Gracchische Reformen

Gracchische Reformen

Die Gracchische Reform war der Versuch der Brüder Tiberius Sempronius Gracchus und Gaius Sempronius Gracchus, im alten Rom im 2. Jahrhundert v. Chr. Land- und Sozialreformen durchzuführen.

Inhaltsverzeichnis

Krise der Römischen Gesellschaft

Infolge des Zweiten Punischen Krieges geriet die römische Gesellschaft in eine Krise. Das römische Heer bestand damals aus Kleinbauern, die für den Kriegsdienst ausgehoben wurden und die sich selbst ausrüsten mussten. Die lange Dauer des Zweiten Punischen Krieges führte dazu, dass viele Felder lange nicht bearbeitet werden konnten und die Bauern dadurch ruiniert wurden. Dies wiederum führte zu Problemen bei neuerlichen Aushebungen

Viele Bauern flohen in die Städte, wodurch dort die Zahl der Proletarier stark zunahm. Die Gewinner dieser Entwicklung waren die Eliten Roms, die durch den Handel und Investitionen in landwirtschaftliche Betriebe reich wurden. Diese größeren Ländereien oder Latifundien entstanden auf Kosten des Ager publicus, der eigentlich den Bauern Roms zustand. Diese Entwicklung erzeugte Aggressionen auf dem Lande und gipfelte in einem politischen Kampf im Senat.

Tiberius Sempronius Gracchus

Der Volkstribun Tiberius Sempronius Gracchus ließ um 133 v. Chr. zur Wiederherstellung des Kleinbauerntums Land aus dem Gemeindebesitz (Ager publicus) an Proletarier verteilen. Großgrundbesitz, der über eine per Gesetz festgelegte Grenze von 500 Morgen hinausging, sollte von einer aus drei Männern bestehenden Kommission verteilt werden. Diese Maßnahmen dienten zur Wiederherstellung der Wehrkraft und zur Beseitigung der Folgen der Proletarisierung.

Die Opposition gegen diese Reformen war stark, die Latifundienbesitzer waren im Senat gut vertreten. Als der Volkstribun Marcus Octavius die Durchsetzung der Reform zunächst per Veto verhinderte, ließ Gracchus diesen durch Abstimmung in der Volksversammlung abwählen. Der Adel missachtete das Landverteilungsgesetz jedoch oder umging es, indem das Land an Strohmänner aufgeteilt wurde.

Tiberius Gracchus war ein Revolutionär wider Willen, da seine Ziele konservativ, aber seine Methoden revolutionär waren. Moderne Historiker sind zu dem Schluss gelangt, dass der Niedergang der Römischen Republik mit ihm bzw. mit der durch sein Schicksal deutlich werdenden Unmöglichkeit der Regulierung frühkapitalistischer Monopole ihren Anfang nahm. Die Reformbemühungen von Tiberius Gracchus endeten mit seiner Ermordung durch die römischen Eliten auf dem Marsfeld, wobei dies als „Unruhen“ getarnt wurde. Keiner seiner Mörder kam vor Gericht.

Gaius Sempronius Gracchus

Der Volkstribun Gaius Sempronius Gracchus hatte ähnliche, aber weiterreichende Ziele als sein Bruder Tiberius (Leges Semproniae). Zehn Jahre nach der Ermordung des Tiberius begann er mit der Erneuerung des Ackergesetzes und mit der Versorgung der bedürftigen Stadtbevölkerung mit billigem Getreide. Er ließ bestimmte Richterstellen von Mitgliedern der Ritter besetzen (Lex iudiciaria), um diesen Stand für seine Pläne zu gewinnen. Außerdem führte er eine geregelte Besteuerung der Provinz Asien ein und scheiterte wegen des Widerstandes der Senatspartei und der niederen Volksschichten mit seinem Antrag auf Verleihung des Vollbürgerrechtes an die Latiner und des römischen Bürgerrechtes an die anderen Bundesgenossen.

Gracchus und seine Anhänger besetzten 121 v. Chr. den Aventin, woraufhin der Senat den Notstand erklärte (SCU = Senatus consultum ultimum). Seine Gefolgsleute wurden erschlagen, G. Sempronius Gracchus ließ sich von einem Sklaven töten.

Quellen

  • Appian: Römische Geschichte. Teil 1. Die Römische Reichsbildung, Stuttgart 1987, ISBN 3-7772-8723-7.
  • Appian: Bürgerkriege. Deutsche Übersetzung: Römische Geschichte, Teil 2: Die Bürgerkriege. Herausgegeben von Otto Veh/Wolfgang Will, Stuttgart 1989, ISBN 3-7772-8915-9. (englische Übersetzung)
  • Plutarch: Große Griechen und Römer. Herausgegeben von Konrat Ziegler. 6 Bde., Zürich 1954−1965.

Literatur

  • Karl Christ: Krise und Untergang der römischen Republik. 5. Auflage, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2007, ISBN 978-3-534-20041-2, S. 117–150.

Weblinks


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