- Gropiusstadt
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Gropiusstadt
Ortsteil von BerlinKoordinaten 52° 25′ 33″ N, 13° 27′ 41″ O52.42583333333313.461388888889Koordinaten: 52° 25′ 33″ N, 13° 27′ 41″ O Einwohner 35.844 (30. Juni 2008) Eingemeindung 1. Okt. 1920 Postleitzahlen 12351, 12353 Ortsteilnummer 0805 Verwaltungsbezirk Neukölln Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg Die Gropiusstadt ist ein Ortsteil im Berliner Bezirk Neukölln. Sie entstand von 1962 bis 1975 als Satellitensiedlung oder Großwohnsiedlung zwischen den alten Siedlungen Britz, Buckow und Rudow.
Seit 2002 ist Gropiusstadt neben Neukölln, Britz, Buckow und Rudow ein eigener Ortsteil im Bezirk Neukölln. Den Beschluss hierzu traf das zuständige Bezirksamt anlässlich des 40-jährigen Jubiläums der Grundsteinlegung der Siedlung.
Die rund 18.500 Wohnungen der von Walter Gropius geplanten Trabantenstadt wurden zu 90 % als Sozialbauwohnungen errichtet. Seit den 1980er-Jahren gilt die Gropiusstadt als sozialer Brennpunkt. Über Berlin hinaus bekannt geworden ist sie vor allem durch das Buch Wir Kinder vom Bahnhof Zoo und den Film Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo, dessen Protagonistin Christiane Felscherinow hier aufwuchs.
Inhaltsverzeichnis
Planung
Mitte der 1950er-Jahre begannen erste Vorüberlegungen für die Schaffung einer Großsiedlung im Süden Neuköllns. Die Wiederaufbauarbeit nach dem Krieg gewann an Dynamik und getreu dem Motto der Charta von Athen sollte auch in die dichtbebauten Gründerzeitviertel Licht, Luft und Sonne! einziehen. Für die Bewohner der dabei abzureißenden Hinter- und Seitenhäuser musste aber neuer Wohnraum geschaffen werden.
Aus Überlegungen, die in Britz gelegene Hufeisensiedlung von Bruno Taut nach Süden zu erweitern, entstand die Idee, die an der südlichen Stadtgrenze Berlins gelegene Ackerfläche für das Wohnungsbauvorhaben zu nutzen. Im Mai 1958 begannen erste Grundstücksankäufe für die Großsiedlung Britz-Buckow-Rudow (BBR), wie der Planungsname nach den beteiligten Stadtteilen lautete. Ab 1962 betreute der Bauhaus-Architekt Walter Gropius mit seinem Büro The Architects Collaborative (TAC) federführend die Planung. Er wollte die „mannigfaltigen Elemente des herkömmlichen Stadtlebens“ mit den damals modernen Methoden des Städtebaus verbinden.
Die Konzeption sah als Reminiszenz an die Hufeisensiedlung kreisrunde Baukörper mit dazwischen liegenden, überschaubaren Wohnvierteln und Einfamilienhaussiedlungen vor, in denen zentral Geschäftszentren und eine Anbindung an die zu verlängernde U-Bahnlinie 7 eingebettet waren. Große Grünflächen dazwischen sollten die Bebauung auflockern und den Bewohnern zur Naherholung dienen.
Mit dem Mauerbau nach 1961 änderten sich schlagartig die Rahmenbedingungen in West-Berlin: da keine Wachstumsflächen nach außen mehr verfügbar waren, mussten die Bauvorhaben nun deutlich verdichtet werden. Statt der ursprünglich vorgesehenen 14.500 Wohnungen wurden die Planungen modifiziert, die endgültige Planfassung sah auf 264 Hektar fast 19.000 Wohneinheiten für mehr als 50.000 Menschen vor. Als Folge der höheren Dichte wurden nun mehr Flächen für Infrastruktureinrichtungen (Schulen, Einkaufszentren, etc.) und Stellplätze benötigt, sodass die Gebäude auf der verbleibenden Fläche deutlich in die Höhe wachsen mussten. Statt der von Gropius vorgesehenen maximal fünf Geschosse hat das höchste hier stehende Gebäude (Wohnhochhaus Ideal, Fritz-Erler-Allee 120) 30 Wohnetagen und ist mit 89 m Höhe eines der höchsten deutschen Wohngebäude nach dem Kölner Colonia-Hochhaus (AXA-Hochhaus), dem Kölner Uni-Center, dem Hamburger Mundsburg Tower und dem Mannheimer Collini-Center. Auch die Grünflächen wurden deutlich reduziert.
Bauphase
Am 7. November 1962 legte der damalige Regierende Bürgermeister Willy Brandt im Beisein von Walter Gropius feierlich den Grundstein für den ersten Bauabschnitt. Die Bebauung entstand komplett in Regie der städtischen Wohnungsbaugesellschaften GEHAG und DEGEWO, private Investoren kamen praktisch nicht zum Zug. Ab 1965 begann man parallel zum Siedlungsbau die U-Bahn von Britz-Süd nach Rudow zu verlängern. Entlang der U-Bahn-Stationen entstanden Stadtteilzentren, entlang der Strecke entstand oberirdisch ein Grünzug. 1969 starb Gropius, 1972 wurde die Siedlung, obwohl noch in der Bauphase, nach dem berühmten Bauhaus-Architekten benannt. Im Jahr 1975 wurde die Gropiusstadt fertiggestellt. Nach Abschluss der Bauarbeiten waren für 1,74 Milliarden DM insgesamt 18.500 Wohneinheiten mitsamt Verkehrserschließung und Infrastrukturfolgeeinrichtungen entstanden.
