Gesangsfach

Gesangsfach

Gesang (auch: Singen) ist der Gebrauch der menschlichen Stimme in der Musik. Er unterscheidet sich vom Sprechen durch den Einsatz von präzise definierten Tonhöhen im Rahmen einer Skala oder Reihe und durch eine mehr oder weniger genau definierte rhythmische Struktur. Für die Musik hat der Gesang eine hervorragende Bedeutung, weil es nur durch ihn möglich ist, Worte in eine musikalischen Linie einzubinden.

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Der Gesang wird durch den Sänger ausgeführt. Ein Sänger ist ein Musiker, der die an der Phonation beteiligten Organe (Zwerchfell, Lunge, Stimmlippen, Vokaltrakt) zur Klangerzeugung einsetzt.

Gesang ist wahrscheinlich die älteste und ursprünglichste musikalische Äußerungsform der Menschen. Ihr Instrument ist der menschliche Körper selbst. Dadurch können Seelisches und Emotionales unmittelbar zum Ausdruck kommen. Der Gesang hat deshalb für den religiösen Kult eine besondere Bedeutung. Man unterscheidet zwei Grundformen: den virtuosen Kunstgesang und das liedhafte, volkstümliche Singen.[1]

Funktionsweise der Singstimme

Die Funktionsweise der menschlichen Singstimme lässt sich stark vereinfacht mit den Polsterpfeifen vergleichen (vgl. Blasinstrumente und Schall); die „Polster“ sind die zwei Stimmlippen, welche zwischen dem Schildknorpel und jeweils zwei beweglichen Stellknorpeln (die zusammen mit dem Ringknorpel und dem Kehldeckel das Kehlkopfskelett bilden) einander gegenüberstehen und leicht nach oben gegeneinander geneigt ausgespannt sind.

Zahlreiche Muskeln bewirken sowohl eine Anspannung sowie eine Entspannung der Stimmlippen, sei es in der ganzen Ausdehnung oder nur teilweise; auch eine Verdickung der Stimmlippen wie andererseits eine Verdünnung besonders der Ränder ist möglich, da die Knorpelpaare sich aufeinander zu und voneinander weg bewegen können, wodurch entweder die Tiefe oder die Breite des Kehlkopfes verändert wird.

Für die Höhe der Stimme (Stimmlage) sind in erster Linie die Länge der Stimmbänder und deren spezielles Schwingungsverhalten verantwortlich. So haben Kinder vorerst eine sehr hohe Stimme, die während des Wachstums sinkt, da die Stimmbänder ebenfalls wachsen. Bei Jungen ist das Wachstum der Stimmbänder deutlich ausgeprägter als bei Mädchen. Der Stimmbruch markiert die stärkste Wachstumsphase; er ist für heranwachsende Frauen nicht so deutlich spürbar.

Bemerkenswert ist, dass einige Frauen deutlich höher singen können als manche hohe Sopranistin. Wahrscheinlich sind die Stimmlippen dabei bis auf eine Restöffnung geschlossen und die Stimmbänder schwingen nicht oder kaum, der Ton wird ähnlich wie beim Pfeifen durch die Luftverwirbelung hinter der Restöffnung hervorgerufen. Diese Hochtonstimme nennt man auch Pfeifstimme. Womöglich beruht das Talent von Sängerinnen wie Yma Sumac auf dieser Art zu singen.

Noch bis ins 18. Jahrhundert, vereinzelt sogar bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts, gab es Kastraten, die durch eine Operation oder Verstümmelung ihre kindlich hohe Stimme behielten, dies jedoch mit dem Verlust ihrer Zeugungsfähigkeit bezahlen mussten. Heute singen Männer mit speziell ausgebildetem Falsett in vergleichbarer Stimmlage als Countertenor, Altus oder Sopran. Die originalgetreue Alternative, Knabenstimmen einzusetzen, wird ebenfalls praktiziert.

Das Singen mit geschlossenen Lippen bezeichnet man als „Summen“. Die Luft wird dabei vollständig durch die Nase abgeleitet, wodurch nur eine sehr kleine Luftmenge in Schwingung versetzt wird.

Stimmbildung und Gesangsunterricht

Die Gesangspädagogik beschäftigt sich mit dem Aufbau einer für den musikalischen Gebrauch geeigneten Stimme. Die professionelle Ausbildung zum Berufssänger im Bereich klassische Musik, Jazz oder Pop findet in Deutschland an Musikhochschulen oder in privaten Studios statt. Die akademische Ausbildung dauert mindestens 10 Semester. Teilbereiche des Gesangsunterrichtes sind:

Die Ausbildung für Opernbühne, Pop, Jazz und Musical unterscheiden sich grundsätzlich. Eine klassische Gesangsausbildung orientiert sich häufig an der Praxis des Belcanto. Bei der Ausbildung für Pop oder Musicalgesang wird häufig die "Belting-Technik" eingesetzt.

Hauptartikel:

Kulturelle Aspekte

Chon Wolson

Gesang gehört zur Kultur sämtlicher Zeiten und Völker und kann alle Lebenssituationen begleiten. Rituelle Gesänge, Kinderlied, Arbeitslied und Gesang als Vortragskunst sind nur wenige Beispiele.

Einzelne Sängerinnen und Sänger sind zu allen Zeiten besonders beachtete Personen des öffentlichen Lebens gewesen, um die sich bis heute große Gruppen von Verehrern sammeln können. Von den klassischen Bühnensängern wie Adelina Patti und Maria Callas über Chansonsänger und -sängerinnen wie Édith Piaf bis hin zu Popgrößen wie Madonna, Michael Jackson oder Robbie Williams sind erfolgreiche Sänger und Sängerinnen immer Anziehungspunkt und Idol für Menschen gewesen. Im Falle von Carlos Gardel scheint sich sogar die gesamte Stadt Buenos Aires auf den verstorbenen Tangosänger zu beziehen.

Beispiele aus dem klassischen Gesang und dem Jazzgesang finden sich auf der Liste berühmter Sängerinnen und Sänger klassischer Musik bzw. auf der Liste von Jazzsängerinnen und -sängern.

Andere Kulturen kennen zahlreiche weitere Formen und Techniken des Gesangs. Beispiele hierfür sind der mongolische Kehlkopfgesang und der Obertongesang.

Literatur

  • Brandl, F.: Die Kunst der Stimmbildung auf physiologischer Grundlage. Eigenverlag, München 2001, ISBN 3-000-08593-9
  • Jens Malte Fischer: Große Stimmen, Stuttgart 1993
  • Merkel: Anthropophonik. Leipzig 1857

Quellen

  1. Wörterbuch des Christentums/ hrsg. von Volker Drehsen.../ ISBN 3-579-00059-4

Siehe auch

Weblinks


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