Gesneriaceae

Gesneriaceae
Gesneriengewächse
Typische röhrenförmige Blüten und behaarte Blätter bei Gesneriaceae.

Typische röhrenförmige Blüten und behaarte Blätter bei Gesneriaceae.

Systematik
Überabteilung: Samenpflanzen (Spermatophyta)
Abteilung: Bedecktsamer (Magnoliophyta)
Klasse: Dreifurchenpollen-
Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Unterklasse: Asternähnliche (Asteridae)
Ordnung: Lippenblütlerartige (Lamiales)
Familie: Gesneriengewächse
Wissenschaftlicher Name
Gesneriaceae
Rich. & Juss. ex DC.

Gesneriengewächse (Gesneriaceae) sind eine Pflanzenfamilie innerhalb der Ordnung der Lippenblütlerartige (Lamiales). Es ist eine überwiegend tropische Familie. Der Name der Familie ehrt den Zürcher Naturforscher und Mediziner Konrad Gesner (1516-1565).

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Sie sind meistens mehrjährig, neben krautigen Taxa gibt es auch einige holzige Arten. Die meisten Arten wachsen terrestrisch, doch gibt es auch viele Arten die epiphytisch wachsen. Sie haben einen aufrechten oder hängenden Wuchs. Einige Arten bilden Ausläufer mit schuppenförmigen kleinen Blättern. Einige Arten haben Rhizome oder bilden Knollen als Überdauerungsorgane. Gesneriaceae haben meist pelzig behaarte Laubblätter. Die meist gegenständig bis quirlig, oft in basaler Rosette angeordneten Blätter sind meist einfach, seltener fiederspaltig; manchmal ist auch nur ein großes Basalblatt, das aus einem Keimblatt weiterentwickelt wird vorhanden (einige Streptocarpus-Arten). Nebenblätter sind nie vorhanden.

Blütendiagramm von Gesneria pendulina

Die Blüten stehen einzeln oder in zymösen Blütenständen. Die Blüten sind meist fünfzählig (selten vierzählig) und mehr oder weniger stark zygomorph. Die meist fünf Kelchblätter sind frei oder mehr oder weniger stark verwachsen. Die meist fünf Blütenkronblätter sind radförmig bis röhrig verwachsen. Es ist nur ein Staubblattkreis vorhanden, es sind zwei Paare oder nur zwei, selten fünf, Staubblätter je Blüte. Oft hängen Antheren zusammen. Zwei Fruchtblätter sind zu einem ober- bis unterständigen Fruchtknoten verwachsen, mit einem Griffel.

Blütenformel: \downarrow K_5 \; C_{(5)} \; A_{2+2-2} \; G_{\underline{(2)}}

Es werden Kapselfrüchte oder Beeren gebildet. Die vielen Samen in einer Frucht sind immer winzig.

Ökologie

Bis auf die wenigen Arten der Gattungen Ramonda und Haberlea (beide Tertiärrelikte) hat die Familie eine tropische Verbreitung. Sie werden fast alle durch Tiere bestäubt (Zoophilie). Paläotropische Arten sind an die Bestäubung durch Fledermäuse, Bienen oder Schmetterlinge angepasst.

Bei den Arten der Neotropis überwiegt die Ornithophilie, die Bestäubung erfolgt also durch Vögel. Erkennbar ist dies bereits am oft röhrenförmigen Bau der Blütenkrone sowie an den Farben der Blüten, die ganz unterschiedliche Rottöne aufweisen. Vogelblüten bieten zudem immer reichlich Nektar an. Durch die Lage von Staubblättern und Narbe wird sichergestellt, dass der Pollen am Kopf des Vogels abgestreift wird und dann beim Besuch der nächsten Blüte eine Bestäubung erfolgt. [1]

Zierpflanzen

Die meisten Gesneriaceae mögen es entsprechend ihrer tropischen Herkunft ganzjährig warm. Viele der Arten mögen helle warme Standorte ohne direkte Sonne.

Es gibt viele Gattungen, Arten und Sorten bei den Gesneriengewächsen, die sich als Zimmerpflanzen eignen:

  • Usambaraveilchen (Saintpaulia), lassen sich leicht über Blatt-Stecklinge vermehren.
  • Drehfrucht (Streptocarpus), lassen sich leicht über Blattteil-Stecklinge vermehren.
  • Gloxinien (Sinningia), sie bilden Knollen.
  • Columnea, es sind ursprünglich Epiphyten und werden als "Ampelpflanzen" kultiviert.
  • Schattenröhre (Espiscia), bodendeckende Pflanzen.
  • Schamblumen (Aeschynanthus), es sind ursprünglich Epiphyten und werden als "Ampelpflanzen" kultiviert.
  • Kußmäulchen (Nematanthus, Syn.: Hypocyrta Mart. (1829), p.p.)
  • Schiefteller (Achimenes), sie bilden Knollen und lassen sich leicht über Kopf-Stecklinge vermehren.
  • Smithiantha, sie bilden Knollen.
  • Chrysothemis
  • Kohleria
  • Codonanthe.

