Griqua

Griqua
Griqualand West auf einer Karte von 1885

Griqua (afrikaans: Griekwa) ist eine Sammelbezeichnung für Gesellschaften, die sich aus der Verbindung von Khoikhoi oder Nama und Buren entwickelten (Baster und Orlam). In der Zeit der Apartheid wurden sie zur Kategorie der „Farbigen“ gerechnet. 1813 soll Reverend John Campbell von der London Missionary Society (LMS) die Bezeichnung für eine Gruppe von Chariguriqua (Khoikhoi aus der Kapregion), Basters, Koranna und Tswana eingeführt haben.[1] Allerdings findet sich die Bezeichnung De Groote Griegriequas bereits auf einer Karte von Isaak Tirion aus dem Jahr 1730.[2]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Griqua-Kapitän Jager Afrikaner
Münzen aus Griqualand West

Aus den Beziehungen der Khoi Khoi und Nama mit den europäischen Einwanderern bildeten sich zunächst Familienclans, die im räumlichen Umfeld ihrer burischen Verwandten verblieben und dort häufig nicht nur deren Sprache, sondern auch Lesen und Schreiben lernten; sie waren mit den Lebensgewohnheiten der europäischen Kolonisten recht gut vertraut, waren häufig christianisiert und verstanden sich auf den Umgang mit Schusswaffen. Dies alles verschaffte den Orlam und Baster im kolonialen Kontext dieser Zeit eine gewisse Überlegenheit über die Khoi Khoi und Nama und förderte eine Abtrennung von jenen. Aus den Familienclans bildeten sich nach und nach größere selbstständige Einheiten, denen meist – nach holländischem Vorbild – ein gewählter Kapitän vorstand und unter dessen (burischen) Namen sie dann auch Eingang in die südafrikanische Geschichte fanden. Es sind auch „Griqua-Münzen“ in West-Griqualand geprägt worden. [3] [4] Die beiden bedeutsamsten Gesellschaften dieser Herkunft waren wohl die Afrikaner unter ihrem Kapitän Jager Afrikaner und die Witbooi unter ihrem Kapitän Kido Witbooi. Beide zogen im Verlauf des 19. Jahrhunderts nach Norden über den Oranje und bestimmten über Jahrzehnte die geschichtliche Entwicklung von Südwest-Afrika. Andere Teilgesellschaften, zum Beispiel unter Adam Kok und Berend Berends, wanderten 1862 nach Nordosten und gründeten dort eigene Gemeinwesen.

Die Griqua waren vor allem im 19. Jahrhundert eine durchaus bedeutende Bevölkerungsgruppe, viele verloren aber nach und nach ihre ethnische Identität, so dass sie heute nicht mehr die Rolle von einst spielen. Heute versuchen einige herausragende Persönlichkeiten, die Identität der Griqua wieder zu stärken und ihnen die Anerkennung als indigenes Volk zu verschaffen.

In Südafrika entstanden im 19. Jahrhundert ähnlich den zeitgleichen Burenrepubliken mehrere Griquastaaten, die jeweils von einem von Kapitein regiert wurden.[5] Die bedeutendsten waren West-Griqualand, Ost-Griqualand und Philippolis.

Heute leben die Griqua vor allem in der Provinz Nordkap in der Gegend um Griquatown und in der Provinz Ostkap, wo sie auch ihre Hauptstadt Kokstad haben, aber auch verstreut über ganz Südafrika.

Griquas ist heute auch der Name einer Rugby-Mannschaft in Südafrika.

Literatur

  • Horst Drechsler: Südwestafrika unter deutscher Kolonialherrschaft. Akademie Verlag, Berlin (DDR) 1984

Weblinks

 Commons: Griqua – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.places.co.za/html/griekwastad.html www.places.co
  2. http://www.tanap.net/content/activities/documents/resolutions_Cape_of_Good_Hope/landkaart.htm dort nordwestliche Kapregion, unterhalb des Schriftzuges "Hottentotten"
  3. http://www.tokencoins.com/other/griquatownset.jpg
  4. http://www.tokencoins.com/griqua2.html#002
  5. Jeroen G. Zandberg. 2005. Rehoboth Griqua Atlas. ISBN 90-808768-2-8

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