- Gulli.com
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Basisdaten Name: gulli.com Betreiber: Inqnet Gmbh Besucher / Tag: 316.000 (Januar 2008)[1] Seitenimpressionen / Tag: 1.775.000 (Januar 2008)[1] Gründungsjahr: 1998 Angebot: Portal, Community, Topliste, NFOs, Suchmaschinen gulli.com ist ein Webportal, das sich seit 1998 mit verschiedenen Themen aus den rechtlichen Grauzonen der Internetnutzung beschäftigt. Dominierend sind unter anderem Hacken, Warez und Dateitausch. Es geht aber auch auf Anonymität, Datenschutz und Urheberrecht näher ein.
Das Angebot richtet sich dabei an die breitere Masse der Computernutzer und Einsteiger. Neben dem Forum und einem Nachrichtenticker bietet das Portal verschiedene Dienste an, darunter Nachrichten, eine Topliste (Webkatalog mit Abstimmsystem), einen Subdomain-Dienst, eine Whois-Abfrage und spezialisierte Suchmaschinen.
Seit dem 28. Dezember 2007 bietet gulli.com auch in Kooperation mit Gmail einen Mail-Dienst an, der auf Google Apps aufsetzt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
gulli.com wurde am 22. Oktober 1998 gegründet. Neben Cracks und Seriennummern fanden sich auf der Seite auch politische Artikel.
Im Januar 2000 kam das Webforum gulli:board hinzu, das über 854.000 registrierte Nutzer aufweist (Stand Anfang Februar 2009). Seit April 2000 betreibt gulli.com zwei Server im IRC-Netzwerk german-elite.net und ist dort auch mit eigenem Chat-Kanal (#gulli) vertreten.
2002 folgte ein kompletter Relaunch der Seite, die seitdem bis Februar 2008 von der fliks-it solutions GmbH in Bochum betrieben wurde. Eine Untergrund-Suchmaschine kam hinzu.
Der Newsticker der Seite wird seit Januar 2005 redaktionell gepflegt. Nach dem zweiten Relaunch der Seite im Oktober 2005 entstand im Dezember ein Wikipedia-Mirror mit eigener Einstiegsseite, die szenerelevante Begriffe verlinkt. Am Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie der Technischen Universität Dortmund entstand 2005 in Kooperation mit gulli.com die Rubrik „Warez“ im Portal jugendszenen.com.
Seit August 2006 bietet gulli.com einen NFO-Service, welcher von German NFO Source (GNS) betrieben wird. Der Filehoster gulli:share wurde am 28. September 2007 auf der Auktionsplattform eBay angeboten und erzielte einen Preis von 6.850 Euro. Der Käufer trat jedoch vom Angebot zurück, der Dienst verblieb bei gulli.com.
In Folge weiter andauernder rechtlicher Probleme wurde am 25. Februar 2008 der Verkauf der Seite angekündigt.[1] Seither wird gulli.com vom österreichischen „Gulli Community Verein“ betrieben und verwaltet. Die Administration versprach jedoch, dass dieser Zug für die Nutzer von gulli.com keine größeren Veränderungen mit sich bringen werde.[2] Am 8. August 2008 wurde jedoch bekanntgegeben,[3] dass aus rechtlichen Gründen der Großteil der Börse sowie die One-Click-Hosting-Plattform gulli:share zum 11. August 2008 geschlossen werde.
Innerhalb weniger Tage nach Schließung der Börse entstanden zahlreiche gulli.com-Klone, von denen jedoch einige bereits nach wenigen Tagen wieder verschwanden. Inzwischen wurde im Forum angekündigt, dass man gegen Projekte, die den Namen „gulli“ tragen, rechtliche Schritte einleiten werde, da der Name „gulli“ eine geschützte Wortmarke sei.
Die alten Betreiber von gulli.com, Richard „Korrupt“ Joos, Randolf „gulli“ Jorberg und Axel „LexaT“ Gönnemann, brachten im August 2008 mit gulli wars™ ein Buch zur Geschichte von gulli.com heraus, das unter einer Creative-Commons-Lizenz freigegeben ist. Darin werden Geschichten rund um die Gründung der Seite, die juristischen Konflikte und weitere Details wiedergegeben.[4]
Rechtliche Konflikte
Die Seite gulli.com war zu ihren Anfangszeiten aufgrund illegaler Inhalte öfter im Konflikt mit Verwertungsgesellschaften und nur unter ständig wechselnden Adressen erreichbar.
