- 1950.0
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Mit 1950.0 oder B1950.0 wird in der Astronomie und Geodäsie die bis etwa 1990 übliche Standardepoche bezeichnet, auf die sich alle bis dahin publizierten Sternkataloge, die meisten Bahnelemente und andere veränderliche Daten von Himmelskörpern bezogen.
Vorher waren unter anderem die Epochen 1920, 1900 und 1875 in Gebrauch, seit 1990 gilt hingegen J2000.0 als Standardepoche.
Die Definition solcher einheitlicher „Epochen“ ist notwendig, weil sich das Bezugssystem der Koordinaten durch eine langperiodische Verlagerung der Erdachse gegenüber (Präzession) und anderer Effekte langsam dreht. Der Frühlingspunkt (Ursprung der RA-Koordinatenzählung) verschiebt sich dadurch um etwa 50" jährlich nach Westen.
Die Epoche 1950.0 entspricht der Festlegung des Fundamentalsystems auf den Jahresbeginn 1950 - genauer gesagt auf dessen sogenannte Bessel-Epoche, die auf einer um das Jahr 1800 eingeführten Theorie beruht. Sie entspricht für jedes Jahr dem Zeitpunkt, an dem die ekliptikale Länge der mittleren Sonne genau 280° beträgt.
Da der „Besselsche Jahresbeginn“ (annus fictus) wegen der Schalttage nicht genau auf 1. Januar mittags (12 Uhr UT) fallen kann, entschloss sich die IAG und IUGG in den 1980er Jahren, künftig die Standardepoche julianisch zu definieren. Dies wird ab 2000 durch den führenden Buchstaben J anstatt B (für Bessel) charakterisiert.
Mit dem Übergang von B1950.0 auf J2000.0 wurde auch der Präzisions-Sternkatalog FK4 auf den neuen Stand des FK5 gebracht und die etwa 2000 Fundamentalsterne durch interferometrische VLBI-Messungen zu 500 extragalaktischen Radioquellen (Quasar) abgestützt. Dadurch ist es der modernen Astrometrie möglich, das kosmische Bezugssystem und seine Veränderungen auf besser als 0,01" zu definieren. Mit dieser Genauigkeit entspricht es nun einem echten, unbewegten Inertialsystem.
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