Gießener Burschenring

Gießener Burschenring

Der Deutsche Burschen-Ring war ein Korporationsverband von nicht-schlagenden Burschenschaften der zwischen 1957 und 1964 existierte.

Sehr bald nach dem Ende des Krieges und der Wiedereröffnung der Universitäten in den westlichen Besatzungszonen fanden sich die Altherrenverbände des ehemaligen Verbandes Deutscher Burschen (VDB) zusammen, um ihre Verbindungen wiederzugründen. Am 10. Dezember 1950 erfolgte die offizielle Wiedergründung des VDB mit sechs aktiven Burschenschaften. Gleichzeitig wurde der Eintritt in den Convent Deutscher Akademikerverbände (CDA) beschlossen. Die 1950 wiedergegründete Burschenschaft Germania Göttingen im Schwarzburgbund (SB) trug 1951 den drei zuerst wiedergegründeten VDB-Burschenschaften den Abschluss eines Freundschaftsvertrags an. 1954 gehörten dem Verband nur noch drei aktive Korporationen an (Cheruskia Bonn, Adelphia Gießen, Burschenschaft Ascania zu Köln). Vorort führte Cheruskia. Baldur Köln und Marcomannia Frankfurt/M. planten Reaktivierung. Im Verband herrschte die Auffassung, dass man unter diesen Umständen auf sich alleine gestellt nicht lebensfähig sei. Auf Anregung von Burschenschaften im SB beabsichtigte man daher, Freundschaftsverhältnisse zu diesen einzugehen.

Die Freundschaftsverträge sahen vor :

  1. Zusammenarbeit in der Hochschulpolitik
  2. Gegenseitige Besuche bei hochoffiziellen Veranstaltungen
  3. Möglichkeit zum Aktivwerden in der befreundeten Burschenschaft bei Hochschulwechsel

Freundschaftsverhältnisse bestanden 1954 zwischen

  1. Cheruskia Bonn und Germania Göttingen (SB) sowie Vandalia Freiburg (SB)
  2. Ascania Köln und Germania Göttingen (SB) sowie Vandalia Freiburg (SB)

Adelphia Gießen stand mit Mainfranken Würzburg (SB) kurz vor dem Abschluss. Laut des damaligen VDB-Vorsitzenden Dr. Lückgers war es Wunsch des VDB, das Verhältnis zu den SB-Burschenschaften weiter zu vertiefen. Beim Stiftungsfestkommers der Göttinger Germania 1955 übergab der damalige Sprecher der Cheruskia Bonn den Entwurf eines Freundschaftsvertrags, mit dem Ziel die Burschenschaften des VDB weiter an den SB heranzuführen. Die Verhandlungen gerieten allerdings Ende des Jahres ins Stocken. Daraufhin erfolgte am 15. Dezember der Beitritt aller VDB-Bünde zur Frankfurter Arbeits-Gemeinschaft (FAG), einem Zusammenschluss der ehemaligen DB- und ADB-Burschenschaften Germania Darmstadt, Ghibellinia Karlsruhe, Gothia Darmstadt, Wartburg Gießen sowie den Freien Burschen Stuttgart.

Am 12. Mai 1956 kam es schließlich durch den Bonner Cherusker Helmut Kämper zur Wiedergründung der Alemannia Leipzig in Erlangen. Die aktive Alemannia wurde sofort wieder in den VDB aufgenommen.

Am 23./24. Juni 1956 konstituierte sich der Gießener Burschen-Ring (GBR) in Gießen. Neben den alten VBD-Burschenschaften traten Ghibellinia Karlsruhe, Gothia Darmstadt und Wartburg Gießen bei. Gleichzeitig löste sich der VDB endgültig auf. Im Unterschied zum VDB stellte der GBR seinen Mitgliedern das Tragen von Couleur frei. Ob dies der alleinige Grund für die Auflösung des VDB und die Neugründung des GBR war, ist aus den spärlichen erhaltenen Quellen nicht nachzuvollziehen. Am 21. Juli 1957 wurde der GBR unter Beibehaltung der Prinzipien in Deutscher Burschen-Ring (DBR) umbenannt. Auch dem DBR war kein günstiges Schicksal beschieden. Wegen Streitigkeiten mit den anderen Mitgliedern trat Alemannia bereits 1960 aus dem DBR aus und ging 1964 in den Deutschen Wissenschafter-Verband (DWV). Weil Ceresia Freising und Adelphia Gießen hinsichtlich der Fusion mit dem DWV abseits standen, traten Ascania Köln, Baldur Köln und Cheruskia Bonn (die sogenannten rheinischen oder ABC-Bünde) 1964 aus dem DBR aus und gingen ebenfalls in den DWV. Der DBR zerfiel daraufhin.

Heute sind die meisten alten VDB-Burschenschaften vertagt oder aufgelöst. Baldur Köln und Cheruskia Bonn fusionierten 1981 unter Beibehaltung des Namens und Hochschulorts des Zweiteren und sind heute in der Bonner Südstadt angesiedelt. Etliche Bünde wurden nach dem Zweiten Weltkrieg nicht wiedergegründet. Von den wenigen noch aktiven Verbindungen sind einige im Schwarzburgbund vereint und die übrigen verbandsfreie Burschenschaften, so die oben erwähnten Ascania Köln oder Adelphia Gießen. Das Ziel des VDB, einen Verband für alle nichtschlagenden Burschenschaften zu schaffen, konnte nie erreicht werden. Letztlich ist aber die Idee, einer institutionalisierten Zusammenarbeit der nicht-pflichtschlagenden, überkonfessionellen und modernen Verbindungen nie ganz untergegangen, wie die im Allgemeinen regen Kontakte dieser kleinen Gruppe unter den Verbindungen belegen.


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