Günter Wesener

Günter Wesener

Gunter Wesener (* 3. Juni 1932 in Graz) ist österreichischer Rechtswissenschaftler und emeritierter Professor der Universität Graz.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Gunter Weseners Familie stammt aus Recklinghausen in Westfalen, einige seiner Vorfahren waren kurkölnische Richter im Vest Recklinghausen. Er selbst besuchte von 1942 bis 1950 das Grazer Lichtenfels-Gymnasium und studierte danach Rechtswissenschaften in Graz. Die Promotion erfolgte am 5. November 1954.

Zu seinen Lehrern an der juridischen Fakultät in Graz gehörten Artur Steinwenter, Sibylle Bolla-Kotek, Walter Wilburg, Hermann Baltl und Max Rintelen, zu seinen Studienkollegen gehörten Franz Bydlinski, Theo Mayer-Maly und Josef Krainer junior. Im Studienjahr 1953/54 war er wissenschaftliche Hilfskraft, danach nach Abschluss der Gerichtspraxis ab 1. April 1955 Assistent am Institut für römisches Recht an der Grazer Universität.

Die Habilitation auf Anregung von Artur Steinwenter und Hubert Niederländer erfolgte am 11. Juli 1957 mit der Arbeit „Die Geschichte des Erbrechts in Österreich seit der Rezeption“ (venia für Römisches Recht und Privatrechtsgeschichte der Neuzeit). Thema des Probevortrages war die Überwindung der Selbsthilfe im römischen Recht.

1958 war Gunter Wesener Gastdozent in Heidelberg, am 16. September 1959 wurde er als Nachfolger Artur Steinwenters zum außerordentlichen, mit 25. November 1963 zum ordentlichen Professor ernannt. Dekan der Grazer juridischen Fakultät war er im Studienjahr 1965/66 und von 1979 bis 1981. Ab 1987 war Gunter Wesener Mitglieder der Kommission für die Savigny-Stiftung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (seit 1995: Kommission für die Rechtsgeschichte Österreichs). 2005 erhielt er den Wilhelm Hartel-Preis der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

Schwerpunkte der wissenschaftlichen Tätigkeit Gunter Weseners lagen im Römischen Privatrecht, beim Usus modernus pandectarum und bei der Privatrechtsgeschichte. Die in mehreren Auflagen erschienene „Neuere deutsche Privatrechtsgeschichte“, eine Neubearbeitung des Werkes von Gerhard Wesenberg, war Lehrbuch für Generationen von Jusstudenten und wurde ins Spanische und Italienische übersetzt.

Werke

Das Schriftenverzeichnis von Gunter Wesener umfasst in der Ausgabe der „Drei Vorträge …“ (siehe Literatur) die Seiten 58–77.

