Gerard de Ridefort

Gerard de Ridefort
Großmeisterwappen des Gérard de Ridefort

Gérard de Ridefort († 1. Oktober 1189) war Großmeister des Templerordens von 1184 bis zu seinem Tod.

Leben

Er war der jüngere Sohn eines flandrischen Adligen, der – wie viele Nachgeborene dieser Zeit – keine Möglichkeit sah, in Europa zu reüssieren, und sich daher 1146 dem Zweiten Kreuzzug anschloss. Nach dem Scheitern dieses Kreuzzugs 1149 blieb er in Palästina, wo er in den Dienst von Raimund III. von Tripolis trat. Als Raimund ihm 1173 die Ehe mit Lucia von Botrun, die ihm wertvolles Land in der Grafschaft Tripolis eingebracht hätte, versprach, sein Versprechen jedoch später brach, als ihm ein Kaufmann aus Pisa Geld dafür anbot, verließ Gérard Raimunds Dienst und trat den Tempelrittern bei. Um 1183 wurde er Seneschall des Ordens, ein Jahr später dessen Großmeister.

Aufgrund des gebrochenen Eheversprechens pflegte Gérard die Feindschaft gegenüber Raimund sein Leben lang. Als Balduin V. von Jerusalem 1186 starb, stellte sich Gérard im Thronfolgestreit auf die Seite der höfischen Fraktion, alleine, weil Raimund der Anführer der Adelsfraktion war. Raimund trat dem Regierungsantritt von Guido von Lusignan entgegen, aber Gérard und die Tempelritter gaben diesem den Rückhalt, den er angesichts Raimunds Einfluss benötigte.

1187 beschlagnahmte Gérard einen Teil des Geldes, das Heinrich II. von England den Tempelrittern und den Hospitalitern anvertraut hatte. Dieses Geld gehörte zur Strafe, die Heinrich für den Mord an Thomas Becket auferlegt worden war, und sollte – für den Fall, dass er ins Heilige Land reisen sollte – dazu dienen, nach seinen Vorgaben ausgegeben zu werden. Gérard hingegen nutzte es, um Söldner anzuwerben, mit denen er das Königreich Jerusalem gegen Saladin verteidigen wollte. Am. 1. Mai griff Gérard mit weniger als hundert Tempelrittern in der Schlacht von Cresson Saladin an, der über mehr als 5.000 Männer verfügte, an. Gérard selbst war einer der wenigen Überlebenden dieser Attacke.

Im Juli des gleichen Jahres führte Gérard die Tempelritter in der Schlacht bei Hattin. Saladin hatte Tiberias besetzt und Guido plante einen Feldzug auf die Stadt, um sie zurückzuerobern. Raimund riet hingegen, abzuwarten, bis Saladin zu ihnen käme, da sie sich in einer gut geschützten und wasserreichen Position befanden und auf dem Weg nach Tiberias eine trockene Ebene zu durchqueren hätten. Gérard widersprach, vermutlich alleine um des Widerspruchs willen, und es gelang ihm, Guido zu überzeugen. Er wurde von Rainald von Chatillon unterstützt, ebenfalls Teilnehmer des Zweiten Kreuzzugs und ebenfalls einer der Gegner Raimunds.

Die Kreuzritter wurden auf der Ebene gestellt und am 4. Juli 1187 niedergemacht. Raimund konnte fliehen, aber Gérard, Guido und Rainald gerieten in Saladins Gefangenschaft. Die übrig gebliebenen Tempelritter wurden hingerichtet, nur Gérard nach Verhandlungen zwischen Saladin und Guido im Austausch gegen den Rückzug aus der Stadt Gaza 1188 freigelassen. Während seiner Abwesenheit wurde er von einem Bruder Dietrich (Terricus) aus Tyros vertreten, der das Großmeisteramt kommissarisch für ihn wahrnahm. Nach seiner Rückkehr kommandierte er die erfolgreiche Verteidigung der Templerburg Tartus, während die Stadt Tartus selbst allerdings von Saladins Truppen erobert wurde.

Am 1. Oktober 1189 führte Gérard die Tempelritter bei der Schlacht von Akkon gegen Saladin. Er fiel in diesem Kampf oder wurde von Saladin gefangen genommen und hingerichtet.

Literatur

  • Brevis Regni Ierosolymitani Historia, in Annali Genovesi di Caffaro e de’ suoi Continuatori, ed. Luigi Tommaso Belgrano (Fonti per la Storia d’Italia, no. 11), vol. 1 (Genoa, 1890), pp. 127-49.
  • De Expugnatione Terræ Sanctæ per Saladinum Libellus, in Ralph of Coggeshall, Radulphi de Coggeshall Chronicon Anglicanum, ed. Joseph Stevenson (London, 1875).
  • Peter W. Edbury: The Conquest of Jerusalem and the Third Crusade: Sources in Translation. Ashgate, 1996. [Old French Continuation of William of Tyre; this edition includes translation of Urban III's letter on the battle of Cresson.]
  • Reinhold Röhricht (Herausgeber): Regesta Regni Hierosolymitani MXCVII-MCCXCI, and Additamentum (Berlin, 1893-1904)
  • Roger of Howden: Gesta Regis Henrici Secundi Benedicti Abbatis, ed. William Stubbs (London, 1867).
  • Roger of Howden: Chronica Magistri Rogeri de Houedene, ed. William Stubbs (London, 1868-71)



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