Grand Cru Classé

Grand Cru Classé
Die roten 1er Grands Crus Classés des Médoc (v.l.n.r.): Château Mouton-Rothschild, Château Margaux, Château Haut-Brion, Château Lafite-Rothschild, Château Latour

Die Bezeichnung Grand Cru (franz., wörtlich „großes Gewächs“) bezieht sich in aller Regel auf Wein, wird aber auch für reinsortige Schokolade und Kaffee benutzt. Die verschiedenen Weinbaugebiete Frankreichs definieren Grand Cru unterschiedlich.

Inhaltsverzeichnis

Burgund

Im Burgund bezieht sich Grand Cru auf die Lage. 1935 wurden alle Weinberge der Côte-d’Or amtlich klassifiziert. Grands Crus sind die besten Lagen. Dies bedeutet nicht automatisch, dass aus diesen grundsätzlich der beste Wein kommt - es kommt zusätzlich sehr auf die Arbeitsweise und das Engagement des jeweiligen Winzers an. Eine der bekanntesten Grand-Cru-Lagen ist der Clos de Vougeot. Den Besitz dieser Lage teilen sich ca. 80 Winzerbetriebe, die Weine von höchst unterschiedlicher Qualität auf die Flasche bringen. Weitere berühmte Grand Crus sind Chambertin, Musigny, Richebourg, La Romanée, Romanée-Conti, La Tâche und Aloxe-Corton für Rotwein sowie Corton-Charlemagne und Montrachet für Weißwein.

Jeder Grand Cru des Burgund besitzt seine eigene Appellation (kontrollierte Herkunftsbezeichnung).

An zweiter Stelle in der Hierarchie kommt die Lagenklassifikation Premier Cru. Dann folgen die kommunalen Appellationen, bei denen oft der Name der berühmtesten Lage dem Namen der Gemeinde angehängt wird: z. B.: Gevrey-Chambertin.

Bordeaux

Im Weinbaugebiet Bordeaux ist Grand Cru oder Cru Classé die Eigenschaft eines Weingutes (Château) und nicht einer einzelnen Lage (siehe Burgund oder Elsass). Die Gründe dafür liegen in der historischen Entwicklung des Weinbaus im Bordelais: Die führenden Châteaux vor allem des Médoc wurden erst ab dem ausgehenden 17. Jahrhundert systematisch auf den besten Lagen angelegt. Seitdem haben zwar zahlreiche Parzellen den Besitzer gewechselt, an den Weinbergslagen der besten Güter hat sich substanziell aber nichts geändert. Daher werden Lage und Château stets miteinander identifiziert.

Die Mehrzahl der führenden Güter von Bordeaux hat sich in der Union des Grands Crus de Bordeaux zusammengeschlossen. Die Mitgliedschaft in diesem exklusiven Klub ist nicht an die offiziellen Klassifizierungen gebunden, aber ein ebenso aussagekräftiges Indiz für die Zugehörigkeit zur Weinbau-Elite. Die tausende „weniger privilegierten“ Weingüter klassifizieren sich seit den 1930er Jahren als Cru Bourgeois, „Bürgerliche Gewächse“.

Siehe auch Bordeaux-Klassifizierung.

Médoc

In der Weinbaugegend von Bordeaux wurden bereits zur Pariser Weltausstellung 1855 die besten Güter in einer Liste zusammengestellt als Grand Cru Classé. Diese Güter wurden nochmals in fünf Klassen unterteilt mit den französischen Zahlenworten Premier, Deuxième usw. Diese ca. 65 Weingüter stellten damals (und auch heutzutage weitenteils) den „Adel“ des Weinbaus in Bordeaux dar, genauer: der Médoc-Halbinsel nordwestlich von Bordeaux. Als Kriterium der Unterteilung galt der durchschnittliche Verkaufspreis der Weine zu jener Epoche, betrachtet aus den Erfahrungswerten einiger Jahrzehnte.

Seit 1855 hat es nur eine einzige Änderung gegeben: Château Mouton-Rothschild wurde vom Deuxième Cru zum Premier Cru befördert. Diese lange, verstrichene Zeit fast ohne Korrektur der Klassifikation bedeutet indirekt, dass die alte Klassifizierung den heutigen Qualitätsgegebenheiten teilweise nicht mehr entspricht. So recht mag sie aber niemand zum Überarbeiten anfassen; diese Klassifikation gilt in Frankreich als sakrosankt. Weinliebhaber haben, je nach ihren persönlichen Vorlieben, ohnehin abseits der Grand-Cru-Ränge eigene Einschätzungen, welche Weine besonders lohnend sind. Auch sind die Jahrgangsunterschiede weit bedeutender als die Klassifikations-Unterschiede: Ein Wein von einem niederrangigen Gut aus einem exzellenten Jahr wird meist deutlich besser schmecken als der Wein eines Grand-Cru-klassifizierten Gutes in einem mäßigen Jahr. Ein krasses Beispiel für eine fehlhängende Einstufung ist das Château Lynch-Bages in Pauillac, ehedem als Fünftes Gewächs eingestuft. Seit langem jedoch arbeitet das Gut verlässlich auf Augenhöhe mit den Deuxièmes, den Zweiten Gütern. Was sich auch in den Preisen niederschlägt: unter den Fünften Gütern ist der Wein von Château Lynch-Bages mit Abstand der teuerste. Ein weiteres Beispiel ist das Château Palmer in Margaux, ein Troisième Cru, das seit Jahrzehnten unmittelbar hinter den Premier-Cru-Gütern rangiert.

