Grünpraschütz

Grünpraschütz

Die Liste enthält Wüstungen, die sich im heutigen Stadtgebiet von Dresden befinden. Dabei handelt es sich um Siedlungen, die aus verschiedenen, oftmals auch ungeklärten Gründen nicht mehr existieren.

Inhaltsverzeichnis

Übersicht

In den 109 Gemarkungen, die heute zur sächsischen Landeshauptstadt Dresden gehören, haben sich etwa 80 historische Dorfkerne erhalten. Die Dorfkerne der übrigen Gemarkungen wurden neu bebaut, bestehen aber häufig zumindest noch als Straße weiter. Wieder andere Dorfkerne, sogenannte Wüstungen, wurden schon in früherer Zeit verlassen und verschwanden im Laufe der Jahre, ohne wieder bebaut zu werden; gegebenenfalls wurden sie erst in neuester Zeit überbaut.

Etwa 20 im Dresdner Stadtgebiet gelegene Wüstungen sind heute bekannt. Überdurchschnittlich viele von ihnen befinden sich im Bereich der linkselbischen Dresdner Vorstädte. Dies ist zum Teil auf die Nähe zur Elbe zurückzuführen – Rostagk und Wernten wurden wahrscheinlich nach einem Hochwasser Anfang des 15. Jahrhunderts aufgegeben. Ein weiterer Grund ist die Ausbreitung Dresdens, dessen Rat zum Beispiel das Vorwerk Auswik aufkaufte und dessen Fluren an Dresdner Bürger und Bauern aus Nachbardörfern verteilte, so dass die Gebäude nicht mehr gebraucht wurden. Ihren Beitrag leisteten zuletzt jedoch auch die verheerenden Luftangriffe auf Dresden im Februar 1945, nach denen weite Teile der Vorstädte neu errichtet und dabei alte Strukturen überbaut worden waren, weshalb die Reste von Fischersdorf und Poppitz verschwanden.

Im übrigen Stadtgebiet Dresdens spielten wirtschaftliche Erwägungen bei der Aufgabe von Dörfern die wahrscheinlich wichtigste Rolle. Mehrfach befand die Dorfgemeinschaft die Fluren für zu wenig ertragreich oder ein Grundherr verfügte die Umsiedlung.

Wüstungen in Dresden

Name (Namensursprung) Lage Flur übergegangen an Gemarkung Erster-
wähnung
Beginn des Wüstliegens Sichtbare Relikte

Ortsamtsbereich Altstadt

Altenfischersdorf (selbsterklärend)[1][2] nördliche Wilsdruffer Vorstadt, Ostraallee Altstadt I 1410 1480 (Verlegung nach Fischersdorf) keine
Fischersdorf (selbsterklärend)[3][4] Wilsdruffer Vorstadt, zwischen Annenkirche und Schauspielhaus, südlich der Freiberger Straße Altstadt I 1480 nach 1945 keine (früherer Dorfplatz „Fischhofplatz“ nach den Luftangriffen komplett abgetragen und überbaut)
Kleinostra (von sorb. „ostrov“ = Insel; vgl. Ostragehege)[5][6] nördliche Wilsdruffer Vorstadt, Ostraallee Altstadt I 1305 vor 1470, 1573 abgebrochen keine
Lonnßewitz (Ursprung unbekannt)[7] Wilsdruffer Vorstadt, genaue Lage unbekannt Altstadt I 1495 nach 1495 keine
Poppitz (von sorb. „Popuicz“ = Leute eines Priesters)[8][9] Wilsdruffer Vorstadt, zwischen Sternplatz und Annenkirche, direkt nördlich der Herkuleskeule Altstadt I 1315 nach 1945 keine (früherer Dorfplatz „Poppitz“ nach den Luftangriffen komplett abgetragen und überbaut)
Ramwoltitz, auch Ranvoltitz (von „Ranwalt“, dem Namen eines deutschen Lokators)[10][11] Johannstadt, Kreuzung Striesener/Hans-Grundig-Straße Altstadt II 1310 nach 1315 Straßenname „Rampische Straße“, beginnend am Neumarkt
Rostagk, auch Rostack (von sorb. „rostok“ = Flussgabelung; vgl. Rostock)[12][13] westliche Friedrichstadt, Hamburger Straße, nahe der heutigen Weißeritzmündung in die Elbe Friedrichstadt 1326 zwischen 1402 und 1416 keine
Wernten (von „Vernota“, dem Namen eines slawischen Lokators)[14][15] westliche Friedrichstadt, zwischen Flügelwegbrücke und Alberthafen teils Ockerwitz, später komplett Friedrichstadt 1071 zwischen 1350 und 1470 keine

Ortsamtsbereich Blasewitz

Praschütz (von „Pravek“, dem Namen eines slawischen Lokators)[16][17] Neugruna, Kreuzung Schandauer/Ludwig-Hartmann-Straße zunächst Gruna, dann Blasewitz 1307 1310 keine

Ortsamtsbereich Cotta

Beerhut (von „Beeren“ und „Hutung“)[18][19][20] Neunimptsch Gorbitz, Roßthal 1430 1430 Straßenname „Beerenhut“, späterer Niedergorbitzer Ortsteil „Beerhut“

