GySEV-Baureihe 1047.5

GySEV-Baureihe 1047.5
ES64U2
DB-Baureihe 182 / ÖBB 1016/1116
182 002-6 der Deutschen Bahn AG in Unkel
Nummerierung: DB 182 001–025
ÖBB 1016 001–050
ÖBB 1116 001–282
Anzahl: 381 insgesamt:
1016 + 1116 + 1216
Hersteller: KraussMaffei (DB BR 182),
Siemens München,
ÖBB TS Werk Linz
Baujahr(e): 2000–2008
Achsformel: Bo'Bo'
Länge über Puffer: 19.280 mm
Dienstmasse: 86 t
Radsatzfahrmasse: 21,25 t
Höchstgeschwindigkeit: 230 km/h
Stundenleistung: 7.000 kW
Dauerleistung: 6.400 kW
Anfahrzugkraft: 300 kN
Leistungskennziffer: 82,4 kW/t
Stromsystem: 15 kV/16,7 Hz /
15 kV/16,7 Hz; 25 kV/50 Hz
Anzahl der Fahrmotoren: 4
Antrieb: Kardan-Hohlwellen-Antrieb
Zugsicherung: PZB, LZB
Railjet der ÖBB 1116
EM-Taurus der ÖBB Schweiz mit EC 662 auf der Arlbergbahn bei der Durchfahrt in Pians

Die Siemens ES64U2 ist eine Elektrolokomotive der EuroSprinter-Familie des Herstellers Siemens Transportation Systems. Die Loks sind bei der ÖBB als Reihen 1016 und 1116 und unter der geschützten Bezeichnung TAURUS geführt. Die Deutsche Bahn AG besitzt 25 Maschinen dieses Typs (geführt als Baureihe 182), die ungarische MÁV führt sie als Baureihe 1047. Dazu kommen zahlreiche Loks bei Privatbahnen in Deutschland, Österreich und Ungarn.

Inhaltsverzeichnis

Entstehungsgeschichte

»Taurus« der ÖBB im Bahnhof Hall in Tirol

Vorgeschichte

Mitte der 1990-er Jahre hatte der Fuhrpark der ÖBB ein sehr hohes Durchschnittsalter, mit der ÖBB 1110, ÖBB 1010 oder ÖBB 1040 waren sogar Loks im Einsatz, die technisch auf dem Stand der 40-er und 50-er Jahre waren. Zwar wurden bis 1995 in Form der ÖBB 1044 neue Triebfahrzeuge beschafft, jedoch war diese Baureihe mit ihren Reihenschlussmotoren in ihrer Konzeption bereits überholt. Spätestens mit der Serienfertigung der DB-Baureihe 120 im Jahre 1987 kam der Durchbruch der Drehstromtechnik, welche seit dem der aktuelle Stand der Technik ist.

Die ÖBB-Baureihe 1822 als Erprobungsträger für die Drehstromtechnik

Dies wurde auch von den ÖBB erkannt, sodass Ende der 80-er Jahre mit der Entwicklung von Drehstromlokomotiven begonnen wurde. Mit den Lokomotiven der ÖBB-Baureihe 1012, 1014 und 1822 wurden Prototypen zur Erprobung der Drehstromtechnik beschafft. Diese eigneten sich jedoch aus verschiedenen Gründen nicht als Universallokomotive, die die ÖBB in großer Stückzahl hätte beschaffen können. Im Falle der 1012 war der damalige Stückpreis von 70 Mio ATS (entsprechend 5,1 Mio EUR) enorm hoch, während die ÖBB die Zweisystemlok 1822 aufgrund technischer Komplikationen und damals unklarer Verwendungsmöglichkeiten nicht weiter in Betracht gezogen wurde. Bei der Baureihe 1014 war die installierte Leistung von lediglich 3,0 MW für die Verwendung als Hochleistungs-Universallokomotive zu gering.

