Giacinto Bobone

Giacinto Bobone
Coelestin III. (rechts) und Heinrich VI. in einer Abbildung aus dem Liber ad honorem Augusti des Petrus de Ebulo, 1196

Coelestin III. (* etwa 1106; † 8. Januar 1198) war vom 30. März 1191 bis zu seinem Tode Papst der römisch-katholischen Kirche. Der Name Coelestin bedeutet: „der Himmlische“ (latein.)

Inhaltsverzeichnis

Leben

Papst Coelestin III. wurde als Giacinto Bobone, auch: Jacinto Bobo, Hyacinto Bobo, dt. Hyazinth Bobo, aus der römischen Patrizierfamilie der Bobo-Orsini in Rom geboren. Er ergriff eine Laufbahn an der Kurie und bezeugte schon im Jahr 1121 päpstliche Dokumente. Seit 1126 war er Prior der Subdiakone an der Lateranbasilika in Rom und somit in einflussreicher Stellung. Er sympathisierte mit Papst Innozenz' II. Rivalen, dem Gegenpapst Anaklet, behielt aber nach dessen Tod im Jahr 1138 seinen Rang in der Kurie.

Hyazinth nahm sich 1141 der Sache Peter Abaelards an, vermutlich unterstützt von Guido von Cittá di Castello, dem späteren Papst Coelestin II., der wie er ein Schüler Abaelards gewesen war. Möglicherweise traf sich Hyazinth mit Abaelard und Arnold von Brescia vor dem Konzil von Sens im Jahr 1141 in Paris oder er ergriff als päpstlicher Beobachter direkt auf dem Konzil Partei für Abaelard. Dadurch zog er die heftige Rüge Bernhards von Clairvaux auf sich.[1]

Nach dem Tod Innozenz' II. im Jahr 1143 wurde Guido von Cittá di Castello zum neuen Papst Coelestin II. gewählt, amtierte aber nur fünfeinhalb Monate. Im Jahr 1144 wurde Hyazinth Bobo zum Kardinaldiakon von Santa Maria in Cosmedin promoviert, 1154–55 und 1172–74 reiste er als Legat nach Spanien. Mehrere Legatsreisen führten ihn auch nach Frankreich. Hyazinth war von versöhnlicher Haltung gegenüber Kaiser Friedrich Barbarossa und ermahnte auch Thomas Beckett zur Milde gegenüber König Heinrich II. von England.

Als über 85-jähriger wurde Hyazinth am 30. März 1191 vermutlich als Kompromisskandidat zum Papst gewählt. Er erwählte den Papstnamen Coelestin III.. Obwohl er zu diesem Zeitpunkt bereits seit 46 Jahren Kardinal war, hatte er keine Priesterweihe empfangen und war lediglich Diakon. Daher wurde er am 13. April 1191, dem Karsamstag, zum Priester und einen Tag später, am Ostersonntag, zum Bischof geweiht.

Den politischen Zielen Kaiser Heinrichs VI. setzte der greise Papst von Anfang an passiven Widerstand entgegen. Am zweiten Osterfeiertag des Jahres 1191 vollzog er als erste Amtshandlung die Kaiserkrönung Heinrichs und seiner Gemahlin Konstanze in Rom. Er erfüllte damit die Zusage seines Ende März 1191 verstorbenen Vorgängers Clemens' III. aus dem Jahr 1188. Auch sonst hielt er an der politischen Linie seines Vorgängers fest und lehnte als Lehnsherr des normannischen Königreichs Sizilien insbesondere den Erbanspruch Konstanzes auf das Königreich ab. Die Usurpation des sizilischen Thrones nach dem plötzlichen Tod König Wilhelms II., des Neffen Konstanzes, war Ende 1189/Anfang 1190 mit ausdrücklicher Zustimmung Papst Clemens' III. erfolgt. Am Königtum Tankreds von Lecce hielt auch Coelestin III. fest, obwohl nach sizilischem Erbrecht Konstanze und ihr Gatte Heinrich VI. die legitimen Erben des Königreichs waren. Nachdem der erste Versuch einer militärischen Eroberung des Königreichs durch den Kaiser im Sommer 1191 gescheitert war, stellte sich die päpstliche Kurie offen auf die Seite des Usurpators. Im Juni des folgenden Jahres wurde mit dem Abschluss des Konkordats von Gravina auch die Anerkennung König Tankreds als legitimer Nachfolger der Normannenkönige vollzogen. Die Beziehungen zum kaiserlichen Hof wurden dagegen abgebrochen. Nach dem Tod Tankreds 1194 und der im selben Jahr erfolgten Eroberung des Königreichs durch Heinrich VI. verweigerte Coelestin III. auch weiterhin die Anerkennung einer staufischen Herrschaft über das Königreich. Mit verschiedenen Angeboten an die Kurie versuchte Heinrich VI. vergeblich, die Legitimierung seiner Herrschaft in Sizilien doch noch zu erreichen. Gegen diese Pläne, das deutsche und sizilische Königtum und möglicherweise auch die Kaiserwürde für das Haus Hohenstaufen dauerhaft zu sichern, opponierte Coelestin III. mit hinhaltendem, aber zähem Widerstand und verweigerte dem Kaiser bis zum Ende die Lehensnahme des Königreichs. Daran konnte auch der Kreuzzug nichts ändern, den der Kaiser angeboten hatte, um sich doch noch mit der päpstlichen Kurie einigen zu können.

