- H.C. Artmann
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Hans Carl Artmann (* 12. Juni 1921 in Wien-Breitensee; † 4. Dezember 2000 in Wien) war ein österreichischer Schriftsteller und Übersetzer.
Inhaltsverzeichnis
Leben
H. C. Artmann war der Sohn des Schuhmachers Johann Artmann und seiner Frau Marie, geborene Schneider. Er wuchs in Wien auf, besuchte die Volks- und Hauptschule und arbeitete drei Jahre als Büropraktikant. 1940 wurde er zur Wehrmacht eingezogen und kämpfte im Zweiten Weltkrieg, bis er 1941 verwundet wurde. Danach blieb er bis zum Kriegsende in einem Strafbataillon der Wehrmacht.
Der Dichter war seit 1972 mit der Schriftstellerin Rosa Pock verheiratet. Er starb am 4. Dezember 2000 an Herzversagen. Sein Ehrengrab[1] befindet sich im Urnenhain des Wiener Zentralfriedhofs. Die Stadt Wien kaufte Artmanns literarischen Nachlass und stiftete 2004 ihm zu Ehren den H.C. Artmann-Preis.
Werk
Artmann veröffentlichte ab 1947 literarische Texte im Hörfunk und in der Zeitschrift Neue Wege. Seit 1952 arbeitete er mit Gerhard Rühm, Konrad Bayer, Friedrich Achleitner und Oswald Wiener zusammen in der Wiener Gruppe, von der er sich aber 1958 distanzierte. In dieses Jahr, 1958, fällt auch sein größter Publikumserfolg – der Gedichtband med ana schwoazzn dintn, mit dem er dem Genre des Dialektgedichts zum Durchbruch verhalf, das er allerdings als ein Experiment unter vielen ansah. Tatsächlich ist die Verwendung des Wienerischen nicht typisch für sein gesamtes Werk. Artmanns Romane, seine Lyrik und seine Erzählungen sind geprägt von einem spielerischen Surrealismus und einem vom Dadaismus beeinflussten Spiel mit der Sprache.
Als Theoretiker trat Artmann 1953 mit seiner „Acht-Punkte-Proklamation des poetischen Actes” hervor, die proklamierte, „dass man Dichter sein kann, ohne auch irgendjemals ein Wort geschrieben oder gesprochen zu haben”[2]. Seit 1954 unternahm Artmann ausgedehnte Reisen durch Europa, lebte 1961–1965 in Schweden, danach bis 1969 in Berlin und ab 1972 in Salzburg. Er war Präsident und Gründungsmitglied der Grazer Autorenversammlung, aus der er 1978 austrat. Er erhielt zahlreiche Preise und Ehrungen, unter anderem den Großen Österreichischen Staatspreis (1974), die Ehrendoktorwürde der Universität Salzburg (1991) und den Georg-Büchner-Preis (1997).
Artmann arbeitete auch als Übersetzer, unter anderem aus dem Englischen für so unterschiedliche Schriftsteller wie H. P. Lovecraft oder Cyril Tourneur. Er legte eine sehr freie Übertragung der Gedichte François Villons ins Wienerische vor, die von Helmut Qualtinger auf Schallplatte aufgenommen wurde. 1999 erschien Asterix oes Legionäa. ein Asterix-Band auf Wienerisch.
Kollegen über Artmann
Ist die Sonne der Poesie untergegangen, dann gehen ihre Monde auf: Gestirne, deren Widerschein sich einer unsichtbaren Lichtquelle verdankt; H.C.Artmanns Poesie ist eine solche indirekte Poesie geborgten Lichts, eine Poesie nach ihrem Untergang. [...] Artmanns Poesie ist keineswegs spät oder gar zu spät gekommen; im Gegenteil ist sie eines der zahlreichen zeitgemässen Zeugnisse einer in der Moderne stark wirksamen, ja seit ihren Anfängen epochemachenden Erfahrung: Was einst als poetisch gelten konnte, ob nun unter dem Gesichtspunkt vorbestimmter Vokabularien, poetischer Techniken oder Verfahren, poesiegeeigneter Motive oder Gegenstände, besass für die Dichtung des zwanzigsten Jahrhunderts nicht mehr ohne weiteres Gültigkeit. Franz Josef Czernin[3]
das werk h.c.s ist die gesammelte rettung der poesie, die weite der sprache reicht hin in alle moeglichen welten der phantasie. sie schafft sich diese welten und erzaehlt ihre vielfalt - die sogenannte wirklichkeit auf ihre aufblitzenden moeglichkeiten hin uebersteigend. was freiheit des schreibens, des erfindens, des verzauberns ist, fand ich in seinem werk - dem freundlichsten anarchismus, den man sich vorstellen kann. Alfred Kolleritsch[4]
er hat wasserblaue augen immer noch, kann schoen fabulieren, sitzt vor seiner lesung in der hotelhalle, schluerft kamillentee, wird von ehrfuerchtigen juengern umringt, faehrt moped (meist ueberland), will den knochenschmerz nicht wahrnehmen. ist der juengste von uns allen geblieben, die wir damals in den fernen fuenfzigerjahren begonnen hatten, die neue poesie fuer uns und die welt wiederzuentdecken. ohne ende seine stolze feuerkunst moege verzaubern. Friederike Mayröcker[5]
