Gröttrup

Gröttrup

Helmut Gröttrup (* 1916; † 1981) war deutscher Ingenieur und als Assistent Wernher von Brauns am Bau der V2 beteiligt. Gröttrup entwickelte die Lenk- und Steuersysteme der V2.

Am 13. März 1944 wurde Gröttrup zusammen mit Wernher und Magnus von Braun, sowie Klaus Riedel von der Gestapo gefangen genommen und ins Gefängnis nach Stettin gebracht. Man warf ihnen nicht ganz unberechtigt vor, sich mehr für eine bemannte Raumfahrt einzusetzen als für kriegsdienliche Raketen.

Nach dem 2. Weltkrieg lebte Gröttrup zunächst in den westlichen Besatzungszonen. Er lehnte es ab, für die US-Amerikaner zu arbeiten, da er sich nicht von seiner Familie trennen wollte. In dieser Situation kam ihm ein Angebot von den Sowjets gerade recht, die ihm nicht nur viel Geld boten, sondern ihm auch die Möglichkeit gaben, seine Arbeit in Deutschland fortzusetzen und so bei seiner Familie zu bleiben. Er war der bedeutendste Raketenspezialist, den sich die Sowjetunion für ihr Raketenprogramm sichern konnte.

Vom 9. September 1945 bis zum 22. Oktober 1946 arbeitete Gröttrup unter der Leitung von Sergei Pawlowitsch Koroljow in der Sowjetischen Besatzungszone daran, die Produktion der A-4 und einzelner Bestandteile des Raketenkomplexes wieder aufzunehmen. Da es sich dabei um ein Rüstungsgut handelte, war dies ein klarer Verstoß gegen das Potsdamer Abkommen. Sie bildete die Grundlage auch für das sowjetische Groß-Raketenprogramm und war Vorlage für die ersten Raketentypen R-1 und R-2.

Am 22. Oktober 1946 wurden deshalb sämtliche Wissenschaftler und Ingenieure, die für die Sowjetunion arbeiteten, unter Geheimhaltung deportiert und mit dem Zug in die UdSSR gebracht, um dort unter der Leitung von Sergei Pawlowitsch Koroljow die Arbeit fortzusetzen, Produktion und Einsatzverfahren zum Laufen zu bringen. Bis zum 13. November 1947 gab es elf Startversuche, von denen fünf erfolgreich verliefen. Von nun an war die Sowjetunion der Meinung, dass man auf die deutschen Spezialisten verzichten könne, und so zog man sie von den Projekten ab.

Zunächst mussten die Leute um Helmut Gröttrup noch auf der Insel Gorodomlia im Seligersee verbleiben, da sie ja auf dem Laufenden über den Wissensstand der Sowjets waren. Es dauerte noch einige Jahre, bis die ersten Ingenieure und ihre Familien zurück nach Deutschland reisen durften. Für Gröttrup war dieser Tag am 22. November 1955 gekommen.

Zurück in Deutschland war er bei SEL (Standard Elektrik Lorenz) in Stuttgart beschäftigt (1955-1958). Gröttrup wurde 1957 als Mitbegründer der Informatik (zusammen mit Prof. Karl Steinbuch) bekannt und beschäftigte sich dann mit den ersten Ansätzen von elektrisch kodierten Zugangssystemen. 1966 meldete Gröttrup einen „Identifikationsschalter“ (DE1524695) zur Identifizierung des Kunden und Freigabe des Zapfvorgangs in einer Tankstelle. Er versuchte die Information zunächst elektro-mechanisch oder in sequentiell auslesbaren elektronischen Speichern festzuhalten. Zusammen mit Jürgen Dethloff meldete er 1968 die Chipkarte zum Patent DE 1945777 C3[1] an, das jedoch erst 1982 erteilt wurde. Gemäß dieser Anmeldung sind Identifikationsdaten auf einer integrierten Schaltung so gespeichert, dass die Informationen aufgrund der ebenfalls geprüften Abmessungen „nicht durch diskrete Bauelemente nachahmbar“ sind. Auch die drahtlose Übertragung durch induktive Ankopplung war bereits vorgesehen. Ab 1970 leitete er die von Siegfried Otto, dem Eigentümer von Giesecke & Devrient, gegründete Gesellschaft für Organisation und Automation (GAO mbH) und legte die Basis für die später sehr erfolgreichen Bereiche der Chipkarten und der Banknotenbearbeitungssysteme.

Literatur

  • Werner Albring (Autor): Gorodomlia. Deutsche Raketenforscher in Russland, Luchterhand Literaturverlag, Muenchen, 1991, ISBN 3630867731
  • Irmgard Gröttrup (Autor): Die Besessenen und die Mächtigen, Steingrüben Verlag, 1958, ASIN B0000BISU4

Einzelnachweise

  1. Identity card J DETHLOFF and H GROTTRUP 30 June 1970 (21 Aug 1969) (engl.)

Weblinks


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