- Gottfried Heinrich Graf zu Pappenheim
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Gottfried Heinrich Graf zu Pappenheim (* 29. Mai 1594 in Treuchtlingen; † 17. November 1632 in Leipzig) war während des Dreißigjährigen Krieges Befehlshaber eines Reiterregimentes in Diensten der Liga und des habsburgischen Kaisers. Sein nach ihm benanntes Kürassierregiment gehörte zu den bekanntesten Kavallerie-Einheiten dieses Krieges.
Inhaltsverzeichnis
Familie
Gottfried Heinrich zu Pappenheim entstammte dem Ministerialengeschlecht von Pappenheim, das angeblich seit 1111 belegt ist und seinen Stammsitz in der mittelfränkischen Ortschaft Pappenheim hatte. Er war der Sohn des Veit zu Pappenheim (* 1535, † 1600) und seiner zweiten Frau Maria Salome von Preising-Kopfsburg. Er war in erster Ehe mit Anna Ludomilla Baroness von Kolowrat-Novohradsky († 1627) und in zweiter Ehe mit Anna Elisabeth von Oettingen-Oettingen verheiratet. Sein Sohn Wolf Adam aus erster Ehe starb 1647.
Leben
Das Adelsgeschlecht Pappenheim war im Zuge der Reformation zum protestantischen Glauben konvertiert, doch trat Gottfried Heinrich zu Pappenheim in jungen Jahren (September 1616) zum katholischen Glauben über. Danach wurde er in Diensten des Heiligen Römischen Reiches Hofrat in Prag. Er schloss sich früh der Katholischen Liga an.
1604 immatrikulierte er sich an der Universität Ingolstadt, 1607 in Tübingen, 1610 in Altdorf, wo er 1611 Adelsrektor wurde.
In polnischen Diensten kämpfte er 1617 erfolgreich gegen die in Polen eingefallenen Schweden. Im Jahre 1619 wurde er Oberleutnant in einem ligistischen Kürassierregiment, das im darauf folgenden Jahr an der Schlacht am Weißen Berge teilnahm. Dabei wurde Pappenheim aufgrund einer schweren Verwundung für tot gehalten und auf dem Schlachtfeld liegen gelassen. Nach der Schlacht entging er der Ermordung durch Plünderer nur durch Zusicherung einer großen Geldsumme. Der Graf wurde nach einer für ihn harten Nacht (für den Himmel war es ihm nicht schön genug, für die Hölle nicht genug grausam- also wähnte er sich „im fegefewyer“) von einem katholischen Plünderer hart angegangen: „Kerl, wer bist? Du hast gute Hosen, Du musst sterben!“ Pappenheim gab sich schleunigst zu erkennen, und der Plünderer antwortete: „Ihr Gnaden seynd kein Feind. Ihr seid Freund“. Gegen das Versprechen von 1000 Talern brachte der „katholische Mitstreiter“ Pappenheim ins nahe Prag wo ihn der Leibarzt Maximillians „mit Gottes Hilfe wider herrichten wolle“.
Im Jahre 1623 wurde er Befehlshaber einer Kürassiereinheit in kaiserlichen Diensten, deren Mitglieder als Pappenheimer bekannt wurden. Bis 1625 kämpfte Pappenheim mit seinem Regiment in der Lombardei und trug 1626 in zähen Kämpfen zur Niederschlagung eines Bauernaufstandes in Oberösterreich bei. Aufgrund seiner Verdienste wurde er 1628 in den Reichsgrafenstand erhoben, und 1631 zum Feldmarschall ernannt. Im selben Jahr begann unter Pappenheim die Belagerung Magdeburgs, an der sich nach kurzer Zeit auch der kaiserliche Feldherr Tilly beteiligte. Am frühen Morgen des 20. Mai befahl Pappenheim eigenmächtig den Sturmangriff auf die Stadt. Während der Kampfhandlungen brach ein Feuer aus, infolgedessen Magdeburg fast völlig zerstört wurde. (siehe Magdeburger Hochzeit).
