- Geräuschprinzessin
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In Japan sind drei verschiedene Typen von Toiletten im Gebrauch.[1][2] Die älteste Form ist die Stehtoilette, die noch immer in öffentlichen Bedürfnisanstalten üblich ist. Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden westliche Wasserklosetts und Urinale wachsende Verbreitung. In neuester Zeit hat der technische Fortschritt die Entwicklung von Toiletten mit Bidetfunktion ermöglicht, die man Washlets nennt (japanisch ウォシュレット), ein Markenname der Toto Ltd. aus Kitakyūshū. Diese Toiletten können viele technisch fortgeschrittene Funktionen erfüllen, die man außerhalb Japans nur äußerst selten antrifft. So ist in der Regel die Toilettenbrille auf Körpertemperatur beheizt (mit dem unerwünschten Nebeneffekt, dass Keime sich schnell vermehren können), Wassertemperatur und -druck der Bidetfunktion sind wählbar und der Toilettensitz ist mit einem geruchsfilternden Lüfter versehen, seltener das Becken selbst mit einer Luftabzugsvorrichtung. Diese Bidettoiletten findet man inzwischen in mehr als der Hälfte der Haushalte.[3][4][5]
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die ältesten Kanalisationssysteme in Japan stammen aus der Yayoi-Zeit (300 v. Chr.–250 n. Chr.) und wurden wahrscheinlich in Verbindung mit Toiletteneinrichtungen in größeren Siedlungen angelegt.[6][7] Für die spätere Nara-Zeit (710–784) ist die Errichtung eines Abwassersystems für die damalige Hauptstadt Japans Heijō-kyō (Nara) belegt. Aus dieser Zeit stammen auch die ersten belegten Wassertoiletten, bestehend aus einem 10 bis 15 cm breiten Bach, den man ähnlich wie die moderne Stehtoilette benutzt hat. Aus dieser Zeit ist auch hölzernes Toilettenpapier erhalten. Weiterhin wurden auch Überbauungen offener Latrinengruben ähnlich den heutigen „Plumpsklos“ als Toiletten benutzt.
Zur Selbstreinigung diente anfangs Seetang, bis in der Edo-Zeit (1603 bis 1868) das Toilettenpapier eingeführt wurde, das man damals aus dem traditionellen Washi-Papier herstellte. In Gebirgsregionen wurden auch Holzschaber und Pflanzenblätter eingesetzt.[8][9][10][11][12]
Toiletten wurden oftmals über fließenden Gewässern errichtet, um einen einfachen Abtransport der Fäkalien zu erreichen.[8] Dennoch waren Latrinengruben häufiger, da sie einfacher zu errichten waren und den Gebrauch der Exkremente als Dünger erlaubten.[13] Dieser Vorteil war gerade deshalb wichtig, da die Viehhaltung auch als Folge des mit dem Vegetarismus verbundenen Buddhismus nicht im großen Umfang betrieben wurde und somit Jauche oder Gülle als Düngemittelquelle weitgehend ausfiel. Diese Praxis trug erheblich zu den Hygienestandards im alten Japan bei, die viel besser waren als im damaligen Europa, wo der Unrat oft einfach auf die Straßen geworfen wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden chemische Düngemittel allgemeine Verbreitung.[14][15] Trotzdem wird auch heute noch gelegentlich auf traditionelle Methoden zurückgegriffen. In Okinawa waren Toiletten oft an Schweinekoben angebaut. Diese Sitte wurde nach dem Krieg beendet.
In der Azuchi-Momoyama-Zeit (1568–1600) wurde der Taiko-Kanal um die Burg Osaka angelegt, die noch heute in Betrieb ist. Die Benutzung moderner Kanalisationsanlagen begann 1884 mit dem Bau der ersten gemauerten Kanalisierung in Kanda, Tokio. Nach dem Großen Kanto-Erdbeben wurden weitere Kanalisierungen vorgenommen, um Epidemien nach zukünftigen Erdbeben vorzubeugen. Die Einführung von Abwassersystemen im großen Stil wurde dennoch erst nach dem Zweiten Weltkrieg betrieben, um den Anforderungen der schnell wachsenden Ballungszentren gerecht zu werden. Im Jahr 2000 waren 60 % der Bevölkerung an das öffentliche Abwassernetz angeschlossen.[16][17]
Westliche Toiletten und Urinale erschienen in Japan erstmals zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Zu größerer Verbreitung gelangten sie jedoch erst unter der US-amerikanischen Besatzung nach 1945. Bereits 1977 überstieg schließlich der Absatz westlicher Toiletten den von traditionellen Stehklos. Auf der Grundlage schweizerischer und amerikanischer Technik entwickelte die Firma Toto 1980 das so genannte Washlet.[3][18], und auch heute noch sind japanische Firmen führend in der Herstellung technisch fortgeschrittener Toilettensysteme.
