Gitlis

Gitlis

Ivri Gitlis (hebräisch ‏עברי גיטליס‎; * 22. August 1922, nach anderen Quellen 1927, in Haifa) ist ein französisch-israelischer Violinist.

Gitlis wurde in Haifa (damals Palästina) geboren (er stammt aus einer Familie russischer Einwanderer, seine Mutter war Sängerin, sein Großvater Kantor) und erhielt im Alter von sechs Jahren ersten Unterricht. Mit 9 Jahren gab er erste Konzerte, mit 10 Jahren wird Bronisław Huberman auf ihn aufmerksam und sorgt dafür, dass er zu weiteren Studien nach Paris geschickt wird. Dort erhält er Unterricht bei gleich drei hochberühmten Geigern, Carl Flesch, George Enescu und Jacques Thibaud. Während des Krieges geht er nach England, wo er zunächst in einem Rüstungsbetrieb arbeitet, um seinen Beitrag zum Krieg gegen das nationalsozialistische Deutschland zu leisten, danach engagiert er sich mit zahllosen Konzerten in der Truppenbetreuung.

Mitte der 1950er Jahre nimmt er einschlägige »Schlachtrösser« der Violinliteratur mit den Wiener Symphonikern (a.k.a. Pro Arte Orchestra) auf, die Violinkonzerte von Peter Tschaikowski, Max Bruch, Felix Mendelssohn und Jean Sibelius, aber auch das 2. Violinkonzert von Bela Bartok sowie dessen Sonate für Violine solo.

In diesen Jahren wird er zu einem engagierten Anwalt der neuen und neuesten Musik, seine Konzerte haben Kultstatus in den intellektuellen Pariser Existenzialistenkreisen. In den 1960er Jahren folgen Aufnahmen der Violinkonzerte 1 und 2 von Paganini, aber auch Aufnahmen von Violinkonzerten der klassischen Moderne, etwa von Igor Strawinski, Paul Hindemith und Alban Berg (auch dessen Konzert für Violine, Klavier und Bläser). 1965 kommt es zu einem bejubelter Auftritt mit den Berliner Philharmonikern mit Bartoks 1. Violinkonzert, gleichwohl spielt er 2 Jahre später dort einen Violinabend vor halbleeren Rängen. 1968 tritt er gemeinsam mit Yoko Ono in deren Dirty Mac Project beim Rolling Stones Rock and Roll Circus auf (auf DVD wiederveröffentlicht).

1971 spielt er die Uraufführung des Solostücks Piece for Ivri von Bruno Maderna, 1972 die Uraufführung eines Solostücks von Iannis Xenakis. 1972 nahm er an einer großen Konzertreihe in Tel Aviv zur Erinnerung an Bronislaw Huberman teil, zu der sich die damalige Weltelite der Geiger traf, u.a. die ganz jungen Pinchas Zukerman, Itzhak Perlman. Wiederum spielt er Bartoks 1. Violinkonzert.

1980 erschien seine geistvolle Autobiographie (in französischer Sprache). 1988 wurde er Botschafter der UNESCO.

In den 1990er Jahren erscheint eine CD in Japan mit einschlägigen Zugabestückchen, in denen er seine geigerische Brillanz an zweifelhaftem Material erneut beweist. Hochbetagt gibt er im Mai 2001 Konzerte mit Martha Argerich, bei denen er die Kreutzer-Sonate von Ludwig van Beethoven und die Violinsonaten von Cesar Franck und Claude Debussy spielt.

Er spielt eine Stradivari mit dem Beinamen „Sancy“ von 1713.

Literatur

  • Joachim W. Hartnack: Große Geiger unserer Zeit. 4., überarb. u. erg. Neuauflage 1993, ISBN 978-3254001719
  • Harald Eggebrecht: Große Geiger. Kreisler, Heifetz, Oistrach, Mutter, Hahn und Co. Piper Taschenbuch Verlag ISBN 978-3492243025
  • Alfred Roeseler mit Norbert Hornig: Große Geiger unseres Jahrhunderts. Erweiterte Neuausgabe, Piper Taschenbuch Verlag, ISBN 978-3492223751
  • Stefan Drees (Hrsg.): Lexikon der Violine. Laaber-Verlag, Laaber 2004, ISBN 3-890-07544-4
  • Anne Midgett: Martha Argerich and Ivry Gitlis: Private: Knock Before Entering. New York Times vom 25. Mai 2001

Weblinks

The way famous instruments went: Einschlägige gut informierte Website


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