- Alexej N. Tolstoi
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Alexei Nikolajewitsch Graf Tolstoi (russisch Алексе́й Никола́евич Толсто́й, wiss. Transliteration Aleksej Nikolaevič Tolstoj; * 29. Dezember 1882jul./ 10. Januar 1883greg. in Sosnowka nahe Nikolajewsk (heute Pugatschow); † 23. Februar 1945 in Moskau) war ein russisch-sowjetischer Schriftsteller.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Alexei Nikolajewitsch Graf Tolstoi wurde als Sohn des Offiziers Nikolai Alexandrowitsch Tolstoi und Alexandra Leontjewna Tolstoi (geb. Turgenjewa) geboren, als der Scheidungsprozess um seine Eltern bereits im Gange war. Noch mit Alexei schwanger, verliebte sich Alexandra Leontjewna in einen liberalen Gutsherrn namens Alexei Apollonowitsch Bostrom und floh mit ihm auf sein Kleingut Sosnowka an der Wolga. Dort wuchs Tolstoi auf.
1901 ging er nach Sankt Petersburg, um Mathematik zu studieren. Hier begann er Gedichte im Stil Nekrasows und Nadsons zu schreiben. 1907, kurz vor dem Abschluss, gab er sein Studium auf, um sich ganz der Literatur zu widmen. 1908 erschien unter dem Titel Hinter blauen Flüssen seine erste Gedichtsammlung. Seine ersten, im Stil des Neorealismus geschriebenen Prosawerke, die Erzählung Eine Woche in Turgenjew und die Romane Die Sonderlinge und Der hinkende Fürst wurden von der Kritik positiv aufgenommen. Maxim Gorki wurde auf ihn aufmerksam und nannte ihn einen „großen und kraftvollen Schriftsteller“.
Während des Ersten Weltkrieges war Tolstoi als Kriegsberichterstatter in England und Frankreich unterwegs und schrieb Erzählungen und Skizzen über den Krieg (Auf dem Berg, Unter Wasser, Eine wundervolle Dame), begann aber auch Komödien fürs Theater zu schreiben.
Der Oktoberrevolution stand Tolstoi zunächst ablehnend gegenüber. Während des Bürgerkrieges arbeitete er in der Propagandaabteilung des weißen Generals Denikin. Dort schrieb er neben Pamphleten gegen den Kommunismus eines seiner berühmtesten Werke, die auch von skeptischen Literaturwissenschaftlern geachtete Erzählung Nikitas Kindheit. Aus dieser Geschichte einer sorglosen Kindheit auf einem russischen Landgut ist Tolstois Heimweh nach Russland deutlich zu spüren.
1921 übersiedelte er nach Berlin. Dort schloss er sich der Smena-Wech-Bewegung an, einer Gruppe russischer Nationalisten, die bereit waren, die Oktoberrevolution zu akzeptieren. In der sowjetfreundlichen Zeitschrift Nakanune (Am Vorabend) veröffentlichte er einen berühmten Brief, der von offizieller Seite begeistert aufgenommen wurde und zum Bruch mit den russischen Emigranten führt.
1923 kehrte er nach Russland zurück, wo man anerkannte Schriftsteller, die sich zur Sowjetunion bekannten, gerne aufnahm. Anfänglich hiel er noch Distanz zum sowjetischen Regime und wandte sich dem unverfänglicheren Genre der Science-Fiction zu. Aus dieser Zeit stammen der von H. G. Wells beeinflusste Roman Aelita, sowie Geheimnisvolle Strahlen. Die Romantriologie Der Leidensweg (1920-1941), in der am Beispiel einer Intellektuellenfamilie ein Panorama der russischen Gesellschaft vor, während und nach der Revolution gezeichnet wird, ist schon eindeutig der sozialistischen Tendenzliteratur zuzurechnen. Ebenso die Erzählung Brot, in der er durch die Verherrlichung von Stalins Rolle bei der Verteidigung der Stadt Zarizyn zu Geschichtsfälschung und Legendenbildung beiträgt.
Nicht so eindeutig tendenziös ist der von der Literaturkritik oft als Tolstois Hauptwerk anerkannte Roman Peter der Große (1929-1945, nicht abgeschlossen), für den er schon vor seiner ideologischen Wende zu recherchieren begonnen hatte und in dem er ein breites und überzeugendes Bild der russischen Gesellschaft zur Zeit Peters des Großen zeichnet.
1936 starb Maxim Gorki, und Alexei Tolstoi löste seinen Freund als Vorsitzender des Schriftstellerverbandes und führende Figur der offiziellen Sowjetliteratur ab.
Während des Großen Vaterländischen Krieges trug Tolstoi zur Rechtfertigung von Stalins Greueltaten bei, indem er Iwan den Schrecklichen als weisen Landesvater darstellt, der nur im Interesse seines Volkes Opfer bringen lässt.
Werke
- Sonderlinge, Roman
- Der hinkende Fürst, Roman
- Geheimnisvolle Strahlen, Roman
- Emigranten, Roman
- Aelita, Roman
- Der Leidensweg, Epos, bestehend aus Romanen: "Schwestern", "Das Jahr 1918", "Finsterer Morgen"
- Peter der Erste, Roman (auch, oder: Peter der Große)
- Erzählungen
- Gedichte
- Märchen
Literatur
- Leo Graf Tolstoi: Was ist Kunst. Eine Studie. Wissenschaftlicher Verlag, Schutterwald/Baden 1998, ISBN 978-3-928640-33-6
- Waegemans, Emmanuel: Geschichte der russischen Literatur von Peter dem Großen bis zur Gegenwart. Konstanz: Universitätsverlag Konstanz 1998. ISBN 3879405743
Weblinks
- Literatur von und über Alexei Nikolajewitsch Tolstoi im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Tolstoi-Kollektion des Samaramuseums (rus.)
Personendaten NAME Tolstoi, Alexei Nikolajewitsch ALTERNATIVNAMEN Tolstoi, Alexei Nikolajewitsch Graf; Толстой, Алексей Николаевич (russisch); Tolstoj, Aleksej Nikolaevič (wissenschaftliche Transliteration) KURZBESCHREIBUNG russischer Schriftsteller GEBURTSDATUM 10. Januar 1883 GEBURTSORT Sosnowka bei Nikolajewsk (heute Pugatschow) STERBEDATUM 23. Februar 1945 STERBEORT Moskau
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