Terminologie
Im Japanischen gibt es mehrere Ausdrücke für Toiletten bzw. die Räume, in denen diese aufgestellt sind. Das gebräuchlichste Wort ist Toire (トイレ), eine Abkürzung von Toiretto (トイレット), das dem englischen toilet entliehen ist.[19] Ebenso wie das Wort „Toilette“ im Deutschen können beide Begriffe sowohl die Toilette selbst als auch den Toilettenraum bezeichnen.
Unter den vielen anderen Bezeichnungen für Toilettenräume ist wahrscheinlich Otearai (お手洗い, wörtlich „Händewaschen“) am verbreitetsten, eine Lehnübersetzung des englischen lavatory.[20] Im engeren Sinne bezieht sich dieser Ausdruck auf das Waschbecken und hat somit eine ähnliche euphemistische Funktion wie das amerikanische bathroom. Ein anderer Anglizismus, der sich nicht allgemein durchgesetzt hat, ist das Wort Resutorūm (レストルーム, von englisch restroom). Der Ausdruck Benjo (便所, wörtlich „Ort des Exkrements“) wird nicht im öffentlichen Verkehr gebraucht, sondern eher im privaten Bereich und zumeist von Männern.
Eine übliche Beschriftung von Schildern, die in der Öffentlichkeit auf Toiletten hinweisen, ist Keshōshitsu (化粧室, wörtlich „Make-up-Zimmer“), oft in Verbindung mit einem Piktogramm.
Es gibt noch eine Reihe anderer Ausdrücke, wie Kawaya (厠) oder Habakari (憚り), aber diese sind meist selten gebraucht oder veraltet.
Die Toilette selbst, das heißt die Schüssel, der Wassertank usw., wird Benki (便器, wörtlich „Exkrementvorrichtung“) genannt. Der Toilettensitz ist der Benza (便座, „Exkrementsitz“). Töpfchen und Schüsseln für Kinder, Alte oder Kranke werden als Omaru bezeichnet (Schreibung gelegentlich 御虎子).
Der inoffizielle „Toilettentag“ der Japan Toilet Association (JTA) ist der 10. November, weil in Japan die Zahlen 11 und 10 zusammen als Ii To(ire) gelesen werden können, was auch „gute Toilette“ bedeutet.[21] Der japanische „Abwassertag“ ist am 10. September. Hideo Nishioka, Vorsitzender der JTA, besitzt eine Sammlung von über 400 Arten verschiedener Klopapiere aus aller Welt.
Toilettentypen
Stehtoiletten
Die traditionelle japanische Toilettenform (japanisch 和式 Washiki) ist das Stehklo, das in dieser Form in ganz Asien verbreitet ist und deshalb auch „asiatische Toilette“ genannt wird.[22] In Bauart und Gebrauch bestehen große Unterschiede zu westlichen (Sitz-)Toiletten und auch zu westlichen Stehklos.
Ein japanisches Stehklo ähnelt einem kleinen Urinal, das liegend in den Boden eingelassen ist. Die meisten sind aus Porzellan, wenn auch in manchen Fällen, wie z. B. in Zügen, rostfreier Stahl eingesetzt wird. Der Spülmechanismus, der dem herkömmlicher WCs ähnelt, befördert die Exkremente anschließend durch einen Abfluss in ein Reservoir, dessen Inhalt geleert und in die Kanalisation entsorgt wird. Meist wird die Spülung per Hand mit Hebeln u. ä. ausgelöst, gelegentlich auch per Fußpedal. Viele japanische Toiletten sind zur Wasserersparnis mit zwei Spülarten ausgerüstet: „klein“ und „groß“.
Zwei Varianten sind üblich: Bei der einen ist die Toilette auf einer Höhe mit dem Fußboden, und bei der anderen ist sie auf einem etwa 30 cm hohen Podest eingelassen, was es Männern einfacher macht, stehend in sie zu urinieren.[23] Beide Formen eignen sich jedoch auch zur Benutzung für den Stuhlgang: Anstatt zu sitzen, kauert sich der Benutzer mit dem Gesicht zur Hinterwand (und Spülung) über die schmale Schüssel. Während des Vorgangs ist es wichtig, die Körperbalance zu halten.[2] Anfänger und Ausländer halten sich darum oft am vorn angebrachten Rohr fest, das deshalb den Scherznamen „Grunzstange“ trägt – wegen der Geräusche, die dabei gemacht werden.[24] Wenn das Rohr wegen der Konstruktionsweise der Toilette zu schwach ist oder versteckt verläuft, sind oft Griffe angebracht, die dem Benutzer helfen, das Gleichgewicht zu halten. Eine weitere Taktik, die Ausländer oft anwenden, um peinlichen Unfällen vorzubeugen, ist es, die komplette Unterleibsbekleidung abzulegen, bevor die Toilette benutzt wird. Zudem haben viele japanische Stehtoiletten ein Schild, das den Benutzer auffordert: „Tritt einen Schritt näher.“ So soll verhindert werden, dass die Benutzer sich falsch positionieren, wodurch der Kot die Toilettenschale verfehlen könnte.
