Grundtugend

Grundtugend
Darstellung der christlichen Tugenden an der Gnadenkapelle, Kloster Himmerod

Christliche Tugenden, auch Göttliche Tugenden, sind die Grundlehren des Christentums im Bezug auf das Verhalten von Christen gegenüber ihrer Umwelt. Im Gegensatz zu den 10 Geboten sind sie keine Handlungsvorschriften, sondern von Christen verlangte Einstellungen – ethische Regeln, keine Gesetze.

Inhaltsverzeichnis

Christliche Tugend im Neuen Testament

Die Tugend ist Teil des geistlichen Wachstums:

So wendet alle Mühe daran und erweist in eurem Glauben Tugend und in der Tugend Erkenntnis und in der Erkenntnis Mäßigkeit und in der Mäßigkeit Geduld und in der Geduld Frömmigkeit (Gottseligkeit) und in der Frömmigkeit brüderliche Liebe und in der brüderlichen Liebe die Liebe zu allen Menschen. Denn wenn dies alles reichlich bei euch ist, wird's euch nicht faul und unfruchtbar sein lassen in der Erkenntnis unseres Herrn Jesus Christus. (2. Petrus 1,5-8)

Herkunft von Glaube, Hoffnung, Liebe

Julius Schnorr von Carolsfeld: Glaube, Liebe, Hoffnung

Die früheste Erwähnung findet sich in 1 Thess 1,3, die bekannteste allerdings im 1. Korintherbrief: “Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; am größten jedoch unter ihnen ist die Liebe.” (1. Korintherbrief des Paulus 13,13) Zusammengefasst sind diese Tugenden auch in den – in der Katholischen Kirche – ersten drei Gebeten "Ave Maria": "Gebenedeit sei die Frucht deines Leibes Jesus, der uns den Glauben mehret, der uns die Hoffnung stärket und der in uns die Liebe entzündet.", welche am Anfang des Rosenkranzes gebetet werden. Nach christlicher Lehre ergeben sich alle anderen Regeln und Gesetze des Glaubens durch diese drei Prinzipien.

Moderne Formulierung

Thomas von Aquin benutzt auf dieser Grundlage die drei Begriffe

Glaube (fides): Symbolisiert durch einen Kelch mit Hostie oder durch das Kreuz als Sinnbild der Einheit von Extremen, der Mäßigung und Jesu Tod am Kreuz.
Liebe (caritas): Gemeint wird sowohl die Liebe anderen gegenüber (Nächstenliebe und Feindesliebe) sowie auch die Liebe zu sich selbst und zu Gott. Wird durch ein Herz dargestellt oder eine Frau mit Kindern.
Hoffnung (spes): Wird durch einen Anker, einen Vogel oder einen Zweig symbolisiert und gibt die Hoffnung auf die himmlische Seligkeit sowie das Widerstehen gegen die Verzweiflung wieder.

Ödön von Horvath setzt sich mit dieser Thematik in seinem Stück "Glaube, Liebe, Hoffnung - Ein kleiner Totentanz in fünf Bildern" auseinander.

Papst Benedikt XVI. veröffentlichte folgende Schriften:

Legende der Sophia

Eine Legende erzählt, dass die vornehme christliche Witwe Sophia von Mailand ihre Habe an die Armen verteilte und mit ihren Töchtern Fides, Spes und Caritas von Mailand nach Rom reiste, um dort den Märtyrertod zu sterben. Die drei Töchter wurden unter Kaiser Hadrian angeklagt und hingerichtet. Die Mutter begrub sie an einem 30. September an der Via Appia und starb drei Tage später.

Literatur

  • Walter Brugger: Philosophisches Wörterbuch. 15. Aufl., Freiburg 1978, Artikel ‚Tugend‘, ISBN 3-45120410-X
  • Bruno Niederbacher: Glaube als Tugend bei Thomas von Aquin. Stuttgart 2004, ISBN 3-17018530-6
  • Josef Pieper: Lieben, hoffen, glauben. Kösel, München 1986, ISBN 3-466-40168-2
  • Reinhard Schwarz: Fides, spes und caritas beim jungen Luther. de Gruyter, 1962, ISBN B0000BNRN1

Siehe auch

Weblinks


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