Griseldis (Decamerone)

Griseldis (Decamerone)
Die Verbannung (Exil) der Griseldis (Detail), Italien, um 1490. Nach diesem Gemälde erhielt der bisher nicht identifizierte Meister der Griseldis seinen Notnamen.

Griseldis ist eine fiktive Figur, die zum ersten Mal im Decamerone auftaucht. Sie ist die Tochter eines armen Bauern, die von einem Fürsten geheiratet wird. Dieser Fürst stellt Griseldis durch verschiedene Prüfungen auf die Probe, um zu prüfen, ob seine Frau ihm völlig ergeben ist. Griseldis erträgt alle diese Prüfungen und Torturen geduldig.

Boccaccios italienische Erzählung wurde von Francesco Petrarca ins Lateinische übersetzt und so einem breiteren Publikum zugängig gemacht. Während bei Boccaccios Version noch die Kritik am unnötig grausamen Fürsten überwogen hatte, steht bei Petrarca das Lob der geduldigen, ihrem Mann und Fürsten völlig ergebenen Ehefrau im Vordergrund.

Vor allem Petrarcas Version war dann die Vorlage für weitere Übersetzungen und Bearbeitungen. So erschien 1473 eine deutsche Bearbeitung von Heinrich Steinhöwel. Chaucer verwendet den Stoff in seinen Canterbury Tales.

Der Stoff wird immer wieder aufgegriffen, so zum Beispiel von Hans Sachs und Friedrich Halm, Gerhart Hauptmann und Maria Edgeworth. Alessandro Scarlatti, Antonio Vivaldi und Jules Massenet vertonten den Stoff.

Das Bild der geduldigen Griseldis hat sich bis heute erhalten.

Literatur

  • Dieter Vetter: Die „Griseldis“ des Petrus de Hailles. Ein philologischer Kommentar. Dissertation, Universität Tübingen 2006 (Digitalisat)
  • Christa Bertelsmeier-Kierst: "Griseldis" in Deutschland : Studien zu Steinhöwel und Arigo. Heidelberg 1988.

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