Ghiggia

Ghiggia

Alcides Edgardo Ghiggia (* 22. Dezember 1926 in Montevideo; ausgesprochen: Gikia) ist ein ehemaliger uruguayischer Fußballspieler. Sein nachhaltiger Ruhm beruht auf seiner entscheidenden Mitwirkung beim WM-Finale von 1950.

Der dribbelstarke Rechtsaußen Ghiggia, nur 1,69 m klein und 62 kg leicht, gilt als einer der weltbesten Außenstürmer der 1950er Jahre. Außer für Uruguay spielte er auch für die italienische Nationalmannschaft und die Vereinsmannschaften von Peñarol und Danubio in Uruguay sowie AS Roma und den AC Mailand in Italien.

Inhaltsverzeichnis

Held der Weltmeisterschaft von 1950

Der Stürmer von Peñarol Montevideo wurde zur Legende des uruguayischen Fußballs, als er bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1950 gegen Gastgeber Brasilien im entscheidenden Spiel vor rund 200.000 Zuschauern im Maracanã-Stadion zehn Minuten vor Spielschluss das entscheidende Tor zum 2:1-Erfolg für Uruguay erzielte und damit den Gastgebern den sicher geglaubten Weltmeistertitel entriss.

In der brasilianischen Folklore ist diese Spiel bis heute noch als das Maracanaço lebendig.

Für Roberto Muylaert, den Biographen des brasilianischen Torhüters Barbosa, ist der Schwarz-Weiß-Film dieses Tores von Ghiggia vergleichbar mit Abraham Zapruders Zufallsbildern von Dallas. Das Tor und der Gewehrschuss, der Kennedy tötete, haben “die gleiche Dramatik… die gleiche Bewegung, den Rhythmus… die gleiche Präzision einer unaufhaltsamen Flugbahn…” Sie haben sogar den aufgewirbelten Staub gemeinsam - einmal von einem Gewehr, das andere Mal von Ghiggias linkem Fuß.[1]

Moacyr Barbosa, der oft für die Niederlage und insbesondere Ghiggias Tor verantwortlich gemacht wurde, litt noch lange unter den Nachwirkungen. Das restliche Leben war für ihn eine Qual. Kurz vor seinem Tod gab er im Jahr 2000 ein Interview, in dem er sagte: Die höchste Strafe in Brasilien sind 30 Jahre Haft. Aber ich büße nun schon 50 Jahre für etwas, das ich nicht einmal begangen habe.

Ghiggia war erstaunt, als er 50 Jahre nach dem Spiel bei seiner Einreise nach Brasilien von einer Zollbeamtin im Alter von etwa Mitte Zwanzig gefragt wurde, ob er der Ghiggia sei. Ghiggia sagte: "Ja, aber das ist doch schon 50 Jahre her." Sie antwortete: "Aber in Brasilien spüren wir diesen Moment noch heute!"

Im Verlauf dieser Weltmeisterschaft erzielte er in jedem Spiel einen Treffer. Diese vier Tore blieben seine einzigen Tore in insgesamt 12 Länderspielen für Uruguay zwischen 1950 and 1952.

Meister mit Peñarol

Ghiggias große Karriere begann, als er 1948 in den Reihen der uruguayischen Spitzenmannschaft Peñarol aufgenommen wurde, wo er sich schon bald zum Stammspieler entwickelte. Bereits 1949 durfte er mit den Schwarzgelben seine erste Landesmeisterschaft feiern. Ein weiterer Titel sollte 1951 folgen.

Einen Tiefpunkt erreichte seine Karriere, als er 1952 einen Schiedsrichter angriff and dafür eine Sperre von rund einem Jahr erhielt.

Wechsel nach Italien

Zu Beginn der Saison 1953/54 wechselte Ghiggia in die italienische Serie A zu AS Roma, wo er von 1957-1958 auch Spielführer war. Mit Roma gewann er 1961 den Messepokal, den Vorläufer des UEFA-Pokals. Mit fast 35 Jahren war er dabei ältester Spieler seiner Mannschaft. An den beiden Finalspielen gegen Birmingham City nahm er aber nicht teil.

Für Roma spielte er in 8 Spielzeiten 201-mal in der Serie A und erzielte dabei 19 Tore. Die beste Platzierung war dabei der 3. Rang von 1955.

1961 wechselte er noch für ein Jahr zum AC Mailand und wurde mit den Rossoneri italienischer Meister. Er kam im Verlauf der Saison aber nur noch viermal zum Einsatz. Nach nur einem Jahr verließ er den Verein wieder und kehrte nach Uruguay zurück.

Länderspiele für Italien

Nachdem er 1957 in Italien eingebürgert worden war, spielte er zwischen 1957-1959 auch für die italienische Fußballnationalmannschaft. Drei Länderspiele absolvierte er im Rahmen der Qualifikation zur Fußball-Weltmeisterschaft 1958 in Schweden. Dabei konnte sich Italien aber zum ersten Mal nicht für ein WM-Turnier qualifizieren. In seinen insgesamt fünf Länderspielen für Italien erzielte er einen Treffer.

Auch Ghiggias Weltmeisterkollege Juan Alberto Schiaffino, der in jenem denkwürdigen WM-Finale gegen Brasilien den 1:1-Ausgleich erzielte, spielte nach seinem Wechsel zum AC Milan für die Nationalelf Italiens.

Rückkehr nach Uruguay und spätere Jahre

Nach seiner Rückkehr nach Montevideo spielte Ghiggia noch sechs Jahre für den Erstligisten Danubio FC, konnte aber dort keine neuen Titel sammeln. Schließlich beendete er 1968 im Alter von 41 Jahren seine Fußballerlaufbahn.

Zur Eröffnungsfeier der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland wurden sämtliche noch lebenden Fußball-Weltmeister nach München eingeladen. Ghiggia war bei dieser Veranstaltung der älteste anwesende Weltmeister.

Zu seinem 80. Geburtstag am Ende desselben Jahres wurde er unter anderem im Parlament von Uruguay geehrt und auch mit einer Sonderbriefmarke mit der Aufschrift "Ghiggia bewegte uns zu Tränen" (Ghiggia nos hizo llorar) bedacht.

Alcides Ghiggia bleibt einer der ultimativen Heroen jenes kleinen Landes an der Mündung des Rio de la Plata, welches zum Weltfußball einen solch über Gebühr großen Beitrag geleistet hat.

Zitat

Alcides Ghiggia: Nur drei Menschen haben mit einer einzigen Bewegung das Maracanã zum Schweigen gebracht: Frank Sinatra, Papst Johannes Paul II und ich.

Tabellarische Zusammenfassung

Zeitraum Verein Spiele Tore Titel
1962-1968 UruguayUruguay Danubio FC Montevideo
1961-1962 ItalyItaly AC Milan 4 1962 - Meisterschaft von Italien
1953-1961 ItalyItaly AS Roma 201 19 1961 - Messepokal
1948-1953 UruguayUruguay CA Peñarol Montevideo 1949 - Meisterschaft von Uruguay
1951 - Meisterschaft von Uruguay
Nationalmannschaften
1957-1959 ItalyItaly Italien 5 1
1950-1952 UruguayUruguay Uruguay 12 4 1950 - Weltmeisterschaft

Bei Vereinen bezieht sich die Anzahl der Spiele und Tore auf Ligaspiele.

Weblinks - Referenzen

  1. nach: Alex Bellos: Futebol. Fussball: Die brasilianische Kunst des Lebens. Fischer 2005, ISBN 3-596-16580-6

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