Georg von Detten junior

Georg von Detten junior

Georg von Detten (* 9. September 1887 in Hagen; † 1. Juli oder 2. Juli 1934 in Berlin) war ein deutscher Offizier und Politiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Georg von Detten wurde 1887 als Sohn des Landgerichtsrates Georg von Detten geboren. Sein Bruder war der spätere Ministerialdirektor Hermann von Detten.

Er besuchte Gymnasien in Paderborn, Brilon und Soest und machte schließlich in Duderstadt seine Reifeprüfung. Danach folgten der Besuch der Kriegsschule in Potsdam und Verwendungen bei einem Regiment in Münster und dem Husarenregiment Nr. 8 in Paderborn, bevor er ab 1914 am Ersten Weltkrieg teilnahm, in dem er bis 1918 an der Westfront kämpfte.[1]

Während des Krieges ließ Detten sich zum Jagdflieger ausbilden und erreichte den Rang eines Königlich preußischen Rittmeisters.[2] In den 1920er Jahren arbeitete er nacheinander Landwirt, Bankbeamter und Leiter eines Verkehrsunternehmens. Zur selben Zeit stieß er zur Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei, der er nach widersprüchlichen Angaben 1922[3]oder 1924[4] beitrat.

In der SA, der Privatarmee der Partei, machte der als konservativ geltende von Detten schließlich eine steile Karriere. Nachdem er 1929 zum SA-Führer in Dresden ernannt worden war, stieg Detten bis zum Gruppenführer (1932) und, nach dem Regierungsantritt der NSDAP im Januar 1933, zum Leiter des politischen Amtes der Obersten SA-Führung in der Berliner Tiergartenstraße sowie zum Chef aller SA-Kommissare in Preußen auf. In der SA-Führung war er vor allem für außenpolitische Fragen zuständig.[5]

Am 5. März wurde Detten für den Wahlkreis 28 (Dresden-Bautzen) als Abgeordneter für die NSDAP in den Reichstag gewählt, dem er bis zu seinem Tod 1934 angehörte. Nach Dettens Tod wurde sein Mandat von Ernst Ittameier übernommen. Einige Autoren wie Walther Hofer[6] und Uwe Backes[7] sehen Detten als einen der Hauptbeteiligten an einer eventuellen, von den Nationalsozialisten ausgehenden Brandstiftung, im Zusammenhang mit dem Reichstagsbrand im Februar 1933. Besonders häufig in Verbindung gebracht wird er in diesem Zusammenhang mit den Namen Goebbels und Rudolf Diels.

Am 30. Juni 1934 wurde von Detten im Zuge der als Röhm-Putsch bekannt gewordenen politischen Säuberungswelle, in deren Verlauf Hitler und andere nationalsozialistische Führer ihre tatsächlichen oder vermeintlichen Gegner und Rivalen in den Reihen der SA ausschalteten, in Bad Wiessee verhaftet und in die SS-Kaserne Berlin-Lichterfelde verschleppt. Dort wurde er verhört, einigen Quellen zu Folge gefoltert, und schließlich gemeinsam mit seinem Stellvertreter Hans-Joachim von Falkenhausen erschossen. Über den Todeszeitpunkt bestehen widersprüchliche Angaben: Während einige Autoren die Nacht vom 30. Juni auf den 1. Juli angeben[8] wird zum Teil auch die darauffolgende Nacht vom 1. auf den 2. Juli[9] als Hinrichtungszeitpunkt genannt. Schumacher, Lübbe und Schröder geben sogar den 30. Juni als Todeszeitpunkt an.[10] Die präzisesten Angaben liefert Höhne, der unter Berufung auf die Aussagen eines Augenzeugens namen Schreyer 2.30 am Morgen des 1. Juli als Zeitpunkt der Exekution nennt.[11]

Rudolf Diels charakterisiert Detten, wie auch Falkenhausen und Wechmar in seinen Erinnerungen als „rechtschaffene SA-Führer“, die „nicht nur gegen die Schandtaten in ihren eigenen Reihen vorgegangen“ seien, sondern „auch den Kurs der Gewalttätigkeit überhaupt“ verdammt hätten.[12] Als Hauptverantwortlicher für die Ermordung von Dettens wird meist Goebbels gesehen. So wird berichtet, dass Detten im Juni 1934 Hitler eine „Goebbels belastende Akte“ übergeben habe, weswegen das Wort die Runde gemacht habe, dass Goebbels der „Initiator ihrer [Dettens und Falkenhausens] Erschießung“ gewesen sei, da er „jener Akte eingedenk, offenbar Sorge gehabt“ hätte.[13] Autoren wie Kern[14] oder Spector[15] weisen zudem auf Dettens Nähe zum konservativen Widerstand hin. So wird er mit der Gruppe um Edgard Jung und dem ehemaligen Minister Gottfried Treviranus in Verbindung gebracht. Spector sieht in ihm sogar einen Mitverfasser der Marburger Rede Franz von Papens.[16]

Einzelnachweise

  1. Baldur von Schirach: Die Pioniere des Dritten Reiches, 1933, S. 41f.
  2. Matthias Schmettow: Gedenkbuch des deutschen Adels, 1967, S. 70.
  3. Gerhard Schulz: Zwischen Demokratie und Diktatur. Verfassungspolitik und Reichsreform in der Weimarer Republik, 1992, S. 132.
  4. Baldur von Schirach: Die Pioniere des Dritten Reiches, S. 41, Biographie im Handbuch des Reichstags
  5. Edouard Calic: Reinhard Heydrich. Schlüsselfigur des Dritten Reiches, S. 147.
  6. Walther Hofer: Der Reichstagsbrand. Eine wissenschaftliche Dokumentation, 1978, S. 329.
  7. Uwe Backes: Reichstagsbrand, Aufklärung einer historischen Legende 1986, S. 184.
  8. Walther Hifer: Der Reichstagsbrand. Eine wissenschaftliche Dokumentation, 1978, S. 360
  9. So in Matthias Schmettow: Gedenkbuch des Adels, S.70 oder in Der Monat, 1979, S. 82.
  10. Martin Schumacher/ Katharina Lübbe/ Wilhelm Heinz Schröder: M.d.r., die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des..., 1991, S. 175.
  11. Heinz Höhne: Der Orden unter dem Totenkopf. Die Geschichte der SS, 1967, S. 121.
  12. Rudolf Diels: Lucifer ante Portas. Zwischen Severing und Heydrich, 1949, S. 301.
  13. Der Monat, 1979, S. 82.
  14. Erich Kern: Adolf Hitler und das Dritte Reich. Der Staatsmann, 1981, S. 118.
  15. Robert Melvin Spector: World Without Civilization. Mass Murder and the Holocaust, History and Analysis, 2005, S. 235.
  16. Robert Melvin Spector: World Without Civilization, 2005, S. 235.

Literatur

  • Baldur von Schirach: Georg von Detten, in: Ders.: Die Pioniere des Dritten Reiches, 1933, S. 41ff.
  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt/M 2005.

Weblinks


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