Grigioni

Grigioni
Kanton Graubünden
Wappen Kanton Graubünden
Basisdaten
Hauptort: Chur
Fläche: 7'105 km²
(Rang 1)
Einwohner: 188'762 (2007)
(Rang 14)
Bevölkerungsdichte: 27 Einw./km²
(Rang 26)
Beitritt zur Eidgenossenschaft: 1803
Abkürzung: GR (ISO:CH-GR)
Sprachen: Deutsch, Italienisch,
Rätoromanisch
Website: Kanton Graubünden
Karte
Karte Kanton Graubünden
Lage des Kantons
Lage Kanton Graubünden

Der Kanton Graubünden (Französisch: Grisons; Italienisch: Grigioni; Romanisch: Grischun; Jenisch: t'obe (manchmal auch Bündner)) ist der östlichst gelegene und flächenmässig grösste Kanton der Schweiz. Seine Einwohner werden als Bündner bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Name

Der Kanton Graubünden trägt den Namen des ehemals politisch gewichtigsten der Drei Bünde, aus denen er entstanden ist. Der 1367 gegründete Graue Bund wurde 1442 erstmals Grauer Bund genannt, vermutlich ein Spottname der Zürcher und Österreicher, der von den Bundsleuten vor 1486 übernommen wurde. Schon im 15. Jahrhundert erscheint der Name dann für die sonst Drei Bünde genannte Gesamtheit der Bünde. Im 16. Jahrhundert wurde von Humanisten der Name der römischen Provinz Rätia als Rätien auf das Gebiet der Drei Bünde übertragen. 1799 wurden die Bünde als Kanton Rätien der Schweiz eingegliedert. Die Bezeichnung ist heute noch für Institutionen wie die Rhätische Bahn und das Rätische Museum in Chur üblich. Seit der Konstituierung des modernen Kantons der Schweizerischen Eidgenossenschaft 1803 ist der Name Graubünden offiziell.[1][2]

Geografie

  • Höchste Erhebung: Piz Bernina (4'049 m ü. M.)
  • Tiefster Punkt: Grenze zum Kanton Tessin (260 m ü. M.)

Der Kanton nimmt den gesamten südöstlichen Teil der Schweiz ein und ist vor allem durch Berglandschaften und Täler geprägt. Graubünden hat daher für Touristen bedeutende Naturschönheiten zu bieten.

Graubünden ist flächenmässig der grösste Kanton der Schweiz, ist aber aufgrund der geographischen Bedingungen dünn besiedelt. Von der Einwohnerzahl her belegt er nur den 14. Platz. Bei der Bevölkerungsdichte ist Graubünden gar der am dünnsten besiedelte Kanton der Schweiz.

In Graubünden liegen insgesamt 462 Dreitausender und 2 Viertausender, der Piz Bernina (4'049 m) und La Spedla (4'020 m). Die höchsten Dreitausender sind der Piz Zupò (3'996 m), der Piz Alv (3'995 m), der Piz Scerscen (3'971 m), der Piz Argient (3'945 m) und der Piz Roseg (3'937 m)

Gemeinsame Kantonsgrenzen hat Graubünden im Südwesten mit dem Kanton Tessin, im Westen mit Uri, im Norden mit Glarus und St.Gallen. Graubünden bildet die Landesgrenze der Schweiz mit Liechtenstein sowie mit Österreich (Bundesländer Vorarlberg und Tirol) im Norden, dem italienischen Südtirol im Osten und der Lombardei im Süden. Neben Graubünden grenzt nur noch St. Gallen an 3 verschiedene Nachbarstaaten.

Entwässert wird Graubünden zum grössten Teil vom Rhein mit seinen in Graubünden entspringenden Quellflüssen Vorderrhein und Hinterrhein. Den Osten des Landes, das Engadin, entwässert der Inn, der ebenfalls in Graubünden entspringt. Jenseits des Alpenhauptkamms liegen die zum Po entwässernden und italienischsprachigen Bündner Südtäler: das Misox mit dem Calanca-Tal, das Bergell und das Puschlav. Der östlichste Teil des Landes schliesslich, das Münstertal, entwässert zur Etsch. Die drei Einzugsgebiete der Nordsee, des Mittelmeers und des Schwarzen Meers treffen sich unweit der Inn-Quelle nahe dem Lunghin-Pass oberhalb von Maloja, der Dreiwasserscheide. Von dort fliesst Richtung Norden die Julia, die via Rhein zur Nordsee führt, nach Süden die Maira, deren Wasser über den Po ins Mittelmeer kommt, und nach Osten der Inn, der in die Donau mündet und damit ins Schwarze Meer fliesst.