Ein Vorteil dieser Toilettenform ist die Leichtigkeit ihrer Reinigung. Wegen der simplen Bauweise kann ein Stehklo mit einem Mopp geputzt werden. Darüber hinaus sind sie billiger in der Herstellung und haben einen geringeren Wasserverbrauch als ihre westlichen Pendants.[25]
Stehklos vermitteln oft das Gefühl eines Hygienevorteils, da der Benutzer keinen Körperkontakt mit einem Toilettensitz hat (obwohl medizinisch gesehen Toilettensitze in der Regel kein Risiko darstellen). Gerade bei Frauen sollen Stehtoiletten überdies die Beckenbodenmuskulatur trainieren und dadurch der Inkontinenz vorbeugen. Angeblich stärken sie außerdem die Hüftmuskulatur, verbessern die Atmung und das Konzentrationsvermögen, und die Körperhaltung soll die Abfuhr von Exkrementen begünstigen.[26][27][28][29][30]
Es gibt auch Stehtoiletten mit integriertem Bidet, das heißt mit einer Wasserdüse zur Reinigung des Anus. Dieses Produkt hat sich aber am Markt nicht durchgesetzt, was an fehlgehenden Spritzern des Wasserstrahls liegen mag. Eine frontale Waschfunktion ist gegenwärtig nicht erhältlich.
Eine seltene Form der japanischen Stehtoilette ist eine Hybride, die über einen verstellbaren Sitz verfügt, so dass die Toilette je nach Einstellung sitzend oder stehend genutzt werden kann. Diese Einrichtungen sind fast ausschließlich in ländlichen Gegenden zu finden.[31][32]
Westliche Sitztoiletten
Das im Westen hauptsächlich vorkommende WC ist in Japan als „Toilette westlicher Art“ (洋式トイレ yōshiki toire) bekannt. Diese Bauart ist heutzutage zusammen mit den Hightech-Toiletten in Privathaushalten am meisten verbreitet.[2] Während die meisten öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Tempel und Bahnhöfe oft ausschließlich mit Stehtoiletten bestückt sind, ziehen die Japaner privat die Sitztoilette vor – insbesondere ältere Menschen, denen das Kauern und Balancieren auf Stehklos zu anstrengend ist. In manchen älteren japanischen Badezimmern befindet sich noch ein Aufkleber, der die korrekte Benutzung westlicher Toiletten illustriert. Dies stammt noch aus der Zeit, in der westliche Sitztoiletten noch nicht allgemein bekannt waren.
Japanische Washlets
Die moderne Toilette in Japan, dort bekannt als Washlet (ウォシュレット) oder „Toilettensitz mit Warmwasser-Reinigung“ (温水洗浄便座 Onsui Senjō Benza) ist der am höchsten entwickelte Toilettentyp weltweit, der mit vielfältigen Funktionen ausgestattet ist.[4][2] Das Washlet Zoe von Toto steht im Guinness-Buch der Rekorde als die Toilette mit den meisten Funktionen. Allerdings ist dieses Modell von 1997, und wurde daher vermutlich inzwischen vom neuesten Modell Neorest überrundet.[18] In Deutschland ist das Washlet auch als Dusch-WC, Toilettenbidet, Wasch-WC oder Hygiene-Toilette bekannt.
Die Idee für das Washlet wurde ursprünglich im Ausland entwickelt, und die erste Toilette mit integriertem Bidet wurde 1957 von der Firma closomat in der Schweiz produziert. Auch die folgenden Modelle stammten aus der Schweiz: 1960 entstand das Aufsatzgerät Sanett der gleichnamigen Firma und 1978 lancierte Geberit den Aufsatz Geberella sowie die Komplettanlage Geberit-O-Mat. In Japan selbst begann das Zeitalter der High-Tech-Klos im Jahr 1980 mit der Einführung der Washlet G-Serie durch Toto. Die Bezeichnung wurde zum Gattungsbegriff für alle späteren japanischen Bidettoiletten. Vor der Markteinführung des Washlet G herrschte die Auffassung, dass nur wenige Menschen bereit sein würden, mehr Geld für eine Sache auszugeben, die sie auch von Hand erledigen könnten. Diese Ansicht wandelte sich, als klar wurde, dass das Konzept funktionierte – und zwar mit erstaunlich guten Resultaten. 2002 besaßen über die Hälfte der japanischen Haushalte eine solche Toilette, und damit war das Washlet verbreiteter als der Heimcomputer.
