem Großonkel, wo er Privatunterricht erhielt und mit der lutherischen Theologie vertraut gemacht wurde. Um ein Studium der Theologie aufzunehmen, immatrikulierte er sich 1566 an der Universität Tübingen, zog an die Universität Marburg und an die Universität Straßburg weiter.

Nach dem Abschluss seines Studiums kehrte er 1571 nach Augsburg zurück und übernahm dort 1572 seine erste Predigerstelle als Diakon an der Kirche zum heiligen Kreuz. In Augsburg wurde er in die konfessionellen Auseinandersetzungen hineingezogen, die durch die zunehmende Anwesenheit der Jesuiten ins Wanken gebracht wurden. Dagegen agierte Mylius auffällig mit polemischen Predigten, die ihm einen gewissen Ruf verschafften. Um sich weiter zu qualifizieren, begab er sich 1576 abermals nach Tübingen, wo er unter Jacob Heerbrand zum Doktor der Theologie promoviert wurde. Wiederum nach Augsburg zurückgekehrt wurde er Pfarrer an der St. Annenkirche und übernahm damit die oberste Predigerstelle der Stadt. Schnell und stieg zum Superintendenten auf.

Die politisch heikle Lage in Augsburg kam in den folgenden Jahren durch den bekannten Kalenderstreit dramatisch ins Wanken. Die Ursachen des Streits lagen einerseits im juristisch bedenklichen Vorgehen des Stadtrats bei der Einführung des Gregorianischen Kalenders 1582, andererseits am Misstrauen der mehrheitlich evangelischen Bürger gegen den Rat selbst, denn dieser war unverhältnismäßig stark von Katholiken besetzt. Dieses Misstrauen schürte unter anderem auch Mylius, wie manche seiner Schriften aus der Zeit bezeugen.

Verschärft hat sich die Auseinandersetzung am 3. Juni 1584 (nach dem neuen Kalender), den die Protestanten noch immer als den 24. Mai zählten. Der Tag war ein Sonntag und die evangelischen Prediger kündigten an, dass der nach altem Kalender anfallende Himmelfahrtstag (trotz des ausdrücklichen Verbots des Stadtrats) am kommenden Donnerstag gefeiert würde. Am folgenden Tag, zur Mittagszeit, kam der Augsburger Stadtvogt zu Mylius und las ihm einen Ratsbeschluss vor. Dieser forderte ihn auf, die Stadt unverzüglich auf einem hierfür zur Verfügung stehenden Wagen zu verlassen. Die Auseinandersetzung blieb in der Bevölkerung nicht unbemerkt und erregte eine große Zahl der Anhänger Mylius. Diese stürmten den Wagen kurz vor dem Stadttor und retteten den Superintendenten. Etwa zur gleichen Zeit brach ein offener Aufstand in der Stadt aus und richtete sich vorwiegend gegen die katholischen Ratsherren, die nun auf die Schlichtung der evangelischen Geistlichen angewiesen waren. Mylius selbst konnte am 5. Juni nach Ulm fliehen, wo er auf seine schwangere Frau Barbara wartete. Das tat er aber vergeblich, denn seine Frau war kurz nach seiner Verhaftung vermutlich an einer Frühgeburt gestorben.

Ein Jahr weilte Mylius bei Freunden in Ulm, heiratete wieder und folgte schließlich einem Ruf nach Wittenberg, wo er am 9. Juni 1585 Professor der Theologie wurde. Er wurde Prediger an der Schlosskirche und übernahm das Kanzleramt von Johann Schütz an der Universität. Allerdings sollte er auch hier nicht zur Ruhe kommen, denn bereits nach einem weiteren Jahr starb Kurfürst August. Die einstigen Philippisten die als Kryptocalvinisten auftraten, ergriffen in Wittenberg die hochschulpolitische Macht und erschwerten das Leben der konkordientreuen Gelehrten zunehmend. Mylius zog daraus die Konsequenzen und verließ die Leucorea am 12. Februar 1589, um eine Professur in Jena anzunehmen. Nachdem sich das politische Blatt in Kursachsen nach dem Tod Kurfürst Christians I. von Sachsen erneut geändert hatte, beteiligte sich Mylius als kurfürstlicher Kommissar an der Meißner Visitation von 1592. So konnte er für eine Restauration der Wittenberger Orthodoxie eintreten. Man hatte sich gern gewünscht, Mylius wieder in Wittenberg zu halten. Jedoch scheiterte der Wunsch dieses Anliegens, an der Einwilligung des kurfürstlichen Administrators Friedrich Wilhelm I. von Sachsen-Weimar, so dass Mylius nach Jena zurückkehrte.

Die Restauration ist, vor allem durch die Rückberufung seines Freundes Polykarp Leyser der Ältere und der Neuberufung von Ägidius Hunnius der Ältere, vollzogen worden. Mylius der selbst auf seiner Professur in Jena blieb, bildete eine neue Generation von Wittenberger Theologen aus, zu denen unter anderem Leonhard Hutter gehörte. 1601 wurde er in Jena zum Oberpfarrer und damit zum Superintendenten. Als Hunnius gestorben war, machte Kurfürst Christian II. von Sachsen es geltend, dass Mylius einst nur an die Universität Jena ausgeliehen gewesen sei. Daraufhin musste sich Herzog Johann III. von Sachsen Weimar fügen und ihn nach Wittenberg gehen lassen.Im Herbst wurde Mylius erster Professor der Theologie an der Leucorea, übernahm damit die Generalsuperintendentur der sächsischen Kurkreise und wurde Pfarrer an der Stadtkirche Wittenberg, was er bis zu seinem Tode blieb.

Werke

  • „Send und Trostbrieff…“, Wittenberg 1586
  • „Augsburgische Handel…“, Wittenberg 1586

Literatur

  • Kenneth Appold: „Der Fall Georg Mylius“ in „Die Theologische Fakultät Wittenberg 1502 bis 1602“ herausgegeben von Irene Dingel und Günther Wartenberg in der evangelischen Verlagsanstalt Leipzig 2002, ISBN 3-374-02019-4
  • Walter Friedensburg, Geschichte der Universität Wittenberg, 1917
  • Fritz Roth: Restlose Auswertungen von Leichenpredigten und Personalschriften für geneal. u. kulturhistorische Zwecke; Bd. 1, R 46

Weblinks


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