- Grundform (Grammatik)
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Infinitiv (lat. infinitum, „das Unvollendete“) ist der Name für eine Verbform, in der Numerus und (normalerweise) Person nicht ausgedrückt werden. Infinitivformen gibt es gleichwohl in verschiedenen Tempora („gesehen haben“) und unterschiedlicher Diathese („gesehen worden sein“). Zusammen mit den Partizipien gehört der Infinitiv zu den infiniten Verbformen.
Im Deutschen und in vielen anderen Sprachen wird der Infinitiv als Zitierform eines Verbs verwendet; dies ist jedoch nicht in allen Sprachen so. Eine Reihe von Sprachen, wie etwa das Neugriechische, haben beispielsweise gar keinen Infinitiv, andere Sprachen verfügen zwar über einen Infinitiv, dieser wird aber nicht als Zitierform gebraucht. Im Arabischen werden zur Ableitung der übrigen Verbformen die 3. Person Singular maskulin des Perfekts und des Imperfekts als Grundform benutzt. Beispiel: kataba - yaktubu („er schrieb - er schreibt“).
Inhaltsverzeichnis
Der Infinitiv im Deutschen
Der Infinitiv ist im Deutschen an der Endung -en (seltener: -eln, -ern) zu erkennen:
- Der Zeuge will aussagen (Infinitiv Präsens Aktiv).
Man kann den Infinitiv auch in der Zeitform des Perfekt bilden:
- Der Zeuge will die Tat beobachtet haben (Infinitiv Perfekt Aktiv).
Für beide Zeitformen kann man auch einen Infinitiv im Passiv bilden:
- Der Täter möchte bei der Tat nicht entdeckt werden (Infinitiv Präsens Passiv).
- Der Zeuge könnte zur Aussage genötigt worden sein (Infinitiv Perfekt Passiv).
Infinitive können auch mit zu bzw. um zu gebildet werden (sog. Erweiterter Infinitiv oder auch Satzwertiger Infinitiv):
- Der Zeuge wünscht auszusagen (Präsens Aktiv).
- Er kommt, um auszusagen.
- Der Zeuge behauptet, die Tat beobachtet zu haben (Perfekt Aktiv).
- Der Täter hofft, bei der Tat nicht entdeckt zu werden (Präsens Passiv).
- Der Zeuge bestätigt, zur Aussage genötigt worden zu sein (Perfekt Passiv).
Der freie Infinitiv steht unabhängig von einem anderen Verb, vor allem bei Aufschriften und Anweisungen:
- Packungsbeilage beachten!
Die meisten Infinitivformen sind unpersönlich. Eine Ausnahme bildet die portugiesische Sprache, die einen „persönlichen Infinitiv“ kennt (infinitivo pessoal).
Der Infinitiv in anderen Sprachen
- Lateinisch: -are, -ere, -ire
clamare (rufen), videre (sehen), audire (hören)
- Spanisch: -ar, -er, -ir
cantar (singen), beber (trinken), vivir (leben)
- Portugiesisch: -ar, -er, -ir
falar (sprechen), vender (verkaufen), partir (weggehen) Ausnahme: pôr (setzen, stellen, legen)
- Französisch: -er, -dre, -oir, -ir, -re
donner (geben), prendre (nehmen), savoir (wissen), finir (beenden), vivre (leben) Ausnahme: boire (trinken)
- Englisch: mit Infinitive marker 'to'
to go (gehen), to sleep (schlafen), to sing (singen)
- Italienisch: -are, -ere, ire,
cantare (singen), vedere (sehen), partire (abfahren)
- Japanisch: endet immer auf -u
Der Infinitiv im Japanischen wird in der höflichkeitsneutralen Sprache (z.B. enger Freundeskreis bzw. Familie) sowie in der Schriftsprache benutzt (Zeitungen, Bücher).
- Rumänisch: mit Infinitive marker 'a'
a auzi (hören), a face (machen/tun), a vrea (wollen)
- Esperanto: endet immer auf -i
iri (gehen), labori (arbeiten), vidi (sehen), kompreni (verstehen)
- Russisch: endet immer auf -ть oder -ти
жить (leben), писáть (schreiben), любить (lieben)
- Finnisch: Jedes Verb bildet fünf Infinitive, die jeweils nur in bestimmten Kontexten verwendet werden können und nur in bestimmten Casusformen resp. Konstruktionen (teilweise in Verbindung mit den Possessivsufixen zur Kennzeichnung der handelnden Person) auftreten.
Infinitiv I oder A-Infinitiv: laulaa (singen), laulaakseni [-si, -nsa, ...] Infinitiv II oder E-Infinitiv: laulaessa, laulettaessa, laulaen Infinitiv III oder MA-Infinitiv: laulamassa, laulamasta, laulamaan, laulamalla, laulamatta, laulaman, laulettaman Infinitiv IV oder MINEN-Infinitiv: laulaminen, laulamista Infinitiv V oder MAISILLA-Infinitiv: laulamaisillani [-si, -nsa, ...]
Siehe auch
Weblinks
- Deutsche Verbtabellen Verbtabellen der gebräuchlichsten deutschen Wörter
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