Während sich die Toilette auf den ersten Blick kaum von einer herkömmlichen Sitztoilette westlicher Art unterscheidet, birgt sie eine Vielzahl von Funktionen wie Warmluftgebläse, Sitzheizung, Massagefunktion, einstellbare Wasserstrahlen, automatischen Deckelöffner, automatische Spülung, Funkbedienelemente, Heizung und Klimaanlage etc., die entweder in die Toilette oder in die Klobrille integriert sind. Die Bedienung erfolgt mittels einer separaten Steuerung, die seitlich an der Toilette oder an der Wand befestigt ist und oft per Funk mit der Toilette kommuniziert.
Zur Grundausstattung zählt die Bidetfunktion, eine Düse von der Größe eines Bleistifts, die unter dem Toilettensitz hervortritt und Wasser verspritzt. Sie hat zwei Einstellungen, eine für anale Reinigung (so genannte „Hinterreinigung“, „Allgemeinnutzung“ oder „Familienreinigung“) und eine weitere für die Intimhygiene der Frau („weibliche Wäsche“).[1][3] Die Düse berührt den Körper des Benutzers nicht und verfügt über eine Selbstreinigungsfunktion, die vor und nach jeder Benutzung aktiviert wird. Die Reinigungsfunktion selbst wird durch einen Knopf am Bedienelement ausgelöst, wobei beide möglichen Vorgänge durch die gleiche Düse erfolgen. Die Strahlausrichtung wird durch Änderung der Ausrichtung des Düsenkopfes und Lenkung des Strahls durch eine andere Öffnung der Düse herbeigeführt, um die richtige Stelle zu treffen. Gelegentlich sind auch zwei Düsen vorhanden.
Die Automatik ist mit einem Kontaktschalter an der Klobrille verbunden, so dass der Spritzmechanismus nur ausgelöst werden kann, wenn Druck auf den Sitz ausgeübt wird, also jemand darauf sitzt.
Die meisten High-Tech-Toiletten verfügen über die Möglichkeit, den Wasserdruck des Reinigungsstrahls nach individuellem Wunsch zu regeln. Standardmäßig erfolgt die anale Reinigung mit höherem Druck als die Intimreinigung. Die Wassertemperatur lässt sich meist ebenfalls regulieren. Japanische Forscher haben herausgefunden, dass die bevorzugte Strahltemperatur knapp über der Körpertemperatur liegt – etwa bei 38 °C. Die Düsenposition lässt sich ebenfalls manuell ändern. Spitzenmodelle bieten sogar vibrierende und pulsierende Wasserstrahlen, die nach Angaben der Hersteller gegen Verstopfung und Hämorrhoiden wirksam sein sollen.[10] Die neuesten Typen können sogar Seife in den Wasserstrahl mischen, um bessere Reinigungsergebnisse zu erreichen.
Der Wasserstrahl lässt sich bei hoher Druckeinstellung auch für Einläufe benutzen. Angeblich gebrauchen manche Frauen die Reinigungsfunktion auch zur Selbstbefriedigung. Die Verbreitung dieser Praktiken ist unbekannt.
Eine andere weitverbreitete Funktion ist das Warmluftgebläse, meist zwischen 40 und 60°C variierbar, um die mit dem Wasserstrahl gereinigten Körperregionen zu trocknen.[17] Darüber hinaus gibt es oft Raumdeodorierer, keimzerstörende Oberflächen und sensorgestützte Deckelöffnungsautomatiken, die den Toilettendeckel selbsttätig öffnen oder/und sachte wieder schließen (soft close).[4]
Das Washlet kann das Toilettenpapier vollständig ersetzen. Dennoch tendieren viele Benutzer dazu, die Hygiene mit der mechanischen oder trocknenden Wirkung von Papier zu ergänzen. Dies hängt auch von der zu reinigenden Körperstelle ab. Papier wird auch manchmal vor der Wasserreinigung eingesetzt.