Ortsamtsbereich Klotzsche

Altes Dorf (selbsterklärend)[21][22] Wilschdorfer Anbau, nahe Glasewalds Ruhe, Bereich Berggasse/Ruhesteg Wilschdorf unbekannt unbekannt keine
Knapsdorf, auch Knappsdorf (Ursprung unbekannt)[23][24][25][26] Radeburg, nahe der Stadtgrenze zu Dresden, zwischen Radeburger Straße und Fürstenweg Rähnitz (heute Hellerau), Marsdorf, Volkersdorf 1310 Mitte des 17. Jahrhunderts keine
Kummersdorf, auch Cunnersdorf (von „Konrad“, dem Namen eines deutschen Lokators)[27][28][29] Moritzburg, westlich der Waldteiche, nördliche Waldteichstraße, nahe der Gemeindegrenze zu Dresden Boxdorf, Wilschdorf, Reichenberg, Eisenberg (heute Moritzburg) 1408 vor 1408 keine

Ortsamtsbereich Leuben

Leipen, auch Lippen (Ursprung unbekannt)[30][31] Dobritz-Süd, Breitscheidstraße Dobritz 1286 zwischen 1352 und 1475 keine

Ortsamtsbereich Loschwitz

Cloden (Ursprung unbekannt)[32] Pirna, nördlich von Birkwitz nahe der Stadtgrenze zu Dresden Birkwitz, Oberpoyritz, Söbrigen, später auch Pillnitz 1438 vor 1438 keine

Ortsamtsbereich Pieschen

Bortzschen, auch Borschen (Ursprung unbekannt)[33][34] Mickten, nahe der Brücke der Sternstraße über die Kaditzer Flutrinne Mickten, Übigau 1324 Ende des 16. Jahrhunderts keine
Gleina (von sorb. „glin“ = Lehm; vgl. Glien)[35][36] Kaditz, Kreuzung Gleinaer/Grimmstraße, im Bereich der Seewiesen[37] Kaditz, Teile an Radebeul[38] 1303 zwischen 1370 und 1529 (um 1400?) keine
Kleinmickten (von „Mikota“, dem Namen eines slawischen Lokators)[39][40] Mickten, Kreuzung Lommatzscher/Trachauer Straße Mickten 1402 Ende des 16. Jahrhunderts keine
Poppewitz (Ursprung unbekannt)[41][42] Kleinkaditz, Am Vorwerksfeld Kaditz 1456 15. Jahrhundert keine

Ortsamtsbereich Plauen

Auswik, auch Ausmick (von sorb. „usmyk“ = Talzugang)[43][44] Südvorstadt, unmittelbar südwestlich des Fritz-Förster-Platzes Altstadt II 1350 1473 (Abbruch) keine
Boskau, auch Boschkau (von „Bozek“, dem Namen eines slawischen Lokators)[45][46] Südvorstadt, nördlich des Beutlerparks Altstadt II 1315 zwischen 1350 und 1449 keine

Ortsamtsbereich Prohlis

Frankenberg (von „frank“ und „Berg“)[47] Strehlen, An der Christuskirche Strehlen 1312 nach 1312 keine

Ortschaft Gompitz

Zschon (von sorb. „cujni“ = munter)[48][49] Steinbach, am Eingang des Zschoner Grundes Steinbach 1071 vor 1556 Flurname „Zschoner Grund“, evtl. Schulzenmühle

Quellenangaben

  1. dresden-und-sachsen.de
  2. hov.isgv.de
  3. dresden-und-sachsen.de
  4. hov.isgv.de
  5. dresden-und-sachsen.de
  6. hov.isgv.de
  7. hov.isgv.de
  8. dresden-und-sachsen.de
  9. hov.isgv.de
  10. dresden-und-sachsen.de
  11. hov.isgv.de
  12. dresdner-stadtteile.de
  13. hov.isgv.de
  14. dresdner-stadtteile.de
  15. hov.isgv.de
  16. dresdner-stadtteile.de
  17. hov.isgv.de
  18. dresdner-stadtteile.de
  19. dresden-und-sachsen.de
  20. hov.isgv.de
  21. dresden-und-sachsen.de
  22. ranis-maius.de
  23. dresdner-stadtteile.de
  24. promnitztal.de
  25. dresden-und-sachsen.de
  26. radeberger-land.de
  27. dresden-und-sachsen.de
  28. hov.isgv.de
  29. promnitztal.de
  30. dresdner-stadtteile.de
  31. hov.isgv.de
  32. hov.isgv.de
  33. dresdner-stadtteile.de
  34. hov.isgv.de
  35. dresdner-stadtteile.de
  36. hov.isgv.de
  37. Große Kreisstadt Radebeul (Hrsg.): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz, 2., leicht geänderte Auflage 2006, ISBN 3-938460-05-9. S. 66.
  38. Radebeul
  39. dresdner-stadtteile.de
  40. hov.isgv.de
  41. dresdner-stadtteile.de
  42. hov.isgv.de
  43. dresdner-stadtteile.de
  44. hov.isgv.de
  45. dresdner-stadtteile.de
  46. hov.isgv.de
  47. hov.isgv.de
  48. dresdner-stadtteile.de
  49. hov.isgv.de

Siehe auch


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