Coelestin exkommunizierte 1193 Leopold V. von Österreich für die Gefangennahme von Richard Löwenherz und sprach das Interdikt über seine Ländereien aus. Gegen Heinrich VI. traf er jedoch keine Sanktionen, weil Richard mit König Tankred ein militärisches Bündnis gegen den Kaiser eingegangen war.

1191 erkannte Coelestin auch den Deutschen Orden an, der 1190 während des dritten Kreuzzuges als Hospitalorden gegründet worden war.

Papst Coelestin III. versuchte Ende des Jahres 1197, freiwillig zugunsten des von ihm als Nachfolger favorisierten Kardinals Giovanni di San Paolo abzudanken, was aber von oppositionellen Kräften im Kardinalskollegiums entschieden abgelehnt wurde. Coelestin III. starb am 8. Januar 1198 in Rom.

Siehe auch

Literatur

  • Theodor Toeche: Kaiser Heinrich VI. (Jahrbücher der deutschen Geschichte Bd. 18) Leipzig, 1867
  • Johannes Haller: Heinrich VI. und die römische Kirche. In: MIÖG 35 (1914) S. 385-454 und S. 545-669; wieder abgedruckt als Monographie Darmstadt, 1962
  • Gerhard Baaken: Die Verhandlungen zwischen Kaiser Heinrich VI. und Papst Coelestin III. in den Jahren 1195-1197. In: DA 27 (1971) S. 457-513
  • Hartmut Jericke: Imperator Romanorum et Rex Siciliae - Kaiser Heinrich VI. und sein Ringen um das normannisch-sizilische Königreich. Frankfurt am Main, 1997
  • Hartmut Jericke: Kaiser Heinrich VI. - Der unbekannte Staufer. Gleichen, 2008

Weblinks

Anmerkung

  1. Bernhard beklagte sich über Hyazinth Bobo in mehreren Briefen: „Iacinctus multa mala ostendit nobis: nec enim quae voluit, fecit, vel potuit… - Hyazinth hat uns viel Böses in Aussicht gestellt: doch was er tun wollte, er hat es weder gemacht, noch machen können…“ Brief 189 SBO an Innozenz II. „Sed in his omnibus gloriatur, quod cardinalibus et clericis curiae scientiae fontes aperuit, quod manibus et sinibus Romanorum libros et sententias suas incluserit; et in tutelam sui erroris assumit eos, a quibus judicari debuit er damnari. Jacinctus multa mala ostendit nobis: non fecit tamen, non quia non voluit, sed quia non potuit… - Aber in all dem rühmt er sich: Dass er den Kardinälen und Klerikern der Kurie die Quellen seines Wissens eröffnet habe, dass er in den Händen und Herzen der Römer seine Bücher und Lehrsätze geschlossen habe. Und er hat zum Schutz seines Irrtums die verwendet, von denen er hätte gerichtet oder verurteilt werden müssen. Hyazinth hat uns viel Schlimmes in Aussicht gestellt: Er hat es dennoch nicht gemacht - nicht, weil er nicht gewollt hätte, sondern weil er nicht konnte…“ Brief 338 SBO an Kardinal und Kanzler Haimerich.



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