Ali Muhammad

Ali Muhammad
Ein Talisman aus der Feder des Bab
Ein Talisman in der Handschrift des Bab
Eine Tafel in der Handschrift des Bab

Bab (arabischالباب‎ al-Bāb, „das Tor“), mit bürgerlichen Namen Sayyid Ali Muhammad (persischسيد علی ‌محمد‎ ​‎; * 20. Oktober 1819 in Schiraz/Persien; † 9. Juli 1850 in Täbris/Persien) ist der Religionsstifter des Babismus. Der Religionsstifter Bab verstand sich selbst als ein „Tor zu Gott“ und als Wegbereiter für eine weitere Offenbarung nach ihm, auf die er die Menschen vorbereiten wollte. Seine Prophezeiungen sahen die Bahai in Baha’u’llah erfüllt.

Bei den Sufi steht Bab für die „Türe“, durch die man eintritt bzw. das Mittel, mit dem man Kontakt mit dem Inneren aufnimmt. Bei den Ismailiten bezeichnete Bab den „Scheich“, der die Neulinge in die Religion einweihte. Bei den Drusen bezeichnet Bab den ersten geistlichen Minister, der die allgemeine Vernunft verkörpert.[1]

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte und Familie

Sayyid Ali Muhammad wurde am 20. Oktober 1819[2] in Schiraz, als Sohn eines stadtbekannten Händlers geboren. Sein Vater starb jedoch kurz nach seiner Geburt, so wurde er von seinem Onkel, Hadschi Mirza Sayyid Ali, ebenfalls ein Händler, aufgezogen.

Als er erwachsen war, schloss er sich dem Familiengeschäft an und arbeitete für seinen Onkel als Händler. Durch seine Ehrlichkeit und Frömmigkeit erlangte er sehr bald das Vertrauen seiner Geschäftspartner. Des Weiteren war er bekannt für seine Großzügigkeit gegenüber Hilfsbedürftigen.

Auf einer Pilgerreise nach Kerbela genoss er den Unterricht der dortigen Scheichs. Nach Schiraz zurückgekehrt trat er als Reformator auf und hielt eine Reihe von Predigten, in denen er den Klerus der Staatsreligion angriff. Auf der Pilgerreise nach Mekka schrieb er verschiedene Abhandlungen, die als göttliche Offenbarung gelten. Nach seiner Rückkehr ließ er in die schiitische Glaubensformel die Erklärung einfügen, dass „Ali vor Nebil (d.i. Ali Muhammad, wie von den Babis genannt) der Spiegel des Hauches Gottes sei“ beifügen, was einen Aufruhr zur Folge hatte.[1]

Im Jahre 1842 heiratete er Khadíjih-Bagum, mit der er einen gemeinsamen Sohn hatte, welcher jedoch im Kindesalter verstarb.

Er starb am 9. Juli 1850[2] in Täbris/Persien.

Die Offenbarung

Die Geburtsstunde der Babi Offenbarung ist die Nacht des 23. Mai 1844. Zeuge war Molla Husayn aus Bushruyyih, der der erste Jünger der neuen Offenbarung wurde.

Sayyid Ali Muhammad schrieb in jener Nacht in Schiraz mit großer Geschwindigkeit das erste Kapitel seines Kommentars zur Joseph-Sure (Sure 12) des Korans mit dem Titel Qayyumu’l-Asma (arab. „Der, der die Namen zur Auferstehung bringt“). Hierin erhob er, der sich fortan Bab nannte, den Anspruch, das von den Propheten vergangener Zeiten verheißene Sprachrohr Gottes und zugleich Vorbote eines unermesslich Größeren als er selbst zu sein.

Jünger

In kurzer Zeit fanden ihn 17 weitere Gläubige „durch eigenes Suchen“. Eine dieser 18 Jünger war die Dichterin und erste Frauenrechtlerin des Mittleren Ostens, die unter dem Namen Qurratu’l-Ayn (arab. „Trost der Augen“) oder als Tahirih (arab. „die Reine“) bekannt wurde.

Der Bab sandte die 18 Jünger, fortan „Buchstaben des Lebendigen“ genannt, nach verschiedenen Teilen Persiens und Turkestans, um die Nachricht seines Kommens zu verbreiten.