  • Geschichte des Erbrechtes in Österreich seit der Rezeption. (Habilitationsschrift) Forschungen zur Neueren Privatrechtsgeschichte. Band 4. Graz-Köln 1957. ISBN 3-205-08025-4 (nachträglich vergebene ISBN, nicht allgemein verwendbar).
  • Das innerösterreichische Landschrannenverfahren im 16. und 17. Jahrhundert. Grazer rechts- und staatswissenschaftliche Studien. Band 10. Graz 1963. Keine ISBN. ASIN B0000BPC7Q.
  • Max Rintelen †. In: Historischer Verein für Steiermark: Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark. Graz 1970. ISSN 0437-5890. Band 61. Jahrgang 1970. Seiten 255–260.
  • Der innerösterreichische Regimentsrat Nikolaus von Beckmann und sein Kodifikationsplan. In: Paul Urban: Johannes Kepler 1571–1971. Gedenkschrift der Universität Graz. Herausgegeben vom Akademischen Senat. Graz 1975. ISBN 3-7011-7037-1. Seiten 641–656.
  • Römisches Recht und Naturrecht. Geschichte der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Graz. Teil 1. Publikationen aus dem Archiv der Universität Graz. Band 9. Graz 1978. ISBN 3-201-01059-6.
  • Neuere deutsche Privatrechtsgeschichte im Rahmen der europäischen Rechtsentwicklung. Neubearbeitung des Werkes von Gerhard Wesenberg. 4. Auflage Wien-Köln 1985. ISBN 3-205-08375-X. Spanische Übersetzung: Historia del derecho privado moderno en Alemania y en Europa. Valladolid 1998. ISBN 84-8406-987-7. Italienische Übersetzung: Storia del diritto privato in Europa. Padova 1999. ISBN 88-13-18984-2.
  • Beiträge zur antiken Rechtsgeschichte. Festschrift für Arnold Kränzlein. Grazer rechts- und staatswissenschaftliche Studien. Band 43. Graz 1986. ISBN 3-7011-8958-7.
  • Aequitas naturalis, „natürliche Billigkeit“, in der privatrechtlichen Dogmen- und Kodifikationsgeschichte. In: Margarethe Beck-Mannagetta: Der Gerechtigkeitsanspruch des Rechts. Festschrift für Theo Mayer-Maly zum 65. Geburtstag. Rechtsethik. Band 3. Wien-New York 1996. ISBN 3-211-82831-1. Seiten 81–105.
  • Anfänge einer österreichischen gerichtlichen Rechtsgelehrsamkeit. Zur Prozeßrechtslehre und -wissenschaft des 17. und 18. Jahrhunderts. In: Helfried Valentinitsch: Recht und Geschichte. Festschrift Hermann Baltl zum 70. Geburtstag. Graz 1988. ISBN 3-7011-9036-4. Seiten 619-641.
  • Adalbert Theodor Michel 1821–1877. Ein später Vertreter der Exegetischen Schule der österreichischen Jurisprudenz. In: Louis C. Morsak, Markus Escher: Festschrift für Louis Carlen zum 60. Geburtstag. Zürich 1989. ISBN 3-7255-2710-5. Seiten 47–65.
  • Einflüsse und Geltung des römisch-gemeinen Rechts in den altösterreichischen Ländern in der Neuzeit (16. bis 18. Jahrhundert). Forschungen zur neueren Privatrechtsgeschichte. Band 27. Wien-Köln 1989. ISBN 3-205-05234-X.
  • Dingliche und persönliche Sachenrechte – iura in re und iura ad rem. Zur Herkunft und Ausbildung dieser Unterscheidung. In: Erik Jayme: Festschrift für Hubert Niederländer zum siebzigsten Geburtstag am 10. Februar 1991. Heidelberg 1991. ISBN 3-533-04310-X. Seiten 195–213.
  • Peculia – bona adventicia – freies und unfreies Kindesgut. In: Carlo Venturini: Iuris Vincula. Studi in onore di Mario Talamanca. Neapel 2001. ISBN 88-243-1421-X. Band VIII. Seiten 391–419.
  • Kaspar Manz, a German Jurist in the Seventeenth Century: a Man of Theory and Practice. In: John W. Cairns: Critical Studies in Ancient Law, Comparative Law and Legal History. Essays in Honour of Alan Watson. Oxford 2001. ISBN 1-8411-3157-1. Seiten 399–411.
  • „Von Sachen und dinglichen Rechten: Zum Sachenrecht des Codex Theresianus.“ In: Rechtsgeschichte & Interdisziplinarität. Festschrift für Clausdieter Schott zum 65. Geburtstag. Bern 2001. ISBN 3-906767-55-8. Seiten 255–266.
  • Zur Verflechtung von Usus modernus pandectarum und Naturrechtslehre. In: Helmut Koziol, Peter Rummel: Im Dienste der Gerechtigkeit. Festschrift für Franz Bydlinski. Wien 2002. ISBN 3-211-83705-1. Seiten 473–494.
