Giovanni Battista Rovelasco

Giovanni Battista Rovelasco

Giovanni Battista Rovelasco[1] (Lebensdaten unbekannt) war ein italienischer Kaufmann und Spekulant, der vor allem Ende des 16. Jahrhunderts von den Niederlanden und Portugal aus im Übersee-Handel von Gewürzen, Zucker, etc. tätig war und größere Bedeutung erlangte.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Über sein Leben ist wenig bekannt. Rovelasco entstammte einer Mailänder Kaufmannsfamilie[2], die zunächst in Mailand, sowie später in Antwerpen und in Sevilla sowohl auf eigene Rechnung tätig war, als auch im Kommissionsgeschäft für andere Händler.[3]

Rovelasco hatte Geschäftsbeziehungen mit dem portugiesischen Königshaus. Mit Philipp I. von Portugal (= Philipp II. von Spanien) schloss er darüber einen Vertrag. Rovelasco bildete zeitweise ein Konsortium mit dem Augsburger Patrizier, Großkaufmann und Lissaboner Konsul Konrad Rott. Weitere Geschäftsbeziehungen bestanden u.a. mit den Handelshäusern Fugger, Giacomo dei Bardi & Co., Giovanni Battista Lita, sowie Giraldo (Gerhard) Paris. Als Rovelascos Handelspartner Rott 1580 Konkurs anmelden musste, übernahm Rovalasco seine Anteile. Um 1591 geriet er jedoch selbst zeitweise in Zahlungsschwierigkeiten, konnte den Bankrott offenbar jedoch abwenden.

Rovelasco war beteiligt am 1575 eingeführten „Asien-Kontrakt“ (Kontraktperiode 1586–91) und „Europa-Kontrakt“ (Kontraktperiode 1591–1593)[4] Die Familie Rovelasco gehörte bereits 1585 zu den Hauptinteressenten des 1586 von Rovalesco (in Kooperation mit Giraldo Paris) mit der Krone abgeschlossenen „Indien-Kontraktes“, dem sich später die Welser und Fugger anschlossen.

Rovelasco besaß überseeische Handelsniederlassungen, z.B. in Goa, und beschäftigte mehrere Bedienstete (u.a. Gabriel Holzschuher, Markus Wolspunter, Felipe Magrera, Horatio Nereti, Filipo Sassetti).

J. B. Rovelásco war in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts der Bauherr und erste Bewohner eines Palastes in Lissabon. König Philipp II. von Spanien konfiszierte diesen Bau 1580, als er König auch von Portugal wurde, und verwandelte ihn zum Königlichen Palast von Alcântara (Palácio Real de Alcântara, auch als Palácio do Calvário/Kalvarienpalast bezeichnet). Der Palastbau diente bis 1662 als Sommersitz der portugiesischen Könige Johann IV. und Peter II. samt ihrer Familien, Peter II. starb 1706 dort. Der Palast wurde 1755 beim großen Erdbeben von Lissabon bis auf wenige Reste zerstört. Er wurde innerhalb weniger Jahre vereinfacht wieder aufgebaut, diente als Wohnsitz verschiedener Aristokraten des Hauses Braganza, bis er 1878 vom Industriellen Eduardo Conceição e Silva erworben und später an Augusto Serra e Costa vererbt wurde. In dem Bau befindet sich heute eine Gemeinde-Videothek der Stadt Lissabon[5].

Siehe auch

Literatur

  • Friedrich Dobel: Über einen Pfefferhandel der Fugger und Welser 1586–91. In: Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben und Neuburg (ZHVSN). Band 13, 1886, S. 125–38.
  • Reinhard Hildebrandt: Die „Georg Fuggerischen Erben“. Kaufmännische Tätigkeit und sozialer Status 1555–1600. (Schriften zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Band 6), Berlin 1966.
  • Hermann Kellenbenz: Der Pfeffermarkt um 1600 und die Hansestädte. In: Hansische Geschichtsblätter. Band 74, 1956, S. 28–49.
  • Hermann Kellenbenz (Hrsg.): Fremde Kaufleute auf der iberischen Halbinsel. (Kölner Kolloquien zur internationalen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Band 1), Köln 1970
  • Mark Häberlein: Die Fugger. Geschichte einer Augsburger Familie (1367–1650). Kohlhammer, Stuttgart 2006, ISBN 3170184725
  • Om Prakash: International Consortiums, Merchant Networks and Portuguese Trade with Asia in the Early Modern Period. Paper presented at Session 37 of the XIV International Economic History Congress, Helsinki, 21–25 August 2006. (als Onlinedokument im PDF-Format hier abrufbar).

Anmerkungen

  1. Schreibweise des Familiennamens auch Rovalesca, deutsch: Johann Baptist Rovelasco, portugiesisch: João Baptista Rovelásco
  2. Mitglieder der Familie Rovelasco waren auch im Goldminengeschäft tätig [1].
  3. Er wird in der Literatur teilweise als „Pfefferhändler“ bezeichnet, wobei anzumerken ist, dass in der damaligen Zeit der Begriff „Pfeffer“ allgemein für Gewürze stand (siehe auch Pfeffersack).
  4. Der „Europa-Kontrakt“ war ein Abkommen zwischen der portugiesisch-spanischen Krone und einem Konsortium von Kaufleuten, das für eine befristete Zeitperiode den Vertrieb der aus Ostindien importierten Gewürze in Europa rechtlich regelte. Das Abkommen sollte die Importe beschränken, um die Verkaufspreise hoch zu halten.
  5. Webseite der Videoteca municipal

Weblinks


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