Pilgerreise nach Mekka und Medina

Der Bab selbst begab sich im November 1844 mit dem „Buchstaben des Lebendigen“ Quddus auf die Pilgerreise nach Mekka und Medina, wo er offen seine Sendung erklärte. So offenbarte er dort ein Epistel an den Scherif von Mekka und sandte es ihm. Außerdem offenbarte er zwischen den heiligen Städten das Sahifiy-i-baynu’l-Haramayn (arab. „Sendschreiben zwischen den heiligen Städten“).

Verhaftung und Ausweisung

Inzwischen hatten die Aktivitäten der Babi in Schiraz Geistlichkeit und Behörden aufgeschreckt. Als der Bab im Frühjahr 1845 zurückkehrte, wurde er von einem Reitertrupp des Gouverneurs empfangen und unter Hausarrest gestellt. Im September 1846 wurde er nach dem Ausbruch einer Choleraepidemie unter der Bedingung freigelassen, dass er die Stadt verlasse. Der Bab begab sich daraufhin nach Isfahan, wo er eine Zeit lang in den Häusern des christlichen Gouverneurs der Stadt lebte. Nach dem plötzlichen Tod des Gouverneurs änderte sich die Lage schlagartig.

Verbannung und Hinrichtung

Im Sommer 1847 wurde der Bab in die Bergfeste Maku in West-Aserbaidschan verbannt und im April 1848 in die Festung Chihriq überwiesen. Im Juli 1848 brachten die Wächter den Bab nach Täbris, wo er verhört wurde. Er erhielt die Bastonade und wurde erneut in Chihriq gefangengesetzt. Der Bab wurde am 9. Juli 1850 öffentlich hingerichtet.

Mausoleum

Schrein des Bab (Hängende Gärten der Bahai in Haifa, Israel)

Sein Leichnam blieb in Persien versteckt, bis er 1899 nach Haifa (Israel) verbracht und 1909 von Abdu’l Baha in einem Mausoleum am Berg Karmel zur Ruhe gebettet wurde. Das Mausoleum war zuvor an dem von Baha’u’llah, dem Stifter der Bahai-Religion, vorherbestimmten Platz errichtet worden. Shoghi Effendi ließ 1953 über dem Mausoleum einen vergoldeten Kuppelbau errichten. Die Bahai betrachten den Bab als Herold Baha’u’llahs und als eigenständigen Religionsoffenbarer und haben daher diesen Schrein im Bahai-Weltzentrum integriert. Außerdem sind der 23. Mai (Erklärung des Bab), der 9. Juli (Märtyrertod des Bab) und der 20. Oktober (die Geburt des Bab) Feiertage im Bahai-Kalender.

Offenbarungsumfang

Der Bab gibt um 1848 im Persischen Bayan (arab. „Erklärung“) an, dass er bereits rund 500.000 Verse offenbart habe (zum Vergleich: der Koran besteht aus etwas mehr als 6.000 Versen).

Als seine wichtigsten Werke gelten:

Außerdem sind weitere Kommentare zum Koran und verschiedenen Überlieferungen sowie Briefe an die Geistlichen in den persischen Städten Kerbela und Nadschaf sowie die Sendschreiben an Muhammad Schah, den osmanischen Sultan und den Pascha von Bagdad überliefert.

Darüber hinaus finden sich in seinen Schriften eine Vielfalt von Gebeten, Predigten, Ansprachen, Tafeln, wissenschaftlichen Abhandlungen, Lehr- und Mahnreden sowie religiöse Gesetze und Verordnungen.

Literatur

  • Der Bab: Eine Auswahl aus seinen Schriften, Hofheim 1991.
  • Balyuzi, H.M., The Bab: The Herald of the Day of Days, Oxford 1973.
  • Seyyed Ali Mohammed dit le Bab, Le Beyan Arabe, le livre sacre du babysme, übersetzt von A.-L.-M. Nicolas, Paris 1905.
  • Seyyed Ali Mohammed, dit le Bab, Le Beyan Persan, 4 Bde., Paris 1911-1914.
  • Lawson, B. Todd, The Bab’s tafsirs of Qur’an 103 and 108, the Declining Day and the Abundance, in: Iran im 19. Jahrhundert und die Entstehung der Bahai Religion, S. 145-158; Hrsg. von Christoph Bürgel und Isabel Schayani. – Hildesheim-Zürich-New York 1998

Weblinks

Einzelnachweis

  1. a b Das Handwörterbuch des Islam, Leiden, E. J. Brill, 1941, S. 69
  2. a b Celebrating the Birth of the Bab

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