Im Kanton Graubünden gibt es 150 Täler, 615 Seen (von gut 1500 Seen in der Schweiz) und 937 Berggipfel.

Bevölkerung

Sprachen

Ehemaliges Verbreitungsgebiet der einzelnen romanischen Idiome in Graubünden

Als einziger Kanton der Schweiz hat Graubünden drei Amtssprachen: Deutsch, Rätoromanisch und Italienisch. Gleichzeitig ist es der einzige Kanton, in dem Rätoromanisch Amtssprache ist. Aufgrund dieser und damit auch der kulturellen Vielfalt, aber auch wegen seiner Form und Beschaffenheit wird der Kanton auch als kleine Schweiz innerhalb der Schweiz bezeichnet.

Die Gemeinden und Kreise sind autonom, ihre eigenen Amts- und Schulsprachen festzulegen, der Kanton setzt jedoch Richtlinien, insbesondere zur Unterstützung der Minderheitensprachen Rätoromanisch und Italienisch.

Die deutschen Mundarten Graubündens gehören zu zwei Gruppen des Schweizerdeutschen:

Im Bündnerromanischen, das in verschiedenen Gegenden des Kantons (vorwiegend in der Surselva, in Teilen Mittelbündens, im Engadin und im Val Müstair) gesprochen wird, existieren sowohl fünf regionale Schriftdialekte (sogenannte Idiome), nämlich Surselvisch (Sursilvan), Sutselvisch (Sutsilvan), Surmeirisch (Surmiran), Oberengadinisch (Puter) und Unterengadinisch (Vallader) als auch eine einheitliche Schriftsprache Rumantsch Grischun, die erst in den 1980er Jahren als Kunstsprache geschaffen worden ist. Münstertalisch (Jauer) hat keine schriftsprachliche Tradition. In den Münstertaler Schulen wurde bis zur Einführung von Rumantsch Grischun in Unterengadinisch unterrichtet.

Die italienischen Mundarten im Misox und Calancatal, Bergell, in Bivio und dem Puschlav gehören dem Alpinlombardischen an.

Spätestens seit Mitte des 19. Jahrhunderts, als der Bund im Zuge der Umsetzung des Gesetzes betreffend die Heimatlosigkeit dem Kanton Graubünden eine grosse Zahl Jenischer zwangsweise zuwies, hat der Kanton Graubünden auch eine statistisch nicht erfasste (gesamtschweizerisch auf 35'000 Personen geschätzte) Population jenischer Muttersprache.

Wohnbevölkerung nach Sprachen (Volkszählung 2000):

Deutsch: 127'755 (68%)
Rätoromanisch: 27'038 (14%)
Italienisch: 19'106 (10%)
Andere: 13'159 (8%)

Bemerkenswerterweise hat der Kanton Graubünden seine Schulbücher bis vor wenigen Jahren in sieben Sprachen herausgegeben, nicht nur in Deutsch und Italienisch, sondern auch in allen fünf rätoromanischen Schriftdialekten. Im Jahr 2003 hat das Bündner Parlament jedoch entschieden, die romanischen Lehrmittel nur noch in Rumantsch Grischun herauszugeben.

Religionen – Konfessionen

In Graubünden gibt es mehrere Klöster, so in Müstair, Disentis (im Bild) und Cazis

Infolge der Souveränität der einzelnen Gemeinden konnte im 16. Jahrhundert jede Gemeinde ihre Konfession autonom bestimmen. Fläsch war die erste reformierte Gemeinde im Kanton, danach folgte St. Antönien und viele andere Dörfer im Kanton. Graubünden gehört somit zu den traditionell paritätischen Kantonen.

Überwiegend katholisch sind erstens das Vorderrheintal mit dem Lugnez (ohne Waltensburg, Gruob und Safiental), zweitens das Oberhalbstein (ohne Bivio) und das mittlere Landwassertal (ohne Bergün), drittens das Misox und das Puschlav. Überwiegend reformiert sind erstens das Prättigau, das Schanfigg und das obere Landwassertal, zweitens im Hinterrheintal das Schams, das Rheinwald und das Avers, drittens das Engadin (ohne Tarasp und Samnaun), das Bergell und das Münstertal (ohne Müstair). Konfessionell gemischt sind die Regionen Fünf Dörfer, Imboden und das Domleschg.

