Gipsmuseum Schleitheim

Gipsmuseum Schleitheim
Schleitheim
Wappen von Schleitheim
Basisdaten
Kanton: Schaffhausen
Bezirk: (Schaffhausen kennt keine Bezirke)
BFS-Nr.: 2952Vorlage:Infobox Ort in der Schweiz/Gemeinde
PLZ: 8226
Koordinaten: (678336 / 289231)47.748968.4832480Koordinaten: 47° 44′ 56″ N, 8° 29′ 0″ O; CH1903: (678336 / 289231)
Höhe: 480 m ü. M.
Fläche: 21.63 km²
Einwohner: 1683
(31. Dezember 2007)[1]
Website: www.schleitheim.ch
Karte
Karte von Schleitheim

Vorlage:Infobox Ort in der Schweiz/Wartung/Pixel

Schleitheim ist eine politische Gemeinde des Kantons Schaffhausen in der Schweiz.

Schleitheim hat etwa 1'700 Einwohner. Die Gemeinde lebt vom Gewerbe und der Landwirtschaft. ‚Schleitheim‘ wird im lokalen Dialekt als ‚Schlaate‘ ausgesprochen.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Schleitheim liegt direkt an der Grenze zu Deutschland, in der Nähe von Stühlingen, und am westlichen Rand des Randens.

Geschichte

Schleitheim war bereits in römischer Zeit besiedelt und trug damals den Namen Juliomagus. Historische Bedeutung erlangte Schleitheim unter anderem als Abfassungsort der so genannten „Schleitheimer Artikel“ von 1527, dem ältesten Glaubensbekenntnis der Täufer (Siehe auch: Michael Sattler).

Verkehr

Die an Deutschland (Gemeinde Stühlingen) grenzende Gemeinde war der Endpunkt der ehemaligen Strassenbahn Schaffhausen-Schleitheim (StSS).

Strassenverbindungen existieren nach Oberwiesen – Staatsgrenze beziehungsweise Schaffhausen sowie Ortsverbindungen nach Beggingen und Hallau.

Der öffentliche Nahverkehr findet durch die SchaffhausenBus (ehemals RVSH, davor ASS Autoverkehr Schleitheim-Schaffhausen) mit Busbetrieb statt. Autoverkehr Schleitheim-Schaffhausen ist die Nachfolgerin der Strassenbahn Schaffhausen-Schleitheim.

Ein Radweg führt durch die raren Weinberge nach Oberwiesen und dem Grenzübergang an der Wutach. Für Mountainbiker interessant ist der Weg auf den Schlossranden von Schleitheim über den Strickhof bis zum ‚Schlaatemer‘ Randenturm.

Politik

Gemeindepräsident: Hansruedi Stamm

Sehenswürdigkeiten


Gipsmuseum Schleitheim

Das Gipsmuseum Schleitheim ist dem letzten noch zugänglichen Gipsstollen der Region vorgelagert. Das Museum informiert über den im 18./19. Jahrhundert intensiv betriebenen Gipsabbau in der Gegend. Zuständig für den Betrieb ist die Stiftung zur Förderung des Gipsbergwerkes und Gipsmuseums Schleitheim.

Lage

Das Gipsmuseum Schleitheim befindet sich im Ortsteil Oberwiesen, rund 300 m vor dem Grenzübergang Schleitheim-Stühlingen (D). Ein Wegweiser markiert die Zufahrt. Das Museum verfügt über Parkplätze sowie einen Rastplatz.

Rohstoff Gips (CaSO4·2 H2O)

Die Gipsvorkommen in der Gegend von Schleitheim reichen teilweise bis an die Bodenoberfläche. Grössere Vorkommen liegen allerdings in den tieferen Lagen des Muschelkalkes im Hügelzug zwischen dem Wutach- und dem Schleitheimertal. Das ehemalige Grubenfeld umfasste rund 50'000 m². In der Schleitheimer Gemeinderechnung von 1712 macht ein Eintrag auf die örtliche Verwertung von Gips aufmerksam.

