- Glykolskandal
-
Der Glykolwein-Skandal wurde im Jahr 1985 bekannt. Einige österreichische Winzer hatten ihrem Wein verbotenerweise Diethylenglykol beigemischt.
Es kam zum Skandal, als ein Winzer auffällig große Mengen von Frostschutzmittel steuerlich geltend machen wollte und man bei der Behörde Nachforschungen anstellte. Vor allem in Österreich und auch in Deutschland wurde von einzelnen Winzern gepanschter „Qualitätswein“ produziert. Als Süßungsmittel und Geschmacksverstärker verwendeten sie Diethylenglykol (glycos = griech. süß). Der Wein schmeckte dadurch viel süßer, aber auch ätherischer, was den Aromastoffen sehr zugute kam. Gleichzeitig wurden aber auch die Zucker-Tests nicht beeinflusst, mit denen die Winzerverbände kontrollieren, ob aus den Trauben des jeweiligen Jahres bei bekanntem Zuckergehalt auch eine Alkohol/Zucker-Proportion überhaupt ohne das Hinzufügen von Zucker/Säure/Weinbrand möglich ist. Das Nach-Säuern/Zuckern/Spritten ist bei Qualitätswein verboten. Im Burgenland wurden vier Weinbauern festgenommen, von denen zwei zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt wurden. Doch den meisten Glykolwein produzierten die Winzer am Wagram, wo auch einer der Hauptbeteiligten, der Chemiker Otto Nadrasky, beratend zur Seite stand. Karl Grill, der Inhaber der Firma Gebrüder Grill, nahm sich nach seiner Verurteilung das Leben. Als Nebeneffekt dieses Skandals kam heraus, dass renommierte deutsche Wein-Abfüller aus Rheinland-Pfalz im großen Stil deutschen Wein mit österreichischem (Glykol-)Wein verpanscht hatten.[1]
Diethylenglykol ist wesentlich weniger toxisch als das in Kühlerfrostschutzmitteln verwendete Monoethylenglykol. In der im Wein nachgewiesenen Konzentration kann Diethylenglykol Leber, Niere und Gehirn langfristig kaum schädigen. Ein gesunder Mensch wäre selbst bei reichlichem Weingenuss nicht unmittelbar vergiftet worden, so die Verteidigung; beim Herstellen von Weinbrand reichert sich Glykol jedoch in der Branntweinfraktion an, bis unmittelbar toxische Konzentrationen erreicht werden.
Inhaltsverzeichnis
Folgen
Der Glykolwein-Skandal führte in Österreich zu einem der strengsten Weingesetze der Welt und zu den schärfsten Kontrollen in ganz Europa.[2] Jede Flasche muss mit einer staatlichen Banderole gekennzeichnet sein, bevor sie verkauft werden darf.
Die Weinpanscherei war wochenlang Thema in den Medien und fügte dem Ruf des österreichischen Weinbaus schweren Schaden zu. In der Folge kam der Weinexport aus Österreich fast zum Erliegen. Millionen von Flaschen mussten vom Markt genommen werden. Beispielsweise wurden in Belgien alle österreichischen Weine verboten und in Deutschland vier Millionen Liter Wein beschlagnahmt.Das Wort „Glykol“ wurde 1985 zum Wort des Jahres.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ „Die Tricks der Weinmischer“ ZEIT ONLINE Archiv, DIE ZEIT, 16.08.1985 Nr. 34
- ↑ „Im Wein war nicht nur Wahrheit“ sonntagsblitz.de, 10.07.2005
Weblinks
Wikimedia Foundation.