Verfassung und Verwaltung

Verfassung

Bisher kennt Graubünden drei kantonale Verfassungen. Sie wurden in den Jahren 1854, 1892 und 2003 in Kraft gesetzt.

Legislative

Grossratsgebäude in Chur

Gesetzgebende Behörde ist der Grosse Rat, der 120 Mitglieder zählt und vom Volk gemäss Majorzverfahren fest für vier (nach der alten Verfassung zuerst auf zwei, dann auf drei) Jahre gewählt wird.

Das Volk ist überdies direkt an der Gesetzgebung beteiligt: 4000 Stimmberechtigte oder ein Siebtel der Gemeinden können eine Änderung der Verfassung verlangen, 3000 Stimmberechtigte oder ein Achtel der Gemeinden können ein Gesetz oder eine Gesetzesänderung vorschlagen (Volksinitiative), 1500 Stimmberechtigte oder ein Zehntel der Gemeinden können verlangen, dass ein vom Grossen Rat erlassenes Gesetz oder eine solche Gesetzesänderung der Volksabstimmung zu unterwerfen sei (Referendum). Änderungen der Verfassung unterliegen obligatorisch der Volksabstimmung.

Exekutive

Die Regierung (früher: Kleiner Rat) zählt fünf Mitglieder und wird vom Volk ebenfalls im Majorzverfahren auf ebenfalls vier (nach der alten Verfassung zuerst auf ein, dann auf zwei) Jahre gewählt. Das Präsidium wechselt jährlich im Turnus.

Die zur Zeit amtierenden Regierungsräte und ihre jeweiligen Departemente sind:

Der Regierungspräsident für 2008 ist Stefan Engler, Vizepräsident ist Hansjörg Trachsel. Leiter der Standeskanzlei ist seit 1990 Kanzleidirektor Claudio Riesen. [3]

Judikative

Gebäude des Kantonsgerichts in Chur (im gleichen Haus befinden sich auch das Bezirksgericht Plessur und das Kreisamt Chur)

Die obersten Gerichte des Kantons sind das Kantonsgericht (zuständig insbesondere für Zivil- und Strafsachen) und das Verwaltungsgericht (zuständig insbesondere für öffentlichrechtliche Streitigkeiten). Über eine Zusammenlegung dieser beiden hierarchisch gleichgestellten Gerichte wird zur Zeit diskutiert. Untere Instanzen sind die 11 Bezirksgerichte und die 39 Kreispräsidenten.

Gemeinden, Kreise und Bezirke

Hauptartikel: Gemeinden des Kantons Graubünden, Kreise und Bezirke des Kantons Graubünden

Graubünden ist derjenige Kanton, in dem die Gemeinden (206 an der Zahl) historisch bedingt die wohl ausgeprägteste Gemeindeautonomie der Schweiz haben.

Autonomie geniessen ebenfalls die Kreise, die aus einer kleinen Zahl Gemeinden (ausnahmsweise aus einer einzigen Gemeinde) bestehen. Sie sind zugleich die Wahlkreise des Grossen Rates, in denen die Grossräte teilweise noch an den traditionellen Landsgemeinden gewählt werden. Die Bezirke hingegen sind reine Verwaltungsorgane des Kantons ohne innere Autonomie.

Vertretung auf Bundesebene

Für das Bundesparlament entsendet Graubünden wie jeder Vollkanton zwei Vertreter in den Ständerat und gemäss seinem Anteil an der Bevölkerung fünf Abgeordnete in den Nationalrat.

Wirtschaft

Die für die dauerhafte Besiedlung mancher Talschaften unabdingbare Berglandwirtschaft überlebt dank Nischenproduktion und grosszügigen Subventionen vonseiten des Bundes und des Kantons. Wichtigster Wirtschaftszweig ist heute aber der Tourismus.

Tourismus

Tourismusdestination Scuol im Winter

Der Fremdenverkehr ist sowohl im Sommer wie im Winter von grosser Bedeutung, besonders in den Regionen Oberengadin, Davos/Klosters, Arosa, Lenzerheide und Flims, aber auch in fast dem ganzen übrigen Kanton. Hervorzuheben ist auch der Bädertourismus in Vals und Scuol (Schuls). Nicht unerwähnt soll auch die teilweise bedeutende Baukunst bleiben: Graubünden ist derjenige Kanton mit der grössten Dichte an Burgen und weist mit dem Kloster von Müstair, dem Dorf Soglio und der Kirche von Zillis Kulturgüter von Weltrang auf. Auch die Anlage der Rhätischen Bahn besonders im Albulatal und am Berninapass ist von grosser architektonischer und touristischer Bedeutung. Auch das begehrte Mineralbad in Andeer wird gerne von Touristen besucht.