Im September 1631 stieß Pappenheim mit seinen Truppen auf einem Erkundungsritt in der Nähe von Leipzig auf das schwedische Feldlager und verwickelte die Schweden eigenmächtig in heftige Kämpfe. Tilly hatte eine offene Feldschlacht vermeiden wollen, da er das Eintreffen von Verstärkung abwarten wollte, doch zwang ihn Pappenheims Vorgehen zum Eingreifen. Bei Breitenfeld kam es zur Schlacht zwischen den kaiserlichen Truppen unter Tilly und Pappenheim und ihren schwedischen und sächsischen Gegnern, welche von den Kaiserlichen verloren wurde. Durch zähe Abwehrkämpfe sicherten Pappenheims Kürassiere den Rückzug von Tillys Truppen.
Nach der Ersten Schlacht bei Breitenfeld am 17. September 1631 operierten die Truppen von Pappenheim eigenständig in Westfalen gegen die Schweden. Auf dem Weg nach Westfalen plünderten und brandschatzten sie Langensalza. Den Winter 1631/1632 verbrachten die Kaiserlichen Truppen im Wesertal bei Rinteln, der besonders gefürchtete General von Pappenheim residierte dabei auf Burg Sternberg im heutigen Extertal.
In Westfalen zog Pappenheim mit seinen Truppen entlang des Hellwegs. Von Paderborn bis Soest öffneten ihm die Städte kampflos die Tore. Erst die neutrale Reichsstadt Dortmund verweigerte den Truppen den Einzug. Darauf belagerte und eroberte Pappenheim die Stadt, die seine Truppen schließlich 25 Wochen lang als Stützpunkt nutzten. Nach einem Schusswechsel beim Ausheben von Belagerungsgräben hatte er die Stadt am 21. Juli 1632 beschießen lassen, wobei einige Häuser in Brand gerieten. Die Stadt ergab sich daraufhin. Pappenheim verlangte 50.000 Taler Kontribution (als Verzicht für das Niederbrennen), die zwar in Verhandlungen auf 17.000 gesenkt werden konnten, doch immer noch eine ungeheure Belastung für die Reichsstadt darstellten.
Seine Truppen plünderten viele Adelssitze. Man schrieb später in den „Kriegsbeschwerungen für den Kurfürsten Georg Wilhelm“ im Jahre 1638, die Grafschaft Mark habe "„dabei die Hin- und Rückmarche mit Abplönderungh 70 und mehr adelicher Heuseren hochstbethaurlichen verschmertzen müssen“.
Im Februar 1632 erschienen die Schweden unter Herzog Georg von Braunschweig im Wesertal. Am 2. März siegten sie in der Schlacht bei Rinteln, am 28. Juni in der Schlacht bei Hameln.
Im Juni 1632 begann die Belagerung der habsburgischen Stadt Maastricht durch niederländische Truppen. Die Regentin der spanischen Niederlande bat Pappenheim schließlich um Hilfe und versprach ihm eine große Geldsumme als Belohnung. Pappenheim brach mit einem Teil seiner Truppen sofort nach Maastricht auf, wo er am 17. August mit einem Sturmangriff auf die niederländischen Stellungen scheiterte, weil ihm die Unterstützung der eingeschlossenen spanischen Truppen versagt blieb. Er zog sich - dabei auch verbündete Regionen plündernd - zurück. Fünf Tage später ergab sich die Garnison der Stadt den Niederländern.
Im November 1632 wurde Pappenheim von dem kaiserlichen Feldherrn Wallenstein nach Halle beordert, um dort Winterquartier zu beziehen.
Kurz darauf wurden Wallensteins Truppen von den Schweden überrascht, so dass eine Feldschlacht unmittelbar bevorstand. Wallenstein schickte Pappenheim unverzüglich Boten hinterher, um seine Hilfe zu erbitten. Am 16. November traf Pappenheim mit seiner Reiterei rechtzeitig auf dem Schlachtfeld bei Lützen gegen 14:00 Uhr ein und ging sofort zum Angriff über. Pappenheim wurde um 15:00 Uhr schwer verwundet und von seinen Truppen nach Leipzig gebracht, wo er am 17. November 1632 verstarb. Auf Befehl Wallensteins wurde Pappenheim im Prager Kloster Strahov begraben.
Das Hilfegesuch Wallensteins an Pappenheim ist bis heute erhalten und wird im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien aufbewahrt. Blutflecken zeugen von dem Schlachtgeschehen bei Lützen, das Pappenheim nicht überlebte.