Die Klobrillenheizung ist ebenfalls eine Grundfunktion und wird auch separat angeboten, als Toilettensitz ohne integriertes Bidet. Im Unterschied zu westlichen Haushalten ist die Zentralheizung in Japan nicht sehr verbreitet, und die Wärmedämmung schwach, so dass der separate Toilettenraum gerade im Winter sehr kalt werden kann.[4][17]
Modelle für Senioren sind mit Armlehnen ausgerüstet und helfen dem Benutzer, sich nach dem Vorgang wieder zu erheben. Die jüngste Neuerung ist ein Ozon-Deodorierer, der entstehende Gerüche schnell beseitigt. Aktuelle Modelle verfügen über einen Speicher, der die Benutzungszeiten festhält, Energiesparfunktionen der Klobrillenheizung, oder Klimaanlagen für heiße Sommertage. Einige Modelle leuchten im Dunkeln.
Erst kürzlich wurden medizinische Sensoren eingeführt, die anhand des Urins erhöhte Blutzuckerwerte feststellen können sowie Puls, Blutdruck und Körperfettanteil anzeigen.[3][4] An weiteren Messmöglichkeiten wird derzeit geforscht. Die gewonnenen Daten können mittels eines internetfähigen Mobiltelefons an den Hausarzt gesendet werden.[33] Diese Einrichtungen sind aber selbst in Japan noch sehr selten, und ihr Erfolg am Markt lässt sich gegenwärtig schwer einschätzen. Eine Toilette mit Sprachsteuerung ist in der Entwicklung.[4] Toto, Inax, NAIS und andere Hersteller bieten auch tragbare, batteriebetriebene Washlets an, die vor der Benutzung mit warmem Wasser gefüllt werden müssen.
Urinale
Japanische Urinale und Pinkelrinnen gleichen denen im Rest der Welt und werden ebenfalls vorwiegend auf öffentlichen Herrentoiletten oder Herrentoiletten mit großem Andrang eingesetzt.
Vor und während der Meiji-Zeit wurden Urinale sowohl von Männern als auch von Frauen gebraucht. Traditionell werden Kimonos ohne Unterwäsche getragen, so dass die Frauen leicht ihren Kimono anheben konnten und durch leichten Zug an der Vulva den Urin in ein Urinal zielen konnten. Den Frauen war es somit möglich, stehend vorwärts zu urinieren. Diese Sitte verschwand im 20. Jahrhundert, nachdem sich bei den meisten Frauen westliche Kleidung durchgesetzt hatte. Heutzutage werden auch die Kimonos fast immer mit Unterwäsche getragen. Das Damenurinal erlebte eine Renaissance zwischen 1951 und 1968. Diese Vorrichtungen waren kegelartig geformt und auf dem Boden befestigt. Sie setzten sich aber nicht durch, so dass heute nur noch wenige Damenurinale zu sehen sind, beispielsweise unter dem Nationalstadion, das für die Olympischen Spiele 1964 in Tokio erbaut wurde.[10]
Zubehör
In Japan werden ähnliche Zubehörartikel benutzt wie im Westen, also Toilettenpapier, Klobürste usw. Darüber hinaus trifft man jedoch auch einige spezifische Accessoires an, die man außerhalb Japans kaum findet.
Die „Geräuschprinzessin“
Vielen japanischen Frauen ist der Gedanke unangenehm, jemand könnte Geräusche bei der Toilettenbenutzung von ihnen hören.[34] Um die Geräusche ihrer Körperfunktionen zu überdecken, war es deshalb bei vielen Frauen verbreitet, währenddessen kontinuierlich die Klospülung zu betätigen. Dadurch wurden große Mengen Wasser verschwendet.[34] Da Aufklärungskampagnen keine Wirkung zeigten, wurde in den 1980ern ein Gerät eingeführt, das das Geräusch der Wasserspülung nachahmte und so das tatsächliche Spülen überflüssig machte.[3] Ein bekannter Markenname ist Otohime (音姫), was wörtlich „Geräuschprinzessin“ heißt, nach der gleichnamigen japanischen Göttin (der Name der Göttin wird eigentlich mit den Kanji 乙姫 geschrieben), der schönen Tochter des Meereskönigs Ryūjin. Dieser Apparat wird mittlerweile standardmäßig in die meisten Neubauten öffentlicher Toiletten installiert, und viele ältere Anlagen wurden nachgerüstet. Die Otohime gibt es als separate Wandgeräte oder als integrierte Washlet-Funktion.
Die Aktivierung erfolgt per Knopfdruck oder Handwinken vor einem Sensor. Daraufhin erzeugt das Gerät ein lautes, rauschendes Geräusch ähnlich dem einer Toilettenspülung. Die Wiedergabe wird entweder durch abermaligen Knopfdruck oder den Ablauf einer vorgegebenen Zeit beendet. Es wird geschätzt, dass so etwa 20 Liter Wasser pro Vorgang gespart werden.
