- Gêlug
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Tibetische Bezeichnung Tibetische Schrift: དགེ་ལུགས་པ་Wylie-Transliteration: dge lugsAussprache in IPA: [geluk]Offizielle Transkription der VRCh: GêlugTHDL-Transkription: GelukAndere Schreibweisen: GelugChinesische Bezeichnung Traditionell: 格魯派、黃教Vereinfacht: 格鲁派、黄教Pinyin: Gélǔpài, huángjiàoDie Gelug-Schule (auch: Ganden-Tradition, tib.: dga' ldan lugs) ist die jüngste der vier Hauptschulen (Nyingma, Sakya, Kagyü und Gelug) des tibetischen Buddhismus (Vajrayana). Die Anhänger dieser Schule werden als Gelugpa bezeichnet. Die Gelug-Schule war in ihren Anfängen eher dem reinen Mahayana nahestehend. Das nominelle Oberhaupt der Gelug-Schule ist der Ganden Tripa (tib.: dga' ldan khri pa). Weitere bedeutende religiöse Autoritäten sind der Dalai Lama und der Panchen Lama.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung und Lehren
Mahayana-Grundlagen
Die Gelugpa Schule wird auch als die Schule der Tugendhaften bezeichnet und geht aus der Lehrdarlegung des großen Reformators Tsongkhapa (1357–1419) hervor. Er vertrat die Ideale der Kadampa-Schule und strich die Bedeutung der Vinayaregeln heraus. Deshalb legen die Gelug auf Mönchsdisziplin und Zölibat großen Wert. Der Kern der Übertragungen der Gelug liegt in den Lehren der Kadampa-Schule, insbesondere in den Mahayana-Lehren Atishas, die Tsongkhapa (1357–1419) von Lehrern der Sakya-, Kagyü- und Nyingma-Schule übermittelt erhielt. Die frühere Kadampa-Schule ist als eigenständige Schule nicht erhalten geblieben. Tsongkhapa fasste die Mahayana-Lehren der Philosophen Nagarjuna, Asanga und Dignaga in seinem Werk Lam-rin chen-mo („Große Darlegung des Stufenwegs“) zusammen. Der „Lamrim-Stufenweg zur Erleuchtung“ ist bis auf den heutigen Tag die Grundlage des von den Gelugpa gelehrten Erleuchtungsweges.
Tantrische Lehren
Auch die Lehren des Kalachakra-Tantra sind in der Gelug-Schule von großer Bedeutung. Es ist neben der Praxis auf Yamantaka, Chakrasamvara und Guhyasamâja eine der tantrischen Hauptübertragungen der Gelug. Durch die Jahrhunderte wurden aber auch verschiedene tantrische Lehren aus den anderen Hauptschulen übernommen, unter anderem zum Beispiel die „Sechs Yogas von Naropa“. Zu diesen Lehren hatte bereits Tsongkhapa einen grundlegenden Kommentar verfasst, der in allen Schulen des tibetischen Buddhismus aufgrund der umfassenden Abhandlung des Themas geschätzt wird. Auch verschiedene andere Mahamudra-Lehren aus der Kagyü- und Sakya-Schule, sowie verschiedene tantrischen Lehren der Nyingma werden von der Gelug-Schule weitergegeben. Dzogchen die Lehren über die „Große Vollkommenheit“ wurde vor allem zur Zeit des 5. Dalai Lama Ngawang Lobsang Gyatso an die Gelug übertragen.
Bedeutende Klöster
1409 gründete Tsongkhapa das Kloster Ganden bei Lhasa, dass sein Hauptsitz wurde. Enge Schüler von Tsongkhapa gründeten 1416 das Kloster Drepung bei Lhasa und 1419 das Sera-Kloster, das untere Tantra College (Gyumed) 1440, das obere Tantra College (Gyutö) 1474 und im Jahre 1447 das Tashilhunpo-Kloster in Xigazê, das später Hauptsitz des Panchen Lama wurde.
Tsongkhapa selbst hatte nie politische Ambitionen, er floh, als er von einem Abgesandten des chinesischen Kaiser nach China eingeladen werden sollte. Trotz seiner klaren Absage an Politik und Macht wurden später die drei Klöster Ganden, Drepung und Sera nach Übernahme der politischen Macht in Tibet durch die Gelug, zu den „drei Säulen des Staates“. Ob die spätere Vereinigung von „Staat und Kirche“ innerhalb des Gelug-Ordens immer zum Wohl des tibetischen Volkes (und der anderen Schulen) ausgeübt wurde, wird von den Anhängern der verschiedenen Schulen unterschiedlich bewertet. Machtpolitische Verwerfungen spielen aber, im Vergleich mit den aus Europa historisch bekannten Exzessen, eine wohl untergeordnete Rolle.
