Gonadotropin-releasing Hormon

Gonadotropin-releasing Hormon
Gonadotropin Releasing-Hormon 1

Gonadotropin Releasing-Hormon 1

Kalottenmodell nach PDB 1YY1
Größe 10 Aminosäuren; 1182 Dalton
Precursor Progonadoliberin (69 Aminosäuren)
Bezeichner
Gen-Namen GNRH1; GNRH; GRH; LHRH; LNRH
Externe IDs OMIM152760 UniProtP01148   MGI95789 CAS-Nummer33515-09-2
Arzneistoffangaben
ATC-Code H01CA01 V04CM01
DrugBank DB00644
Wirkstoffklasse Hormon
Handelsnamen
  • Fertagil® (A)[1]
  • Kryptocur® (A, D, CH)[2]
  • LH-RH Ferring® (D)
  • Lutrelef® (A, D)
  • Ovarelin® (A)
Verschreibungspflicht Ja
Vorkommen
Homologie-Familie Progonadol
Übergeordnetes Taxon Wirbeltiere

Gonadoliberin ist ein Hormon, welches die Synthese und Sekretion der Gonadotropine des Hypophysenvorderlappens stimuliert. Weitere Bezeichnungen für das Hormon sind Gonadorelin (Freiname), Gonadotropin Releasing-Hormon 1 (GnRH1) oder luteinisierendes Hormon Releasing-Hormon (LH-RH) bzw. follikelstimulierendes Hormon Releasing-Hormon (FSH-RH).

Inhaltsverzeichnis

Struktur

Das humane Peptid Gonadoliberin besteht aus zehn Aminosäuren, es handelt sich also um ein Dekapeptid mit der Sequenz: pyroGlu-His-Trp-Ser-Tyr-Gly-Leu-Arg-Pro-Gly-NH2. Der Precursor des Peptids hat eine Größe von 69 Aminosäuren.[3] Der Genlocus der codierenden DNA-Sequenz befindet sich auf dem Chromosom 8.

Synthese und Sekretion

Gonadoliberin wird im Hypothalamus synthetisiert und von dessen Neuronen an der Eminentia mediana pulsatil, d. h. in Stößen von 90 bis 120 Minuten, ins Blut abgegeben. Pulsgeber ist der Nucleus arcuatus. Die periodische Form der Stimulierung ist Voraussetzung für die Gonadotropin-Sekretion durch die Hypophyse.[4]

Wirkung

Das Hormon wirkt im Hypophysenvorderlappen über Bindung an einen G-Protein-gekoppelten Rezeptor (gonadotropin-releasing hormone receptor). Dessen Aktivierung bewirkt über den Second Messenger Inositoltriphosphat (IP3) einen Anstieg des intrazellulären Spiegels an Calcium-Ionen (Ca2+), was zur Hormonwirkung, d. h. der Bildung und Sekretion der Gonadotropine des Hypophysenvorderlappens, führt. Der genannte Rezeptor für Gonadoliberin ist auch in der Brustdrüse, den Lymphozyten, dem Eierstock und der Prostata ausgebildet.[5]

Erkrankungen

Genetische Defekte des Gonadorelin-Rezeptors werden als eine Ursache des hypogonadotrophen Hypogonadismus genannt.[6]

Therapeutischer Einsatz

Fertilitätsstörungen

Gonadoliberin wird therapeutisch bei Fruchtbarkeitsstörungen bei Frauen eingesetzt, um die Funktion der Eierstöcke anzuregen. Dazu wird das Hormon stoßweise in Intervallabständen von 60-90 Minuten über Injektionspumpen in das Blut gegeben. Bei optimaler Wirkung wird durch das Hormon im Eierstock der Eisprung herbeigeführt. Die alternative Behandlung durch die Gabe von Gonadotropin führt häufig zu Überstimulierungen und Mehrlingsschwangerschaften durch mehrere parallele Eisprünge, dies tritt bei Gonadorelin-Gabe selten auf.

Krebsbehandlung

Bei einer dauerhaften Gabe von Gonadorelin-Agonisten (z.B. Buserelin) kommt es zu einer Reduzierung der Gonadorelin-Rezeptoren, wodurch die Gonadotropinsynthese und -sekretion stark vermindert wird. Als Effekt sinkt die Bildung von Sexualhormonen in den Gonaden und versiegt schließlich vollständig. Dieser Effekt wird bei der Behandlung von krankhaft verfrühter Pubertät Pubertas praecox, Prostata- und Mammakarzinomen sowie bei der Endometriose und Mastodynie genutzt, da die betroffenen Gewebearten (also auch der Krebs) Geschlechtshormon abhängig wachsen.

Weblinks

Literatur

  • Thomas Küttler: Allgemeine Pharmakologie und Toxikologie. Urban & Fischer, München, Jena 2002, ISBN 3-437-41041-5

Einzelnachweise

  1. Austria-Codex (Stand: 27.08.2008)
  2. ABDA-Datenbank (Stand: 27.08.2008) der DIMDI
  3. UniProt P01148
  4. Löffler, Georg und Petro E. Petrides 2003: Biochemie und Pathobiochemie. Heidelberg: Springer.
  5. PMID 2798
  6. Beranova, M. et al. (2001): Prevalence, phenotypic spectrum, and modes of inheritance of gonadotropin-releasing hormone receptor mutations in idiopathic hypogonadotropic hypogonadism. In: J. Clin. Endocrinol. Metab. Bd. 86, S. 1580-1588. PMID 11297587
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