Györgi Konrad

Györgi Konrad

György Konrád [ˈɟørɟ ˈkonraːd] (* 2. April 1933 in Berettyóújfalu nahe Debrecen, Ungarn) ist ein ungarischer Autor.

Als Essayist setzte sich Konrád während des Kalten Krieges für ein friedliches und föderales Mitteleuropa ein. Als Schriftsteller beschäftigte er sich immer wieder mit dem Nationalsozialismus, dem Ungarischen Volksaufstand von 1956 und seiner Familiengeschichte. György Konrád hat den Herderpreis, den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, den Karlspreis 2001 und den Franz-Werfel-Menschenrechtspreis erhalten.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

György Konrád wurde 1933 als Sohn einer jüdischen Familie in Berettyóújfalu nahe Debrecen in Ostungarn geboren. Im Jahr 1944 entging er nur knapp seiner Verhaftung durch Nationalsozialisten und ungarische Pfeilkreuzler, die ihn ins Konzentrationslager Auschwitz deportieren wollten. Mit seinen Geschwistern floh er zu Verwandten nach Budapest und lebte dort in einer Wohnung unter dem Schutz der Helvetischen Konföderation. Die Ereignisse dieser Jahre beschrieb er in den Büchern „Heimkehr“ und „Glück“.

Konrád studierte an der Eötvös Loránd Universität in Budapest Literaturwissenschaft, Soziologie und Psychologie bis zum Ungarnaufstand 1956. Anschließend arbeitete er von 1959 bis 1965 als Jugendschutzinspektor für die Vormundschaftsbehörde eines Budapester Stadtbezirks; nebenher publizierte er bereits erste Essays. Ab 1965 stellte ihn das Budapester Institut und Planungsbüro als Soziologen für Städtebau ein.

Sein Romandebüt „Der Besucher“ veröffentlichte er 1969. Seit dem Erfolg des Erstlingswerkes konzentrierte er sich auf die literarische Arbeit. In seinen Essays plädierte er für ein friedliches Mitteleuropa, das die Grenzen zwischen Ost und West überwinden solle. Als Demokrat und Dissident zählte er neben Václav Havel, Adam Michnik, Milan Kundera oder Pavel Kohout zu den wichtigsten Stimmen vor 1989. Weil er zwischen 1978 und 1988 nicht publizieren durfte, reiste er durch Westeuropa, Amerika und Australien. Das Publikationsverbot wurde erst 1989 aufgehoben.

Er war von 1990 bis 1993 Präsident der internationalen Schriftstellervereinigung P.E.N. Von 1997 bis 2003 war er Präsident der Akademie der Künste in Berlin-Brandenburg.

Seine Äußerungen zu tagespolitischen Themen sind nicht unumstritten, so lehnte er den NATO-Einsatz im früheren Jugoslawien ab, während er sich für den dritten Golfkrieg 2003 aussprach. Er publiziert auch regelmäßig in der 1854 gegründeten, ungarischen deutschsprachigen Zeitung Pester Lloyd. Seine Werke wurden überwiegend von Hans-Henning Paetzke und Mario Szenessy ins Deutsche übersetzt.

Werke

Romane

  • Der Besucher. Luchterhand, Darmstadt/Neuwied 1969. ISBN 3-472-86333-1
  • Der Stadtgründer. List, München 1975 (in Ungarn 1977). ISBN 3-471-77938-8
  • Der Komplize. Suhrkamp, Frankfurt 1980 (in Ungarn 1986). ISBN 3-518-03446-4
  • Geisterfest. Suhrkamp, Frankfurt 1986. ISBN 3-518-03092-2
  • Heimkehr. Suhrkamp, Frankfurt 1988. ISBN 3-518-22281-3
  • Melinda und Dragoman. Suhrkamp, Frankfurt 1991. ISBN 3-518-40417-2
  • Steinuhr. Suhrkamp, Frankfurt 1996. ISBN 3-518-40767-8
  • Der Besucher (Neuausgabe). Suhrkamp, Frankfurt 1999. ISBN 3-518-41084-9
  • Der Nachlass. Suhrkamp, Frankfurt 1999. ISBN 3-518-41085-7
  • Glück. Suhrkamp, Frankfurt 2003. ISBN 3-518-41445-3
  • Sonnenfinsternis auf dem Berg. Suhrkamp, Frankfurt 2005. ISBN 3-518-41684-7
  • Das Buch Kalligaro. Suhrkamp, Frankfurt 2007. ISBN 3-518-41883-1

Essaybände

  • Die Intelligenz auf dem Weg zur Klassenmacht (mit Iván Szelényi). Suhrkamp, Frankfurt 1978. ISBN 3-518-09112-3
  • Antipolitik. Mitteleuropäische Meditationen. Suhrkamp, Frankfurt 1985. ISBN 3-518-11293-7
  • Stimmungsbericht. Suhrkamp, Frankfurt 1988. ISBN 3-518-11394-1
  • Die Melancholie der Wiedergeburt. Suhrkamp, Frankfurt 1992. ISBN 3-518-11720-3
  • Identität und Hysterie. Suhrkamp, Frankfurt 1995. ISBN 3-518-11921-4
  • Vor den Toren des Reichs. Suhrkamp, Frankfurt 1997. ISBN 3-518-12015-8
  • Die unsichtbare Stimme. Suhrkamp, Frankfurt 1998. ISBN 3-518-41013-X
  • Die Erweiterung der Mitte. Europa und Osteuropa am Ende des 20. Jahrhunderts. Picus, Wien 1999. ISBN 3-85452-370-X
  • Der dritte Blick. Betrachtungen eines Antipolitischen. Suhrkamp, Frankfurt 2001. ISBN 3-518-12233-9

Verfilmungen

  • 1970: Der Ausbruch (Kitöres)

Auszeichnungen und Ehrungen

Literatur

  • Hans-Peter Burmeister (Hrsg): György Konrád, eine Stimme aus Mitteleuropa. Evangelische Akademie, Loccum 1996. ISBN 3-8172-5894-1

Weblinks


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