Systematik

Chirita sinensis, Illustration.
Haberlea rhodopensis, eine Reliktpflanze mit einem Verbreitungsgebiet im Balkan.
Felsenteller (Ramonda myconi), eine Reliktpflanze in Europa.
Seemannia sylvatica.
Pearcea intermedia.
Kußmäulchen (Nematanthus strigillosus).
Columnea flexiflora.
Beeren von Columnea orientandina.
Drymonia spec.
Asteranthera ovata.
Mitraria coccinea.

Die Familie der Gesneriengewächse (Gesneriaceae) ist gegliedert in vier Unterfamilien, zwölf Tribus und 147 bis 160 Gattungen mit mehr als 3200 bis 3870 Arten. Etwa 40 Gattungen sind monotypisch.

Unterfamilie Didymocarpoideae oder Cyrtandroideae: Mit etwa 82 Gattungen und etwa 2000 Arten:
  • Tribus Didymocarpeae:
    • Acanthonema
    • Allocheilos
    • Allostigma
    • Ancylostemon
    • Anna
    • Beccarinda
    • Boea
    • Boeica
    • Bournea
    • Briggsia
    • Briggsiopsis
    • Calcareoboea
    • Cathayanthe
    • Championia
    • Chirita
    • Chiritopsis
    • Colpogyne
    • Conandron
    • Corallodiscus
    • Dayaoshania
    • Deinocheilos
    • Deinostigma
    • Didissandra
    • Didymocarpus: Mit etwa 75 Arten.
    • Didymostigma
    • Dolicholoma
    • Gyrocheilos
    • Haberlea, europäische Gattung, es sind Relikte aus Zeiten, in denen in Europa tropisches Klima herrschte.
    • Hemiboea
    • Hemiboeopsis
    • Henckelia: Mit etwa 180 Arten.
    • Hexatheca
    • Isometrum
    • Jancaea
    • Lagarosolen
    • Leptoboea
    • Linnaeopsis
    • Loxocarpus (Syn.: Henckelia Sektion Loxocarpus)
    • Metabriggsia
    • Metapetrocosmea
    • Nodonema
    • Opithandra
    • Orchadocarpa
    • Oreocharis
    • Ornithoboea
    • Paraboea: Mit etwa 90 Arten.
    • Petrocodon
    • Petrocosmea
    • Phylloboea
    • Platyadenia
    • Platystemma
    • Primulina
    • Pseudochirita
    • Ramonda, europäische Gattung, es sind Relikte aus Zeiten, in denen in Europa tropisches Klima herrschte.
    • Raphiocarpus
    • Rhabdothamnopsis
    • Saintpaulia: Mit der bekanntesten Art:
    • Schizoboea
    • Drehfrucht (Streptocarpus): Mit über 100 Arten.
    • Tengia
    • Tetraphyllum
    • Thamnocharis
    • Trachystigma
    • Tremacron
    • Trisepalum
  • Tribus Cyrtandreae: Mit drei Gattungen:
    • Cyrtandra: Mit etwa 550 bis 600 Arten, es ist die größte Gattung der Familie.
    • Rhynchotechum
    • Sepikea ist vielleicht ein Synonym von Cyrtandra.
  • Tribus Trichosporeae: Mit fünf Gattungen:
    • Aeschynanthus: Mit etwa 140 Arten (Syn.: Oxychlamys)
    • Agalmyla: Mit etwa 100 Arten.
    • Loxostigma
    • Lysionotus
    • Micraeschynanthus
  • Tribus Titanotricheae: Mit der einzigen Gattung:
    • Titanotrichum
Unterfamilie Epithematoideae: mit sechs bis sieben Gattungen und 75 Arten. Verbreitung: hauptsächlich in Indien, und von Südostasien bis zum Indonesischen Archipel; eine Art gibt es in Westafrika und eine Art von Zentralamerika bis Peru:
  • Tribus Klugieae:
    • Epithema
    • Gyrogyne
    • Loxonia
    • Monophyllaea: Mit etwa 30 Arten.
    • Rhynchoglossum
    • Stauranthera
    • Whytockia
Unterfamilie Gesnerioideae: mit 53 Gattungen und 1500 Arten, in der Neuen Welt (Neotropis), viele Taxa sind Epiphyten, meistens werden sie von Vögeln bestäubt und verbreitet:
  • Tribus Beslerieae:
    • Besleria: Mit über 200 Arten.
    • Cremosperma
    • Gasteranthus
    • Reldia
    • Resia
    • Tylopsacas
  • Tribus Napeantheae: Mit der einzigen Gattung:
    • Napeanthus.
  • Tribus Gesnerieae: Mit nur zwei Gattungen:
    • Bellonia
    • Gesneria: Mit etwa 60 Arten.
  • Tribus Gloxinieae:
    • Schiefteller (Achimenes)
    • Diastema
    • Eucodonia
    • Gloxinella
    • Gloxiniopsis
    • Goyazia
    • Heppiella
    • Kohleria (inkl. Capanea)
    • Lembocarpus
    • Mandirola
    • Monopyle
    • Moussonia
    • Niphaea
    • Nomopyle
    • Pearcea (inkl. Parakohleria)
    • Phinaea
    • Seemannia: Mit etwa vier Arten.
    • Gloxinien (Sinningia): Mit etwa 60 Arten (inkl. Anodiscus und Koellikeria)
    • Smithiantha
    • Solenophora
  • Tribus Sinningieae: Mit drei Gattungen:
    • Paliavana
    • Sinningia
    • Vanhouttea
  • Tribus Sphaerorrhizeae: Mit nur einer Gattung:
    • Sphaerorrhiza
  • Tribus Episcieae:
    • Alloplectus: s.str. mit nur noch etwa fünf Arten.
    • Alsobia: Mit nur zwei Arten.
    • Chrysothemis: Mit etwa sieben Arten.
    • Cobananthus: Mit der einzigen Art:
      • Cobananthus calochlamys (Donn. Sm.) Wiehler.
    • Codonanthe: Mit mehr als 20 Arten.
    • Codonanthopsis: Mit etwa fünf Arten.
    • Columnea (s.l.: mit 270 Arten; s.str.: 75 Arten, zusätzlich vier bisherige Gattungen, inkl. Dalbergaria: Mit 90 Arten, Tricantha mit 75 Arten).
    • Corytoplectus: Mit etwa 15 Arten
    • Crantzia: Mit etwa vier Arten, die vor 2005 in die Gattung Alloplectus eingegliedert waren.
    • Drymonia: Mit 140 Arten.
    • Episcia: Mit etwa neun Arten.
    • Glossoloma: Mit mehr als 20 Arten.
    • Nautilocalyx: Mit etwa 70 Arten.
    • Nematanthus (Syn.: Hypocyrta Mart. (1829), p.p.): Mit etwa 30 Arten.
    • Neomortonia: Mit nur drei Arten.
    • Oerstedina: Mit nur drei Arten.
    • Paradrymonia: Mit etwa 70 Arten.
    • Rhoogeton: Mit etwa vier Arten.
    • Rufodorsia: Mit etwa vier Arten.
Unterfamilie Coronatheroideae: Mit nur einer Tribus, neun Gattungen und etwa 20 Arten. Verbreitung: Salomoninseln, Antillen, Neukaledonien, südliches Südamerika:
  • Tribus Coronanthereae:
    • Asteranthera: Mit der einzigen Art:
      • Asteranthera ovata Hanst.: Die Heimat ist das südliche Chile und angrenzende Gebiete in Argentinien.
    • Coronanthera: Mit etwa elf Arten.
    • Depanthus: Mit nur zwei Arten.
    • Fieldia: Mit der einzigen Art:
      • Fieldia australis Cunn.
    • Lenbrassia: Mit der einzigen Art:
      • Lenbrassia australiana (C.T.White) G.W.Gillett: Mit zwei Varietäten.
    • Mitraria: Mit der einzigen Art:
      • Mitraria coccinea Cav.
    • Negria: Mit der einzigen Art:
      • Negria rhabdothamnoides F.Muell.
    • Rhabdothamnus: Mit der einzigen Art:
      • Rhabdothamnus solandri Cunn.
    • Sarmienta: Mit der einzigen Art:
      • Sarmienta scandens (J.D.Brandis) Pers. (Syn.: Sarmienta repens Ruiz & Pav., nom. illeg.)

Quellen

Einzelnachweise

  1. http://www.tu-darmstadt.de/fb/bio/bot/gesneriaceae/index.html Vogelblütigkeit der Gesneriaceae.

Weblinks


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