Dennoch glauben manche Frauen, dass sich das Otohime zu künstlich anhört, und bevorzugen weiterhin das kontinuierliche Spülen. Für Herrentoiletten existiert bisher kaum Nachfrage nach „Geräuschprinzessinnen“, daher sind sie hier fast nie anzutreffen.[35]
„Geräuschprinzessinnen“ gibt es heute auf fast allen öffentlichen Toiletten Japans.
Toilettenpantoffeln
Japaner neigen dazu, ihr Leben in „reine“ und „unreine“ Bereiche einzuteilen, die Berührungspunkte dieser Bereiche werden so gering wie möglich gehalten. Zum Beispiel wird das Innere der Wohnung als „rein“ betrachtet, während es draußen „unrein“ ist. Um die Unterteilung aufrecht zu erhalten, werden beim Betreten einer Wohnung die Schuhe ausgezogen, so dass die „unreinen“ Schuhe nicht den „reinen“ Bereich berühren.
Historisch befanden sich Toiletten außerhalb des Hauses, und beim Gang zur Toilette wurden Schuhe getragen. Heute ist sie innerhalb der Wohnung, und die hygienische Situation hat sich bedeutend verbessert. Dennoch wird die Toilette weiterhin als „unreiner“ Bereich betrachtet. Um den Kontakt zwischen dem „unreinen“ Boden in der Toilette und dem „reinen“ Boden im Rest des Hauses zu minimieren, stehen in vielen Haushalten und manchen öffentlichen Toiletten Pantoffeln vor dem Eingang, die vor dem Betreten angezogen und nach dem Verlassen sofort wieder abgelegt werden. Gleichzeitig wird so angezeigt, ob die Toilette gerade besetzt ist.[36]
Die Ausführung der Pantoffeln reicht von einfachen Gummilatschen über Manga-bedruckte Kinderschlappen bis hin zu teuren Pelzpantoffeln. Ein häufiger Fauxpas, den Ausländer begehen, besteht darin, die Toilettenpantoffeln nicht sofort wieder auszuziehen, sondern mit ihnen durch die Wohnung zu laufen. Andererseits ignorieren selbst einige Japaner die Toilettenpantoffeln.[37][38][39]
Im Jahr 2003 begann ein Versandunternehmen, Pantoffeln am Markt anzubieten, in die man von beiden Seiten „eintreten“ kann. Damit ist es möglich, beim Verlassen der zum Teil extrem engen Toiletten die Pantoffeln ohne größere Akrobatik so stehen zu lassen, dass der nächste Besucher sie beim Betreten der Toilette in der richtigen Position vorfindet. Diese Pantoffeln waren ursprünglich lediglich ein Scherzprodukt aus der Chindōgu-Bewegung. Durch ihren tatsächlichen Einsatz zu praktischen Zwecken verloren sie sofort den Chindōgu-Status.
Spülkästen
Viele Toiletten verfügen über ein spezielles System zum Wassersparen: Ein Wasserhahn und ein kleines Waschbecken sind auf dem Spülkastendeckel angebracht, so dass die Möglichkeit besteht, sich mit dem Wasser, das den Spülkasten auffüllt, die Hände zu waschen.
Öffentliche Toiletten
Öffentliche Toiletten sind in Japan leicht zu finden, und man muss selten suchen, wenn man ein Bedürfnis verspürt. Ausgestattet sind Kaufhäuser, Supermärkte, die meisten Lebensmittelgeschäfte, viele 24-Stunden-Läden (conbini), Buchläden, Musikgeschäfte, Parks, fast sämtliche Autobahnraststätten und Bahnhöfe (meist im „bezahlten“ Bereich hinter der Sperre). Der Zugang ist insgesamt deutlich besser als in Europa, wo in der Regel gezahlt werden muss, oder in den USA, wo öffentliche Toiletten meist schwer zu finden sind. Abgesehen von Graffiti ist Vandalismus sehr selten. Die Toiletten sind in der Regel wesentlich besser gepflegt als im europäischen Raum. Seit den 1990ern hat es Bemühungen gegeben, diese Orte einladender zu gestalten. Die Räume wurden größer und heller, die Sanitäreinrichtungen mit neuerer Technik nachgerüstet und große Spiegel aufgehängt. Selbst die beherbergenden Gebäude wurden umgestaltet, um ansprechender zu wirken.
Die meisten öffentlichen Toiletten bestehen aus einer oder mehreren Stehtoiletten. Eine zunehmende Zahl öffentlicher Bedürfnisanstalten sind zudem mit Sitztoiletten ausgestattet.[2] Noch bieten viele Bahnhofstoiletten, wie auch öffentliche Schulen, ausschließlich traditionelle japanische Stehklos. Das gleiche gilt für Züge, Parkanlagen, Tempel, traditionelle Restaurants und ältere Gebäude. Die weniger hygienischen (weil Körperkontakt unvermeidbar) Sitztoiletten sind meist anhand von Hinweisschildern zu finden, die mit Yōshiki (洋式), dem englischen Western-Style oder dem entsprechenden Piktogramm versehen sind. Auch Behindertentoiletten sind stets Toiletten westlicher Prägung.
