Geschlechtsplanung

Geschlechtsplanung

Die natürliche Geschlechtswahl wird von Eltern angewendet, die nichtmedizinische Techniken verwenden, um das Geschlecht ihrer Kinder zu beeinflussen. Aus ethnischen und sozialen Gründen werden in vielen Ländern Jungen gegenüber Mädchen bevorzugt; das Interesse der künftigen Eltern daran, das natürliche Verhältnis von (in Deutschland) ca. 106 Jungen auf 100 Mädchen zu verändern, ist daher groß.

Das Geschlecht des Kindes hängt davon ab, ob der Chromosomensatz des väterlichen Spermiums, welches die mütterliche Eizelle befruchtet, ein X-Chromosom oder ein Y-Chromosom enthält. Das X-Chromosom ist 164 Mio Basenpaare groß, das Y-Chromosom nur 60 Millionen Basenpaare. Es ist denkbar, dass der Gewichtsunterschied das Y-Spermium etwas beweglicher macht, was das geringe Überwiegen männlicher Neugeborenen miterklären würde. Allerdings ist das Verhältnis 106:100 zeitlich und örtlich nicht konstant.

Die Vorstellung, derzufolge Y-Spermien sich schneller bewegen als X-Spermien und weniger langlebig seien als diese, hat in der Vergangenheit zu zahlreichen populären Empfehlungen geführt. Bekanntester Vertreter war in den 1970er Jahren der US-amerikanische Gynäkologe Landrum Shettles (1910–2003) (How to choose the sex of your baby, 1970), der den Geschlechtsverkehr unmittelbar nach dem Eisprung empfahl, um einen Jungen zu zeugen. In seiner wissenschaftlichen Studie, die allerdings nur 43 Elternpaare umfasste, waren 86 Prozent der am Tag des Eisprungs gezeugten Kinder männlich. In Deutschland griff auch der Volkswirt Otfried Hatzold die Methode populistisch auf (Wunschkind Sohn oder Tochter, 1970).

Der Eisprung kann mit einer gewissen Sicherheit durch Messungen der Körpertemperatur und anhand des Scheidensekrets datiert werden. Der australische Spezialist John Billings gab eine komplizierte, seiner Ansicht nach genauere Methode an (The ovulation method, Melbourne 1964).

Versuche an Nutztieren wie Hirschen und Schafen haben bestätigt, dass ein geplanter Befruchtungszeitpunkt das Geschlechtsverhältnis der Nachkommen verschieben kann, andererseits war dies bei Rindern nicht möglich (Rorie, 1999). Umfangreichere und neuere Untersuchungen mit menschlichen Probanden haben geringe, aber signifikante Veränderungen ergeben, allerdings der Annahme von Shettles entgegengesetzt: Konzeptionen nahe dem Eisprung (+/- 2 Tage) führten etwas häufiger zu weiblichen Kindern; das Verhältnis war dann ca. 55/45 (Gray, 1991).

Die Buchautorin Elizabeth Whelan (Boy or girl?, 1984) empfahl daher bereits das Gegenteil der Shettles-Billings-Methode: Verkehr vier bis sechs Tage vor dem Eisprung soll zu einem Jungen verhelfen. Aus wissenschaftlicher Sicht ist diese Methode nur geeignet, eine leichte Chancenverbesserung zu erzielen (55 statt 50 Jungen auf 100 Geburten). Die vorgeschlagenen Methoden sind andererseits ungefährlich und ohne ärztliche Hilfe anwendbar.

Echte Sicherheit, gezielt einen Jungen oder ein Mädchen zu zeugen, wäre nur mit medizinischen Methoden - etwa der künstlichen Befruchtung mit separierten Spermien oder der in-vitro-Fertilisation - möglich. Die Anwendung solcher Methoden zur Geschlechtswahl gilt jedoch als ethisch nicht vertretbar und ist daher in Deutschland und anderen Ländern nach dem Embryonenschutzgesetz verboten.

Siehe auch: Natürliche Familienplanung

Quellen

  • Gray RH: 1: Natural family planning and sex selection: fact or fiction?. Am J Obstet Gynecol. 1991 Dec;165(6 Pt 2):1982–4 Abstract
  • Rorie RW: Effect of timing of artificial insemination on sex ratio. Theriogenology. 1999 Dec;52(8):1273–80 Abstract
  • Zarutskie PW: The clinical relevance of sex selection techniques. Fertil Steril. 1989 Dec;52(6):891-905 Abstract

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