Seit 1991 ist die Salginatobelbrücke der Verbindungsstrasse von Schiers nach Schuders das bislang einzige Weltmonument der Schweiz. Diese Auszeichnung wurde von der ASCE vergeben.

Verkehr

Die wichtigsten Talschaften und die grossen Tourismusorte Graubündens werden von der meterspurigen Rhätischen Bahn bedient. Zudem wird der Kanton in Nord-Süd-Richtung von einer Autobahn durchquert. Wichtigster Pass zwischen Nord und Süd ist heute der San Bernardino zwischen Rheinwald/Hinterrheintal und Misox/Tessin.

Geschichte

Hauptartikel siehe Geschichte des Kantons Graubünden

Der Freistaat der Drei Bünde bis 1797

Während der Eisenzeit bestanden auf dem Gebiet des heutigen Graubünden vor allem keltische, rätische und lepontische Kulturen. Abgesehen von den italischen Südtälern gehörte das Gebiet von etwa 15 v.u.Z. bis zum 5. Jahrhundert zum Römischen Reich (Provinz Raetia, später Provinz Raetia I). Um 536/537 fiel Rätien (das Gebiet der ehemaligen Provinz Raetia I) an das Fränkische Reich. Um 806/807 wurde das Bistum Chur vom Erzbistum Mailand zum Erzbistum Mainz umgegliedert.

Im 10. und 11. Jahrhundert war Rätien Teil des Herzogtums Schwaben. Im Laufe des Hochmittelalters kam es zur Territorialbildung. Zu den bedeutendsten Territiorialherren erwuchsen der Bischof von Chur und das Kloster Disentis. Kleinere Territorien wurden von verschiedenen Grafen und Herren ausgebildet oder erworben. Im Süden erreichte die Familie Visconti eine starke Stellung (später Herzogtum Mailand).

Das Spätmittelalter ist gekennzeichnet durch politische Verselbständigung vieler (Gerichts-)Gemeinden, die viele Souveränitätsrechte an sich binden konnten. Sie vereinigten sich in mehreren Bünden (Gotteshausbund 1367, Oberer oder Grauer Bund 1395, Zehngerichtebund 1436). Diese Bünde fanden sich ab 1450 zu einem eigenständigen staatlichen Gebilde zusammen (Freistaat der Drei Bünde). Die Bünde wurden durch verschiedene Verträge (seit 1497) gleichberechtigter Partner der schweizerischen Eidgenossenschaft (formell als Zugewandter Ort). Seit 1512 verfügten die Bünde über die südlich anschliessenden Untertanengebiete Chiavenna, Veltlin und Bormio.

Die bündnerischen Untertanengebiete fielen 1797 an die Cisalpinische Republik. 1799/1800 kam das verbliebene Gebiet als Kanton Rätien zur Helvetischen Republik, 1803 als Kanton Graubünden zur Schweiz.

Am 5. März 1972 wurde das Frauenstimm- und Wahlrecht eingeführt.

Städte, Orte und Landschaften

Orte des Kantons Graubünden

Folgende Gemeinden des Kantons haben mehr als 5'000 Einwohner (Stand: 1. Januar 2009):

Weitere Gemeinden siehe: Gemeinden des Kantons Graubünden

Bezirke

Bezirke des Kantons Graubünden

Der Kanton Graubünden ist in 11 Bezirke eingeteilt. Sie entsprechen im Wesentlichen den natürlichen Landschaftsräumen. (Die Bezirke sind wiederum unterteilt in 39 Kreise):

Siehe auch: Gemeinden des Kantons Graubünden

Kultur

Bündner Küche

Der Kanton Graubünden hat eine eigenständige Küche entwickelt, welche sich von anderen Schweizer Regionalküchen unterscheidet. Typische regionale Produkte sind das luftgetrocknete Bündnerfleisch und andere Trockenfleischspezialitäten wie Salsiz oder Andutgel. Typische Gerichte sind Capuns, Plain in Pigna, Pizokel, Maluns oder die Bündner Nusstorte sowie ein Speckauflauf und nicht zu vergessen die Bündner Gerstensuppe.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Nach: Rätisches Namenbuch, begründet von Robert von Planta, Band 2: Etymologien, bearbeitet und herausgegeben von Andrea Schorta, Bern 1964, S. 713f., 810f.
  2. Artikel Rätien im Historischen Lexikon der Schweiz
  3. Kanton Graubünden

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