Oftmals fehlt öffentlichen Toiletten in Japan Toilettenpapier, und Seife ist in der Regel auch nicht vorhanden. Japaner tragen deshalb oft kleine Päckchen mit Papiertüchern bei sich.[2] Solche Päckchen werden oft als Werbegeschenk an Passanten verteilt. Manchmal sind Münzautomaten vor Toiletten angebracht, die den Verzweifelten oder schlecht Vorbereiteten als letzte Rettung dienen können. Viele Japaner tragen ein Stofftaschentuch nur zum Händeabtrocknen[2], und einige auch etwas Seife mit sich, zum Beispiel ein Päckchen mit papierdünnen Seifenblättern zur Einmalbenutzung.
Kulturelle Aspekte
Das Empfinden für Hygiene hat sich weltweit im allgemeinen abhängig von der allgemeinen Verfügbarkeit von Wasser unterschiedlich entwickelt. Zusätzlich hat sich in hoch entwickelten Konsumgesellschaften eine über das Minimum weit hinaus gehende Komforterwartung entwickelt. Japan ist dafür das Musterland, wobei die hohen Standards durchaus nicht in jedem Haus anzutreffen sind. Sauberkeit ist in Japan ein sehr bedeutender Faktor, was sich schon dadurch zeigt, dass manche Wörter der japanischen Sprache, wie beispielsweise Kirei (奇麗, きれい), sowohl „sauber“, als auch „schön“ bedeuten können. Das mag sowohl den fortgesetzten Erfolg der Stehklos mit ihrem relativen Hygienevorteil wie auch die Beliebtheit der Washlet-Multifunktionstoiletten erklären. Dr. Hiroshi Ojima vertritt die Ansicht, dass Washlets ihre Popularität teilweise der ballaststoffarmen Ernährung der Japaner verdanken, die zu Verdauungsproblemen führen kann.
Die oft gedrängten Wohnverhältnisse in japanischen Städten und der Mangel an verschließbaren Räumen im traditionellen japanischen Wohnen machen die Toilette zum idealen Rückzugsort. In manchen finden sich Bücherborde oder Zeitungen, sogar Poster. Dennoch wird man, sofern die Möglichkeit besteht, stets eine Trennung der Toilette vom Badezimmer vornehmen. Dies hängt wieder mit der Trennung von „rein“ und „unrein“ zusammen, und ist ein Umstand, der z. B. in Wohnungsannoncen erwähnt wird.[40]
Fremde haben oft Probleme mit den japanischen Toiletten. Insbesondere die Washlets, die im Ausland fast völlig unbekannt sind, verabreichen unkundigen Benutzern, die auf der Suche nach der Spülung sind, gelegentlich überraschende Wasserspritzer.[17][27] Aus diesem Grunde ist man dazu übergegangen, zur Reduzierung des Kulturschocks englischsprachige Bedienungsanleitungen auszuhängen oder Tasten auf englisch zu beschriften.
Sanitärindustrie
Toto ist der größte Hersteller von Toiletten mit Bidetfunktion und Washlets weltweit. [41] Marktkonkurrenten sind Inax, NAIS und Panasonic.
Der Weltmarkt für High-Tech-Toiletten lag 1997 bei etwa 800 Millionen US-Dollar. Davon deckt Toto etwa die Hälfte ab, gefolgt von Inax mit 25 %.[5][17] Japan ist weiterhin der bedeutendste Einzelmarkt für Washlets – Überseekunden machen nur 5 % des Umsatzvolumens aus.[5] Der wichtigste außerjapanische Markt ist China, wo immerhin über eine Million Washlets pro Jahr verkauft werden. Dagegen wurden in den USA 2003 nur etwa 1.000 Stück pro Monat abgesetzt, was dennoch einer Steigerung von etwa 70 % gegenüber 2001 entspricht. Europa wird durch das in der Schweiz ansässige Unternehmen Geberit dominiert, Toto verkauft nur ca. 5000 Washlets pro Jahr.[5]
Von den meisten Europäern werden die japanischen Washlets eher als Kuriosität angesehen. Doch auch hier steigt das Interesse. Das liegt hauptsächlich an dem besonderen Nutzen für körperlich beeinträchtigte Menschen. Die Selbstreinigung mit Hilfe des Wasserstrahls und des Warmluftgebläses kann auch von solchen Personen vorgenommen werden, die bei der herkömmlichen Art Schwierigkeiten haben. Auf diese Weise entfällt die Notwendigkeit, diese Aufgabe von jemand anderem erledigen zu lassen, was vielen Betroffenen peinlich oder unangenehm ist.