Auch existieren mittlerweile etliche zunächst nicht als Grand Cru klassifizierte Güter - solche mit Cru Bourgeois-Einstufung, die es seit langem schon anerkanntermaßen schaffen, Weine der Klasse der Grand Crus zu erzeugen. Herausragendes Beispiel ist das Château Sociando-Mallet in Saint-Seurin-de-Cadourne nördlich von Saint-Estèphe, das gleichwertig mit den Zweiten Gütern arbeitet und seinen Wein ebenso teuer verkaufen kann.

Saint-Émilion

Im Anbaugebiet von Saint-Émilion heißt die Qualitätspyramide:

  • Saint-Émilion
  • Saint-Émilion Grand Cru
  • Saint-Émilion Grand Cru Classé, unterteilt in:
    • Grand Cru Classé
    • Premier Grand Cru Classé, Classe B
    • Premier Grand Cru Classé, Classe A

Alle Grands Crus, mit oder ohne den Zusatz „classé“, bilden eine eigene AOC, die jährlich neu zuerkannt wird. Da inzwischen über 60 % der Produktion auf „Grand Cru“ entfallen, besitzt dieser Zusatz hier nicht den gleichen Wert wie sonst im Bordelais. Die Klassifizierung wird ca. alle 10 Jahre überarbeitet, wobei die Güter auch ihren Rang verlieren können. Die letzte Aktualisierung war im Jahr 2006. Allgemein gilt, dass sich die Betriebe für die Klassifizierung bewerben müssen.

Graves

Die Klassifizierung der Graves-Weine besteht seit 1953 und wurde zuletzt 1959 aktualisiert. Hier sind die einzigen klassierten trockenen Weißweine des Bordelais zu finden. Eine Hierarchie innerhalb der klassifizierten Weine besteht nicht; eine Revision der Klassifizierung ist nicht vorgesehen. Die französische Bezeichnung der Weine ist Cru Classé des Graves.

Pomerol

Der teuerste Bordeaux, Château Petrus aus dem Anbaugebiet Pomerol, ist kein Grand Cru, obwohl er keinen Vergleich mit den Weinen des Médoc zu scheuen braucht. Die „Nobel-Appellation“ Pomerol verfügt über keine offizielle Klassifikation.

Sauternes

Ebenfalls 1855 erfolgte die Klassifizierung der edelsüßen Weißweine aus den Gemeinden Sauternes und Barsac.

Champagne

In der Champagne sind weder Güter noch Weinberge klassifiziert, sondern die Weinbaugemeinden. Der von den Weinbauern für ihre Champagnertrauben erzielte Preis lieferte die Basis einer von 80 % bis 100 % reichenden Skala. Die Gemeinden, deren Trauben den maximalen Preis von 100 % erzielten, dürfen die Bezeichnung Grand Cru führen. Dasselbe gilt für einen Champagner, der ausschließlich aus Trauben von Grand-Cru-Gemeinden gekeltert wurde. Da es sich jedoch meistens um Cuvées verschiedenster Lagen handelt, sind Grand Crus sehr selten. Dazu kommt, dass bei Champagner der Markenname des Hauses im Vordergrund steht. Daher führen auch die Spitzencuvées der großen Champagnerhäuser, die de facto oft reine Grand Crus sind, diese Bezeichnung nicht auf ihrem Etikett.

Die berühmtesten der insgesamt 17 Grand-Cru-Orte sind Ambonnay, Avize, Aÿ, Bouzy, Cramant, Le Mesnil-sur-Oger, Oger, Verzenay und Verzy.

Elsass

1975 wurde die Lage Schlossberg als erste Grand-Cru-Lage des Elsass anerkannt. In zwei Etappen folgten 49 andere Spitzenlagen. Jeder dieser Grand Crus besitzt eine eigene Appellation. Zugelassene Rebsorten sind Riesling, Gewürztraminer, Pinot Gris und Muscat (Muskateller und Muskat-Ottonel). Bekannteste Lagen sind der Rangen, der Kastelberg und der Schlossberg. Siehe hierzu auch Alsace Grand Cru.

Weblinks


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