  • Emil Strohal (1844–1914). Über die Pandektistik zum neuen bürgerlichen Recht. In:Martin Josef Schermaier: Iurisprudentia universalis. Festschrift für Theo Mayer-Maly zum 70. Geburtstag. Köln-Wien 2002. ISBN 3-412-17601-X. Seiten 853–864.
  • Österreichisches Privatrecht an der Universität Graz. Geschichte der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Graz. Teil 4. Publikationen aus dem Archiv der Universität Graz. Band 9. Graz 2002. ISBN 3-201-01796-5.
  • Franz von Zeiller (1751–1828) – Leben und Werk. In: Joseph F. Desput, Gernot Kocher: Franz von Zeiller. Symposium der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Graz und der Steiermärkischen Landesbibliothek am 30. November 2001 aus Anlass der 250. Wiederkehr seines Geburtstages. Arbeiten zu Recht, Geschichte und Politik in Europa, Band 3. Graz 2003. Seiten 67–91.
  • „Vierzig Fragen aus dem steirischen Recht.“ Ein steirischer Prozeßrechtstraktat aus dem 17. Jahrhundert. In: Janusz Sondel, Jacek Reszczyński, Paweł Ściślicki: Roman Law as Formative of Modern Legal Systems. Studies in Honour of Wiesław Litewski. Band II. Krakau 2003. ISBN 83-233-1780-1. Seiten 241–253.
  • Johannes Schneidewin 1519–1568. Im Nachdruck von: Johannis Schneidewini In quatuor Institutionum imperialium D. Iustiniani libros, commentarii, nunc post mortem eius in usum & gratiam iuris Studiosorum, necnon omnium aliorum praxim forensem sectantium, cum multis libellorum & actuum iudicialium formis, atque iuris Saxonici consensu & antinomia editi ex recognitione et cum annotationibus … Strassburg (Argentorati). Excudebat Theodosius Rihelius, 1575. VICO-Nachdruck, Frankfurt am Main 2005. Schriftenreihe Legistische Literatur: Rechtstradition der Europäischen Länder. Band 1. ISBN 3-936840-06-7. Seiten V–XVII.
  • Zum „juridisch-politischen Studium“ an österreichischen Lyzeen und Universitäten in der Zeit von 1782 bis 1848 – Studienordnungen und Lehrämter. In: Richard Gamauf: Festschrift für Herbert Hausmaninger zum 70. Geburtstag. Wien 2006. ISBN 3-214-00086-1. Seiten 305–327.
  • Anfänge und Entwicklung der „Österreichischen Privatrechtsgeschichte“ im 19. und frühen 20. Jahrhundert. In: Zeitschrift für Neuere Rechtsgeschichte – ZNR. Band 28. Jahrgang 2006. ISSN 0250-6459. Seiten 364–408.
  • „Einantwortung“ – Herkunft, Anwendung und Bedeutungen dieses Ausdrucks. In: Markus Steppan: Zur Geschichte des Rechts. Festschrift für Gernot Kocher zum 65. Geburtstag. Grazer rechtswissenschaftliche Studien. Band 61. Graz 2006. ISBN 978-3-7011-0080-4. Seiten 485-494.
  • Johann Baptist Suttinger und Benedikt Finsterwalder – zwei bedeutende Juristen Österreichs im 17. Jahrhundert. In: Markus Steppan, Helmut Gebhardt: Festschrift für Gernot Kocher zum 60. Geburtstag. Reihe Grazer Rechtswissenschaftliche Studien.Band 61. Graz 2007. ISBN 978-3-7011-0080-4. Seiten 367–381.
  • Artikel in Nachschlagewerken

Literatur

  • Franz Bydlinski, Theo Mayer-Maly, Fritz Sturm: Drei Vorträge zum Privatrecht. Vorträge, gehalten bei einer von der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Graz am 17. November 2000 anläßlich der Emeritierung von Herrn Univ. Professor Dr. Gunter Wesener veranstalteten Feier. Grazer rechts- und staatswissenschaftliche Studien. Band 58. Graz 2001. ISBN 3-7011-8973-0.
  • Georg Klingenberg: Vestigia Iuris Romani. Festschrift für Gunter Wesener zum 60. Geburtstag am 3. Juni 1992. Grazer rechts- und staatswissenschaftliche Studien. Band 49. Graz 1992. ISBN 3-7011-8964-1
  • Gunter Wesener: Erlebtes und Erstrebtes. In: Horst Wünsch: Professoren erinnern sich. In der Reihe: Publikationen aus dem Archiv der Universität Graz Band 9: Geschichte der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Graz, Teil 5. Graz 2008. ISBN 978-3-201-01910-1. Seiten 299–333.

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