Rechtsstreitigkeiten drehen sich seit 2005 vermehrt um kritische oder verunglimpfende Forenbeiträge. Beispielsweise wurde im Forum von gulli.com die Preispolitik der Euroweb Internet GmbH kritisiert; Euroweb zwang daraufhin den Betreiber von gulli.com mit einer Einstweiligen Verfügung bei einem Streitwert von 70.000 Euro und Verfahrenskosten von 2.800 Euro dazu, Forenbeiträge von registrierten Benutzern zu entfernen.[5] Dies erzeugte große Resonanz unter Bloggern[6] und sorgte dadurch auch in der Presse für Aufsehen,[7] so dass zahlreiche Nachforschungen und weitere Beiträge über die Qualität[8] und die vermutlichen Geschäftspraktiken von Euroweb im Internet verbreitet wurden.[9]
Die medienwirksame Verbreitung versuchte Euroweb durch Ankündigung rechtlicher Schritte – darunter strafbewehrter Unterlassungserklärungen mit einem Streitwert von 250.000 Euro[10] – zu verhindern, jedoch mit sehr mäßigem Erfolg.[11] Euroweb verdeutlichte seine Position auch in einer Presseerklärung.[12] Bekannt geworden ist auch die Beeinflussung von Suchergebnissen bei Google.de, die Suchergebnisse betreffend Euroweb zensiert.[13]
Wesentlich weniger Aufsehen errang ein späterer Konflikt mit dem Strukturvertrieb Herbalife, der nicht mit Scientology in Verbindung gebracht werden möchte und im Februar 2006 um die Löschung eines Forenthreads aus dem Jahr 2000 bat.[14]
Am 6. Februar 2008 musste die Administration wiederholt den Bereich Audio Börse des gulli:boards aus rechtlichen Gründen schließen. Nachdem der Gulli Community Verein das Board übernommen hatte, wurde die Audio Börse wieder geöffnet.
Wie am 8. August 2008 im Forum bekannt gegeben,[3] wurden nach einer dreitägigen Read-Only-Phase am 11. August 2008 mehrere Teile der Börse aufgrund von Konflikten mit Rechteinhabern geschlossen. Ebenso ist die File-Hosting-Plattform gulli:share von der Schließung betroffen.
Literatur
- Richard Joos, Randolf Jorberg, Axel Gönnemann: gulli wars™. Books on Demand Gmbh, 2008, ISBN 978-3837042948.
Weblinks
- gulli.com, offizielle Internetpräsenz.
- taz: „Hacker haben zocken gelernt“ – Bericht zur Kommerzialisierung und Kritik an Geschäftspraktiken von gulli.com
- Zensur und Fakeaccounts auf dem gulli:board auf fixmbr.de.
- Inqnet GmbH, Betreiber.
Einzelnachweise
- ↑ a b c Ciao gulli - es waren 10 geile Jahre! im Blog des Gründers Randolf Jorberg
- ↑ Besitzerwechsel im gulli: Weiterbetrieb in Deutschland nicht möglich bei gulli.com.
- ↑ a b Wichtige Ankündigung zur Börse bei gulli.com.
- ↑ Richard Joos, Randolf Jorberg, Axel Gönnemann: gulli wars™. Books on Demand Gmbh, 2008, ISBN 978-3837042948.
- ↑ Einstweilige Verfügung gegen gulliboard bei gulli.com.
- ↑ Euroweb greift Blogger an … und die Blogosphäre berichtet umfassend bei gulli.com; vgl. Euroweb und der merkbefreite Raum bei blogbar.de.
- ↑ Bloggen für die Meinungsfreiheit bei netzeitung.de.
- ↑ Webdesigncheck: Euroweb Internet GmbH bei qxm.de; vgl. Euroweb bei nerdcore.de.
- ↑ Gesicherter Forenbeitrag bei jensscholz.com; vgl. Nachgetreten: Euroweb Internet GmbH bei mein-parteibuch.de.
- ↑ Euroweb Internet GmbH droht Kritikern im Netz bei gulli.com.
- ↑ Einstweilige Verfügung gegen gulli-User abgelehnt bei gulli.com.
- ↑ Euroweb Internet GmbH und die Meinungsfreiheit bei mein-parteibuch.com. Die Erklärung scheint nicht mehr auf der Website der Firma veröffentlicht zu sein. Auch weitere Angaben zu diesen Vorgängen finden sich dort nicht mehr: Sitemap von euroweb.de (Stand: 13. Februar 2007).
- ↑ Zensur bei Google, Bericht bei Wikipedia bei gulli.com; vgl. Euroweb Internet GmbH, Webseiten und Google.de bei thayer.de.
- ↑ Nie mit Scientology auf einer Website bei gulli.com.
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