Für die niedrigen Verkaufszahlen außerhalb Japans existieren eine Reihe von Gründen. Einer davon ist, dass die Verbraucher einige Zeit benötigen, um sich an die dem Washlet zugrundeliegende Idee zu gewöhnen. Auch in Japan waren die Verkäufe nach 1980 eher schleppend. 1990 hatten sich erst 10 % der Japaner eines angeschafft, aber 2002 waren es bereits mehr als die Hälfte.[5] Aus diesem Grund wird eine ähnliche Steigerung der Auslandsverkäufe in den nächsten Jahren erwartet.
Ein weiterer Grund liegt darin, dass in der Nähe der Toilette oftmals keine Stromversorgung vorhanden ist. Während praktisch alle japanischen Haushalte eine Steckdose hinter der Toilette besitzen, fehlt eine solche in vielen ausländischen Badezimmern.[5] Ein Nachrüsten der Stromversorgung für die Installation eines Dusch-WC ist jedoch kein Problem.
Schließlich konkurriert das Washlet zumindest in Europa mit dem französischen Bidet. Nordamerikanern ist die Vorstellung eines Bidets überhaupt fremd.
Die Schweiz verfügte über zwei Produzenten von Dusch-WC, deren Geschichte älter ist als die der sanitären Revolution in Japan: Die Firma closomat stellte seit 1957 Toiletten mit eingebauter Dusche her und hatte nach eigenen Angaben bis zur Insolvenz der Gesellschaft am 30. August 2007 etwa 100.000 Stück verkauft. Diese Modelle finden sich in erster Linie in Krankenhäusern, Privathaushalten und wenigen Spitzenrestaurants. Sie verfügen über ähnliche Funktionen wie ihre japanischen Verwandten. closomat war in der Schweiz recht bekannt, in Neubauten werden daher in der Nähe der Toilette oft Steckdosen eingeplant. Als heutiger europäischer Marktführer bei Dusch-WC brachte die Firma Geberit 1978 zwei Ausführungen auf den Markt: ein Aufsatzgerät und die Komplettanlage Geberit-O-Mat. Die Balena Dusch-WC werden durch den Geberit Konzern in vielen Ländern beworben und vertrieben. Es ist mittlerweile das meist gekaufte Dusch-WC Europas. Diese Geräte erfüllen nicht nur den gehobenen Qualitätsstandard, sondern sind in Deutschland als medizinische Hilfsmittel anerkannt und von allen Kranken- und Pflegekassen zugelassen.
Situation in Europa
Heutzutage sind japanische Washlets auch in Europa vertreten. Es wurden gerade für den deutschen Markt technische Anpassungen an die Vorschriften und Normen vorgenommen. Inzwischen ist die Technik ausgereift und entspricht bei den meisten in Deutschland verkauften Dusch-WCs der CE- und den DIN/VDE-Normen. Die Toilettensitze gibt es mit umfangreichen technischen Merkmalen ähnlich wie in Japan.
Siehe auch
Literatur
- Innovative Produktkonzepte - Die High-Tech Toilette von Toto. Beratungsletter, 12/2002 (Nov.). ISSN 1726-6793
- Making Great Breakthroughs – All about the Sewage Works in Japan. Japan Sewage Works Association, Tokyo 2002, S.47ff. (Englisch)
- Mark Magnier: Japan Is Flush With Obsession. Los Angeles Times. 1999 (Englisch). ISSN 0458-3035
- Christine Dimmer, Brian Martin: Squatting for the Prevention of Hemorrhoids?. In: Townsend Letter for Doctors & Patients. Jonathan Collins, Port Townsend WA 1996,159(Okt.), S.66–70 (Englisch). ISSN 1059-5864
- James Brooke: Japanese Masters Get Closer to the Toilet Nirvana. The New York Times. New York 2002 (Oktober 8) (Englisch). ISSN 0362-4331
- Daniel McGinn: The King of Thrones. Wired Magazine. Condé Nast Publ., Boulder Colo 2005, 13.03 (März) (English). ISSN 1059-1028
Weblinks
- Japanese sewer history and modern technology (Englisch)
- Gesundheitliche Vorteile der Stehtoilette (Englisch)
- The Japanese Toilet Association (Japanisch)
- High Tech Toiletten in Japan
- YouTube-Video (Deutsch)
- Blog Artikel Der „Händewasch-Ort“ (Deutsch)
- The Culture Behind Japanese Toilets (Englisch)
Quellen
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