Bedeutung und Redewendung
Gottfried Heinrich Graf zu Pappenheim war ein äußerst gebildeter Mensch. Er galt zwar als impulsiv, doch zugleich auch als furchtlos und zuverlässig. Seine Charakterzüge ließen sich leicht mit dem Selbstverständnis der Kürassiere in Einklang bringen.
Die Entschlossenheit seiner Reitertruppen wurde redensartlich festgehalten: „Ich kenne meine Pappenheimer!“ Dieser Ausspruch war ursprünglich positiv gemeint. Einer vom Regiment Pappenheimer zu sein, stand damals für unbedingten Mut, Treue und Tapferkeit. Heute ist die Bezeichnung „Pappenheimer“ eher mit der augenzwinkernden Einsicht in menschliche Unzulänglichkeiten verbunden.
Friedrich Schiller verwendete diesen Satz abgewandelt in seinem Drama „Wallensteins Tod“. Er lässt den Feldherrn Wallenstein sagen: „Daran erkenn' ich meine Pappenheimer.“ Wallenstein sagt dies zu einer Delegation der Pappenheimer Kürassiere, die ihn darüber befragen, ob das im Heer umgehende Gerücht über Verhandlungen mit dem schwedischen Kriegsgegner der Wahrheit entspricht.
Eine Büste des Gottfried Heinrich zu Pappenheim fand Aufstellung in der Ruhmeshalle in München.
Wissenswertes
Auf Gottfried Heinrich Graf zu Pappenheim bezieht sich auch ein überliefertes Trinklied, dessen Quelle wohl nicht bekannt ist:
- ||: General Pappenheimer, der soll leben,
- General Pappenheimer lebe hoch! :||
- Beim Bier und beim Wein,
- lust'ge Pappenheimer woll'n wir sein.
- Beim Wein und beim Bier,
- lust'ge Pappenheimer, das sind wir!
Literatur
- Dreesbach, Anne: Gottfried Heinrich Graf zu Pappenheim. In: Wurst, Jürgen und Langheiter, Alexander (Hrsg.): Monachia. München: Städtische Galerie im Lenbachhaus, 2005. S. 131. ISBN 3-88645-156-9
- Heß, Johann Eduard: Gottfried Heinrich, Graf zu Pappenheim nach Geschichtsquellen und Urkunden bearbeitet ...; nebst einem Plane der Schlacht bei Lützen, Leipzig: Weigel, 1855
- Herold, Rudolf: Gottfried Heinrich Graf zu Pappenheim: seine kriegerische Tätigkeit im westlichen Mitteldeutschland und sein Feldzug an die untere Elbe 1630 auf Grund archivalischer Forschungen dargestellt. München: Beck, 1906
- Stadler, Barbara: Pappenheim und die Zeit des Dreißigjährigen Krieges, Dissertation, Winterthur: Gemsberg-Verlag, 1991, ISBN 3-85701-091-6
- Schwackenhofer, Hans: Die Reichserbmarschälle, Grafen und Herren von und zu Pappenheim: zur Geschichte eines Reichsministerialengeschlechtes, Treuchtlingen, Berlin: Keller, 2002, ISBN 3-934145-12-4
Weblinks
- Literatur von und über Gottfried Heinrich zu Pappenheim im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Druckschriften von und über Gottfried Heinrich zu Pappenheim im VD 17
- Informationen zu Gottfried, Heinrich, zu, Pappenheim im BAM-Portal
- Karl Wittich: Pappenheim, Gottfried Heinrich Graf zu. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 25, Duncker & Humblot, Leipzig 1887, S. 144–161.
- Helmut Neuhaus: Pappenheim, Gottfried Heinrich Graf zu. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, S. 51 f.
- Biographie
- WDR-Reportage zum 410. Geburtstag Pappenheims
Anmerkungen
- ↑ eine Transkription des Briefes ist auf Wikisource verfügbar: Wallenstein Hilfegesuch an Pappenheim 1632
Personendaten NAME Pappenheim, Gottfried Heinrich Graf zu KURZBESCHREIBUNG Befehlshaber eines Reiterregimentes in Diensten des habsburgischen Kaisers GEBURTSDATUM 29. Mai 1594 GEBURTSORT Treuchtlingen STERBEDATUM 17. November 1632 STERBEORT Leipzig
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