Gottlieb Christoph Harles

Gottlieb Christoph Harles
Gottlieb Christoph Harleß, Stich von J. E. Haid 1777

Adolf Gottlieb Christoph Harleß (ursprünglich Harles) (* 21. Juni 1738 in Kulmbach; † 2. November 1815 in Erlangen) war ein deutscher Klassischer Philologe, Philosoph und Literaturhistoriker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Durch den Besuch des bischöflichen Lyceums in Regensburg und den Privatunterricht seines Bruders, des späteren Konrektors, vorbereitet, studierte er 1757 Theologie an der Universität Erlangen. Seine Neigung zur Philologie bewog ihn, 1759 nach Halle zu wechseln, um in der Lateinschule des Waisenhauses zu unterrichten. Als er im darauffolgenden Jahr nach Jena wechselte, schloss er dort mit Christian Adolph Klotz enge Freundschaft. Er lernte die alten Klassiker von der ästhetischen Seite zu betrachten und wurde von der Notwendigkeit einer Reform des Gymnasialunterrichts überzeugt. Einen Ruf an das philologische Seminar in Göttingen unter der Leitung Johann Matthias Gesners, der jedoch kurz darauf starb, nahm er 1761 an, kehrte aber 1763 nach Erlangen zurück, um sich 1764 zu habilitieren. Durch verschiedene Schriften und seinen Einsatz für die lateinische Sprache und Literatur erhielt er 1765 eine außerordentliche Professur in der philosophischen Fakultät. Wenige Monate später wechselte er jedoch als Professor der orientalischen Sprachen und der Beredsamkeit an das Gymnasium Casimirianum in Coburg. Dort wirkte er vier Jahre, in denen er zahlreiche Abhandlungen verfasste. Durch einen Ruf Friedrich Karl Alexanders kehrte er 1770 als ordentlichen Professor der Poesie und Beredsamkeit nach Erlangen zurück, wo er bis zu seinem Tod blieb.[1] In der letzten Phase seines Lebens war er den Anforderungen nicht mehr gewachsen und die Qualität seiner Vorlesungen, die er bis zuletzt hielt, litt unter seiner altersbedingt verminderten Leistungsfähigkeit. Ludwig Tieck beschrieb ihn 1793 als freundlichen alten Herrn, der trocken und zusammengeschrumpft, voll steifer Würde, ... eine eigentümliche Figur spielte.[2]

Von 1776 bis 1805 war Harleß als Oberbibliothekar Leiter der Universitätsbibliothek Erlangen.

1808 wurde Harleß zum Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften gewählt.[3]

Durch die Gründung des Philologischen Seminars 1777 gehörte er zu den Wegbereitern des Aufschwungs, den Philologie und Humanitätsstudien im neunzehnten Jahrhundert nahmen.

Sein Sohn war Johann Christian Harleß, der 1818 sein Leben beschrieb.

Schriften (Auswahl)

  • Gedanken von dem Zustand der Schulen und ihren Verbesserungen. 1761
  • Introductio in historiam linguae latinae. 1764
  • Vitae philologorum nostra aetate clarissimorum. 1764
  • Vitae philologorum, Vol. II.. 1767
  • Vitae philologorum, Vol. III.. 1768
  • Chrestomathia graeca poetica. 1768
  • Chr. Cellarii orthographia latina. 1768
  • Demosthenis oratio de Corona. 1769
  • Vitae philologorum, Vol. IV. 1772

Literatur

  • Iwan von MüllerHarles, Gottlieb Christoph. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 10, Duncker & Humblot, Leipzig 1879, S. 603 f.
  • Liselotte Buchheim: Harles, Johann Christian Friedrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 7, Duncker & Humblot, Berlin 1966, S. 681 f.
  • Karl Bader: Lexikon deutscher Bibliothekare im Haupt- und Nebenamt bei Fürsten, Staaten und Städten. Harrassowitz, Leipzig 1925, S. 94.
  • Otto Stählin: Das Seminar für klassische Philologie an der Universität erlangen: Rede gehalten bei der Feier seines 150 Jährigen Bestehens, am 17. Dezember 1927. Verlag von Palm & Enke, 1928

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.peter-hug.ch/lexikon/Harless
  2. Stählin, 1928, S. 12.
  3. http://www.badw.de/mitglieder/v_mit/index.html

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Gottlieb Christoph Harleß — Gottlieb Christoph Harleß, Stich von J. E. Haid 1777 Adolf Gottlieb Christoph Harleß (ursprünglich Harles) (* 21. Juni 1738 in Kulmbach; † 2. November 1815 in Erlangen) war ein deutscher Klassischer Philologe, Philosoph und Literaturhistor …   Deutsch Wikipedia

  • Gottlieb Christoph Harless — Gottlieb Christoph Harleß, Stich von J. E. Haid 1777 Adolf Gottlieb Christoph Harleß (ursprünglich Harles) (* 21. Juni 1738 in Kulmbach; † 2. November 1815 in Erlangen) war ein deutscher Klassischer Philologe, Philosoph und …   Deutsch Wikipedia

  • Gottlieb Christoph Harless — (originally Harles) (June 21, 1738–November 2, 1815), was a German classical scholar and bibliographer.He was born at Culmbach in Bavaria. He studied at the universities of Halle, Erlangen and Jena. In 1765 he was appointed professor of oriental… …   Wikipedia

  • Liste der Klassischen Philologen an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg — Die Klassischen Philologen an der Friedrich Alexander Universität Erlangen Nürnberg lehren und forschen heute im Seminar für Klassische Philologie an zwei Lehrstühlen, einem für Gräzistik und einem für Latinistik. Dieses Seminar ist mit dem… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste de philologues — célèbres, dans le sens usuel jusqu à Ferdinand de Saussure, c est à dire de praticiens de l étude critique des textes, principalement en vue de leur édition scientifique. Elle comprend de nombreux grammairiens et humanistes ainsi que des… …   Wikipédia en Français

  • Harleß — Harleß, 1) (ursprünglich Harles) Gottlieb Christoph, Humanist, geb. 21. Juni 1738 in Kulmbach, gest. 2. Nov. 1815 in Erlangen, studierte seit 1757 in Erlangen, Halle und Jena, habilitierte sich 1764 in Erlangen und wurde 1765 außerordentlicher… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Jean de Capoue — Une page du livre de 1429 de Calila e Dimna. Jean de Capoue était un juif italien du XIIIe siècle converti au christianisme. Il a traduit en latin la version en hébreu de Rabbi Joël du Kalîla wa Dimna sous le titre Directorium Vitae Humanae …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”