Zuerst wurden die Gipsvorkommen in oberirdischen Brüchen abgebaut. 1790 wurde ein erster Stollen zur Gewinnung des Gipses unter Tag angelegt. In der Folge entstanden weitere Stollen auf dem Gebiet der Gemeinde Schleitheim. Der Rohstoff Gips wurde in mühsamer Handarbeit im Berg abgebaut und in Loren nach aussen befördert. In gesonderten Arbeitsgängen wurden die Steine weiterverarbeitet zum Endprodukt Gips. Ungebranntes Gipsmehl fand Absatz in der Landwirtschaft, gebrannter Gips im Baugewerbe. Bekannt sind die schönen Stuckaturdecken des Rokoko- und des Barockzeitalters, welche aus Gips gestaltet wurden. Der Schleitheimer Gips fand jedoch zu rund 70 Prozent Anwendung als so genannter Ackergips. Gipsmehl bindet den Ammoniak und erzeugt eine bodenbelebende Wirkung, womit die Fruchtbarkeit der Pflanzen, insbesondere des Klees, erhöht wird. Das Absatzgebiet reichte weit über die Grenzen des Kantons hinaus. 1860 wurden 180'000 Zentner Gipssteine gebrochen. In den Jahren 1931 bis 1935 waren es etwa 1'300 Tonnen pro Jahr. Ohne Erfolg blieben die Tiefbohrungen nach Salz in den Jahren 1823 bis 1838.

Weiterverarbeitung der Gipssteine: Die Steine wurden in sogenannten Stampfen oder in Hammermühlen gebrochen und anschliessend bei niedrigen Temperaturen getrocknet (Vorbrand). Die so zerkleinerten und gebrannten Gipsstücke wurden der Mühle zugeführt und zu Mehl zerrieben. Anschliessend wurde das Gipsmehl je nach Verwendungszweck nochmals erhitzt (gekocht, Hauptbrand) und dann in Fässern und Säcken per Fuhrwerk an die Abnehmer geliefert. In Schleitheim bestanden 9 Mühlen, welche Gips verarbeiteten. Der Gipsabbau sowie die Weiterverarbeitung und der damit verbundene Bau eines Werkkanals zur Energiegewinnung mittels zwei Turbinen waren ausschlaggebend, dass in Oberwiesen ein Industriegebiet entstand.

Während der Blütezeit waren bis zu 150 Personen beim Gipsabbau und bei der Weiterverarbeitung sowie im Nebengewerbe tätig. Mit dem Aufkommen hochwertiger Dünger um 1900 sank die Nachfrage nach Düngegips; die Schweizer Gipsunion kaufte 1903 das Schleitheimer Werk auf und legte es still.

Nach der zwischenzeitlichen Nutzung eines Gipsstollens als Obstkeller, ein anderer diente dem örtlichen Bierbrauer als Bierlager, wurde 1927 ein neuer Anlauf zum Gipsabbau unternommen. 1936 wurde ein neuer Stollen eröffnet. Abnehmer der Gipssteine waren die Portland Cementwerke in Thayngen. 1944 kam aber das endgültige Aus für den Gipsabbau in Schleitheim.

Gipsmuseum seit 1938

Die Familie des letzten Gipsbergwerkbetreibers richtete 1938 ein Gipsmuseum ein und führte Interessenten in das Bergwerk. 1962 ging die Anlage an die Gemeinde, die sie später zur Erhaltung in eine Stiftung überführte. 1992 wurde der zwischenzeitlich teilorts eingestürzte Zugangsstollen wieder begehbar gemacht und der ganze Besuchergang gesichert und elektrisch ausgeleuchtet. 1996 wurde das Museum vollständig erneuert. Es ist überaus informativ und anschaulich gestaltet. Es zeigt die Entstehung des Gipses, die Vorkommen in der Region, die Werkzeuge für den Abbau, die Weiterverarbeitung in einer Stampfe und einer Mühle sowie Verwendungszwecke. Der Betrieb wird heute von einem geschäftsführenden Ausschuss sowie Hobbyführern gewährleistet.

Einzelnachweise

  1. Statistik Schweiz – Bilanz der ständigen Wohnbevölkerung nach Kantonen, Bezirken und Gemeinden

Weblinks


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