Oberhaupt und Bedeutende Lehrer
Das Oberhaupt der Gelug-Schule ist der Ganden Tripa, der von den Klöstern gewählt wird und als Thronhalter von Ganden die Nachfolge Tsongkhapas symbolisiert. Das Amt des Ganden Tripa ist nicht an das Tulku-System gebunden, die Amtszeit beträgt sieben Jahre. Der gegenwärtige 101. Ganden Tripa, ist der Ehrwürdige Khensur Lungri Namgyel Rinpoche, der 1927 in Kham (Osttibet) geboren wurde.
In Deutschland lebt Lhoden Sherab Dagyab Rinpoche, ein hochrangiger Gelugpa-Lama, der bereits seit 1966 an der Universität Bonn arbeitet und seit 1984 buddhistische Belehrungen gibt so wie buddhistische Zentren betreut.
Die Dalai Lamas – der Titel wurde erstmals 1578 von Altan Khan verliehen – und die Panchen Lamas sind die wichtigsten Lamas der Gelug-Schule. Der 14. Dalai Lama Tenzin Gyatso ist unter anderem durch die Verleihung des Friedensnobelpreises 1989 weltweit bekannt geworden.
Rime
Im 19. Jahrhundert entstand unter den Meistern Jamyang Khyentse Wangpo, Jamgon Kongtrul und Orgyen Chokgyur Lingpa die so genannte „Rime-Bewegung“, die gruppenübergreifende Lehren aus allen Gegenden Tibets und von Meistern aller Traditionen sammelte, auch um Konkurrenz (Sektierertum) unter den tibetischen Schulen zu verhindern. Dieser Bewegung schlossen sich auch verschiedene Gelug-Lamas an. Der derzeitige Dalai Lama, selbst Halter vieler Übertragungen der anderen Schulen, betont immer wieder die Wichtigkeit einer nichtsektiererischen Einstellung gegenüber allen Schulen.
Verbreitung
Neben dem tibetomongolischen Kulturraum sind Gelug-Gemeinschaften auch in Amerika und Europa anzutreffen. Ein Schwerpunkt der Verbreitung dieser Tradition in Europa liegt in der Schweiz, wo sich viele tibetische Flüchtlinge angesiedelt haben, aber auch in Deutschland und Österreich gibt es Gelug-Gemeinschaften.
Literatur
- Der mittlere Stufenweg von Tsongkhapa, Diamant-Verlag, ISBN 3-9810682-3-8
- L.S. Dagyab Rinpoche: Achtsamkeit und Versenkung. Diederichs, München 2001, ISBN 3-7205-2264-4
- B. Alan Wallace: Von Tibet nach New York. Diamant Verlag, Arnstorf 1995, ISBN 3-924045-12-7
- Jonathan Landaw und Andy Weber: Bilder des Erwachens. Diamant Verlag, München 1997, ISBN 3-9805798-1-6
- Alexander Berzin: Kalachakra-Das Rad der Zeit. O.W.Barth Verlag, Bern-München-Wien 2002, ISBN 3-502-61068-1
- Dalai Lama: Dzogchen - Die Herz Essenz der Großen Vollkommenheit. Theseus Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-89620-171-9
- Dalai Lama: Einführung in den Buddhismus. Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 2000, ISBN 3-451-04946-5
- Geshe Rabten: Mahamudra - Der Weg zur Erkenntnis der Wirklichkeit. Theseus Verlag Berlin, ISBN 3-89620-009-7
- Geshe Rabten: Essenz der Weisheit-Ein Kommentar zum Herzsutra. dharma-edition, Hamburg 1990 ISBN 3-927862-06-1
- Geshe Wangyal: Tibetische Meditationen. Theseus Verlag, Berlin, ISBN 3-89620-002-X
- Jamyang Khyentse Rinpoche: Opening of the Dharma. Library of Tibetan Works and Archives, Dharamsala 1974
- Karl-Heinz Golzio/Pietro Bandini: Die vierzehn Wiedergeburten des Dalai Lama. O.W.Barth Verlag, Bern-München-Wien 1997, ISBN 3-502-61002-9
Weblinks
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