Ausschreibung und Bestellung

Aus diesem Grund setzte der ÖBB-Geschäftsbereich im Juni 1996 eine Projektgruppe ein, die die Konzeption neuer elektrischer Triebfahrzeuge zur Aufgabe hatte, um den Fuhrpark der ÖBB nachhaltig erneuern und verjüngen zu können. Im Dezember 1996 lagen die Ausschreibungsunterlagen aus, wobei zu diesem Zeitpunkt noch unklar war, in welcher Stückzahl neue Lokomotiven beschafft werden sollen. Die Angebote seitens der Industrie lagen bis Februar 1997 vor. Zu diesem Zeitpunkte wurde auch festgelegt, dass der Auftrag in Ein- und Zweisystemlokomotiven zweigeteilt wird. Beworben hatten sich sechs Hersteller bzw. Herstellerkonsortien. Dies waren:

  • Adtranz
  • Siemens
  • Ansaldo
  • Konsortium aus GEC Alstom und ELIN
  • Konsortium aus Siemens und Adtranz (ehemalige Arbeitsgemeinschaft 1012, damals noch mit ELIN, welche jedoch kurz vor der Ausschreibung des Taurus abgesprungen war)
  • Konsortium aus SLM und Adtranz

Nach mehreren Diskussions- und Verhandlungsrunden waren die Angebote der Firmen SLM, Ansaldo und die der Arbeitsgemeinschaft 1012 aus preislichen Gründen ausgeschieden. So bewegte sich beispielsweise das Angebot der SLM in einem preislichen Rahmen von damals 60 Mio. ATS (entsprechend 4,38 Mio EUR).

Die Angebote der verbleibenden Hersteller wurden nach einen Punktsystem bewertet, wobei nach diesen ersten Verhandlungen GEC-Alstom bei den Zweisystemfahrzeugen und Adtranz bei den Einsystemfahrzeugen vorne lag. Beide Anbieter lagen zu diesem Zeitpunkt noch vor Siemens. Im Juli 1997 wurden diese drei Anbieter zum Entscheidungsgremium der ÖBB eingeladen, um die endgültigen Angebote abzugeben. Die Vergabe des Auftrags erfolgte schließlich an Siemens, da deren Angebot 0,8 % günstiger war, als das der Firma Adtranz. Alstom lag weit hinter den beiden anderen Angeboten zurück. Die ÖBB bestellten somit bei Siemens 50 Einsystem- und 25 Zweisystemlokomotiven, verknüpft mit einer Option auf weitere 325 Zweisystemfahrzeuge. Der Preis pro Lokomotive betrug 2,63 Mio. EUR, der gesamte Auftrag hatte somit ein Volumen von 197 Mio. EUR, entsprechend 2,7 Mrd. ATS.

Die ES 64 U2 wurde ursprünglich als Universallok für die Österreichische Bundesbahnen (ÖBB) entwickelt und dort als Baureihen 1016 (reine 15-kV-Version) und 1116 (2-System-Version mit 15 kV und 25 kV für internationalen Verkehr nach Ungarn) geführt. Sie ist die zweite Generation der EuroSprinter-Familie und basiert auf den Lokomotiven der Baureihe 152 und die Baureihe 120 der Deutsche Bahn AG. Die Zweisystembauart für 15 kV- und 25 kV-Bahnstromsysteme ist traktions- und sicherungstechnisch für Deutschland, Österreich und Ungarn ausgerüstet und zugelassen. Durch die vorhandene Technik ist sie ebenso für die Wechselstromstrecken in Tschechien und der Slowakei geeignet. Die Zulassung für den Einsatz in der Schweiz erfolgte im Mai 2002. Die Serie ES 64 U2 ist wendezugfähig ausgeführt. Ausgerüstet sind die Maschinen ab Werk mit zwei Einholm-Stromabnehmern. Angetrieben wird die Lok über einen speziell für diese Lokomotive entwickelten Hohlwellen-Antrieb mit Bremswelle - HAB.