Weitere Entwicklung
Stellte die Gropiusstadt in den ersten Jahren einen attraktiven Ortsteil dar, der Lebensqualität bot, die es in der Innenstadt oft nicht gab, so entwickelte er sich ab Ende der 1970er-Jahre durch den hohen Sozialbauwohnungsanteil von 90 % zum Problemgebiet. Auch die von Le Corbusier geprägte, stark ideologisierte Stadtplanung der 1950er- und 1960er-Jahre führte vielfach nicht zu den gewünschten Ergebnissen und brachte damals ungeahnte Probleme mit sich. Auch die vom Berliner Senat gegen den Willen Gropius' durchgeführten Planänderungen trugen ihren Teil zur Lage bei.
Die noch nicht allzu stark bewachsenen Freiflächen hatten wenig Aufenthaltsqualität, dunkle Ecken und Treppenhäuser entwickelten sich zu Angsträumen. Die Bewohner blieben in ihren Appartements eher unter sich und trotz vielfältiger sozialer Einrichtungen entwickelte sich das soziale Leben nicht wie erwartet. Die Bewohner bemängelten den Verlust innerstädtischer Urbanität durch die weiten Freiflächen, die Nachbarschaftsprobleme durch die hohe Wohndichte und den Verlust des Kiez-Gefühls. Die Mieterfluktuation stieg, ebenso wie die Leerstandsquote. Die in der Gropiusstadt aufgewachsende Christiane F. gibt in ihrem Buch Wir Kinder vom Bahnhof Zoo eine eindrucksvolle Darstellung der sozialen Probleme.
1986 wurden mit großen Investitionen Wohnumfeldverbesserungen vorgenommen. Das öffentliche Grün wurde entsprechend Gropius' ursprünglichen Vorstellungen aufgewertet, Plätze umgestaltet und man versuchte mit gezielten Maßnahmen zusätzliche Angebote (z. B. Jugendclubs, Quartiersmanagement) für die Bewohner zu schaffen.
Nach der Wende änderten sich die Verhältnisse signifikant. Der großzügige Bundeszuschuss für die Berliner Städtebauförderung entfiel, die Wohnnachfrage sank, weil die Berliner auch ins Umland ziehen können, und Zuzügler aus Osteuropa ließen den Ausländeranteil ansteigen. Seit 2001 ist kein Wohnberechtigungsschein mehr für den Bezug der Wohnungen erforderlich, wodurch die Attraktivität der Gropiusstadt wieder zugenommen hat. Die Leerstandsquote liegt nach Angaben der Wohnungsbaugesellschaft DEGEWO, die eine der Haupteigentümerinnen ist, im einstelligen Bereich. Seit 2004 verkauft die Wohnungsbaugesellschaft GEHAG sukzessive Wohnungen an internationale Investoren. Seit August 2006 ist ein Teil der Gropiusstadt Quartiersmanagement-Gebiet (Prävention).
Das Ladenzentrum an der Johannisthaler Chaussee hat sich durch Überdachung und mehrere Erweiterungsbauten von einem Ortsteilzentrum zu einem Einkaufszentrum von überregionaler Bedeutung entwickelt. Die Gropius-Passagen gehören heute mit über 85.000 m² Einkaufsfläche und 170 Geschäften zu den größten Einkaufszentren in Deutschland.
Verkehr
Die zentrale Anbindung an die Innenstadtbezirke erfolgt über die U-Bahn-Linie 7. In der Gropiusstadt liegen die Bahnhöfe Johannisthaler Chaussee, Lipschitzallee, Wutzkyallee und Zwickauer Damm. Um alle vier Bahnhöfe herum wurden die zentralen Versorgungseinrichtungen für die Bewohner errichtet.
Kirchengemeinden
In der Gropiusstadt entstanden in der Bauphase und auch danach eine Reihe neuer Kirchengemeinden.
- St. Dominicus (katholisch)
- Martin-Luther King (evangelisch)
- Gropiusstadt-Süd (evangelisch)
Schulen
- Hugo-Heimann-Grundschule
- Janusz-Korczak-Grundschule
- Katholische Grundschule St. Marien
- Martin-Lichtenstein-Grundschule
- Walt-Disney-Grundschule
- Grundschule Am Regenweiher
- Grundschule Am Fliederbusch
- Liebig-Oberschule (verbundene Haupt- und Realschule)
- Walter-Gropius-Schule (Gesamtschule)
- Hermann-von-Helmholtz-Oberschule (Gesamtschule ohne Gymnasiale Oberstufe)
- Lise-Meitner-Schule (Berufliches Gymnasium)
Literatur
- Karin Kramer, Dorothea Kolland (Hrsg.): Der lange Weg zur Stadt. Die Gropiusstadt im Umbruch, Aufsatzsammlung, 2002, ISBN 3-87956-280-6
- Heidede Becker (Hrsg.): Gropiusstadt – Soziale Verhältnisse am Stadtrand, Kohlhammer 1977, ISBN 3-17-002992-4
- Christiane Felscherinow: Wir Kinder vom Bahnhof Zoo, Heyne 1999, ISBN 3-453-16289-7
Weblinks
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