Graphische Benutzeroberfläche

Graphische Benutzeroberfläche
KDE 4.2 – eine Benutzeroberfläche für Unix-Betriebssysteme

Eine grafische Benutzeroberfläche ist eine Software-Komponente, die dem Benutzer eines Computers die Interaktion mit der Maschine über grafische Symbole erlaubt. Die Darstellungen und Elemente (Arbeitsplatz, Symbole, Papierkorb, Menü) können meist unter Verwendung eines Zeigegerätes wie einer Maus gesteuert werden.

Synonyme Bezeichnungen sind die Abkürzung GUI (engl.Graphical User Interface“) und dessen wörtliche Übersetzung grafische Benutzerschnittstelle. Im Gebiet der Software-Ergonomie werden stattdessen die Begriffe „grafische Benutzungsschnittstelle“ oder „Mensch-Maschine-Schnittstelle“ verwendet. In der Breite haben GUIs die auf Zeichen basierenden Benutzerschnittstellen CLI (command line interface) abgelöst.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

GUIs kamen in den 1980er Jahren auf und lösten weitgehend die bisherige Bedienung per Kommandozeile im Textmodus ab. Die Entwicklung der GUIs wurde erst durch die Entwicklung der Computermaus ermöglicht, mit deren Hilfe am Bildschirm ein grafischer Mauszeiger an Stelle einer Schreibmarke (englisch cursor) dargestellt wird.

Die Entwicklung des GUI im heutigen Sinne erfolgte ab 1973 am Xerox PARC. Erstmals verwendet wurde es im Xerox Alto, die erste kommerzielle Verwendung folgte 1981 im Xerox Star. Ab 1979 arbeiteten Teams beim Computerhersteller Apple an der Entwicklung der grafischen Benutzeroberfläche, dabei flossen auch Entwicklungen von Xerox PARC ein. 1983 erschienen mit Lisa und ab 1984 mit dem Macintosh Computer mit grafischer Benutzeroberfläche.

Mit dem Macintosh, dem Atari ST und dem Amiga erlangten GUIs in den 1980er Jahren eine weite Verbreitung. In der gleichen Zeit tauchten erste GUIs für IBM-PCs wie Windows 1.0 und OS/2 Version 1.1 auf. Das von Microsoft entwickelte Windows setzte sich auf Dauer erfolgreich gegen die Konkurrenz durch. Die grafische Benutzeroberfläche von Windows gilt heute als De-facto-Standard beim Arbeiten mit PCs. Unter Unix und Linux gibt es mehrere, auf das X Window System aufsetzende Arbeitsumgebungen, die den Zweck einer grafischen Oberfläche erfüllen. Besonders bekannt sind sowohl das etwas in die Jahre gekommene CDE als auch GNOME und KDE.

Im großen und ganzen kamen graphische Benutzeroberflächen mit der Generation der 16-Bit-Rechner auf. Aber auch für einige 8-Bit-Systeme gab es entsprechende Entwicklungen, wie etwa GEOS.

Mit zunehmendem Funktionsumfang der GUIs selbst und der zugehörigen Programme nahm auch der Ressourcenbedarf der betreffenden Betriebssysteme immer weiter zu. Reichten z. B. für GEOS 1.2 noch ein 8-Bit-Prozessor mit 1 MHz, 64 KB Arbeitsspeicher und ein 51/4-Zoll-Diskettenlaufwerk mit 170-KB-Disketten, so empfiehlt Microsoft für die aktuelle Version von Windows Vista Home Basic einen 32-Bit-Prozessor mit 800 MHz, 512 MB Arbeitsspeicher, eine 20-GB-Festplatte (davon 15 GB frei) und ein DVD-ROM-Laufwerk[1] (Stand: Oktober 2007).

Normierung der Anforderungen

Die Anforderungen an eine grafische Benutzungsschnittstelle im Rahmen der Mensch-Computer-Kommunikation sind in der europäischen Norm EN ISO 9241-110 ff. geregelt. Dabei muss die Schnittstelle folgende Merkmale aufweisen:

  • Aufgabenangemessenheit
  • Selbstbeschreibungsfähigkeit
  • Steuerbarkeit
  • Erwartungskonformität
  • Fehlertoleranz
  • Individualisierbarkeit
  • Lernförderlichkeit

Ferner ist in der Norm EN ISO 9241 die Umsetzung von Benutzungsschnittstellen für Web-Applikationen und deren Evaluation im Rahmen der Benutzbarkeit definiert.

GUI-Elemente

Ein GUI hat die Aufgabe, Anwendungssoftware auf einem Rechner mittels grafischer Elemente, Steuerelemente oder auch Widgets genannt, bedienbar zu machen. Dies geschieht meistens mittels einer Maus als Steuergerät, mit der die grafischen Elemente bedient oder ausgewählt werden. Die Gesamtgestaltung heutiger grafischer Oberflächen verwendet oftmals die sogenannte Desktop-Metapher.

Programme öffnen dabei zunächst ein Hauptfenster. Das GUI-System erlaubt, solche Fenster in ihrer Größe und Position zu verändern, auszublenden oder auf die gesamte Bildschirmgröße zu vergrößern. Grafische Bedienoberflächen sind für viele Mehrzweck-Betriebssysteme verfügbar oder gar in sie integriert. Weitere Bedienelemente sind Schaltflächen (Buttons), Toolbars (Werkzeugleisten), Schieberegler, Auswahllisten und Symbole. Darüber hinaus werden Dialogboxen (auch „Dialogfelder“ genannt) meist für Benutzerabfragen oder Eingaben verwendet wie beispielsweise die Auswahl eines Druckers.

GUIs können mit der Verwendung von Metaphern für bestimmte Programmfunktionen, wie zum Beispiel dem Papierkorb, das Erlernen und das Verständnis der Bedienung wesentlich erleichtern.

Kein separates GUI-Element, aber relevant für alle GUI-Elemente ist der Fokus: Das GUI-Element, welches aktuell für die nächste Benutzer-Aktion (Eingabe von Daten, Änderungs des Zustands etc.) relevant ist, besitzt den Fokus.

Damit der Fokus jederzeit für den Benutzer sichtbar ist, ist er grafisch hervorgehoben: in textuellen Eingabefeldern durch eine blinkende Eingabemarke (Cursor, Caret); andere GUI-Elemente sind meist durch eine gepunktete, dünne Umrandung hervorgehoben, wenn sie fokussiert sind (den Fokus besitzen).

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Windows Vista Home Basic (PDF-Datei)

Wikimedia Foundation.

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