- Grand Union Canal
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Der Grand-Union-Kanal in England ist Teil des britischen Kanalsystems. Er ist die große Hauptverbindungsader der englischen Binnenschifffahrt zwischen den wirtschaftlichen und industriellen Zentren London und Birmingham. Der Kanal erstreckt sich über eine Länge von 220 km (137 Meilen) und weist 166 Kanalschleusen auf. Auch führen mehrere Stichkanäle von der Hauptstrecke u.a. nach Leicester, Slough, Aylesbury, Wendover und Northampton.
Die Bezeichnung Grand-Union-Kanal war ursprünglich der Name eines Kanals, der heute noch als Teilstück des Stichkanals nach Leicester besteht. Zur Vermeidung von Verwechslungen bezeichnet man dieses heute als Old-Grand-Union-Kanal.
Geschichte
Zur Mitte des 19. Jahrhunderts spürten die privat finanzierten Narrowboat-Kanalgesellschaften die aufkommende Konkurrenz der Eisenbahn. Ein großer Teil des Fracht- und Personenverkehrs verlegte sich vom Binnenschiff, dem Narrowboat, auf die schnellere und modernere Eisenbahn. Zunächst fiel den Kanalgesellschaften, um sich im Markt zu halten, nur die Senkung der Frachtraten ein. Mit dem Ausbau der Überlandstraßen und dem Lastkraftwagen als seinem Verkehrsmittel im frühen 20. Jahrhundert musste eine andere Lösung gefunden werden, um konkurrenzfähig zu bleiben. In dieser Situation entschlossen sich die Kanalgesellschaften des Regent’s Canal und des Grand Junction Canal zu fusionieren und die von ihnen betriebenen Kanäle zu modernisieren. Namentlich also die Kanäle zu vertiefen und zu verbreitern sowie die Brücken- und Schleusenmaße den dann breiteren Kanälen anzupassen. Darüber hinaus sollte das bisherige Standardbinnenschiff, das 21 m lange, aber nur 2.1 m breite Narrowboat, das eine pferdegetreidelte Nutzlast von 30 t erreichte, durch ein doppelt so breites sog. broad -(oder wide beam) boat, mit einer Nutzlast von 66 t, ersetzt werden. Durch den Zweiten Weltkrieg wurde die Vollendung des Modernisierungsprogrammes jedoch gestoppt, so dass auch bis zur Einstellung des kommerziellen Frachtverkehrs im Winter 1963/63 das schmale dieselbetriebene Narrowboat mit unmotorisiertem Begleitschiff (dem „butty“) das Standardbinnenschiff auf dem Grand-Union-Kanal blieb. Immerhin ist die Erweiterung der Schleusen auf eine Breite vonh 4,27 m von der Themse bis südlich von Birmingham (Camp Hill) vorangetrieben worden. Nach Birmingham selbst gelangen auch heute noch nur Narrowboats.
Der Grand-Union-Kanal in seiner heutigen Form entstand aus dem Zusammenschluss verschiedener Kanäle zum 1. Januar 1929:
Großraum London
- Regent's-Kanal – 1. Gründungsgesellschaft
- Hertford-Union-Kanal – 1857 erworben von Regent's-Kanal Gesellschaft
Hauptstrecke
- Warwick-und-Napton-Kanal – 1927 erworben von Regent's-Kanal Gesellschaft
- Warwick-und-Birmingham-Kanal – 1927 erworben von Regent's-Kanal Gesellschaft
- Birmingham-und-Warwick Junction-Kanal – 1927 erworben von Regent's-Kanal Gesellschaft
- Grand-Junction-Kanal – 1927 erworben von Regent's-Kanal Gesellschaft
Leicester Stichkanal
- Old-Grand-Union-Kanal – 1894 erworben von der Grand-Junction-Kanalgesellschaft
- Leicestershire-und-Northamptonshire-Union-Kanal – 1894 erworben von der Grand-Junction-Kanalgesellschaft
- Leicester Navigation – 1932 erworben von der Grand-Union-Kanalgesellschaft
- Loughborough Navigation – 1932 erworben von der Grand-Union-Kanalgesellschaft
- Erewash-Kanal – 1932 erworben von der Grand-Union-Kanalgesellschaft
Ein etwa 8 km langer Abschnitt des Oxford-Kanals zwischen Braunston and Napton ist noch heute Teil der Hauptstrecke des Grand-Union-Kanals. Obgleich Pläne über den Erwerb sowohl des Oxford-Kanals als auch des Coventry-Kanals durch die Grand-Union-Kanalgesellschaft bestanden, wurden diese jedoch bis zur Nationalisierung 1948 des Kanalsystems nicht durchgeführt.
Der Abschnitt der Hauptstrecke zwischen Brentford (London) und Braunston (ehemals der Grand-Junction-Kanal), war bereits ein 'wide'- oder 'broad'-Kanal, dessen Schleusen schon von Beginn an 2 Narrowboats nebeneinander oder ein „wide“-boat mit einer Breite von 4,27 m aufnehmen konnten.
Der ältere Kanalabschnitt zwischen Braunston und Birmingham war noch als narrow-Kanal gebaut worden. Seine Schleusen nahmen nur ein bis zu 2,10 m breites Narrowboat auf. Ein Parlamentsgesetz aus dem Jahr 1931 autorisierte die Modernisierung dieses Kanalabschnitts zur Verdopplung der Schleusenbreite und Vertiefung des Kanalbettes, die 1937 abgeschlossen war.
Doch die in diesem Abschnitt des Grand-Union-Kanals vorgenommenen Modernisierungen unterblieben in den anderen Teilen des Kanalsystems. So wurde der Abschnitt Braunston – London nicht vertieft und die Schleusen nördlich von Camp Hill bis Birmingham verblieben als narrowboat-Schleusen mit einer Breite von 2.10 m.
Der Seitenkanal von Norton junction bis zum Fluss Trent, der als 'Leicester line' bezeichnet wird, ist zwischen Norton und Foxton, ein narrow-Kanal. Von Foxton bis Leicester existiert er als wide-Kanal. Ab Leicester bis zum Trent, ist der Fluss Soar kanalisiert worden und mit wide-Schleusen ausgestattet. Ein Gesetz von 1931 erlaubte auch hier den durchgängigen Ausbau auf wide-Schleusen, doch auch hier verhinderte wohl der Zweite Weltkrieg die endgültige Umsetzung.
Der Grand-Union-Kanal wurde mit den meisten anderen Kanälen 1948 nationalisiert und von einer staatlichen Behörde (heute: British Waterways) verwaltet. Der kommerzielle Frachtverkehr erholte sich von dem strengen Winter 1963/64, der die Kanäle wochenlang zugefroren hielt, letztlich nicht mehr. In den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts stellten auch die letzten verbliebenen Frachtunternehmen den Verkehr ein.
Dennoch ist heute der Grand-Union-Kanal vitaler als jemals zuvor. Dies hat seinen Grund darin, dass die Freizeitschifffahrt die absolute Zahl der früheren kommerziellen Frachtschiffe inzwischen bei weitem überflügelt hat. Auch erkennen die anliegenden Gemeinden den Freizeit- und Erholungswert ihres Kanals und investieren in den Erhalt und Verbesserung von dessen Infrastruktur. Selbst der vollständige Neubau eines Verbindungskanals von Milton Keynes nach Bradford ist in Planung, der erste neuprojektierte Kanal in England seit fast 100 Jahren.
Quellen
- Hugh McKnight: The Shell Book of Inland Waterways. 2. Auflage. David & Charles PLC, 1981, ISBN 978-0715382394. , dort S. 283-304
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