Auszeichnungen und Ehrungen
- 1974: Großer Österreichischer Staatspreis für Literatur
- 1977: Literaturpreis der Stadt Wien
- 1981: Ehrenring der Stadt Salzburg
- 1981: Rauriser Bürgerpreis für Literatur
- 1981, 1989 und 1991: Literaturpreis der Landeshauptstadt Salzburg
- 1983: Literaturpreis der Salzburger Wirtschaft
- 1984: Goldenes Ehrenzeichen des Landes Salzburg
- 1984: Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst
- 1986: Manuskripte-Preis für das Forum Stadtpark des Landes Steiermark
- 1986: Übersetzerprämie des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst
- 1986: Mainzer Stadtschreiber
- 1987: Kunstpreis bildender Künstler aus Österreich und der BRD für einen hochgeschätzten und bewunderten Kollegen
- 1989: Franz-Nabl-Preis
- 1991: Ehrenbecher des Landes Salzburg
- 1991: Ehrendoktorwürde der Universität Salzburg
- 1991: Literaturpreis der Stadt Salzburg
- 1991: Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst
- 1992: Franz-Grillparzer-Preis der Stiftung F.V.S. Hamburg
- 1994: Friedestrompreis für Dialektdichtung des Kreises Neuss
- 1996: Goldenes Ehrenzeichen des Landes Kärnten
- 1996: Ehrenring der Stadt Wien
- 1997: Georg-Büchner-Preis
- 1997: Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln
- 1999: Literaturpreis des Landes Steiermark
Werke (Auswahl)
- 1954[?] Der Knabe mit dem Brokat. Kammeroper. Musik: Gerhard Lampersberg
- 1958: med ana schwoazzn dintn. gedichta r aus bradnsee
- 1959: hosn rosn baa (mit Friedrich Achleitner und Gerhard Rühm)
- 1959: Von denen Husaren und anderen Seil-Tänzern
- 1959: das suchen nach dem gestrigen tag oder schnee auf einem heißen brotwecken
- 1966: verbarium
- 1967: Grünverschlossene Botschaft
- 1968: Frankenstein in Sussex, Fleiß und Industrie
- 1968: Baladn (nach François Villon)
- 1969: Mein Erbteil von Vater und Mutter
- 1969: Die Anfangsbuchstaben der Flagge
- 1969: ein lilienweißer brief aus lincolnshire. gedichte aus 21 jahren
- 1970: The Best of H.C. Artmann
- 1970: Grammatik der Rosen. Gesammelte Prosa
- 1971: How much, Schatzi?
- 1972: Der aeronautische Sindtbart oder Seltsame Luftreise von Niedercalifornien nach Crain
- 1972: Das im Walde verlorene Totem
- 1974: Unter der Bedeckung eines Hutes
- 1975: Aus meiner Botanisiertrommel
- 1978: Nachrichten aus Nord und Süd
- 1982: Die Sonne war ein grünes Ei
- 1984: Nachtwindsucher - Einundsechzig österreichische Haiku
- 1993: Der Schlüssel zum Paradies: Religiöse Dichtung der Kelten
- 1993 Das poetische Werk
- 2001: Ich bin Abenteurer und nicht Dichter: Aus Gesprächen mit Kurt Hofmann
- 2003: Sämtliche Gedichte
- 2005: Derr Herr Norrrdwind. Kinderoper. Musik: HK Gruber. UA 2005
Schallplatten
- Allerleirausch; Jutta Schwarz liest Märchen und Gedichte von H.C. Artmann
- H.C. Artmann liest: Kein Pfeffer für Czermak von H.C. Artmann
- Hirn mit Ei, Jazz + Lyrik, H.C. Artmann, Wolfgang Bauer, Hans Koller, Fritz Pauer
- Villon übersetzt von Artmann gesprochen von Qualtinger mit Jazz von Fatty George
- Will Elfes Song – Der General. Nach Texten von Gisela Pfeifer und H.C. Artmann
Einzelnachweise
- ↑ Gewidmete Gräber der Stadt Wien (Abteilung 1, Ring 1, Gruppe 2, Nummer 3)
- ↑ http://www.wienbibliothek.at/cgi-ma09/embed-wo.pl?lang=-de&l=3&doc=http://www.wienbibliothek.at/bibliothek/erwerb/2004/artmann-de.htm
- ↑ http://ejournal.thing.at/Kritik/artmann.html
- ↑ http://archiv.sfd.at/archiv/klasse97/artmannfakten.html
- ↑ http://archiv.sfd.at/archiv/klasse97/artmannfakten.html
Weblinks
- Literatur von und über H. C. Artmann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Linksammlung bei der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin
- literaturhaus.at Umfassendes Werkverzeichnis
- Nachlass von H.C.Artmann in der Wienbibliothek im Rathaus
- H. C. Artmann als Lehrer an der "Schule für Dichtung" – Eine Reportage von Günter Kaindlstorfer erschienen in Die Presse 1992
- H.C. Artmann-Gedächtnisparcours der Helmut-Qualtinger-Anstalt im Rahmen des Literaturprojektes der Austrokoffer
Personendaten NAME Artmann, Hans Carl ALTERNATIVNAMEN Artmann, H. C. KURZBESCHREIBUNG österreichischer Dichter GEBURTSDATUM 12. Juni 1921 GEBURTSORT Wien-Breitensee STERBEDATUM 4. Dezember 2000 STERBEORT Wien
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