Einsatz

ÖBB 1116 „ÖSTERREICH“ mit Euro2008-Lackierung

Bei der ÖBB trägt die Lok den geschützten Namen Taurus (Das lateinische Wort für Stier - der mythologische Stier ist ein Symbol für Kraft). Auch die der Deutschen Bahn/Railion beschaffte diese Maschinen und betreibt sie als Baureihe 182. Bei der Deutschen Bahn sind die Lokomotiven alle dem Geschäftsbereich Railion zugeordnet, obwohl es die Maschinen mit der größten Höchstgeschwindigkeit der DB sind. Ferner werden Loks der ÖBB-Baureihe 1116 von verschiedenen DB-Gesellschaften für den Einsatz vor Intercity-, Autoreise- und Güterzügen angemietet. In Österreich wurden 282 Stück der Mehrsystemlok 1116 und 50 Stück der 1016 bestellt.

ES64U2 der Hupac AG
ÖBB 1116 mit Kroatien Sonderlackierung anlässlich der Fußball EM 2008
ES64U2-022 der Wiener Lokalbahn bei Einbeck Salzd.
1016 047 „Wiener Städtische Versicherung“ in Wörgl

Weitere 60 Loks dieser Bauart gehören zum Dispolok-Pool (ehemals Siemens, jetzt MRCE) und werden an verschiedene Bahngesellschaften vermietet, u.a. an NetLog/boXXpress, Hupac AG, R4C, RAG Bahn und Hafen und TX Logistik. Die ungarische MÁV besitzt zehn dort als 1047 bezeichnete Loks. 1047.5 nennt die ungarisch-österreichische GySEV ihre fünf Maschinen. In Deutschland sind weitere zwei Loks im Bestand der Mittelweserbahn. Vier Lokomotiven werden Anfang 2009 von DB-Fernverkehr als Baureihe 117 eingesetzt.

Eine Weiterentwicklung der Lok ist die Siemens ES64U4, die als 3-System Drehstrom-Universallokomotive, gebaut wird, bei Bedarf aber auch als Viersystemlokomotive gebaut werden kann. Für Arriva ist eine reine 2-System-Variante als Baureihe 183 im Einsatz, die aber alle sonstigen Verbesserungen erhalten wird.

Literatur

  • Georg Wagner: Die Lokomotiven der TAURUS-Familie - Die moderne Lok von Siemens. Eisenbahn-Bildarchiv, EK-Verlag, Freiburg 2006, ISBN 978-3-88255-360-4
  • Thomas Feldmann: Der beliebte Stier. Der Taurus (Baureihe 182). In: LOK MAGAZIN. GeraNova Zeitschriftenverlag GmbH, München Nr. 251/Jahrgang 41/2002, S. 36–49. ISSN 0458-1822
  • Markus Inderst: Investitionen ins Blaue? Tauri-Beschaffung bei den ÖBB. In: LOK MAGAZIN. GeraNova Zeitschriftenverlag GmbH, München Nr. 260/Jahrgang 42/2003, S. 28. ISSN 0458-1822
  • Thomas Feldmann: Baureihe 182. Im Führerstand. In: LOK MAGAZIN. GeraNova Zeitschriftenverlag GmbH, München Nr. 261/Jahrgang 42/2003, S. 46–47. ISSN 0458-1822
  • Bo Oldrup Pedersen, Ole Aaboe Jörgensen, Günther Pröll: Co'Co'-Zweifrequenzlokomotive EG 3100 für Danske Statsbaner. Oldenbourg, München ????.
  • Markus Inderst: Europalok auf Rampenstrecken. Neue DB-Baureihe 189. In: LOK MAGAZIN. GeraNova Zeitschriftenverlag GmbH, München Nr. 255/Jahrgang 41/2002, S. 28. ISSN 0458-1822
  • Konrad Koschinski: Taurus & Hercules - DB-182, ÖBB-1016/1116, MAV-1047.0, GySEV-1047.5, Siemens-Dispolok, ÖBB-2016. Sonderausgabe. Eisenbahn Journal. Merker, Fürstenfeldbruck 2003,1. ISSN 0720-051x
  • Karl Gerhard Baur: TAURUS - Lokomotiven für Europa. Eisenbahn-Kurier-Verlag, Freiburg 2003, ISBN 3-88255-182-8
  • Karl Gerhard Baur: EuroSprinter - Die erfolgreiche Lokomotivfamilie von Siemens. EK-Verlag, Freiburg 2007, ISBN 3-88255-226-3

Weblinks


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