Gligorić

Gligorić

Svetozar Gligorić (serbisch: Светозар Глигорић, * 2. Februar 1923 in Belgrad) ist ein bedeutender jugoslawischer, heute serbischer Schachmeister. Drei Jahrzehnte lang (ca. 1945 bis ca. 1975) war er der unumstritten beste Spieler Jugoslawiens und zählte in den 1950er und 1960er Jahren beständig zur Weltspitze.

Inhaltsverzeichnis

Vor und während des Zweiten Weltkriegs

Svetozar Gligorić, der ausgebildeter Journalist ist, erlernte Schach als 11jähriger Halbwaise (sein Vater starb, als Gligorić 9 Jahre alt war) und entwickelte bereits als Jugendlicher ein großes Talent. 1937 und 1938 wurde er Jugendmeister Belgrads. 1939 gewann er die Erwachsenenmeisterschaft seines Belgrader Klubs, und sein Foto ging seinerzeit durch die lokale Presse.

Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges stoppte seine weitere Entwicklung. Gligorić wiederholte zwar noch 1940 und 1941 seinen Erfolg in Belgrad, doch nachdem seine Mutter (37jährig) 1940 verstorben war, schloss er sich den Partisanen an und berührte bis 1945 keine Schachfigur.

Der Schachstar Jugoslawiens

Mit dem Jahr 1945, sofort nach Kriegsende, begann dann der kometenhafte Aufstieg des jungen Mannes. In diesem Jahr siegte er (außer Konkurrenz mitspielend) bei der Bulgarischen Meisterschaft in Sofia und gewann (mit zwei Punkten Vorsprung) zur Jahreswende 1945/46 das Freiheitsturnier in Ljubljana, vor den Erzmeistern Jugoslawiens, Milan Vidmar und Vasja Pirc. Bei den jugoslawischen Landesmeisterschaften dieses und des nächsten Jahres (1946) musste er noch Petar Trifunović den Vortritt lassen und wurde jeweils Zweiter. Aber 1947 wurde er Landesmeister und gewann ein Großmeisterturnier in Warschau mit 2 Punkten Vorsprung auf Isaak Boleslawski.

Gligorić wurde 1951 der Großmeistertitel verliehen. Er war einer der spielfreudigsten Schachmeister seiner Zeit. Er wurde insgesamt zwölfmal Meister Jugoslawiens, außer 1947 noch 1948 (geteilt), 1949, 1950, 1956, 1957, 1958 (geteilt), 1959, 1960, 1962, 1965 und 1971). In seiner Jugend spielte er Turnierpartien gegen Schachlegenden wie Savielly Tartakower, Ossip Bernstein, Ernst Grünfeld, Friedrich Sämisch oder Efim Bogoljubow. Die alternden Meister hatten gegen Gligorić gewöhnlich das Nachsehen.

Gligorić spielte im Interzonenturnier von Saltsjöbaden 1948 und erreichte den 11.-13. Platz. Es gelang ihm mehrfach, sich für das Kandidatenturnier zu qualifizieren. Im Kandidatenturnier von Zürich/Neuhausen 1953 wurde er 13. Sein bestes sportliches Ergebnis erzielte er beim Kandidatenturnier in seiner Heimat Jugoslawien 1959, als er den 5. und 6. Platz teilte.

Diese Erfolge machten ihn zu einer der bedeutendsten Sportpersönlichkeiten in seinem Land. 1959 wählte man ihn (eine seltene Auszeichnung für Schachspieler) zum nationalen Sportler des Jahres.

Späte Ablösung durch die Jüngeren

Noch einmal im Jahre 1967 (durch einen geteilten 2.-4. Platz beim Interzonenturnier von Sousse) gelang es Gligorić, sich für die (neu eingeführten) Kandidatenkämpfe zu qualifizieren. Er unterlag allerdings im Viertelfinale Exweltmeister Michail Tal mit 3,5-5,5 (+1, -3, =5).

Der charismatische, auf internationalen Turnieren gern gesehene Großmeister spielte zwar nicht mehr um die ersten Ränge in der Welt mit, doch verteidigte er sein Ansehen als bester jugoslawischer Spieler, bis die junge Garde um Ljubomir Ljubojević Anfang der 1970er Jahre auftauchte. In der Weltrangliste gelang es dem Jüngeren früher, Gligorić zu überholen, doch erst in einem Wettkampf in Belgrad 1979 konnte er es auch demonstrieren: Gligorić unterlag knapp mit 4,5-5,5 (+3, -4, =3).

Gligorić spielte in seiner Karriere eine Anzahl Wettkämpfe mit berühmten Meistern: 1949 besiegte er die schwedische Schachlegende Gideon Ståhlberg (in Split und Belgrad mit 6,5-5,5 (+2 -1 =9). Er unterlag Samuel Reshevsky in New York City 1952 mit 4,5-5,5 (+1, -2, =7) und schlug Jan Hein Donner in Eersel 1968 mit 6,5-3,5 (+3, -0, =7).

Gligorić ist Rekordnationalspieler. Er ist vielfacher Teilnehmer der jugoslawischen Mannschaft bei den Schacholympiaden seit 1950.

Der betagte Meister hat nach wie vor das Schachspiel nicht aufgegeben, sondern spielte zuletzt in Stockholm im Januar 2004 ein internationales Turnier.

Der Autor

Gligorić schrieb eine Vielzahl von Schachbüchern, die auch in andere Sprachen übersetzt wurden. Dazu zählt eine Sammlung seiner eigenen Partien mit dem Titel I play against pieces (2002, ISBN 0-7134-8770-4, Originaltitel Igram protiv figura) und ein Buch über den Weltmeisterschaftskampf 1972 (Fischer - Spasskij: Schachmatch des Jahrhunderts, ISBN 3-85886-021-2). Außerdem mehrere Bücher über Eröffnungen, z. B. The French defence (1975, ISBN 0-89058-010-3), Play the Nimzo-Indian defence (1985, ISBN 0-08-026928-1) sowie The King's Indian defence, Mar del Plata variation (2002, ISBN 0-7134-8767-4). Gligorić galt über Jahrzehnte als einer der größten Königsindisch-Experten. Er interessierte sich auch für Fischer-Random-Chess und schrieb darüber das Buch Shall we play Fischerandom chess? (2002, ISBN 0-7134-8764-X).

Der Theoretiker

Nach ihm ist das Gligorić-System in der Königsindischen Verteidigung benannt: 1.d2-d4 Sg8-f6 2.c2-c4 g7-g6 3.Sb1-c3 Lf8-g7 4.e2-e4 d7-d6 5.Sg1-f3 0-0 6.Lf1-e2 e7-e5 7.Lc1-e3. Es wurde auf höchstem Spielniveau von Anatoli Karpow in seinem Weltmeisterschaftskampf 1990 gegen Garri Kasparow drei Mal (3., 11. und 19. Partie) eingesetzt.

Seine aktuelle Elo-Zahl beträgt 2447 (Stand: April 2007).

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